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uns das Herz, daß wir von Deiner Liebe entzündet und Deiner heiligen Freude voll werden.

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Amen.
I.

Willst du den Weihnachtsglanz verstehen, der aus Christo das Leben und Sterben seiner Christen überstrahlt, so mußt du zuvor ein Verständnis, eine Empfindung, ein tiefes Gefühl von der dunkeln Nacht haben, welche auf dem Leben und Sterben der Menschen ohne Christus lagert. Nur auf dem dunkeln Grunde der verlornen Menschheit leuchtet das helle Bild der Leutseligkeit Gottes. Entweder Nacht oder Weihnacht das ist die Frage, die es gilt, und wir antworten mit der ganzen Schrift und mit unserm Text: Ohne Christus ists. Nacht ohne Sonne, ohne Sterne, ohne göttliches Leben, Nacht ohne Hoffnung, die Nacht der Gottentfremdung, die ewige Nacht. Wenn die Schrift den Zustand der Menschen, außer Christo schildert, so faßt sie die Summa alles innern Elends zusammen in die Worte:,,Sie waren ohne Gott in dieser Welt;" unser Text führt aber dasselbe Bild aus, wenn er beginnt: „Wir waren auch weiland unweise, ungehorsame, irrige, dienende den Lüften und mancherlei Wollüsten." Meine Lieben, ob wir einen Gott haben und was für einen Gott wir haben, das entscheidet über die Frage, ob unser Leben Licht oder Nacht ist.

Nun fehlt es nicht an Leuten, welche eine ganz sonderbare Vorstellung von dem Gott der Gläubigen haben, als sei das ein finsterer Gott, ein harter Mann, der immer nur die strengsten Forderungen stelle, der sauer sehe zu den unschuldigen Freuden des Lebens; Etliche halten die Christen für zurückgebliebene Leute, weil sie Gott noch für den zürnenden Jehova des Alten Bundes hielten. Andere endlich finden den Gott der Christen höchst langweilig, wie jener Mann sagte, der nicht in die Kirche gehen mochte: „Nein, da ist mir's zu langweilig; da ist ja von Nichts als von Religion die Rede."

Wohlan, wir wollen uns einmal den Gott dieser Leute, den Gott der Menschen ohne Christus besehen. Wollt ihr ihn sehen, so blickt in die Heidenwelt, denn das Heidenthum ist die Naturgeschichte des natürlichen Menschen. Soll ich erinnern an den luftigen Olymp der Griechen mit ihrem Gott des Weines, Bachus, und ihrer Göttin der Lust, Venus? oder an die Millionen Gößen der Hindu und den Fetischdienst im dunkeln Erdtheil? Ach, wendet man ein, das gilt nicht, denn man ist seitdem in der Bildung fortgeschritten. Wohlan, wie sieht denn der Gott der fortgeschrittenen Leute in Europa zu unsern Zeiten aus, die von Christo nichts wissen wollen? Die Einen

sagen: Man weiß überhaupt nicht, ob einer ist, denn man kann das nicht wissenschaftlich beweisen; man kann sich höchstens seine Ansicht darüber bilden, aber Keiner darf sagen: Das ist Wahrheit und das Gegentheil ist Lüge. Es sind Ansichten, am besten ist, man spricht nicht darüber, mag Feder denken, was er will. Und so reden die Einen von einem höchsten Wefen, die Andern vom Himmel, die Dritten vom Schicksal, die Vierten von der gütigen Vorsehung; Andere wieder schmeicheln sich, eine sehr erhabene Vorstellung zu haben, wenn sie Gott als den unnahbaren, ewig sich selbst gleichen Schöpfer darstellen, der in vornehmer Ruhe von seinem Sternensis auf die Milliarden Geschöpfe niederblickt, unberührt von den kleinen Menschen da unten, unbekümmert was sie dichten und trachten, ob sie lachen oder weinen, ob sie geboren werden oder sterben, jedenfalls aber als den liebenden Allvater, der viel zu gutmüthig ist, als daß er irgend Jemand strafen könnte. Summa Summarum: Etwas Gewisses weiß man nicht, es hat ihn Keiner gesehen und gehört, darum kann man ihm keinen andern Altar bauen als die Athener gebaut mit der Inschrift: Dem unbekannten Gotte! Ja, meine Lieben, wenn das unser Gott wäre, so würde ich sagen: Ein höchst langweiliger Gott, ja mehr, ich würde sagen: Das ist ein finsterer Gott, der nicht redete und handelte in dieser Welt, der nicht hörte und der sich nicht sprechen ließe, ein taubstummer Göße wie Baal und ein herzloser Göze wie Moloch. Solch einen Gott haben heißt keinen Gott haben, und keinen Gott haben das ist die Nacht der Seele. Ohne Gott sein in der Welt, das heißt nach des Apostels Worten unweise, ungehorsam, irrig sein". Das ist die Nacht des natürlichen Menschen, die Nacht der Heiden und die Nacht all Derer, die Christum nicht kennen mitten in der Christenheit. Das ist deine Nacht, so lange du deinen Gott nicht gefunden und seiner froh und gewiß geworden bist.

Halleluja. Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes unsers Heilandes." Darob frohlocken die Christen, daß sie einen leutseligen Gott haben, daß sie ihn kennen, weil er in Christo erschienen ist, erschienen wie eine helle Sonne, die hereinprangt in unsere Nacht, erschienen als die Freundlichkeit selbst, als die ewige Liebe, erschienen als die Leutseligkeit, die den eingeborenen. Sohn für uns Kinder der Nacht dahingegeben hat, damit wir durch ihn Kinder des Lichts, Genossen seines Lebens, Erben seiner Herrlichkeit würden. Denn tündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist geoffenbaret im Fleisch; und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlich

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keit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit," also daß er sagen darf: Wer mich siehet, der siehet den Bater." Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt." Darum sollst du Gott nicht über den Sternen suchen, noch in der Schöpfung draußen, noch in deiner Bruft oder in den Gedanken deiner Vernunft, sondern in Christo, in der Krippe und am Kreuz. Denn in Christo hat er sich offenbart und sich uns zu kennen gegeben und nirgends sonst. Außer Christo findest du nur den unbekannten Gott, den finstern Gott; hörst du es wohl: Da aber erschien die Leutseligkeit Gottes." Denn hier in Christo ist alles licht geworden, da hat er uns sein ganzes Herz gesagt und geschenkt und sein ganzes Geheimnis verrathen.

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Von diesem Gott in Christo singen und sagen wir, so lange ein Odem in unserer Brust ist, von ihm wollen wir frohlocken, wenn unsere Augen brechen, von ihm wollen wir singen mit neuen Zungen, wenn wir aufwachen nach seinem Bilde. Denn unser Gott ist schön und sehr geschmückt, unser Gott hat ein Herz, das da zürnt und das da liebt, das da zürnt wie ein verzehrend Feuer über den Sünder, der ihn verachtet, das da liebt wie ein Vater den verlornen Sohn, wenn er umkehrt. Wir bekennen einen Gott, der uns geschaffen, erlöst und geheiligt hat und berufen zur ewigen persönlichen Gemeinschaft mit ihm; der uns kennt, und wir sollen Ihn kennen, der uns sucht, und wir sollen Ihn suchen, der in uns wohnen will, und wir sollen in Ihm wohnen. In Christo haben wir sein Angesicht gesehen, wie es leuchtet von Erbarmen gegen uns Elende; in Christo haben wir seine Stimme gehört, wie sie Worte des ewigen Lebens geredet; in Christo haben wir seine Hand gesehen, wie sie die Gewaltigen vom Stuhl stößt und hebt die Niedrigen aus dem Staub; in Christo erblicken wir seine Fußtapfen, wie er segnend dahinschreitet inmitten der Blinden und Lahmen, der Kranken und Sterbenden, und überall, wo wir hinblicken: siehe, da ist erschienen die Leutseligkeit Gottes unsers Heilandes. Das ist die ganze Festpredigt, daß wir mit Mose im höheren Chor sagen dürfen: „Wie hat doch der Herr die Leute so lieb!" und das ist unsere ganze Festfreude, daß wir jauchzen dürfen: „Wo ist solch ein Gott, wie du, Gott, bist, der die Sünde vergiebt und die Missethat nicht behält den Uebrigen seines Erbtheils? Und wo ist solch ein Volk, zu dem sich Götter also nahe thun, als der Herr, unser Gott," der uns in Christo erschienen ist. Das ist der Weihnachtsglanz unsers Christenlebens, daß wir unsern Gott in Chrifto gefunden

haben, und von der Krippe und vom Kreuz der helle Glanz der Leutseligkeit Gottes über unser Leben und Sterben angebrochen ist. Nun, meine Lieben, was wollen wir wählen: Nacht oder Weihnacht? die Nacht ohne Gott oder die Weihnacht, darin uns Gott in Christo erschienen ist?

II.

Aus dieser Leutseligkeit Gottes fließt nun aber die Gottseligkeit der Christen.

Auch hier begegnet uns wieder die sonderbare Vorstellung der Leute, als ob das Leben der Christen ein gar trübseliges wäre, düster, weltflüchtig, klostermäßig, im besten Falle schrecklich langweilig, da man immer beten müsse, das Kirchgehen so unbequem, der Abendmahlsgang so peinlich, die Selbstverleugnung und Weltverleugnung so hart und die Heiligung so streng! Nun, wir wollen uns auch hier einmal das Leben Derer besehen, die ohne Christus wollen glücklich werden: Sind sie denn wirklich so glücklich, die von Christo nichts wissen wollen? Sind sie es, welche ihr Glück in dem Rausch des Erdengenusses erjagen, von dem sie bei jedem Erwachen die Hohlheit und Leere und den Vorwurf des Gewissens empfinden; oder die, welche dem Gespenst der Ehre vor den Menschen nachjagen, und wenn sie es greifen wollen, zerrinnt es in ihren Händen; oder die, welche im Besite des Geldes und in der Sicherung ihrer Zukunft ihre Zufriedenheit suchen und doch nimmer ihres erworbenen Gutes froh werden? Ich will höher greifen, ich will vom Schönsten und Edelsten reden, was es auf Erden giebt, was ein Menschenherz glücklich machen kann das ist die Liebe. Ja, so lange dir lauter Liebe von Vater und Mutter, lauter Freundlichkeit von geliebten Menschen begegnet, da ist gut Wetter; aber sag an, wenn du das Gegentheil erfährst, Kränkung, Zurücksetzung, wenn dein Nächster zu deinem Nebenbuhler, Concurrenten wird, ja, wenn er dich be= leidigt wie stehts dann um die Liebe? Wie regt sich da Neid, Groll, Eifersucht, Haß! Sagt doch, wie ist Liebe auf Erden möglich, treue, selbstlose, dauernde, alles überwindende Liebe unter Menschen, die doch alle Sünder sind, wo nicht Vergebung waltet, wo Vergebung nicht erbeten und Vergebung nicht gespendet wird untereinander? Sist doch in uns allen der Egoismus, die Selbstsucht viel zu tief, als daß wir aus eigener Kraft dann wahrhaft lieben. könnten, wenn unser Ich mit einem andern Ich in Wettbewerbung geräth? Unsere Selbstsucht ist das Gegentheil von Liebe, und Selbstsucht macht unglücklich, schafft ein unseliges Leben auf Erden. Darum

schildert unser Text das Leben des natürlichen Menschen ohne Christus mit den Worten: „Wir wandelten weiland in Bosheit und Neid, waren verhaßt und hasseten uns untereinander."

Halleluja. Der Christen Leben ist ein seliges Leben geworden. Denn aus der Leutseligkeit Gottes fließt die Gottseligkeit der Christen. Darum sagt Paulus: Gott macht uns selig. Es ist keine selbstgewachsene, sondern eine gottgeborene Gottseligkeit. Unser war die Nacht, Gottes ist die Sonne. So hat er uns selig gemacht nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir gethan, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt" in der heiligen Taufe. Denn was wir bedurften, das waren nicht neue Ansichten, neue Pflichten, sondern ein neues Leben. Leben kann nicht dozirt, angelernt, nicht befohlen werden, Leben kann nur geboren werden. Handelte es sich um neues Leben, so war eine neue Geburt, eine Wiedergeburt nöthig; eine solche konnte aber unmöglich von uns ausgehen, da wir ohne Leben aus Gott waren, sie konnte nur ausgehen von Gott selbst. Darum hat er uns sich selbst in Christo gegeben, darum hat er uns Christus und den heiligen Geist in der Taufe gegeben. So ruht unser neues Leben, unser gottseliges Leben ganz darin, daß wir selig in Gott find, weil wir Christus haben und in Christo Gott zum Vater haben. Die Gewißheit unserer Seligkeit ruht aber nie in unserm schwankenden Gefühl, noch in unserer zunehmenden Heiligung, sondern fie ruht auf den gewissen Thaten Gottes: auf der That Gottes in der Krippe und am Kreuz, daß in Christo seinem Sohne die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes wahrlich erschienen ist für alle Menschen; und auf der That Gottes in unserer Taufe, daß Gott uns darin Christus zu eigen geschenkt, daß er an unsere Wiege getreten und uns erschienen ist als der freundliche und leutselige Gott. So ist die Taufe unser Weihnachten, da Christus uns geboren ist und wir in ihm wiedergeboren sind; so ist die Taufe unser Pfingsten, da der heilige Geist über uns ausgegossen ist und sein Werk der Erneuerung in uns beginnt. So viele nun Christum ergreifen mit den Händen des bußfertigen Glaubens, die sind selige Leute, hier im Glauben, dort im Schauen. Wie lieblich schildert Paulus diese Gottseligkeit der Christen, wenn er nun den Glanz der Weihnacht gegenüberstellt jener Nacht ohne Christus, wenn er so beredt zu sagen weiß, was wir daran haben, daß Gott uns selig gemacht hat: nämlich daß wir „aus Gnaden gerecht und Erben des ewigen Lebens" geworden sind.

Von diesem seligen Stande eines Christenmenschen wollen wir

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