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fingen und sagen, so lange ein Odem in unserer Brust ist, wollen zu unserm Gott sagen: „Du hast Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich," wollen zu unsern Brüdern sagen:

kommt, fasset neuen Muth,
Er will mit Sonnenblicken
Uns locken und erquicken,
Ach ja, wir habens gut.

Denn wir haben nicht nur, was wir bedürfen, nein, wir haben über Bitten und Verstehen. Im Glauben dürfen wir frohlocken: Aus Gnaden gerecht! Liegt in der Sünde unfere ganze Unseligkeit und Unfriede und Unheil, so ruht all unsere Seligkeit und Friede und Heil in der Vergebung der Sünde, in der Lossprechung von der Schuld, in dem Erlaß der Strafe, in der Versöhnung mit Gott, in der Rechtfertigung vor ihm, in den Stehenkönnen vor seinem Angesicht, weil er uns um Christi willen täglich und reichlich die Sünde vergiebt. Hier liegt die tiefste Tiefe unsers innern Glückes, hier der Anker unsers Schiffleins, hier der Sonnenschein unsers täglichen Lebens, hier unser Halleluja und Hosianna: Aus Gnaden gerecht! Denn felig wird nur, wer zuvor gerecht geworden. Selig werden heißt, zu Gott kommen und in seinem Schoße ruhen. Aber zu Gott kann und darf nur kommen, wer gerecht ist. Da fragen wir traurig wie die Jünger: „Ja, wer kann denn selig werden“, da wir allesammt Sünder und dem Tode verfallen sind? Der Herr spricht: „Bei den Menschen ists unmöglich, aber bei Gott find alle Dinge möglich." Das ist eben die Liebe Gottes, daß er das Unmögliche möglich gemacht und seinen eingeborenen Sohn dahingegeben hat, auf daß die Sünder in Ihm können gerecht gesprochen, die Gottlosen können heilig und die Verlorenen können felig werden, so viele ihrer Christum ergreifen. Aus Gnaden gerecht

ohne Vorwurf vor dem heiligen Gott, wenn ich als armer Sünder in Christo vor ihn komme, ohne Schuld vor dem Richter, da Chriftus fie bezahlt, ohne Flecken vor seinem Auge, da Christus mich hüllt in das Kleid seiner Gerechtigkeit. Und darüber follten wir nicht jubeln? Es giebt keinen größeren Lobpreis des großen Gnadengoties, als das Bekenntnis von der Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein durch den Glauben, weil es keine größere Liebesthat im Himmel und auf Erden, kein größeres Geheimnis der Gottseligteit in Zeit und Ewigkeit giebt, als den Rathschluß des dreieinigen Gottes, die Sünder selig zu machen. Aus Gnaden gerecht das steht am Kreuz auf Golgatha in den Wunden des eingebornen Sohnes Gottes zu lesen; aus Gnaden gerecht das steht an der Wiege

des getauften Kindes; aus Gnaden gerecht Stirne der Erlösten; aus Gnaden gerecht

den erbleichenden Lippen der sterbenden Christen.

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das steht auf der das steht auch auf

Aus Gnaden gerecht", so sagen wir im Glauben, und „Erben des ewigen Lebens", so sagen wir in der Hoffnung. „Hat Gott seines eingebornen Sohnes nicht verschonet, wie sollte er uns mit ihm nicht Alles schenken?" Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben." Hat Gott uns sein Herz geschenkt, wie sollte er uns nicht sein Haus, seine Tischgemeinschaft und die Gemeinschaft der Heiligen, sein Paradies, seinen Himmel und seine Erde, sein Alles schenken? Sollen wir nicht mit Paulus einstimmen: „Das ist je gewißlich wahr?" Denn wer das Eine im Glauben unumstößlich gewiß weiß: aus Gnaden gerecht, der weiß auch das Andere in der Hoffnung unumstößlich gewiß: Erben Gottes und des Weltalls! Der blickt im Geist hinüber in den Thronsaal droben, in die Macht und Pracht der neuen ewigen Welt und spricht in der Zuversicht der Hoffnung: Das ist Alles mein, denn wir sind Erben des ewigen Lebens. Das ist gewißlich wahr.

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Und aus solchem Glauben und aus solcher Hoffnung erblüht ein neues Leben der Liebe in dem Christen, weil sein Herz gewandelt und seine innerste Stellung zu Gott und den Brüdern verändert ist. Denn nun heißt es bei dem, der die Liebe Gottes im Glauben erfahren hat: Lasset uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt"; und das Gebot haben wir von ihm, daß wer Gott liebet, daß der auch seinen Bruder liebe". Und diese Liebe stehet nicht in süßen Gefühlen oder frommen Redensarten, sondern sie bewährt sich in guten Werken. Denn das rechnet Paulus mit zu der Gottseligkeit der Christen, daß ihr Leben nicht zwecklos, nuglos, werthlos sei, sondern fruchtbar geworden ist, wenn er unsern Text schließt: Solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden. Solches ist gut und nüße den Menschen." Es handelt sich für den Apostel nicht um einzelne gute Werke oder edle Thaten, sondern daß der Christ in einem ganzen Stande guter Werke erfunden werde; nicht um erbauliches Geschwät, sondern was gut und nüge den Menschen ist. Paulus weiß, daß die Gottseligkeit zu allen Dingen nütze und die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens hat, daß das Christenthum nicht ein unpraktisches Gedankending und schöne Ansicht des Kopfes ist, sondern ein fruchtbarer Baum des Lebens, ohne dessen Früchte ein Volk verkommen und verderben muß. Er will, daß ein Christ sei ein Baum, gepflanzet

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an den Wasserbächen seiner heiligen Taufe, der seine Früchte bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, das geräth wohl."

So wollen wir unsern Gott preisen, daß er den hellen Glanz über unserm Leben hat aufgehen lassen, daß er die Nacht gewendet und Weihnacht hat werden lassen wir wollen rühmen die Leutseligkeit unsers Gottes und die Gottseligkeit des Christenlebens und wollen beten:

O Jesu, schöne Weihnachtssonne,
Bestrahle mich mit deiner Gunst;
Dein Licht sei meine Weihnachtswonne
Und lehre mich die Weihnachtskunst,
Wie ich im Lichte wandeln soll
Und sei des Weihnachtsglanzes voll.
Amen.

Am Jahresschluffe.

„Alles Fleisch ist wie Heu und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume, das Heu verdorret, die Blume verwelket, aber Gottes Wort bleibet in Ewigkeit", so ruft Jesaias der Prophet, wenn sein Auge hineinblickt in das Leben der Menschen, in ihr Kommen und Gehen, in ihr Blühen und Welken, in ihr Steigen und Fallen. Er steht und schaut mit dem tiefsinnigen Auge auf die sonnverbrannte Haide mit ihrem kurzen wechselnden Farbenspiel

er kennt die lieblichen Blumen, aber sie verwelken vor seinen Augen; er weiß um herrliche Blüthen unter den Menschen, aber sie finken in den Staub; Alles nimmt Abschied, Alles vergeht, Alles sinkt ins große weite Grab der Erde. Da hebt er sein Auge aufwärts: Eins bleibt, das ist Gottes Wort. Das leuchtet wie eine Sonne über der welkenden Haide und über den stummen Gräbern, das Wort des lebendigen Gottes blickt wie die Sonne seit Jahrtausendeu hernieder in dies Blühen und Welken auf Erden und strahlt in gleicher Schönheit wie in den Tagen der Schöpfung. Denn das Wort Gottes kommt aus der Ewigkeit und weist und trägt und zieht hin in die Ewigkeit, es ist selbst voll ewigen Lebens und birgt in sich Kräfte der zukünftigen Welt. Darum giebt dies Wort einen

Halt inmitten des Wechsels, hier ist Sonnenglanz inmitten der sich jagenden Wolken, hier ist Leben, göttliches, ewiges Leben inmitten alles Sterbens ringsumher.

Geliebte in dem Herrn, es ist Abend worden, und das Jahr hat sich geneiget. Unter den Klängen der Scheideglocke des alten vergehenden Jahres haben wir uns hier gesammelt um das Wort, das ewig bleibt. Laßt uns stille werden, schweigen und feiern vor unserm Gott, daß es bei uns heißen müsse: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt." Wo ist sein Tempel? Siehe, der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, von Menschenhänden gemacht. Zwar die Schöpfung draußen ist sein Tempel und alle ihre Schönheit wie der Saum seines Kleides, der den Tempel füllt, und wer ein offnes Ohr hat, der hört auch wohl draußen den großen Chorgesang aller Creaturen: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt." Aber herrlicher als in der Schöpfung hat Gott sich offenbart in seinem Worte voller Gnade und Wahrheit. Die heilige Schrift ist sein herrlicher Tempel: Der Vorhof das Alte Testament, das Heilige das Neue Testament und das Allerheiligste darin die Passion unsers Herrn Jesu Christi und wenn du sein Wort hörst oder seine Schrift liefest, so solls durch deine Seele ziehen: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt." durch sein Wort will er Wohnung machen in deinem Herzen. Himmel ist mein Stuhl und die Erde meiner Füße Schemel, was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen und wo ist die Stätte, da ich ruhen soll? Ich sehe aber an den Elenden und der zerbrochenen Herzens ist und der sich fürchtet vor meinem Wort." Wo solche Herzen beisammen sind, die ihre Hände ausstrecken nach dem Saum seines Kleides, da will der Herr einkehren, und von solchem Emmaus soll es heißen: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt." In diese Stille möchte mein Hirtenwort euch führen in dieser Scheidestunde des alten Jahres. Laßt es Feierabend sein, meine Lieben, tiefen stillen Feierabend voll Sabbathglanz und Sabbathstille von Oben. Er aber, der da Kraft hat für alle Müden und Stärke genug für alle Unvermögenden, Er wolle durch seinen Geist das Schriftwort, das wir betrachten wollen, machen zu einem Becher stärkenden Trankes für unser Aller Herzen. Es steht geschrieben

Hiob 29, 4.

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Und

Der

O, daß ich wäre wie zur Zeit meiner Jugend, da Gottes Geheimnis über meiner Hütte war.

Es ist ein ergreifendes Wort aus Hiobs Munde, kurz und tief und doch zugleich voll und weit, das uns an die verborgene Quelle führt, aus welcher die immer verjüngende Kraft entspringt, an den Brunnen Gottes, da wir trinken dürfen vom Wasser des ewigen Lebens. Es ist ein Wort, das uns zeigt, wo unsere eigentliche Kraft liegt. Denn die Freude am Herrn wird eure Stärke sein“, sagt die Schrift, und der Wahlspruch jenes alten Kirchenvaters hieß: Mein Leben in Unruhe, meine Ruhe in Gott." Wir wollen von Hiob lernen:

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Das Geheimnis der ewigen Jugend.

Das lehrt uns

der wehmüthige Seufzer des Rückblicks,
das brünstige Gebet des Aufblicks.

Aller Augen warten auf Dich, Herr, und Du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit; Du thust Deine milde Hand auf und erfüllest Alles, was lebt, mit Wohlgefallen. Herr, wir warten, gieb uns Speise aus Deinem Wort, thue Deine milde Hand auf und erfülle unsere Herzen mit Deinen Gaben. Amen.

I.

Es war eine Stunde tiefer Anfechtung, die Hiob diesen Seufzer auspreßte. Er saß in seinem unsäglichen Leid, krank am Leibe, gebeugt und freudlos in seiner Seele, verkannt und unverstanden von seinen Freunden, welche nur Worte herzloser Strafe für ihn hatten über verborgene Schuld und Unthat, von welcher er sich doch rein wußte. Seine blühenden Kinder hatte er sterben sehen, sein Weib war an ihm irre geworden, sein ganzes Glück war ihm in ein großes dunkles Grab hinabgesunken. Seine Kleider hatte er zerrissen und Asche auf sein Haupt gestreut. So saß er Tag um Tag auf den Trümmern seines untergegangenen Glückes. Da tauchen vor seinem Auge die sonnigen Tage seiner Jugend auf wie ein holdseliger Traum, da brichts heraus in heißer Sehnsucht wie ein herzzerreißendes Klagelied: „O, daß ich wäre wie zur Zeit meiner Jugend!"

Meine Lieben, es giebt falsche Rückblicke, es giebt Seufzer, die unter das Wort des Herrn fallen: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes." Ich meine nicht allein die Rückblicke der Weltlust, da ein Mensch sich wünscht noch einmal jung zu sein, weil ihm die Jugend wie eine lustige Fastnacht und das gebrechliche Alter wie ein finsterer Aschermittwoch erscheint. Nein, es giebt einen edleren Rückblick,

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