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Geliebte in dem Herrn, wir stehen am Schlusse des Jahres und blicken rückwärts und vorwärts; mit wehmüthigem Blick rückwärts auf die Sünden und Versäumnisse des vergangenen Jahres und flehen um Vergebung, aber wir wollen auch vorwärts blicken mit brünstigem Gebet um das Geheimnis der ewigen Jugend. Denn alles Fleisch ist wie Heu und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Heu verdorrt und die Blume verwelkt, aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Dies Wort bringt und versiegelt uns die Kindschaft. Und das Kindsein und Kindwerden und Kindbleiben das schüßt vor dem Welken und Altern in dieser weinenden, welkenden, sterbenden Welt. Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt." Aus dieser Stille steige das Gebet unserer Herzen zu ihm empor: O Herr, laß uns bleiben und wachsen, fruchtbar und frisch sein in der Kraft der Jugend, die aus Deinem Geheimnis über unserer Hütte quillt. Amen. Gebet:

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Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden, und das Jahr hat sich geneigt. Bleibe bei uns und Deiner ganzen Kirche! Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens,

am Abend der Welt. Bleibe bei uns mit Deiner Gnade und Liebe, mit Deinem Wort und Sakrament, mit Deinem Troste und Segen. Bleibe bei uns, wenn über uns kommt die Nacht der Trübsal und Angst, die Nacht des Zweifels und der Anfechtung, die Nacht des bitteren Todes. Bleibe bei uns und allen Gläubigen im Leben und im Sterben, in Zeit und Ewigkeit. Amen.

Am Reujahrstage.

Als König Salomo den Thron seines Vaters bestiegen hatte, brachte er dem Herrn bei diesem bedeutungsvollen Abschnitt seines Lebens tausend Brandopfer auf dem Altar zu Gibeon. In der Nacht erschien ihm der Herr im Traumgesicht und sprach: „Bitte, was ich dir geben soll." Und Salomo antwortete: „Siehe, ich bin ein kleiner Knabe und weiß weder meinen Ausgang noch Eingang. So wollest Du Deinem Knechte geben ein gehorsames Herz, daß er Dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse sei. Denn wer vermag dies Dein mächtiges Volk zu richten?"

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Dies gefiel dem Herrn wohl und Gott sprach zu ihm: „Weil du solches gebeten hast und bittest nicht um langes Leben, noch um Reichthum, noch um die Seele deiner Feinde, siehe, so habe ich gethan nach deinen Worten und habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, dazu, das du nicht gebeten hast, habe ich dir auch gegeben, nämlich Reichthum und Ehre, daß deines Gleichen nicht unter den Königen ist zu deinen Zeiten."

Geliebte in dem Herrn, auch wir stehen heute an einem bedeutsamen Lebensabschnitt und sind in Gottes Hause versammelt, den Anbruch eines neuen Jahres festlich zu begehen. Auch wir wollen damit beginnen, daß wir dem Herrn unser Brandopfer und Dankopfer bringen, das Dankopfer unserer Lippen und das Brandopfer unserer Selbsthingabe, für alle Barmherzigkeit, die der Herr je und je an uns gethan, für alle Treue, die er auch im vergangenen Jahre uns gehalten hat. Er tritt aber auch zu uns heute und spricht zu Jedem unter uns: Bitte, was ich dir geben soll. Werden wir alle bitten, wie Salomo bat? Ist Niemand hier, der nach Reichthum oder Ehre oder langem Leben griffe, wenn Gott ihm so die Wahl anheimgäbe? Oder wünscht sich Jedes unter uns für das neue Jahr nichts sehnlicher als ein gehorsames Herz?

Meine Lieben, Gott will in Wahrheit, daß wir uns heute etwas erbitten von ihm, aber er will auch, daß wir nach seinem Willen bitten. Denn Johannes sagt: „Das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir Etwas bitten nach seinem Willen, so höret er uns.“ Es giebt Etwas, das uns als Christen unentbehrlich ist in allen Tagen des neuen Jahres, das uns Gott ganz gewiß geben will, weil es genau nach seinem Willen ist, das wir uns heute hier vor seinem Angesicht erflehen wollen. Was ist dies köstliche Ding und wie heißt die edle Gottesgabe? Salomo nennt sie in alttestamentlicher Sprache: ein gehorsames Herz; Paulus nennt es in neutestamentlicher Sprache: die Liebe Christi, wenn er zu allen Christen spricht: „Ein Jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war." Dies Gesinnetsein nach Christo das sei unsere Neujahrsbitte am heutigen Tage, da Gott uns naht mit seiner Vollmacht: Bitte, was ich dir geben soll. O, möchten wir Ihm nahen mit dem Gebet: Gieb mir ein Herz nach Christi Herzen. Das sei mein Gruß zum neuen Jahre, wie er geschrieben steht Ebräer 13, 8.

Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit.

Das Evangelium für den Neujahrstag enthält den Einen Vers von dem Namen Jesu, und der erste Tag des Jahres in unserem

Kalender trägt diesen hochgelobten Namen an der Stirne, weil alle folgenden Tage nur in diesem Namen über alle Namen gesegnet sind. So ist auch unser Text ein rechter Neujahrsspruch, weil er im Dahinfliehen der Tage und Jahre auf Den weist, der da war und der da ist und der da kommt. Es wird sich Vieles bei uns und um uns her ändern im neuen Jahre; wer ahnt den Wechsel der Zeiten, und wer vermag der Wandlung seiner Lage zu entgehen? aber Einer ist, der ändert und wandelt sich nicht, Einer ist, der über allem Wechsel und Wanken thront, Er bleibt ewig sich selbst treu und uns. Zu Ihm wollen wir fliehen und unsere Losung sei am Jahresanbruch:

Jesus Christus, gestern und heute und derselbe

Darum

in Ewigkeit!

Ihm nach! und

Ihm entgegen!

Herr Jesu Christe, der Du bist unsere Zuflucht für und für, wir loben Dich, wir anbeten Dich, wir sagen Dir Dank, daß Du bleibest, wie Du bist, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Bleibe bei uns, wie Du verheißen hast, und hilf uns, daß wir bei Dir und an Dir bleiben alle Tage, Du Herr, gestern unsere Sühne, Du Herr, morgen unsere Wonne, Du Herr, heute und so lange es heute heißt die Kraft unseres Lebens. Amen.

I.

Unsere erste Neujahrslosung heißt: Christo nach! Denn Er war gestern vor uns her. Sahst du ihn nicht, wie er durch dein Leben hinschritt und seine Fußtapfen troffen von Segen? Sahst du nicht die hehre Gestalt, die einst an deine Wiege getreten und in der heiligen Taufe dich an ihr großes Herz genommen, dich beim Namen gerufen und zu dir gesagt hat: Du bist mein? Sahst du ihn nicht, wie er dir begegnet ist, und vor dir hergegangen, und nach dir sich umgesehen, und dir zugerufen hat: Folge mir nach! Wohl mögen zu Zeiten deine Augen gehalten gewesen sein, wie die Augen der Emmausjünger, die den stillen Pilgrim nicht kannten, der mit ihnen wandelte, bis er vor ihnen verschwand, und sie an ihren brennenden Herzen fühlten, daß es Jesus gewesen, der vor ihnen hergegangen war. Kennst du solche Emmausstunden in deinem

Leben, wo dirs

mit Einem Male wie Schuppen von den Augen fiel und du an der Bewegung deines Herzens spürtest, daß der Vater dich zum Sohne gezogen habe und du seine heilige Nähe fühltest? Wohl mögen deine Augen zu Zeiten von Thränen umflort gewesen sein, wie das Auge Maria Magdalenas, welche im Ostergarten nach dem Auferstandenen weinte, obwohl er neben ihr stand, der himmlische Gärtner vor der Blume voll Thau im Kelch, bis seine Stimme rief: Maria! Kennst du solche Osterstunden in deinem Leben, wo seine Stimme in seinem Worte dich durchdrang und du ihm zu Füßen fielest, weil er vor deiner Seele stand als der auferstandene Friedefürst, er der Gärtner und du die Blume, die er so treu und geduldig so lange Jahre gepflegt? Wohl mag dein Herz zu Zeiten umdunkelt gewesen sein, wie das Herz des Thomas, dem Christus gestorben und die Welt zum Grabe geworden war, bis er seine Hände in des Herrn Seite und seine Finger in die Nägelmale legte, und er dessen gewiß geworden: Jesus lebt. Kennst du solche Thomasstunden in deinem Leben, wo dir der Herr verborgen, und dein Lebensgang verworren, und die ganze Welt wie ein dunkles Räthsel erschien, bis die Ostersonne dir aufging und die Nebel zerrissen, und die Wege Gottes mit dir von Christo her zu Christo hin lagen klar vor deinen Augen, also daß du im Blick auf die Treue, mit welcher Er durch alle deine Tage mit dir gegangen, ausrufen mußtest: Mein Herr und mein Gott!

Wer ein geöffnetes Auge hat, der muß bekennen: Christus war in dem ganzen Gestern unsers Lebens vor uns her. Das Beste in unserm Leben ist irgendwie mit ihm verknüpft, die heiligsten Stunden, die wir erlebt, sind aus ihm gequollen, an ihm haben wir uns aufgerafft, an ihm uns gehalten, ihm galten unsere edelsten Thränen, und unser höchster Jubel feierte ihn. Meine Lieben, streicht einmal durch in eurem Leben, was mit Christo zusammenhängt, all das Licht, das von ihm strahlte auf eure Kindheit, all die Liebe, wie sie wiederglänzt in wahrer menschlicher Liebe, all den Trost der Vergebung der Sünden für ein aufgewachtes Gewissen, all die Lebensmacht wider Tod und Grab, all die Hoffnung des ewigen Lebens

was bleibt dann übrig von unsern Jahren und Tagen, als ein armseliges dunkles Dasein, Tage ohne Sonne, Jahre ohne Ziel, Leben ohne Gott und Sterben ohne Hoffnung? Aber ihr könnt es gar nicht durchstreichen, zu innig ist das Bild Christi mit eurem ganzen Leben verwoben, als daß ihr es daraus entfernen könntet. Du kannst nur entweder undankbar verleugnen, oder dankbar preisen:

Christus war gestern und alle Tage meines Lebens vor mir her, darum gilt die Losung: Ihm nach in seinen Fußtapfen!

Mit dieser Losung wollen wir hineingehen ins neue Jahr, mit seinen Aufgaben und mit seinen Leiden, die es uns bringen wird. Das wird uns lehren gewisse Tritte thun, Christus will unsere Weisheit und unsere Kraft sein. Euch Kinder, euch Söhne und Töchter, rufe ich unter sein Kindheitsbild, das für euch zum heiligen Vorbild wird in jenem Ausrufe: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, was meines Vaters ist?" Darum Ihm nach! Euch Männer und Frauen rufe ich in seine heilige Nachfolge, da er zu uns Allen spricht: Lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig." Darum Ihm nach! Euch, die ihr euch einsam und verlassen vorkommt, rufe ich zu: Macht euch auf, Christo nach, denn er weiß, wie euch ums Herz ist; er ist auch einsam gewesen, aber er hat euch zur Nachahmung das Wort, gesagt: „Ich bin nicht allein, sondern der Vater ist bei mir." Euch, die ihr müde und laß werden wollt in der Arbeit eures Berufs, stelle ich Christum vor Augen, wie er spricht: „Ich muß wirken, so lange es Tag ist, es kommt die Nacht, da Niemand wirken kann." Darum Ihm nach! Christus thut, was er siehet den Vater thun; Christus redet, was er höret vom Vater; so gilt von seinen Jüngern: „Gleichwie Er ist, also sind auch wir in dieser Welt." Wir sollen handeln, wie wir Christus handeln und wandeln sehen; wir sollen reden, wie wir Christus reden und schweigen sehen. Ja mehr: wir sollen in seiner Nachfolge uns üben und lernen so handeln, wie Christus an unserer Statt handeln würde, und so reden, wie Christus an unserer Statt reden würde. Dies meint Paulus, wenn er sagt, daß die Gläubigen durch seinen Geist schon hienieden in Christi Bild verklärt werden sollen von einer Klarheit zu der andern. Die hinreißende Liebe Christi soll in der Liebe seiner von ihm hingerissenen Jünger ihren Ausdruck finden, Christi Demuth und Niedrigseinwollen soll in dem Wandel seiner Knechte und Mägde sich abprägen, Christi Heilandsgestalt soll in dem Thun und Lassen seiner Erlösten eine solche Gestalt gewinnen, daß sie wie Er heilend, spendend, segnend durch das Leben schreiten: jeder Jünger ein Prophet, der von Christo zeugt; jeder Christ ein Priester, der sich für die Brüder opfert; jeder Gläubige ein König von Gottes Gnaden, der in Christi Kraft auf Löwen und Ottern tritt und im Glauben die Welt überwindet.

Dies Alles liegt wahrlich in der Neujahrslosung: Christus gestern vor uns her, darum Ihm nach heute und alle Tage! Aber wem

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