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vorüber, und als Mose ihm nachblickte und sah die Fußtapfen des vorüberschreitenden Gottes der Herrlichkeit, da vernahm er die Stimme Gottes, der ihm seinen Namen auslegie, den Namen, der ihm die tiefste Herrlichkeit seines Wesens offenbaren sollte, da Gott von Ihm selbst predigte: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Treue" - ein Wort, das durch das ganze Alte Testament widerhallt und das auch in unserm Text den Hauptspruch bildet, wenn der Sänger hineinblickt in das ganze gnadenreiche Walten Gottes, in die Wege Gottes mit seinem Volk im Lichte der Gnade; wenn er mit prophetischem Blick in's Neue Testament hinaus ausruft: Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten; so fern der Morgen ist vom Abend, läßt er unsere Uebertretung von uns sein." Meine Lieben, auch wir stehen heute am Erntefest im Felsen und blicken den Spuren unseres Gottes nach, wie er segnend durch die Fluren schritt, wie er segnend durch unser Leben schritt, wie er in all' seiner Gnadenherrlichkeit grüßend an uns vorüberging wohlan, wir wollen mit Mose niederfallen und einstimmen als Echo der Kinder auf die Rede des Vaters, als Amen der Gemeinde auf den Segen unseres Hohenpriesters: „Ja, barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte und Treue."

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III.

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Wie aber unser Erntelied nur quellen kann aus dem Jubel über die Vergebung der Sünden, so gipfelt unser Psalm in dem Triumphlied von der ewigen Jugend: Der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler“, dem Gott Jahr um Jahr ein neues Gefieder schenkt, daß er seine Schwingen regen kann über Berg und Thal.

Des Sängers Auge ruht auf der Allvergänglichkeit hienieden, er sieht die Blüthen fallen und den Wald sich färben, er sieht die kahlen Erntefelder, über deren Stoppeln der Herbstwind trauernd fährt, er sieht das wehmüthige Gleichnis menschlichen Bleichens und Welkens und ruft: „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber fährt, so ist sie nimmer da und ihre Stätte kennet sie nicht mehr." Und wer Augen hat zu sehen, der sieht es an dem Gleichnis der Feldblume, deren höchste Blüthe der Anfang ihres Welkens ist, sieht's auf dem Kirchhof an den Gräbern ohne Zahl; und wer ein Ohr hat zu hören, der hört durch alle die lauten Stimmen der Freude und des Vergnügens hindurch doch die Stimme des Weinens

über das Welken und Sterben, ja, er hört mit geistgeöffneten Ohren das Seufzen der Kreatur und ihr Sehnen nach dem Tag der Erlösung von der Eitelkeit und Hinfälligkeit, da Blühen und Welken, Gebären und Sterben miteinander wechseln, wovon das Buch vom Prediger Salomo ganz durchhallt ist mit dem Klagelied: „Ich sahe unter der Sonne, und siehe, es war Alles ganz eitel." Aber Eins vergeht nicht das ist die Gnade Gottes, die sich wölbt über der Haide voll welkender Blumen wie ein ewiger Himmel; Eins ist nicht unter der Sonne, sondern über der Sonne, über aller Himmel Himmel das ist Gottes Gnade, die alle Morgen neu ist. Und an diese Gnade klammert sich der Sänger mit seinen Glaubenshänden, denn diese ewige Gnade ist ihm zugesagt, und so weiß er kraft dieser Gnade, daß er an seinem Gott bleiben wird über alles Welken und Vergehen hinaus. Denn im Gegensatz dazu ruft er frohlockend aus: „Die Gnade aber des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit." So wandelt sich sein Lied von der Gnade in einen Triumph über die ewige Jugend, wie er durch das ganze Alte Testament klingt: Mögen die Knaben müde werden und die Jünglinge in ihrer Jugendblüthe dahinfallen, die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden, und ob sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein." Neutestamentlich verklärt, lautet aber diese selige Wahrheit: „Ob unser äußerlicher Mensch verweset, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert; als die Sterbenden, und siehe, wir leben."

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„Der Herr weiß, was für ein Gemächte wir sind, er gedenket daran, daß wir Staub sind." Aber diesen Staub von Erde hat er erwählt zu seinem Tempel, daß Er, der Dreieinige, darin wohnen will ewiglich. Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meiner Füße Schemel spricht der Herr was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen? Ich sehe an den Elenden und der zerbrochenen Herzens ist und der sich fürchtet vor meinem Wort." Da will er wohnen in den Herzen seiner Erlösten, die im Staube dieses Leibes pilgern und der Auferstehung warten, wo auch der nichtige Leib verklärt werden soll zu ewiger Jugend.

Auf dieser Höhe angelangt, wo der Sänger hineinblickt in die Ewigkeit der Gnade, in das Königreich, das nimmer vergeht und in seiner lichten Größe alle Vergänglichkeit überragt, dessen Stuhl fest steht inmitten der in's Grab sinkenden Geschlechter und Kreaturen

da blickt er um sich, blickt hinauf und hinab in die weite Runde

und selbst erschüttert von dem unausforschlichen Reichthum der unverdienten Gnade Gottes, hebt er an, Himmel und Erde zum Lobgesang aufzurufen: „Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man höre die Stimme seines Worts. Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen thut. Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft." Die Erzengel an Gottes Thron und die Heerscharen unter ihrer Führung sollen seine Mitsänger werden; alle Werke Gottes, der Himmel mit seinen Sternen, die Erde mit ihren Kreaturen, das Meer und Alles, was darinnen ist, sollen einstimmen in den brausenden Lobgesang: „Ehre und Lob und Preis sei dem, der auf dem Stuhle sigt, und dem Lamme von Ewigkeit zu Ewigkeit" und hinein in diesen Chor von Himmel und Erde, hinein in dieses Meer lobsingender Stimmen, hinein in dieses Tedeum des Weltalls mischt er seine einsame, frohlockende Stimme und schließt: „Lobe den Herrn, meine Seele." Das ist ein Ausblick und eine Weissagung auf das ewige Erntefest, wenn alle Garben eingebracht und Alles wird vollendet sein, wenn die Stimmen der erlösten Seelen den Chor der heiligen Sänger und Himmel und Erde das Orchester bilden werden zu dem Liede des Lammes in Ewigkeit.

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So laßt uns Erntefest feiern, wir miteinander, wir mit allen Engeln und Heerscharen, wir mit allen Werken Gottes an allen Orten seiner Herrschaft wollen anbetend singen und sagen: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat." Amen.

Am ersten Buhtag.

Matthäi 11, 20-24.

Da fing er an, die Städte zu schelten, in welchen am meisten seiner Thaten geschehen waren, und hatten sich doch nicht gebessert: Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Wären solche Thaten zu Tyrus und Sidon geschehen, als bei euch geschehen sind, sie hätten vor Zeiten im Sack und in der Asche Buße gethan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am jüngsten Gericht, denn euch. Und du, Capernaum, die du bist

erhoben bis an den Himmel, du wirst bis in die Hölle hinunter gestoßen werden. Denn so zu Sodom die Thaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, sie stände noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Es wird der Sodomer Lande erträglicher ergehen am jüngsten Gericht, denn dir.

,,Thut Buße und glaubt an das Evangelium,“

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das war die erste Predigt Christi in der Welt. Und vor ihm her geht Johannes der Täufer, und seine erste Predigt beginnt mit dem Wort:,,Thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen." Und ihm nach folgen die Apostel, und die erste Apostelpredigt am Tage der Pfingsten schließt mit dem Wort: „Thut Buße und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden." Mit diesem Ruf zur Buße ist das Evangelium von Christo in die Welt getreten, mit diesem Bußruf hat auch die Reformation angehoben. Denn Luthers erste von den fünfundneunzig Thesen lautet: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus sprach: ,Thut Buße', wollte er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sei." So soll denn jeder Tag des Christen ein Bußtag sein, darin er sich aufmacht und zu seinem Vater geht, ihm seine Sünde bekennt und Christi Vergebung ergreift und daraus die Kraft schöpft zu einem neuen Wandel im Licht.

Warum haben wir denn heute einen besondern Bußtag, wenn doch bei einem Christen alle Tage Bußtag sein soll? Meine Lieben, mit demselben Recht könnte man fragen: Warum haben wir denn einen besondern Charfreitag, Ostern, Himmelfahrt, da doch ein Christ täglich des Leidens Christi sich getröstet, täglich Ostern hält im Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit, täglich Himmelfahrt seiner Seele hält auf Flügeln der Anbetung? Was täglich von einem Christen im Kämmerlein geschieht, das thut die Kirche zu gewissen Zeiten im Gotteshause, um es gemeinsam zu thun und durch die wiederkehrende, gemeinsame Feier zur Uebung der täglichen Feier im Verborgenen zu locken und zu helfen.

So halten wir heute Bußtag, um mit den Tausenden und aber Tausenden unserer Brüder und Schwestern unsere Schuld vor Gott zu bekennen und seine Vergebung zu suchen, um uns gemeinsam von seinem Geist strafen zu lassen, um uns sagen zu lassen, wo es uns fehlt, um uns heilen zu lassen von unserm inwendigen Schaden. Möchte uns Allen der Bußtag ein Tag stiller Einkehr und heiliger Andacht sein; möchte uns die Stunde hier eine Stunde vor Gottes Angesicht sein. Denn es ist nicht meine Meinung, daß ich euch blos nach Hause entlassen wollte mit der Anweisung: So thut nun Buße und bekehret euch nein, hier, jest, in dieser

Stunde wollen wir Bußtag halten und unser Herz und Sinn von Gottes Geist und Gottes Wort durchleuchten lassen. Christi Wort soll zu uns geredet sein, und seine Bußpredigt an Chorazin und Bethsaida soll uns gelten. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist der Gemeinde sagt, wenn wir aus unserm Text hören: Des Herrn Weheruf,

und vernehmen daraus

die Sünde, die Jesus straft, und

die Selbstprüfung, die Jesus uns räth. Rede, Herr, denn Dein Knecht, Deine Magd hören. Amen.

I.

Von Jesu, dem Sanftmüthigen, von dem stillen Lamme Gottes heißt es heute in unserm Text: „Da fing er an die Städte zu schelten." Sonst hören wir ihn reden mit der holdseligen Stimme die Botschaft des Friedens, sonst lockt der gute Hirte so freundlich feine Schafe, heute hören wir ihn schelten mit erhobener Stimme, den heiligen Ernst im Angesicht. Und doch ist es dieselbe Hirtenstimme, welche sonst die Mühseligen ladet und jezt mit steigendem Nachdruck, mit flehentlicher Gewalt bittet, ja, im Liebeseifer zürnt über Kapernaum, nur darum zürnt, weil Kapernaum sich nicht will retten lassen, weil es verloren gehen will. Die Worte gehen durch Mark und Bein, ein Wehe um das andere ergeht wie rollende, grollende Donner, daß man gedenkt an des Propheten Wort: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten, der Herr Herr redet, wer sollte nicht weissagen?"

Aber was ist's denn, das dem Herrn diese Worte entlockt? Hat Chorazin sich schwer versündigt an dem Gefeße Gottes? Davon schweigt der Mund des Heiligen in Israel. Oder hat Bethsaida den Gözen gedient und in der Lust der Welt und den Lüsten des Fleisches gelebt? Das that Tyrus, die stolze Meerbeherrscherin, und Sidon, die lustige Stadt voll Reigen und Saitenspiel, voll Goldes und Purpur. Aber der Herr redet erträglicher von ihnen. Oder hat Kapernaum in der Versunkenheit heidnischer Laster und Greuel geschwelgt? Das thaten Sodom und Gomorra, und ihre stummen Sünden schrieen zum Himmel, aber der Herr redet erträglicher von ihnen. Was ist denn die Sünde Chorazins und was die Missethat Kapernaums?

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Unser Text antwortet: Es waren die Städte, in welchen am meisten von Jesu Thaten geschehen waren, und hatten sich doch

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