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ist älter als Hagar, die Magd, welche ein Abbild des knechtischen Gesezesjoches ist, ja selbst bei Abraham ist der Glaube an die frei geschenkte Verheißung älter als die Beschneidung. Wir könnten fortfahren und in dem kühnen Gedankenzusammenhange sagen: Das Neue Testament ist älter als das Alte Testament, und Christus ist älter als Moses und älter als Abraham, älter als Johannes der Täufer, welcher von ihm zeugt: „Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich." Christus ist der Weibessame und Abrahamssame und Davids Sohn. Er ist von Ewigkeit der Sohn der Liebe, in welchem der Vater den Rathschluß seiner Liebe gefaßt und in dem er der Welt seine Liebe verheißen hat. Christus ist das Testament Gottes an die Welt von Anfang und von Ewigkeit her. Darum ist auch Pauli Predigt älter als die Irrlehre der galatischen Verführer und das Evangelium Luthers älter als die Irrlehre des Papstes.

Das ist das Testament Gottes, das uns aus freier Gnade in Christo sein ewiges Erbe vermacht hat. Davon will ich heute unter euch zeugen, davon will ich als Freudenbote unseres Gottes rufen, hinein in das Geschlecht, das so sehr nach Geld und Gut jagt, hinein in den Markt des Lebens zu Allen, die noch müssig stehen, hinein in die Herzen, die gern froh werden möchten: O, versäumt und verträumt doch euer herrliches ewiges Erbe nicht, sondern greift zu, kommt, es ist Alles bereit.

II.

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Aber wer darf sich denn so hoher Dinge annehmen? wem gilt solches? ist es wahr, daß ich zum Erben aller Dinge eingesezt bin? Mit Einem Wort: Wer sind die Erben? Es ist wohl zu beachten, daß Gott in seinem Testament frei verfügt. Denn es sind keine Pflichterben da, die auch nur den geringsten Theil des Erbes auf Grund eines Rechtes fordern könnten. Dies gerade ist die Aufgabe des zwischeneingekommenen Gesezes, die Menschen zu überzeugen, daß sie Sünder sind und als Uebertreter des Gesetes allen Anspruch und Anrecht auf Seligkeit verloren haben. Das ist die Bedeutung des Gesezes, daß es über Alles, was Mensch heißt, das Gericht hält und das Urtheil ausspricht: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten; da ist Keiner, der da Gutes thue, auch nicht Einer.“ Ja wenn Einer das ganze Gesetz gehalten hätte, Gott allezeit von ganzem Herzen geliebt hätte und seinen Nächsten als sich selbst, der könnte auftreten und das Erbe fordern

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nach Recht und Gerechtigkeit. Aber „Wer will einen Reinen finden, da Keiner rein ist?" Wer darf sagen: Ich bin rein von meiner Sünde und lauter von meiner Missethat?" Wer kann in den Spiegel des Gesetzes blicken, ohne zu erschrecken und zu bekennen: Gott sei mir Sünder gnädig!?" Darum sagt Paulus so klar in unserm Text: „Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Geset." Da wir aber das Gefeß übertreten haben, so kann es uns nie und nimmer Leben bringen, im Gegentheil, es muß uns den Tod bringen, denn es überführt uns von unserer Sünde, und der Tod ist der Sünde Sold. So lerne hier den rechten Brauch des Gesezes für deine Seele: blicke hinein in die Forderungen des heiligen Gottes und lerne bekennen: Das Alles habe ich nicht gehalten von Jugend auf. Lerne dich schämen über dich selbst und laß dir gründlich alle Ansprüche niederschlagen, daß du kein Pflichterbe, sondern ein großer Schuldner deines Gottes bist. Denn nur so wirst du einen Blick gewinnen in das Testament Gottes für arme Sünder.

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Wer sind die Erben? Das ist die Frage, und es antwortet unser Text in seinem gewaltigen Schlußwort: „Die Schrift hat es alles beschloffen unter die Sünde, auf daß die Verheißung käme durch den Glauben an Jesum Christum, gegeben denen, die da glauben." Hier spricht es der Apostel klar und deutlich aus: Die Erben des Testamentes sind, die da glauben an Christus. Sie sind der Same Abrahams, dem die Verheißung gilt. Denn so hat er im siebenten Verse unsers Kapitels geschrieben: So erkennet ihr ja nun, daß, die des Glaubens sind, die sind Abrahams Kinder." Sie sind das rechte Israel, das wahre Gottesvolk, der Israel Gottes. Denn so schreibt Paulus: „Das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, welche auswendig am Fleisch geschieht, sondern das ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht," und Petrus schreibt an Christen, die an Christum glauben: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk." So sehen wir, daß, die da glauben an Jesum Christum, die sind Abrahams Kinder, sind das eigentliche Israel, find die Erben, denen alle Verheißungen gehören.

Klingt dies aber nicht doch wieder wie eine Bedingung, unter welcher das Erbe allein verdient würde? Das sei ferne! Wohl

ist der Glaube manchmal so dargestellt worden, als sei er eine Leistung des Menschen, die ihn vor Gott gerecht mache, weil keimartig im Glauben die ganze nachfolgende Heiligung des Menschen verborgen liege; wohl wird manchmal vom Glauben in einer Weise geredet, als ob Gott den Glauben vom Menschen forderte wie ein Werk, das er eben thun und erfüllen müsse, um den lieben Gott zufrieden zu stellen, und zur Belohnung dafür, daß der Mensch sich herbeiläßt zu glauben, lasse sich nun Gott herbei, ihn auch selig zu machen. Aber wie verkehrt sind solche Gedanken! Das hieße ja, das Evangelium zum Geseß, das freie Gnadengeschenk zur Forderung und den Glauben zu einem verdienstlichen Werke machen! Nein, sondern bei jedem Testamente werden die Erben gefragt, ob sie das Testament annehmen oder nicht. So läßt Gott der Menschheit sein herrliches Testament eröffnen und richtet an jeden Einzelnen die große Frage: Willst du mein Testament annehmen oder willst du es verachten? Und hier liegt die tiefe Wehmuth im Gleichnis des Apostels, wenn er anhebt: „Lieben Brüder, verachtet man doch eines Menschen Testament nicht;" aber Tausende und aber Tausende verachten das Testament Gottes, gehen hin und spielen mit ihren Rechenpfennigen und versäumen darüber ihren wahren ewigen Reichthum. Glauben heißt nichts anders als das Testament von ganzem Herzen annehmen, zuversichtlich darauf trauen und es als den höchsten Schatz tief im Herzen tragen.

Allerdings ist der Glaube des Christen durchaus sittlicher Natur, ja, er ist geradezu der tiefste sittliche Vorgang im Menschen. Denn wahrer Glaube wohnt nur in einem bußfertigen Herzen, das nicht nur seinen Mangel, sein Zurückbleiben hinter dem sittlichen Vorbild und Urbild schmerzlich fühlt, sondern das auch die Nichterfüllung der heiligen Forderung als persönliche Schuld empfindet. Und wahrer Glaube besteht nur als solcher, wo er nicht nur im Frieden Gottes ausruht, sondern auch in der Liebe zu den Brüdern thätig wird nnd die Früchte des Geistes in dem Nachjagen der Heiligung bringt. So wurzelt schon in seiner Voraussetzung der Glaube in dem sittlichen Vorgang der Buße und gipfelt in seiner Folge in dem sittlichen Vorgang der täglichen Heiligung. Aber nicht dies allein. Nicht blos wegen der vorausgehenden Buße, nicht blos wegen der aus ihm wachsenden Gottseligkeit ist der Glaube ein sittlicher Vorgang, nein in seinem Ergreifen der freien Gnade, in seinem Anklammern an den persönlichen Christus, in dem Wirkenlassen des heiligen Geistes, in dem persönlichen Zugang zum Abbaherzen Gottes ist der Glaube selbst durchaus sittlicher

Natur. Denn wenn er auch zuerst Selbsthinnahme der Erlösung und des Erlösers und darnach erst Selbsthingabe an den versöhnten Gott ist, so ist er doch tiefstes Handeln zwischen Herz und Herz, zwischen Person und Person, zwischen Gott und dem Menschen. Im Glauben verzichtet der Mensch auf die ganze Welt und wagt es auf Gott und sein Wort; im Glauben verzweifelt der Mensch am Sichtbaren und wagt den Sprung hinein ins Unsichtbare; im Glauben verzagt der Mensch an sich selbst und traut und troßt auf Christum allein, der sich ihm ganz zu eigen geschenkt. Das ist's, was Gott an einem Menschen gefällt, wenn Er vom Himmel schaut und sieht in des Menschen Herz, wie er Ihn allein meint, zu Ihm allein flieht und in Ihm allein sein Ein und Alles hat, weil Gott ihm in Christo sein Ein und Alles, seinen Himmel und seine Erde, seine ewige Liebe, sein innerstes Herz geschenkt hat. Das ist der Glaube, der Christum erprüft als die Verheißung aller Verheißungen, als die Erfüllung aller Erfüllungen, als das Vermächtnis Gottes an die Menschheit; das ist der Glaube, der uns zu Gottes Kindern und zu Erben Gottes und des Weltalls macht.

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„Selig bist du, die du geglaubet hast, denn es wird dir vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn," so hat Elisabeth zu Maria gesagt; „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben," so hat Jesus zu Thomas gesagt; Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht," so hat Paulus zu den Römern gesagt. Die Schrift habe es alles beschlossen unter die Sünde, auf daß die Verheißung käme durch den Glauben an Jesum Christum, gegeben denen, die da glauben“ so sagt unser Text heute zu uns. Wer überwindet, der wird es alles ererben," so spricht die Stimme des Erhöhten zu seinen Jüngern, die den guten Kampf kämpfen, den Lauf vollenden und Glauben halten. Du aber, o Herr, stärke uns den Glauben. Amen.

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Am vierzehnten Sonntag nach Trinitatis.

Galater 5, 16-24.

Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüftet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Dieselben sind wider einander, daß ihr nicht thut, was ihr wollt. Regieret euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesez.

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Born, Zant, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen; von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß, die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit. Wider solche ist das Gesetz nicht. Welche aber Christo angehören, die freuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden.

Es ist für das innere Leben eines Chriften von weittragender Bedeutung, daß er zur Klarheit darüber komme, wie es um den täglichen Wandel eines wahren Christen bestellt, wie die Kennzeichen beschaffen seien, nach denen ein Christ zu beurtheilen ist, wie sein Wandel gestaltet sein muß, um als Christenwandel gelten zu können. Es giebt hier Abwege zur Rechten und zur Linken, welche seinen Gnadenstand ernstlich gefährden können.

Die Einen verlangen von einem wahren Christen, daß er ein Engel sein müsse, ohne Sünde und Fehler, ja wohl gar ohne Versuchung zur Uebertretung oder zum Zweifel, ohne Empfindung der bösen Lust. Finden sie an einem Christen noch Schwachheiten, so werfen sie ihn weg; kommt ein Christ zu Fall, so ist er in ihren Augen nie ein Christ gewesen. Sie suchen wie jener heidnische Weltweise Diogenes mit der Laterne nach Christen und können. teine finden.

Die Andern meinen, ein Christ sei ein Sündendiener, wie mehr oder weniger alle Menschen seien und sein müßten, da ja alle Menschen mit Sünde und Schwachheit behaftet seien und das Leben eines Menschen doch nur die gleichsam nothwendige Entwickelung seiner natürlichen Anlage sei. Sehen solche an einem Christen Liebe, Demuth, Sanftmuth, so erklären sie das für ein glückliches Temperament, mit welchem er von Natur veranlagt sei, und des Christen Glaube erscheint ihnen als eine Summe von orthodoxen Ansichten von sehr zweifelhaftem Werthe, die man besigen oder entbehren könne.

Der eine Abweg ist so verkehrt wie der andere. Ein Christ ist weder ein Engel ohne Sünde, noch ein edles Thier mit guten Natureigenschaften, sondern ein Christ ist ein Kämpfer, so fündig in seiner Natur wie alle Menschen, aber wiedergeboren zu einem Leben, das nicht aus der Natur, sondern aus dem Geiste Gottes ist, und darum ist er in Gottes Kraft ein Sieger, der im Kampf überwindet. Dies ist aber von entscheidender Bedeutung bei der Selbstbeurtheilung wie bei der Beurtheilung anderer Christen. Denn um zu wiffen, ob ich ein Christ bin, soll ich nicht warten müssen, bis ich fündlos geworden, und das Wahrnehmen von fündlicher Schwachheit an

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