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standes laßt mich heute zu euch reden und dazu die Worte des Apostels euch vorhalten:

1. Corinther 3, 21–23.

Es ist alles euer; es sei Paulus oder Apollo, es sei Kephas oder die Welt, es sei das Leben oder der Tod, es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige. Alles ist euer; ihr aber seid Christi; Christus aber ist Gottes.

Es geht die Rede, das biblische Christenthum sei gar so Klösterlich und unser Glaube sei gar so eng. Nun ja, das Christenthum hat etwas enges, nämlich die enge Pforte, außer welcher es nun einmal keinen Eingang giebt ins Reich Gottes; aber unser Glaube hat auch eine Weite, nach welcher er die ganze Welt umfaßt. Gerade das ist die Herrlichkeit unsers Christenglaubens, daß er beides mit ganzer Entschiedenheit behauptet und keine von beiden Seiten daran giebt, während einseitige Richtungen daran kranken, daß sie entweder über der Enge die Weite vergessen oder über der Weite die heilige Enge verleugnen. Unser Text aber zeigt uns: Eng und weit die wunderbare Doppelgestalt des Christenlebens,

sein enger Mittelpunkt: „Ihr seid Christi",
sein weiter Umkreis: „Alles ist euer."

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Amen.

I.

Es ist der Mensch zwischen Gott und die Welt hineingestellt, so daß er an Gott seinen Mittelpunkt und an der Welt seinen Umkreis haben sollte. Diese Stellung des Menschen ist schon gezeichnet auf dem ersten Blatte der Bibel: Der Mensch geschaffen zum Ebenbilde Gottes und zum Herrscher der Welt. In Gott sollte er seinen Sabbath, an der Welt sollte er seinen Werktag haben, also daß er aus Gott alle Kraft nehme und in der Welt mit all ihren Gaben und Aufgaben die wunderbaren in ihm schlummernden Kräfte entwickeln und entfalten sollte. So hieß es schon im Anfang gewissermaßen: Ihr seid Gottes, und Alles ist euer.

Aber es kam die Sünde und mit der Sünde das Verderben. Die ganze Stellung des Menschen ward eine andere. Durch die Sünde riß das Band, das ihn mit Gott verbunden, durch die Sünde verlor der Mensch sein Centrum und Mittelpunkt, den er in Gott als deffen Ebenbild hatte, und so entstand lauter Ver

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irrung und Verwirrung. Statt des Mittelpunktes hat er nur noch den Umkreis, die Welt, statt seines Gottes nur noch die Kreatur. In ihr sucht er seinen Frieden, seine Wonne, seinen Sabbath, mit Einem Wort: seinen Gott ach, den unbekannten Gott. Das ist die Kreaturvergötterung in den verschiedensten Gestalten: sei's Naturvergötterung oder Kunstvergötterung, sei's Familienvergötterung oder Staatsvergötterung immer ist es die Vergötterung der Kreatur: Weltvergötterung. Oder es zieht sich der Mensch auf sich selbst zurück, nachdem er seinen Gott verloren, in kahler Einsamkeit unbekümmert um die Welt, um ihre Freuden und Leiden, sucht in sich selbst den Halt, den Frieden, den Mittelpunkt, sucht in sich selbst mit Einem Wort seinen Gott ach, den unbekannten Gott. Das ist die Selbstvergötterung in den verschiedenen Gestalten: sei's Vernunftvergötterung oder Tugendvergötterung, sei's Ehrgeiz oder Stolz immer ist es die Vergötterung des Ich, immer ist es die heillose Revolution, daß dieses kleine Selbst den Mittelpunkt bildet, um den sich Gott und die Welt drehen soll, ja, im tiefsten Grunde ist für solchen Menschen das Ich sein Gott und seine ganze Welt. Aber die Sünde ist der Leute Verderben", und der Tod ist der Sünde Sold"; so ist auch das Ende aller Weltvergötterung und Selbstvergötterung Tod und Verderben. Denn weil der Mensch durch die Sünde seinen Gott verloren hat, so hat er auch die Welt und sich selbst verloren und irrt nun unstät und flüchtig wie Kain auf der Erde voll Dornen und Disteln, und hinter ihm liegt verschlossen das verlorene Paradies. Unter all den Gößenaltären, dem Ich und der Kreatur geweiht, steht einsam und doch so sehnsuchtsvoll der Altar mit der Inschrift: Dem unbekannten Gott." Durch die Sünde ist es zum Gegentheil des schöpferischen Anfangs gekommen, so daß es nun heißt: Ihr seid verloren, und ihr habt Alles verloren, Gott und die Welt und euch selbst verloren.

"

Aber Halleluja! Es ist Ein Gott und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren. In Ihm ist das volle Gegentheil von unserer Sünde, in Ihm ist die volle Sühne für unsere Sünde. Statt Selbstvergötterung lauter Selbstentäußerung, Selbsterniedrigung, Selbstverleugnung; statt Kreaturvergötterung lauter brennende, heilende, erbarmende Liebe zu der armen, gefallenen Kreatur. Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, und als Satan ihm die ganze Kreatur anbot mit den Worten:

„Dies Alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest," so verzichtet der hungernde Menschensohn in der Wüste auf alle Kreatur und ruft: „Hebe dich weg von mir, Satan!" So ist Christus das in der Menschheit wiederhergestellte Ebenbild Gottes geworden und der Herrscher über alle Kreatur. Weil er aber gehorsam ward bis zum Tode, weil er auch in der Gottverlassenheit an Gott seinen Mittelpunkt behielt und sich an ihn klammerte, weil er sich selbst ganz zum Opfer gegeben und so die ganze Welt zur Aufgabe seines Lebens und zum Umkreis seines Wirkens behielt durch die Erlösung für Alle, so hat ihn auch Gott erhöhet und ihn als Menschensohn zum Herrn über Alles gemacht, ihm alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden, also daß Niemand zum Vater kommen kann, denn durch Ihn. So ist Christus die Sühne geworden für unsere Sünden.

Wer nun inne geworden ist, daß er durch die Sünde aus seiner rechten Stellung zu Gott und zur Welt entfallen ist, wer nun erkannt und geglaubt, daß Christus allein in diese Stellung ihn wieder verseßt, der weiß auch, daß er ohne diesen Christus nicht leben und nicht sterben kann, er weiß, daß er ohne Christus verloren ist und Alles verloren hat und daß er in Christo gewonnen ist und Alles gewonnen hat. Er hat an Christo dem gekreuzigten und auferstandenen Gottmenschen seinen neuen Mittelpunkt gefunden, er hat durch Christus seinen Gott wiedergefunden, wie unser Text sagt: "Ihr seid Christi, Christus aber ist Gottes." So ist der Mensch, der sich zu Christo bekehrt, durch ihn wieder zu der ursprünglichen Stellung erneuert: er hat an Gott wieder sein Centrum, in welchem er lebt und webt, und hat an der Welt wieder seinen Umkreis, an welchem er arbeitet; er ist erneuert zum Ebenbilde Gottes und zum Herrn über die Kreatur. Darum rühmt er sich keines Menschen, keiner Kreatur, am wenigsten seiner selbst, sondern er rühmt sich des Herrn. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

Das ist die Enge des Christenthums, daß wir bekennen: Außer Christo sind wir verloren, und daß wir singen:

Seele, was ermüd'st du dich
In den Dingen dieser Erden,
Die doch bald verzehren sich
Und zu lauter nichts dir werden?
Suche Jesum und sein Licht,
Alles Andre hilft dir nicht.

Jesus selbst ist die enge Pforte, wie er als der Mund der Wahrheit gesagt hat: Niemand kommt zum Vater, denn durch mich." Das ist das Eine, was noth ist: Jesu Christo gehören mit Leib und Seele, ihn zum alleinigen Mittler haben und an dem guten Marientheil zu seinen Füßen sich genügen lassen. Das ist die heilige Einfalt des Christenthums: in diesem Sinne nichts wissen als Jesum Christum, den Gekreuzigten, und bekennen: „Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde." II.

Hier aber schließt auch sofort die ganze Weite unsers Christenglaubens an. Denn in demselben Athemzug können wir sagen: Wenn ich nur dich habe, Herr Jesu, so habe ich mit dir auch Himmel und Erde und Alles, was darinnen ist. „Hat Gott seines eigenen Sohnes nicht verschonet, wie sollte er uns mit ihm nicht Alles schenken?" Erlang' ich dies Eine, das Alles ersetzt, so werd' ich mit Einem in Allem ergößt." Wenn jener Weltweise des Alterthums sagte: „Gieb mir einen festen Punkt außerhalb der Welt, so will ich die Welt aus den Angeln heben," so sagen wir Christen: Christus ist uns dieser feste Punkt zur Rechten Gottes, und durch ihn ist für uns die ganze Welt aus den Angeln gehoben, ihm zum Schemel seiner Füße gelegt und uns zur Ueberwindung gegeben. Sagt's der Apostel nicht deutlich: „Alles ist euer?" Damit wir aber sehen, wie voll und ernstlich er diesen umfassenden Ausdruck meint, legt er das „Alles“ in die einzelnen Stücke auseinander. Wir wollen unsern Reichthum uns besehen.

„Rephas ist euer", und mit Kephas alle Apostel und Propheten. Alle Gaben in der Kirche, alle Handreichungen am geheimnisvollen Leibe Christi, alle Worte seiner Jünger, alle Gebete seiner Kinder, alle Vaterunser seiner Christen, alle Fürbitten seiner Knechte, sie gelten alle auch mir. Der ganze Reichthum der Kirche, ihre anvertrauten Geheimnisse des Worts und Sakraments, ihre Bekenntnisse und ihre Lieder, ihre ganze Geschichte, ihre Leiden und ihre Freuden, ihre Siege und ihre Beute - das ist Alles auch für mich geschrieben, gesungen, gelitten, gebetet. Halleluja, Kephas ist mein, die ganze Kirche mit ihren Glaubensschäßen und Glaubensfrüchten ist mein.

Die Welt ist euer," fährt der Apostel fort, denn Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist aber, der die Welt überwindet, ohne der da glaubet, daß Jesus Gottes Sohn

ift?" Die Welt ist euer, denn darin erfüllt sich das Wort des Anfangs: „Herrschet über die Erde und machet sie euch unterthan.“ Aber wie? die Welt soll den Christen gehören? Steht denn nicht geschrieben: Die Welt ist mir gekreuzigt und ich der Welt;" und wiederum: „Die ganze Welt liegt im Argen;" und wiederum: „Wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist?" Gewiß. Darum haben wir gesagt, daß der Mensch, wenn er in der Sünde das Band mit Gott zerreißt, in die Welt hineinstürzt, in die Kreaturvergötterung, und so ein Sclave der Welt und ein Priester ihrer Götter wird. Die Welt in diesem Sinne als die vergötterte Kreatur, in ihrer Entfremdung von Gott zur Göttin erhoben, groß wie die Diana der Epheser; die Welt als gott= entfremdete Menschheit und als die große Gemeinschaft jener Dianapriester, mit Einem Wort: Die Welt mit ihrer Lust, Augenlust, Fleischesluft und hoffährtigem Wesen ist nicht vom Vater, sondern vergeht, und es ist ein reiner Gottesdienst, sich von der Welt in diesem Sinne unbefleckt erhalten.

Denn

Die Welt aber als Gottes Schöpfung ist das Werk seiner Hände und der Spielplatz seiner ewigen Weisheit in Natur und Geschichte. Sie ist voll seiner herrlichen Gaben, und wo Er durch sie hinschreitet, da triefen seine Fußtapfen von Fett. In diesem Sinne gehört sie dem Christen. Was Entzückendes in der Natur zu schauen, was Großes in der Geschichte zu erforschen, das ist unser; was Liebliches in der Gottesordnung der Ehe und Familie ein Menschenherz bewegt, was Sittliches in der Gottesordnung des Staates zur Erscheinung kommt, was Herrliches die Menschen in Kunst und Wissenschaft geleistet, das gehört uns alles zu. ein Christ wird in allen Kunstwerken und aller menschlichen Weisheit zu unterscheiden lernen, was vom Vater ist und was von der Lust der Welt, was Gabe Gottes und was Sünde der Menschen ist. Und das Leben ist euer," sagt der Apostel weiter. Es hat in Christo erst seinen wahren Werth gewonnen, weil es ein gerettetes Leben ist, getragen von göttlichen Kräften, geweiht durch das Leben in Gott, wie Paulus sagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir, und was ich noch lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat." Wir wissen, daß Christenleben ächt menschliches Leben und daß das Christenthum das ächte Menschenthum, die wahre Humanität ist. So gewiß es die tiefste Selbstverleugnung des sündigen Ich und die Weltverleugnung der sündigen Welt ist, ebenso gewiß ist das Christen

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