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Andern soll mich nicht verleiten, ihnen das Christenthum abzusprechen. Wiederum darf nie vergessen werden, daß der heilige Geist bei herrschenden Sünden in einem Menschen nicht bleibt und daß die Sprache Kanaans keinen Ablaß giebt für Sündendienst, sondern darauf kommt es an, ob der Kampf des Geistes gegen das Fleisch geführt wird; denn wo der Kampf aufhört, da hört das Christenthum auf. Laßt uns denn von Paulus heute lernen:

Des Christen Leben ein täglicher Kampf:

der gefährlichste Feind,

der einzige Meister.

Zuvor aber wollen wir mit den zehn Ausfäßigen in unserm heutigen Evangelium von Herzen beten: „Jesu, lieber Meister, erbarme Dich unser." Amen.

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I.

Paulus schreibt an Christen. Damit meint er aber nicht blos Leute, die keine Heiden und Juden sind, sondern Solche, die in der heiligen Taufe Christum angezogen haben, die in der Buße an sich selbst verzagt sind und im Glauben auf Christum zuversichtlich trauen. Von solchen Christen gilt, daß sie den Geist aus Gott empfangen haben, denn welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder; wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein." Geist nennt Paulus aber alles, was ein Christ aus Christo, aus dem heiligen Geiste, aus der Wiedergeburt an Gnade und Gabe empfangen hat. Denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit." Christen aber sagen mit Paulus: „Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist." Sie haben ein neues Gewissen bekommen, das aufgewacht ist über der Schuld der Sünde und zum Frieden gekommen ist in der Vergebung der Sünde; sie haben einen neuen Willen bekommen, der, überwältigt von der Liebe Gottes zu uns, nun auch sagen kann: „Das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer." Das macht, sie haben Christum gefunden und in Chrifto das neue Leben des Geistes.

Ein Christ hat aber auch Fleisch, worunter Paulus alles das versteht, was ein Mensch aus Adam von sündlicher Natur hat, und zwar durchaus nicht nur den Leib und die sinnlichen Triebe, sondern vor allem auch die Kräfte der Seele, wie sie durch die Sünde befleckt und geschwächt, verkehrt und verdorben sind, er hat an sich den

ganzen alten Menschen, wie er blind und taub in göttlichen Dingen, stumpf und leichtfertig, stolz und selbstherrlich, träge zu allem Guten und lustig zu allem Bösen ist. Und dieses Fleisch des Christen ist um kein Haar besser als das Fleisch aller Weltkinder. Nur die Stellung des Herzens und des neuen Willens dazu ist eine andere geworden, weil sie sich selbst richten und die Sünde bei sich verurtheilen, weil sie diesen alten Menschen nicht hegen und pflegen, sondern kreuzigen wollen.

So ist nun in einem Christen ein beständiger Kampf zwischen Fleisch und Geist, welchen der Apostel mit den Worten bezeichnet: „Das Fleisch gelüftet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Dieselben sind wider einander, daß ihr nicht thut, was ihr wollt." Wer auf sein inneres Leben gemerkt hat, der weiß sehr wohl von dem Zwiegespräch da drinnen, von dem Ja und Nein zwischen dem alten und neuen Menschen, von Rede und Widerrede, von Gedanken, die sich verklagen und solchen, die sich entschuldigen. Ein gottseliger Greis in meiner vorigen Gemeinde, dem der weite Kirchgang sehr beschwerlich fiel, erzählte mir einst, wie jeden Sonntagmorgen sich ein Widerstreit in seiner Brust erhebe. Das eine Mal sage sein alter Mensch: Heute bleiben wir zu Haus, es ist zu kalt und der Weg zu weit;" gebe er nach, so sei sein neuer Mensch den ganzen Sonntag betrübt und mache ihm Vorwürfe, daß er nicht gegangen sei. Wenn aber am nächsten Sonntag sein neuer Mensch spreche: „Heut gehen wir in die Kirche, das Evangelium ist so köstlich und das Vaterhaus so schön;" wenn er sich dann auf den Weg mache, so knurre und murre der alte Mensch fort= während unterwegs, aber wenn er am Abend nach Hause komme, dann sei er doch jedesmal fröhlich, wenn er dem neuen Menschen gefolgt sei. Vielleicht sind auch hier solche, die auch ohne einen weiten Kirchweg diese zwei Stimmen am Sonntagmorgen kennen. Was aber dieser Mann von seinem Kirchgang erzählte, das wiederholt sich in tausend Fällen, so oft es sich um unsere Pflicht vor Gott und Menschen handelt, wohlgemerkt, so oft diese Pflicht nicht mit unserm eigenen Behagen zusammentrifft, sondern Selbstverleugnung kostet, ein Opfer, ein Brechen des eigenen Willens, einen Verzicht auf einen Genuß oder Besit, der uns ans Herz gewachsen ist.

Es gehört aber zur Gesundheit des innern Lebens eines Christen, daß er wiffe, daß dieser Kampf in ihm währt, bis der Herr ihn abruft in die ewigen Friedenshütten. Es kann nicht anders sein, denn es hängt mit seinem ganzen Christenstande aufs innigste zusammen. In der Bekehrung zertrümmert Gott den

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Menschen nicht, sondern er sett und schafft ein Neues in seinem innersten Herzen, inmitten seiner alten Natur, indem er ihm volle Vergebung der Sünde schenkt, trotz der ihm anklebenden Sünde, so daß ein Christ sagen kann: „Eins weiß ich, daß ich bin blind gewesen, und mein ganzes natürliches Wesen ist es noch aber ich bin nun sehend geworden", denn Christus hat mir die Augen aufgethan. Zu diesem Sehen aber gehört gerade, daß ein Christ sieht, wie er seinen alten Menschen bei sich hat, mit welchem er lebenslang kämpfen muß, und daß er immer tiefere Blicke in die Größe dieses Kampfes thut. Sein alter Mensch ist ja nur ein Theil der Welt und ihres Reichs, er ist das Stück Welt, das er in nächster Nähe an sich spürt und das mit der ganzen gottfeindlichen Welt und ihrem Fürsten in geheimster und engster Verbindung steht; sein neuer Mensch aber ist ein Glied am Leibe Christi, ist mit dem Haupte Christus und dem heiligen Geiste in geheimster und engster Gemeinschaft siehe, so kämpfen Licht und Finsternis, Himmel und Hölle mit einander in des Christen Brust, wenn Geist und Fleisch, wenn neuer und alter Mensch mit einander kämpfen. Das fühlt ein Christ unter Weh und Seufzen, unter Siegen und Niederlagen; denn Christen sind keine Klöße oder Puppen, sondern sie fühlen mit warmem pochendem Herzen ebensowohl die Macht der Sünde, als die Macht der Gnade. Hier gilt es wahrhaftig sein, und es würde geradezu ein bedenkliches Zeichen innerer Erkrankung sein, wenn dieser Widerstreit nicht gefühlt würde. Nur fleischliche Sicherheit oder geistlicher Hochmuth können das Dasein dieses gefährlichsten Feindes, den wir an unserm alten Menschen haben, leugnen.

Also der Kampf ist da, aber es ist ein Unterschied, ob man die Lüste des Fleisches fühlt oder ob man ihre Werke vollbringt. Auf den Willen kommt es hinaus. Denn der Geist Gottes dringt durch Erkenntnis und Gefühl vor in den Willen des Menschen. Erst dann kann ein Mensch bekehrt heißen, wenn sein Wille vom Geiste Gottes erfaßt und gewendet ist; denn was der Mensch will, das ist er. Hier liegt die sittliche Macht des Glaubens. Denn wenn dein Kopf viel christliche Erkenntnis befäße, wenn dein Gemüth manch süßes Gefühl, ja auch wohl Thränen hätte, dein Wille aber gehorchte dem Fleisch zum Vollbringen seiner Werke, so wärst du der Sünde Knecht und kein Christ.

Daher des Apostels heiliger Ernst, wenn er nun fortfährt: „Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft,

Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Freffen und dergleichen; von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben." So lautet die Sprache des Heiligthums, die Sprache der Welt lautet anders. Denn sie wird nicht müde, immer neue Feigenblätter zu suchen, mit welchen sie die nackten Sünden verhüllen und die offenbaren Fleischeswerke verheimlichen könnte. Ehebruch nennt sie Wahlverwandtschaft, Hurerei Naturtrieb, sie macht ihre Späße im Gebiet der Unreinigkeit und Unzucht, als gehörten sie zum guten Ton, Fressen und Saufen nennt sie heitern Lebensgenuß, Zorn und Haß und Mord im Zweikampf ist ihr nur Wahrung des Charakters. Was aber sagt Paulus? Es sind offenbare Werke des Fleisches. Seltsam, auch die Welt hat zu Zeiten ein Bewußtsein davon, daß diese Werke schändlich sind. Denn wenn einmal in einer Familie ein grobes Vergehen offenbar wird, dann ist die Welt mit Einem Mal die Tugendhafte, die Keusche und Züchtige und stößt ein solches Glied von ihr aus mit einer herzlosen Grausamkeit, die wahrhaft heidnisch ist. So thun Christen nicht. Fällt ein Bruder in eine schwere Sünde, so springen sie ihm bei in erbarmender Liebe, wie der Samariter dem Halbtodten am Wege und pflegen sein, daß er zu wahrer Buße und Umkehr gebracht werde, aber die Sünde selbst nennen sie offenbares Fleischeswerk und lassen sich ihr Urtheil schärfen, je mehr die sie umgebende Welt das Urtheil darüber abstumpfen will.

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An diesen seinen Früchten sollen wir das Fleisch, diesen unseren gefährlichsten Feind, erkennen. Der Apostel nennt sehr grobe Sachen wie Ehebruch und sehr feine Sachen wie Neid neben einander und sezt zu den siebenzehn Stücken, die er aufzählt, noch sehr bedeutsam hinzu und dergleichen." Das sind aber keine harmlosen Fehler oder Schwächen, sondern so gefährliche Dinge, daß die ewige Seligkeit dabei auf dem Spiele steht. Denn die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben." Der Unkeusche kommt nicht zur Hochzeit des Lammes; der Gößendiener des Ichs oder des Mammons oder des Bauchs kommt nicht in den Tempel Gottes droben; der Feindselige, Neidische, Hadernde, Haffende kommt nicht vor das Angesicht des Gottes, der die Liebe ist; die Tafelhelden und Trinkhelden kommen nicht zum Abendmahl des Lammes, sondern sie kommen an den Ort der Qual und fahren heulend in die Nacht der Gottesferne, da werden sie mit einander forthadern, da werden sie hungern und dürften wie der reiche Mann, da werden sie die Vorwürfe des befleckten Gewissens und die Anklagen der Verführung einander ins Angesicht schleudern.

Du aber, o Christ, weißt doch, daß, wenn ein Weltmensch solches thut, er darüber verloren geht. Solltest du meinen können, das werde bei dir nicht gelten, weil du christliche Ansichten hast und die Schrift kennst und Gebete verrichtest? Das sei ferne! Im Gegentheil, doppelt wird es von einem Christen gelten, daß, wer die Werke des Fleisches vollbringt, sich den ewigen Tod daran holt. Denn der Knecht, der seines Herrn Willen weiß und hat sich nicht bereitet, der wird doppelte Streiche leiden.“ Darum erkenne, daß hier dein gefährlichster Feind ist, gegen welchen du zu Felde liegen und über welchen du Meister werden mußt, wenn du das Reich Gottes ererben willst.

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II.

Das ist's aber, was Paulus uns mit Nachdruck predigt: In einem Christen muß es zum Sieg des Geistes über das Fleisch kommen. Denn so beginnt unser Text: „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen."

Wohl kann die Entwickelung des inneren Lebens verschiedene Gestalten durchmachen, wohl kann der Sieg beim Einen früher, beim Andern später offenbar werden, aber Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt", auch das Stück der Welt in uns, nämlich das Fleisch. Es kann im Anfang der Bekehrung Fleisch und Geist noch so mannigfach ineinander liegen, daß für Geist und göttliche Begeisterung gehalten wird, was doch im tiefsten Grunde natürliche Art, also Fleisch ist es ist auch hier nicht Alles Gold, was glänzt. Es kann im Fortgang des Christenlebens Fleisch und Geist in so heftigen Widerstreit gerathen, daß der Geist auch das sich versagt, was nicht Sünde, sondern erlaubte Freude und kreatürliche Gabe ist, in der Furcht, es möchte das Fleisch sich darein mischen und dem Geiste versuchlich werden. Aber dies find die Durchgangspunkte des Kampfes. Bei rechter Treue muß und wird es dahin kommen, daß ein Christ immer tiefer und klarer erkennt, was des Fleisches und was des Geistes ist, daß er auch unterscheiden lernt, was Kreatur und was Sünde an und in der Kreatur ist, also daß er die Sünde haßt, aber die kreatürliche Gabe mit Danksagung empfängt und genießt, daß er die Werke des Fleisches nicht vollbringt, sondern die Frucht des Geistes trägt.

Wie geschieht das? Nicht durch Vorfäße und gefeßliches Ringen, nicht durch Leugnen, als ob die Lüste nicht vorhanden wären, nicht aus eigener Vernunft und Kraft, sondern durch den einzigen Meister über das Fleisch, nämlich den heiligen Geist. Es ist Gottes Geist,

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