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III.

Schön ist Stephani Leben in seinem demüthigen Dienst, schöner sein Leiden in seiner kühnen Verantwortung, aber am schönsten ist sein Sterben. Stephani Pfeil hatte getroffen, und die Wunde brannte ,,es ging ihnen durchs Herz und bissen die Zähne zusammen über ihn." Aber mitten unter seinen wuthknirschenden Richtern steht Stephanus in gottverlobter Ruhe, des heiligen Geistes voll. Den klirrenden Bogen hat er zur Erde gesenkt und den Köcher der scharfen Pfeile entleert.

Da hob er seine Augen auf gen Himmel und „sah die Herrlichkeit Gottes, wie sie Mose und Aaron sahen mit den siebenzig Aeltesten Israels auf dem Berge: „Unter seinen Füßen war es wie ein schöner Sapphir und wie die Gestalt des Himmels, wenn es klar ist." Aber sein Auge sucht noch ein Anderes im Himmel: es sucht Jesum und sieht ihn stehen zur Rechten Gottes. Denn Jesus ist die Herrlichkeit der Herrlichkeit Gottes, Jesus ist der Himmel im Himmel. Da ward ihm wohl, als er sah seinen Herrn, aufgestanden vom Stuhle, um seinen treuen Zeugen zu empfangen; sein Angesicht glänzte als eines Engels Antlig, weil sein Auge Jesum gesehen und des Himmels Glanz auf ihm lagerte. Mit diesem strahlenden Angesicht bekennt er vor seinen blutgierigen Richtern: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn stehen zur Rechten Gottes." Wer hört nicht hier wieder heraustönen die Stimme Christi, der vor Kaiphas in demselben Saale sprach: „Von nun an wird es geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sizen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels." Stephanus giebt zu Protokoll, an welches Gericht er appellirt und welcher Anwalt für ihn aufsteht, weil er weiß, daß seine Sache auf ewig gewonnen ist.

So ist Stephanus auch in seinem Sterben ein Abbild Christi, welcher vor Kaiphas seinen ewigen Sieg auf dem Thron des Vaters bezeugt, und ein Vorbild aller sterbenden Christen, welche unter einem offenen Himmel entschlafen und im Anschauen Jesu mit dem greisen Simeon freudig bekennen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." Aber Ein seltsamer Unterschied ist hier zwischen dem Jünger und dem Meister: Stephanus stirbt in Anschauen der Herrlichkeit Gottes, während der Herr auf Golgathas schauriger Höhe in Nacht und Todesgrauen gehüllt in tiefer Qual ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Die Lösung

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aber des Räthsels, warum es also sein mußte, liegt darin: Christi Tod war das Sühnopfer für die Welt Stephani Tod war ein Dankopfer aus der Kirche. Nur aus dem Opfertod Christi blüht der Siegertod der Christen, wie es der Ebräerbrief ausspricht: „Es geziemte dem, um deßwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge find, der da viele Kinder hat zur Herrlichkeit geführt, daß er den Herzog ihrer Seligkeit durch Leiden vollkommen machte." Es ist der bleibende Unterschied zwischen dem Sterben des Herrn und dem Sterben all' seiner Jünger, den das Lied ausspricht:

All' Sünd' hast du getragen,
Sonst müßten wir verzagen,

Gieb uns deinen Frieden, o Jesu.

In Kraft des Todes Christi tritt aber sofort wieder die Aehnlichkeit mit Christo bei Stephanus schlagend ins Licht durch das, was uns ferner erzählt wird. Wie der Herr sterbend den bußfertigen Schächer zu seiner Seite und den heidnischen Hauptmann zu seinen Füßen als Erstlinge seiner Todesarbeit einernten durfte, so deutet uns Lukas an, wer die Erstlingsfrucht aus Stephani Blutsaat gewesen, wenn er hinzuseßt: „Die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Mannes, der hieß Saulus." Abels Blut hatte eine Stimme, die schrie gen Himmel wider Kain, seinen Mörder; Stephani Blut hat auch eine Stimme, die predigt Christum und ruft laut, wie selig es sei, mit Christo zu leben und zu sterben. Und Saulus mit seinem Kainsherzen wird die Stimme dieses Abelsblutes vernommen und hier den ersten Eindruck jenes Stachels in sein Herz bekommen haben, wider den zu löcken ihm bald schwer werden sollte. Damals werden manche Christen gefragt haben: Warum gerade Stephanus, der Tüchtigste und Geistesvollste nach den Aposteln, dessen wir so nöthig hatten?" Aber wie reich ist Stephani Lücke durch Sauli Bekehrung ausgefüllt, und wie hat sein Herr ihn im Zeugentode den Tausenden von Märtyrern zum Vorbilde gegeben, die ihn noch nöthiger hatten.

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Die Kleider haben sie abgelegt und zum Prophetenmorde sich gerüstet; schon fliegen die Steine, da betet Stephanus und ruft: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!" Das letzte Wort seines sterbenden Erlösers: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“, ist zu seinem ersten geworden; sorglos um den zusammenbrechenden Leib hat er seine Seele in die durchgrabenen Hände seines Heilandes befohlen. Und als die Steine um ihn sausen und dumpf zur Erde fallen, als er die Wunde fühlt und das Blut ihm

fließt, da dringt ihn die Liebe Christi zu den Seelen seiner Mörder, da sinkt er auf die Kniee und breitet seine Arme gen Himmel, da faßt er seinen brechenden Odem zusammen und schreit laut, schreit, daß es die verstockten Ohren hören, schreit, daß die Engel darüber jubeln, schreit auf voll Inbrunft zu seinem Gott: „Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht!" Das erste Wort seines sterbenden Erlösers: „Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun,“ ist zu seinem letzten geworden, und noch im letzten Seufzer redet aus ihm der Geist und die Sprache seines Meisters. Auch im Tode wird er verklärt in das Bild seines Herrn. O, sich diese edle Gestalt mit dem Engelsantlig voll göttlicher Würde, und du siehest knieen einen Priester Gottes, siehst ihn opfern sein Leben, beten für seine Feinde, segnen seine Mörder. Er ist mit seinem Herrn unter die Uebelthäter gerechnet und hat, wie er, für die Uebelthäter gebetet. Das ist Liebe bis in den Tod, Liebe, die nicht erkaltet, auch wo die Ungerechtigkeit überhand nimmt, das ist Seelengröße, wie du fie vergeblich da suchst, wo Christi Name gehaßt wird.

„Und als er das gesagt, entschlief er." Mitten unter dem Wuthgeheul seiner schnaubenden Feinde, mitten unter den schmetternden Steinen entschläft er. So weich hat ihn sein Herr gebettet, so lieblich ihm das Schlummerlied gesungen, daß der Richtplatz seine Schlafstätte und die Steine seine Bettdecke werden. Wahrlich, der entschlafende Stephanus, der süß einschlummernde erste Märtyrer ist ein laut redender Beweis der Wahrheit, daß Jesus herrscht mitten unter seinen Feinden, und daß er den Sieg hat auch über den letzten Feind, den Tod, welcher seinen Christen geworden ist ein Schlaf.

„Es beschickten aber Stephanum gottesfürchtige Männer und hielten eine große Klage über ihn." Es ist das erste Christengrab auf Erden, an dem wir stehen. Die Grabschrift hat ihm Jakobus geschrieben in den Worten: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen." Wie ist dies Grab so friedlich und stille, so feierlich und hehr! Drin schläft der müde Leib bis an den großen Tag der Auferstehung, wo das Morgenroth der Ewigkeit hineinleuchten und der Sarg zur Wiege des verklärten Leibes werden wird. Von diesem ersten Christengrab schauen wir zurück auf das erste Menschengrab, das Grab Abels, den die Stammeltern jammernd begruben, und sagen frohlockend: „Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch Jesum Christum;" wir schauen aber auch hinaus

auf alle die Gräber der Märtyrer, auf die Scheiterhaufen und in die Katakomben; hinaus auf die Gräber der Christen, auf die Kirchhöfe und die Gottesäcker; hinaus auch auf das eigene Grab und beten: „Meine Seele müsse sterben des Todes dieses Gerechten, und mein Ende werden wie dieses Ende."

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„Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir,
Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür.
Wenn mir am allerbängsten
Wird um mein Herze sein,
So reiß mich aus den Aengsten
Kraft deiner Angst und Bein."

Am Sonntag nach Weihnachten.

Titus 3, 3-8.

Wir waren auch weiland unweise, ungehorsame, irrige, dienende den Lüften und mancherlei Wollüsten, und wandelten in Bosheit und Neid, und hafseten uns unter einander. Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unsers Heilandes, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist je gewißlich wahr. Solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden. Solches ist gut und nüße den Menschen.

Noch feiern wir Weihnachten. Die Freude ist zu hell und groß, als daß Ein Festtag genügte. Eine Festwoche ist es im Sinne der Kirche, und darum hat auch der Sonntag nach Weihnachten festliches Gepräge. Er ist ein Nachklang der Weihnachtsfreude, wie der vierte Advent ein Vorklang war mit seinem hellen Geläute: Freuet euch in dem Herrn, und abermal sage ich: Freuet euch!"

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Aber wer sich freuen soll, der muß die Gabe kennen, die ihm geschenkt ist, und muß dessen gewiß sein, daß sie ihm wahrhaftig zugehört; denn wer zweifelt, der ist ungeschickt zu heiliger Freude. Als Knabe wurde ich einst in das Schloß des Fürsten geführt und staunte über die Pracht, wie ich sie nie zuvor gesehen. Schon das Vorzimmer war so schön und nun Saal um Saal, einer schöner

als der andere, und zuleßt der schönste: der Thronsaal. Als ich nach Hause ging, gedachte ich aber bei mir selbst: Das war alles sehr schön, aber es ist nicht mein und das Stübchen daheim war doch schöner, denn es war mein und meines Vaters Haus. Meine Lieben, so ist es mit dem Schlosse des himmlischen Königs: schon das Vorzimmer ist so schön: die Schöpfung hienieden rings umher mit ihrer Pracht und ihren Wundern und Gaben, daß der Dichter singt voll Ahnung:

O, denk ich, bist du hier so schön
Und läßt es mir so wohl ergehn
Auf dieser armen Erden

Was will doch erst in jener Welt,
In deinem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden!

Denn wie die Schöpfung das Vorzimmer, so folgt nun Saal auf Saal: da ist das ganze Alte Testament mit seinen hehren Gestalten, mit seiner Geschichte und seiner Weissagung; da ist der Weihnachtssaal und Passionssaal mit all der Liebe Gottes zu der Sünderwelt, da ist der Ostersaal mit all den Siegeswaffen und der Osterbeute der Vergebung der Sünde; da ist endlich der Thronsaal droben mit der ewigen Herrlichkeit. Aber da erhebt sich die Frage drinnen: Ist es auch mein? bin ich das Kind und Erbe zu dem allen und darf ich dessen gewiß und froh sein? Auf diese Frage will unser Text uns heute Antwort geben, denn er rückt unsern Taufstein hart neben die Krippe zu Bethlehem und predigt laut, daß uns das Kind geboren ist, das uns zu Kindern Gottes macht, und daß wir in der Taufe dem Kinde geboren sind als Mitgenossen seiner Herrlichkeit. Paulus nimmt die Christen heute bei der Hand, führt sie ins Schloß und spricht zu denen, die es hören wollen: Siehe, das ist gewißlich dein! Er will uns die Augen und das Herz öffnen, daß wir den Glanz sehen möchten, der von Bethlehem auf unser ganzes armes Leben ausgegossen ist, ob wir möchten froh werden über der unaussprechlichen Weihnachtsgabe unseres Gottes. Wir erblicken in unserm Text:

und zwar

Den Weihnachtsglanz des Christenlebens,

die Leutseligkeit Gottes und

die Gottseligkeit der Christen.

Du aber, lieber, himmlischer Vater, öffne uns die Augen, daß wir Dich, daß Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen und darin das ewige Leben haben. Oeffne

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