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Naturwahrheiten, die Gott der Herr uns in dieser Volksschule an die Tafel gemalt hat und alljährlich lehrt.

Aber Pauli geistgeöffnetes Auge erblickt darin ein Naturgesetz, das ebenso in der sittlichen Welt seine Geltung hat. Er schlägt seinen Galatern und uns die große Feld- und Wald-Postille auf, nimmt einen Text aus der Natur, den wir alle von Jugend auf kennen, eine Perikope, die jährlich am Altar des fruchttragenden Saatfeldes verlesen wird, und hält uns so die gewaltige Erntepredigt: Was der Mensch säet, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten, wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten." meine Lieben, folgt mir einmal mit euren Gedanken in diese Gedanken Pauli, ihr hättet dann den Segen, daß ihr euch umringt fändet von lauter Predigt Gottes: jeder Baum, jeder Halm, jeder Apfel, jedes Körnlein würde euch zu einem Prediger werden voll ergreifender Beredtsamkeit. Soll das aber geschehen, so müssen wir in den Grundgedanken eindringen, und von dem laßt mich stammeln.

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Die Schöpfung ist die große Aussaat Gottes, da er sechs Tage lang ausstreute, und seitdem wächst und wächst, was damals gefäet ward. Am Schluß der ganzen Schöpfung fäet Gott ein wunderfames Samenkorn das ist der Mensch, geschaffen nach Gottes Ebenbild der Eine Adam und aus ihm genommen sein Weib, das Eine Paar es ist das Eine, wenn du willst, kleine, reine Samenkorn Gottes, das wachsen sollte in viel Tausend mal Tausend. Aber am Anfang der Menschheitsgeschichte ward auf den Acker der Menschheit ein anderes Samenkorn gefäet vom Feinde des Menschen, von Satan: das war die erste Sünde, ein einziges, wenn du willst, kleines Samenkorn, eine Lüge, ein Apfelbiß, ein Ungehorsam. Ha, zu welch' grausigem Aehrenfeld voll wogender Halme ist dies eine Korn angewachsen in viel Tausend mal Tausend! Es ist hineingewachsen in den ganzen Menschen nach Seele und Leib, es ist herausgewachsen und hat durchwuchert alle Familienbande und Lebensverhältnisse, alle Berufe und Stände, alle Völker und alle Einzelnen. Es hat Frucht getragen und trägt sie fort und fort, Sünde um Sünde, Elend um Elend, Tod um Tod. Das hat Gott gejammert, und in der Fülle der Zeiten, da hat er, der gnadenreiche Erbarmer, ein anderes Samenkorn in die Menschheit gepflanzt: Das ist sein eingeborener Sohn in Marias Schoß. Das Kindlein in der Krippe, es ist das neue, wenn du willst, kleine, reine Samenkorn Gottes in der Menschheit, erstorben

am Kreuz, gelegt in's Grab, aber auferstanden in Kraft und wachsend, knospend, blühend, fruchttragend in viel Tausend mal Tausend. Christus Jesus ist das göttliche Samenkorn der Wiedergeburt. Es wächst hinein in der Christen Herzen, daß Paulus sagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir“, es wächst heraus in den Früchten des Geistes und durchdringt die Familienbande, Berufe und Stände, das Leben der Einzelnen wie das der Völker, daß es heißt: „Alles, was ihr thut, das thut in dem Namen unseres Herrn Jesu." Es hat wahrlich Früchte getragen und trägt sie fort und fort, Gnade um Gnade, Kraft um Kraft, Leben um Leben ein großes Feld, weiß zur Ernte! Siehe da zweierlei Saat und zweierlei Ernte: Saat der Sünde und Ernte des Todes, Saat der Gnade und Ernte des ewigen Lebens.

II

Aus der Wahrheit dieses Wortes Was der Mensch säet, das wird er ernten", läßt Paulus nun einen erschütternden Klang hervorbrechen, wenn er den Ernst Gottes darin aufzeigt und es auslegend fortfährt: „Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten."

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Was meint Paulus unter der Saat auf's Fleisch? Mit dem uns etwas fremden Ausdruck Fleisch" meint Paulus nie blos die Sinnlichkeit oder die niederen Triebe, sondern immer die ganze Natur des Menschen nach Seele und Leib, wie wir sie von Geburt haben und wie sie durch die Sünde geworden ist. Er redet zu Christen und meint darum ihren ganzen alten Menschen, der träge ist zu allem Guten und lustig zu allem Bösen. Fleisch das ist ebenso unsere eigene Vernunft, wie unsere eigene Kraft; das eigene Streben, wie das eigene Behagen; es ist der ganze Boden des blos natürlichen Denkens, Fühlens und Wollens, wie ihn der Mensch von Natur bebaut und pflegt. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch und hat von sich selbst aus gar keinen andern Boden, denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit." Das ist das Land, darauf der natürliche Mensch säet und von wo er sich Ernte und Genuß verspricht. Das ist's nun aber gerade, wovor Paulus die Christen so eindringlich warnt. Sie sollen nicht säen auf's Fleisch, sie sollen ihre eigene sündliche Natur nicht hegen und pflegen, sie sollen die Lüste des Fleisches nicht vollbringen, es darf zu keinem Wandel im Fleisch kommen oder, wie Johannes sagt, zu einem Thun der Sünde. Nicht säen sollen sie auf's Fleisch, sondern

mähen, jäten, ausreuten, wo es zum Halm wachsen will; mit dem alten Menschen kann ein Christ nichts thun, als ihn kreuzigen. Denn der Christen alte Natur, ihr Fleisch und alter Adam, den sie noch an sich tragen, ist um kein Haar besser als die fündliche Natur der Heiden und Unbekehrten, und dasselbe große Weltgesetz vollzieht sich an ihnen ebensowohl wie an jenen: „Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten." Wenn ein Geistesmensch auf's Fleisch säet, so wird er nichts Anderes ernten, als was ein Fleischesmensch erntet von seiner Fleischessaat.

Aus der Saat wächst Frucht, und der Dichter hat Recht mit dem tiefsinnigen Wort: Und Alles ist Frucht, und Alles ist Samen." Das ist wahr, draußen in der Natur und drinnen im inwendigen Leben. Das ganze Leben der Pflanze faßt sich zusammen in ihrem Samen, so daß der ganze Baum, die ganze Pflanze in ihrem Samen beschlossen liegt, und dieser Same wird wieder zur Wurzel eines neuen Baumes, einer neuen Pflanze. Der Same ist Anfang und Ende, ist Ergebnis einer ganzen Entwickelung und Ansatz zu einer ganzen Entwickelung. So ist's aber auch inwendig im Menschen: Gedanke, Wort und That find in ihm Ernte und Neufaat. Unsere Gedanken wachsen wie reifende Samenkörner auf den Halmen unseres inneren Lebens; unsere Worte sind Offenbarung unseres Innern, im Worte faßt sich der Mensch zusammen, spricht sich aus, „weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über“, Worte sind Frucht, und Worte sind sofort wieder Samenkörner für uns und für Andere. Endlich auch unsere Thaten sind Ergebnis unseres inwendigen Lebens, langsam und verborgen reifende Frucht aus unserer Wurzel, aber sofort werden sie wieder Saat für Andere, ja auch für uns selbst, entweder zur Steigerung oder zur Hemmung.

Nun mache die Anwendung. Das Samenkorn ist wohl klein, aber der ganze Baum steckt darin und wächst Tag und Nacht daraus hervor. Ein Gedanke dünkt dich wohl klein, aber er ist ein Samenkorn: die Lüge, der Gedanke des Satan, scheint wohl ein kleiner Gedanke, aber aufgenommen einmal in das Menschenherz wächst sie daher zu einem ganzen Feld voll Aehren. Eine Sünde Fie erscheint dir vielleicht klein, „Ein Mal ist kein Mal“ aber sie ist ein Saatkorn vieler böser Thaten; es ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären." Da ist kein Stillstand, sondern im Gegentheil Fortschritt. Wer auf sein Fleisch säet, dem wachsen sündige Gedanken, fündige Worte und fündige Thaten hervor, wie die Schrift sagt: „Von einer Ungerechtigkeit

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zu der andern;" und böse Worte werden Samenkörner des Todes zum Tode für Andere, böse Werke werden Samenkörner des Aergernisses für Viele.

Von solchem Boden, von solcher Saat, von solcher Frucht giebts nur Eine Ernte: die heißt Verderben. Das Samenkorn der Sünde wächst und reift so unentrinnbar, so naturnothwendig gewiß als die Saat draußen auf dem Acker: „Der Tod ist der Sünde Sold"

der Tod in dem ganzen Umfang dieses schauerlichen Wortes: die Trennung von Gott nach Leib und Seele. Denn der Mensch hat seinen Frieden und seine Harmonie nur in Gott ohne Gott muß Alles enden im entsetzlichen, gellenden Mißklang, in den Klageliedern des ewigen Hungerns und Dürstens, im schrillen Jammerschrei der Verzweiflung. Denn das Samenkorn der Sünde, dieses Abfalls von Gott, von dem lebendigen Mittelpunkt alles Seins und aller Liebe und Wonne, es muß wachsen zu einer Fülle des Verderbens, zu einer ewigen Trennung von Gott, zu einer Trennung vom Nächsten, zur Trennung von der Kreatur. Wahrlich, die Gottlosen haben keinen Frieden.

III.

Das ist Pauli erschütterndes Wort, mit dem er uns Gottes Ernst in seiner Erntepredigt vorhält er zieht aber noch einen andern Schluß und lockt uns mit Gottes Glite, wenn er hinzufügt: „Wer aber auf den Geist fäet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.

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Was meint Paulus mit der Saat auf den Geist? Auch hier ist der Ausdruck für uns etwas fremd, denn wir bezeichnen mit dem Worte Geist die Seele des Menschen im Unterschied von seinem Leib, aber Paulus versteht darunter das neue Leben der Christen, das der heilige Geist in ihnen durch den Glauben an Christum geboren hat, im Unterschied und Gegensatz zum Fleisch, zu seinem alten Leben aus der Natur. Dieses neue Leben im Geist, das dem Christen geschenkt ist durch die Wiedergeburt in der Taufe und durch die Bekehrung im bußfertigen Glauben, das ist sein Land voll Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, das ist sein Boden, darauf er fäen soll, von dem allein er sich eine selige Ernte versprechen darf. Auf den Geist säen aber heißt nicht nur im Geist leben, sondern auch im Geist wandeln, dem Geiste zu Gefallen und zu Dienste sein, nicht nur in der Gnade ruhen, sondern auch in der Liebe arbeiten, „die Wahrheit thun", wie Johannes sagt, und in Gedanken, Worten und Thaten sein Leben gestalten in der Nachfolge Chrifti.

Diese Saat auf den Geist bringt auch ihre Frucht, und auch von ihr gilt in seliger Wahrheit: „Und Alles ist Frucht, und Alles ist Samen." Auf diesem Boden wachsen aus jeder Treue, aus jedem Bekenntnis, aus jeder That, die auf den Geist gesäet wird, wieder hervor als Frucht: heilige und heilsame Gedanken, Zeugnisse von Christo, Werke der Liebe aus der Saat des Geistes wachsen Früchte des Geistes, und alle diese Früchte werden wieder zu Samen. Die Worte des Lebens werden zum Leben für Andere, und der Wandel im Licht wird zum Samenkorn des Vorbildes für Viele

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es ist ja göttlich kräftiger Same, der in ihnen wirkt. Die Wahrheit als der Liebesgedanke Gottes, der Friedensgedanke der Erlösung, das Wort vom Kreuz es scheint wohl klein, aber das Herz Gottes ist darin, die Liebe Gottes, der Geist und Odem Gottes ist darin. Ist er es nicht, der die Welt mit sechs Worten aus dem Nichts ins Dasein ruft, der nun durch sein kleines Wort, durch seine kleine Bibel, durch sein kurzes Evangelium eine erstorbene Menschheit in ein neues Leben ruft? Jeder Gottesgedanke im

Herzen der Gläubigen, jedes Gotteswort auf ihren Lippen ist ein Samenkorn aus der Ewigkeit und für die Ewigkeit, und jede That der Liebe weckt Liebe, predigt Barmherzigkeit bis herab zum Becher kühlen Wassers, im Namen Jesu gereicht dem Geringsten seines Namens, unvergessen am jüngsten Tag! Jedes Opfer, dem Herrn gebracht, kettet uns fester an die Sache seines Reichs, für die wir leben, und jede Selbstverleugnung hat ihren verborgenen Segen für uns und für Andere. Wahrlich, wer auf den Geist fäet, dem wachsen göttliche Lebensgedanken, göttliche Lebensworte und göttliche Lebensthaten hervor, sie erhalten einen Sieg nach dem andern", wie die Schrift sagt.

Von solchem Boden, solcher Saat, solcher Frucht giebt es eine selige Ernte: das ewige Leben, hier im Glauben, dort im Schauen. Durch den Glauben hat der Christ hier schon inwendig ewiges Leben, weil es göttliches Leben ist, Friede und Freude im heiligen Geist. Er hat im Glauben den Standpunkt der Ewigkeit eingenommen, hat die rechte Stellung gewonnen zu Gott: nämlich als Kind auf den Knieen, das Abba auf den Lippen; die rechte Stellung zum Nächsten: nämlich als Bruder mit der ausgestreckten Liebeshand; die rechte Stellung zu der ihn umgebenden Welt, wie sie fich etwa faffen läßt in die drei Worte: „Alles ist gut", so es mit Danksagung genossen wird „Alles ist eitel", denn „Alles ist euer",

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wir haben hier keine bleibende Stätte denn sind wir Kinder, so sind wir auch Erben Gottes. Einst aber

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