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nicht werth, daß ich Ihm die Schuhriemen auflöse"; der Hauptmann von Kapernaum singt: „Ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gehest"; der verlorne Sohn singt: „Ich bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiße"; der Katechismus singt: „Denn wir sind deß keins werth, das wir bitten, haben's auch nicht verdient denn wir leider viel fündigen und wohl eitel Strafe verdienen." Habe ich nicht recht gesagt, daß das Lied aller Knechte und aller Kinder Gottes auf diese Melodie geht? und wird nicht einst auf Zions goldenen Gaffen, in Jerusalems Friedenshütten, im Vaterhause der einst verlornen, nun aber geretteten Söhue und Töchter droben das Lied ohn' Ende schallen: „nicht werth, nicht werth!?" Darum gieb deine thörichten Ansprüche auf und lerne von Paulus diese Melodie, lerne von ihm, wie er sich unten anseßt, nicht blos auf der Apostelbank, sondern auch auf der Christenbank und auf der Sünderbank, und wie ihm nun Alles, Alles Gnade ist, deren er sich nicht werth hält. Das ist der Weg, um selbst glücklich zu werden und Andre glücklich zu machen, hie zeitlich und dort ewiglich.

Endlich giebt uns Paulus aber auch den Grund an, weshalb er sich unter den Aposteln untenan sett und sich des Apostelamtes unwerth achtet ,,darum, daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe." Hier ruht die Tiefe seines Zöllnerbewußtseins: es ist das Gefühl der Schuld, welches den großen Apostel so gering von sich halten lehrt. Es ist nicht nur Bewußtsein etlicher Mängel, Fehler oder Schwachheiten, nein, es ist Sünde, die Paulus gegen den lebendigen Gott begangen, es ist Schuld, die er gehäuft und über sein Haupt gebracht hatte. Paulus war nicht der Meinung, als ob man durch nachfolgende Besserung die alten Sünden tilgte oder durch Selbstveredlung die Schuld aufhöbe. Er war auch nicht der Meinung wie etliche verkehrte hoffährtige Christen, die da vergessen, wie sie einst grobe Sünder und recht eitle Weltkinder waren, und durchaus nicht erinnert sein wollen an ihren früheren Wandel in Finsternis, weil sie meinen, dadurch daß sie so gütig waren sich zu bekehren, so sei mit dieser ihrer Heldenthat die Sühne geleistet für alles Frühere; oder weil Gott vergeben und vergessen will dem bußfertigen Sünder, so dürften sie auch vergessen und dürfe sie kein Christ und kein Prediger an ihre alten Sünden erinnern. Meine Lieben, wo es so steht, da ist eben kein Zöllnerbewußtsein, sondern da ist der Pharisäer, nur in christliches Gewand verkleidet. Wie ganz anders Paulus. Es war lange her seit dem Tage von Damaskus, Paulus hatte seitdem im Lichte gewandelt unsträflich und seinem Herrn mit einer Hingebung gedient wie kein Anderer

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und doch stand das Bild des schnaubenden Saulus so lebendig vor seiner Seele, daß er noch im hohen Alter dessen gedenkt und mit Beschämung an seine Gemeinden darüber schreibt. Paulus vergaß über dieser einzelnen Sünde nicht das tiefe Verderben der Erbsünde, er ist's gerade, welcher sagt: „Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes." Aber er vergißt auch über der Erbsünde das Gedenken an die einzelnen Thatsünden nicht, denn er sagt: „Weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.' Es ist ein rührender Zug, wenn Matthäus, welchen der Herr von der Zollbude zum Apostel berief, seiner Zöllnersünden nicht vergaß, sondern im zehnten Capitel seines Evangeliums, da wo er die Namen der zwölf erwählten Apostel aufführt, sich selbst nennt: „Matthäus den Zöllner". So geben uns die Apostel einen Wink, wie wir aus dem Selbstgericht über einzelne Stücke zu der rechten Tiefe des Schuldbewußtseins vor Gott kommen.

Paulus weiß sich also als einen Zöllner, der deß kein Hehl hat, sondern laut aus der Tiefe ruft: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" Solche wahre Demuth aber, die nicht weiß, daß sie demüthig ist, keimt nur aus tiefer Buße, aus dem Gedenken an die eigene Schuld. Darum laßt den Zöllner in euch laut werden, Alles, was drin seufzt und weint, Alles, was drin sich schämt und sich verklagt, lasset vor Gott treten, weil dieses Zöllnerbewußtsein die Voraussetzung bildet für die andere Seite des Selbstbewußtseins eines Christen, nach welchem sich ein Paulus weiß als einen Heiligen von Gottes Gnaden.

II.

Paulus weiß, daß er etwas ist: „Von Gottes Gnaden bin ich, das ich bin." Was ist er denn? Antwort: Ein Gefäß der Gnade Gottes. Paulus weiß, daß Gott ihm um Christi willen alle seine Sünde vergeben hat, er singt: „Mir ist Erbarmung widerfahren," er weiß, daß aus dieser Vergebung ihm Leben und Seligkeit inwendig erblüht ist, er weiß sich gerettet, geliebt, gerechtfertigt und dadurch erneuert im Geiste seines Gemüths, in der Wurzel seiner Persönlichkeit. In der Sünde hatte er sich selbst und Alles verloren, in Christo hat er sich selbst und Alles, Alles wiedergefunden. Er hat durch Christum ein neues Leben gewonnen, von dem aus er sein altes Naturleben unterscheiden und überwinden kann, sodaß er genau weiß, was dieses alte Leben seiner fündigen Natur will und gelüftet und was sein neues Leben will und begehrt. Das ist's, wenn er sagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus

lebet in mir." Er weiß sich als eine neue Kreatur, aber eine Schöpfung aus nichts; er weiß sich als ein Kind Gottes, aber adoptirt und angenommen aus einem Feinde Gottes; als einen Knecht Gottes, aber ein unnüßer Knecht, auch wenn er Alles gethan hat; als einen Erben Gottes, aber der selbst Bankerott gemacht hatte; als einen Priester Gottes, der sich selbst zum Brandopfer darbringt; als einen König von Gottes Gnaden, der wider Sünde, Tod und Teufel zu Felde liegt und Sieger bleibt. Sieh dir ihn genau an, diesen seltsamen Heiligen von Gottes Gnaden! Er sieht wohl, was die Sünde und Blindheit aus ihm gemacht hatten, nämlich einen schnaubenden Saulus; aber er sieht auch, was die Gnade aus ihm gemacht hat, nämlich einen von Liebe zu Jesu brennenden Paulus, also daß er sagen darf: Gottes Gnade sei nicht vergeblich an ihm gewesen. An sich selbst sieht er lauter Schuld, aber das ist seine Freude, daß er etwas geworden ist zu Lobe Seiner herrlichen Gnade. Die Gnade erhebt ihn über die Engel; denn Christus ist nicht für die Engel gestorben. Dieselbe Gnade aber demüthigt ihn unter den Wurm; denn der Wurm hat seinen Schöpfer nicht beleidigt und das Blut des Sohnes Gottes hat für ihn nicht fließen müssen.

Weil aber Paulus ein Gefäß der Gnade Gottes gewesen, so ist er auch ein Werkzeug der Gnade Gottes geworden: „Ich habe mehr gearbeitet, denn sie Alle." Wie Paulus weiß, daß er etwas ist von Gottes Gnaden, so weiß er auch ganz gut, was er gearbeitet hat, und sagt es seinen Corinthern als eine Rede in Thorheit ganz offen, nur sett er sofort hinzu: „Nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist." Er sagt nicht zu viel, wenn er behauptet, daß er mehr gearbeitet als alle andern Apostel zusammen: fein ganzes Leben ein Zug von Damaskus gen Rom, vom Verfolger bis zum Märtyrer, Ein großer Leidensweg und doch ein Triumphzug, ein Schmerzensgang in der Nachfolge Christi und doch Ein Siegergang und Heldenlauf und siehe, bei diesem hohen, kühnen Bewußtsein die lauterste, tiefste Demuth, die allen Segen rings umher auf seiner Arbeit mit zitternden Händen aufhebt und ihn hinaufträgt und am Thron der Gnade niederlegt mit dem Bekenntnis: „Nicht ich, sondern Gottes Gnade; nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gieb Ehre." Allein Gott in der Höh sei Ehr! Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn." Dabei diese tiefe Einfalt und schlichte Größe des Charakters, daß er an einem Ort sagt: „Auf daß Niemand höher von mir halte, denn er an mir siehet und höret." Wenn manchmal die thörichte Rede

geht, die Predigt von der Gnade mache faule Christen, so ist der Apostel Paulus der bündigste Gegenbeweis. Keiner hat so die freie Gnade allein gepriesen, und Keiner ist so das Vorbild der höchsten Regsamkeit, Thätigkeit und fruchtbarsten Arbeit gewesen. Denn wer mit sich selbst fertig geworden, wer von seinen eigenen Stimmungen und Verstimmungen los geworden, wer mit der Welt abgerechnet hat, sodaß er von ihr nichts mehr für sich erwartet, wer Christum gefunden und von Gottes Gnade lebt täglich und reichlich, der kann viel arbeiten und kann viel tragen und viel leiden, er hat Lust und Kraft und Zeit zur Arbeit für seinen geliebten Meister.

Dies lehre auch uns der Geist Gottes: erst Sein und dann Wirken, erst etwas sein im Glauben und dann wirken in der Liebe, erst ein Gefäß der Gnade und dann ein Werkzeug der Gnade; ja, wohl gemerkt: wir werden immer nur soviel Werkzeuge der Gnade sein an andern, als wir Gefäße der Gnade in uns geworden sind. Gott wirke und erhalte in uns das rechte Christenbewußtsein im täglichen Kyrie eleison des Zöllners und im täglichen Gloria über die Gnade Gottes in Christo Jesu. Amen.

Am zwölften Sonntag nach Trinitatis.

2. Corinther 3, 4—11.

Ein solches Vertrauen haben wir durch Christum zu Gott. Nicht daß wir tüchtig sind, von uns selber, etwas zu denken, als von uns selber, sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott, welcher auch uns tüchtig gemacht hat, das Amt zu führen des Neuen Testamentes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig. So aber das Amt, das durch die Buchstaben tödtet und in die Steine ist gebildet, Klarheit hatte, also daß die Kinder Jsrael nicht konnten ansehen das Angesicht Mosis um der Klarheit willen seines Angesichts, die doch aufhöret, wie sollte nicht vielmehr das Amt, das den Geist giebt, Klarheit haben? Denn so das Amt, das die Verdammnis predigt, Klarheit hat, vielmehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit predigt, überschwängliche Klarheit. Denn auch jenes Theil, das verkläret war, ist nicht für Klarheit zu achten gegen dieser überschwänglichen Klarheit. Denn so das Klarheit hatte, das da aufhöret, vielmehr wird das Klarheit haben, das da bleibet.

Hephatah, thue dich auf, das ist das Heilandswort, mit welchem der Taubstumme in unserm heutigen Evangelium von Jesu geheilt wird, daß seine Ohren aufgethan und seine Zunge los wurde und

alles Volk den schönen Lobgesang anstimmte: „Er hat Alles wohl gemacht, die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend." Unsere Epistel handelt vom Predigtamt des Neuen Testaments, vom Herrn dazu gestiftet, daß durch seinen Dienst das Hephatah erschalle in aller Welt, daß zu den taubstummen Seelen gesagt werde: Thue dich auf, daß durch des Heilandes Wort von der Vergebung der Sünde die Ohren und die Herzen aufgethan würden und die Zungen los, zu singen das Lied von der Gnade Gottes. So will die Wahl der Epistel anzeigen, daß der Herr noch jezt über die Erde hinschreitet und in der Predigt des Evangeliums sein Hephatah hören laffen und sein Heilandswerk thun will. Er will auch heute hier durchkommen. Möchte sein Wort unsere Herzen rühren, daß die Tauben hörend und die Sprachlosen redend werden!

Paulus preist in unserm Text sein Predigtamt gegenüber den Korinthern. Er hatte Ursache dazu. In Korinth stand die Gemeinde in Gefahr, an ihm irre zu werden und sein Amt zu verachten, darum macht er sich auf, es zu vertheidigen und seine Herrlichkeit zu preisen. Das war für Paulus sehr schmerzlich, ist aber sehr tröstlich für alle seine Nachfolger. Ist es dem größten der Apostel nicht erspart geblieben, so kann für jeden Prediger eine solche Stunde kommen; und hat Korinth gesündigt, so kann jede Christengemeinde eine Ermahnung hierin brauchen. Denn es ist für den Christen durchaus nicht gleichgültig, wie er innerlich zum Predigtamte steht. Darum laßt uns heute von Paulus lernen:

Die Herrlichkeit des neutestamentlichen Predigtamts.
Wir sehen

den herrlichen Herrn, dem es dient,
die herrliche Gabe, die es bringt,
die herrliche Frucht, die es schafft.

Herr, thue meine Lippen auf, daß mein Mund Deinen Ruhm verkündige. Herr, thue unsere Ohren auf, daß unser Herz Deine Stimme vernehme. Amen.

I.

Die Klage des Propheten: „Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnüß zu,“ erneut sich zu Zeiten in dem Herzen jedes Predigers, aber erneuen soll sich auch der Glaubensmuth des Propheten, wenn er fortfährt: „Wiewohl meine Sache des Herrn und mein Amt meines Gottes ist." E8 ist der Herr, der im Predigtamt des Neuen Testamentes wirkt und

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