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unter uns wird dabei nicht zu Muthe wie dem Salomo, als er auf
seinen großen Beruf blickte und verzagen wollte, wenn er auf seine
kleine Kraft sah? Wem liegt es nicht nahe, mit ihm, der doch ein
großer König war, zu sprechen Angesichts der hohen Aufgaben und
der mancherlei Kämpfe, die das neue Jahr uns bringen mag: „Siehe,
ich bin ein kleiner Knabe, weiß weder meinen Ausgang noch Ein-
gang."
Darum wollen wir zu unserm Gott gehen und ihn bitten
um göttliche Weisheit, um ein gehorsames Herz, um das Gesinnet-
sein nach Christo. Je größer der Beruf und je kleiner die eigene
Weisheit, je höher die Aufgabe und je geringer die eigene Kraft,
um so nöthiger, aber auch um so tröstlicher der Freibrief, von Ihm
bitten zu dürfen, was wir brauchen, und die Gewißheit zu haben,
daß Er giebt über Bitten und Verstehen. Was Salomo dort that,
als er den Herrn bat, das spricht der Sänger aus in dem innigen Liede:
Was kann dein schwaches Kind vollbringen?

Ich weiß mir gar in keinem Rath,
Drum sei in groß und kleinen Dingen
Mir immer selber Rath und That.
Du willst dich meiner gar nicht schämen,
Ich kann dich ja zu Allem nehmen,
Du willst mir selber Alles sein.
So sollst du denn in allen Sachen
Den Anfang und das Ende machen,
Dann stellt sich lauter Segen ein.

Das heißt beten nach der Losung: Er vor uns her und wir Ihm nach! Gelobt sei Jesus Christus, daß er ist gestern und heute und derselbe in Ewigkeit.

II.

Der aber gestern und heute vor uns her ist, derselbe ist auch morgen zu uns im Aufbruch, es sei in unserm Sterben oder in seiner Wiederkunft. Darum heißt die Losung nicht nur: Ihm nach, sondern auch: Ihm entgegen! Wie Er unser A ist, von dem wir herkommen, so ist Er auch unser O, zu dem wir hinwollen. Ich hatte einst eine seltsame Begegnung. Auf meinen Wanderungen im Amt kam ich einmal an einem Bauernhof vorüber, an deffen Thor ein Greis mit silberweißen Haaren lehnte. Er schaute mich durchdringend an, so daß ich stehen blieb und ihn grüßte. Da hub er an, so seltsam im biblischen Gleichnis von der Wiederkunft Christi zu fragen: „Meinen Sie, daß der Feigenbaum jest ausschlägt?" Da es tiefer Winter ringsumher war, so verstand ich sofort seine Frage, und im Blick auf sein ehrwürdiges Haupt antwortete ich: „Gewiß; darum hebet eure Häupter auf, dieweil sich eure Erlösung

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nahet." Da leuchtete sein Auge und er fragte: „Um Vergebung, wo sind Sie her?" "," antwortete ich, „ich frage die Menschen nicht, wo sie her sind, sondern wo sie hin wollen, wo wollt 3hr denn hin?" Mit einem seligen Lächeln erwiederte er: „Ins himmlische Jerusalem." Nun," fuhr ich fort, „da sind wir ja auf dem gleichen Wege, nur daß Ihr mit Eurem weißen Haar mir ein gut Stück voraus seid auf der Wanderung." Mit dem Scheidegruß: „Auf Wiedersehn droben," drückte ich ihm die Hand und eilte weiter. Aber, Geliebte in dem Herrn, euch laßt mich heute fragen: Wo wollt ihr hin? Wo liegt das Ziel eures Lebens und die Krone eurer Pilgrimschaft? David betet: „Herr, lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat," und Paulus bekennt von denen, die in Christo sind: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn." Stephanus sieht im Leiden und Sterben den Himmel offen und seinen Herrn stehen zur Rechten Gottes, bereit, seinen treuen Zeugen zu empfangen, und Johannes hört am Schluß aller Gesichte den Herrn auf dem Stuhl zu ihm sagen: Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Lette."

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So ist Christus und sein Reich das Ziel der ganzen Weltgeschichte, Christus und das Kommen zu ihm das Ziel des Christenlebens. Durch ihn allein ist unser Leben gerettet von Sünde, Tod und Verdammnis das ist unser Christenglaube; durch ihn allein kann unser Leben vollendet werden zu ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit das ist unsere Christenhoffnung. Er gestern vor uns her das ist die Weihe unserer Tage; Er morgen zu uns im Aufbruch, es sei in unserm Sterben oder in seiner Wiederkunft das ist die Verklärung unserer Zukunft. Denn es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, daß wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist." Er ist derselbe Christus: der Gekreuzigte und der Thronende, der Erniedrigte und der Erhöhte, der Christus der Geschichte und der Christus der Zukunft. So ist Er auch der Christus unserer Lebensgeschichte und der Christus unserer Lebenszukunft. Darum heißt unsere Losung nicht nur: Ihm nach, sondern auch: Ihm entgegen!

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Mit dieser Losung wollen wir ins neue Jahr hineingehen mit seinen Aufgaben; und mit seinen Leiden, die es uns bringen wird. Es ist die Kehrseite von der Nachfolge Christi nach dem Reichs

grundsatz: „Dulden wir mit, so werden wir auch mit herrschen; sterben wir mit, so werden wir auch mit leben." Die Losung Ihm nach!“ ist uns geläufiger, verständlicher, durch die Fußtapfen seines Lebens und seiner Passion greifbarer, aber auch die Losung: „Ihm entgegen!" enthält für den Christen einen mächtigen Trost und Sporn, sowohl für sein Wirken als für sein Leiden. All unsere Arbeit, es sei im Hause oder im Beruf, sie sei groß oder unscheinbar, es sei an uns selbst in tiefer Verborgenheit oder an Andern in großer Zersplitterung sie gewinnt doch erst ihren

innern Zusammenhang, ihren heiligen Zweck und ihr höchstes Ziel dadurch, daß sie eine Arbeit für Christus, ein Dienst an seinem Reich, ein Wirken in seiner Liebe ist. Ob Er sie verwerthen, wie viel er davon gebrauchen kann, das ist seine Sache, aber unser ist die Gesinnung, daß wir als seine Haushalter möchten treu erfunden werden, daß wir unter aller Berufsarbeit Ihm entgegenpilgern und nach dem Werktag hienieden im Sabbath bei ihm ruhen möchten. Der Christen Losung bei ihrer Arbeit ist: Heute und die Ewigkeit!" Denn Christus ist das Ziel ihres Wirkens und Kämpfens und Pilgerns.

Ebenso all unser Leiden, es sei am Leib oder an der Seele, es sei in der Stille oder vor Menschen, gewinnt doch erst seinen innern Zusammenhang, seinen Adel und sein verklärendes Licht, wenn es erfaßt wird als ein Leiden in der Gemeinschaft mit Christo, als eine Hemmung, die uns fördern muß im Entgegenkommen zu Ihm, als eine Läuterung im heißen Tiegel, damit sein Bild in uns geprägt werde. Wo die Nacht der Leiden sich über den Christen legt, da leidet er doch der Morgenröthe entgegen und weiß, daß, so er nur in der Liebe Christi bleibt, alle Dinge, auch der Pfahl im Fleisch und der Faustschlag vom Satansengel, ihm zum Besten dienen müssen. Christen übernachten hier in der Herberge und fingen unterwegs: „Der Weg kürzt immer ab.“ Paulus frohlockt in den Ketten im Blick auf den nahen Tag seiner Hinrichtung: „Ich werde schon geopfert und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden; ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird; nicht aber mir allein, sondern auch Allen, die seine Erscheinung lieb haben." Das heißt Christo entgegengehen, entgegenleiden, entgegensterben. Das heißt im tiefsten Leiden das Haupt aufheben und Christo die Arme entgegenstrecken.

So sei denn Christus unser A und O. Denn in Ihm wurzelt unsere Geschichte, in Ihm gipfelt unsere Zukunft. Was

wir gelebt, das ist dahin, dunkel und thöricht, aber was Christus an uns gethan, das bleibt licht und schön. Was noch kommen. wird, ist uns Alles ganz ungewiß aber Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit, Er bleibt uns gewiß. Denn Himmel und Erde werden vergehen, aber seine Worte vergehen nicht. Es kann uns kein böser Tag kommen, wenn wir Christo entgegengehen.

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Einst stand Mose, der Mann Gottes, vor dem Herrn, seufzend unter der Last der Aufgabe, wie er das Volk aus der Wüste ins gelobte Land führen sollte. Der Herr hatte ihm verheißen, er wolle ihn mit seinem Angesicht leiten, und Mose hatte ihm geantwortet: Wo Dein Angesicht nicht gehet, so führe uns nicht von dannen herauf. Denn wobei soll doch erkannt werden, daß ich und Dein Volk vor Deinen Augen Gnade gefunden haben, ohne wenn Du mit uns gehest?" Als der Herr ihm dies zugesagt, bittet Mose: „Laß mich Deine Herrlichkeit sehen." Und der Herr antwortet ihm: „Ich will vor deinem Angesicht her all meine Güte gehen lassen und will predigen lassen des Herrn Namen vor dir, aber mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich siehet. Wenn aber meine Herrlichkeit vorüber geht, will ich dich in der Felsenkluft lassen stehen, und du wirst mir hintennach sehen.“ Da kam der Herr hernieder in einer Wolke und trat daselbst zu ihn, und da er vor seinem Angesicht vorüberging, hörte Mose die Stimme Gottes, wie er ihm seinen Namen offenbarte: „Heir, Herr Gott, barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue." Und Mose neigte sich eilend zur Erde und betete an.

Geliebte in dem Herrn, wir stehen am Anbruch des neuen Jahres, und im Blick auf unsere Ohnmacht sagen wir mit Mose: Wo Du, Herr, nicht mit uns gehest, so führe uns nicht von dannen hinauf. Zwar können auch wir den Herrn in seiner Führung nicht von Angesicht sehen, sondern nur hintennach seine Fußtapfen erkennen. Aber auch uns läßt Er heute an der Jahreswende auf hohem Felsen stehen und rückwärts und vorwärts blicken. Wir blicken zurück auf all die vergangenen Jahre und bekennen: Wahrlich, Du hast all Deine Güte vor unserem Angesicht hergehen lassen, und wo wir in unserem Leben die Spuren Deines Nahens erblicken, da triefen sie von Gnade. Wir blicken aber auch vorwärts in die noch kommenden Tage und Stunden, und wo uns bange werden will, da halten wir uns vor den Namen unseres Gottes: Barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue. Und wir haben mehr denn Mose. Denn in Christo ist erschienen die ganze Herrlichkeit Gottes voller Gnade und Wahrheit: Christus ist das uns zugewandte

Angesicht Gottes im Fleisch, Christus ist der Name Gottes über alle Namen. Er war gestern vor uns her, Er kommt morgen im Aufbruch zu uns, heute aber und so lange es heute heißt will Er mit uns gehen und uns mit seinen Augen leiten. Denn Er hat verheißen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Gelobt sei sein herrlicher Name vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang, vom Anbruch des Jahres bis zu seinem Ende, gelobt sei Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Darum Ihm nach Kyrie eleyson und Ihm entgegen Hosianna in der Höhe.

Amen.

Am Fest Epiphanias.

Jesaias 60, 1-6.

Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir, und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln, und die Könige im Glanze, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf und siehe umber: diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter zur Seite erzogen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meere zu dir bekehret und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kameele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.

Epiphanias heißt zu deutsch: die Erscheinung des Herrn. Der Abschnitt des Kirchenjahres, welcher diesen Namen trägt, zeigt uns das Leben Christi auf Erden, wie die Weihnachtszeit uns die Geburt, und die Passionszeit das Leiden Christi zeigen. Es ist ein Leben in Selbstentäußerung und Selbsterniedrigung und doch ein Leben der Erscheinung des Herrn, weil darin die Herrlichkeit des Gottmenschen sich offenbart; ein Leben in Knechtsgestalt, in welchem dennoch die Züge der Gottesgestalt hervorleuchten. Die Evangelientexte der Epiphanienzeit tragen daher alle dies Gepräge, daß die verborgene Hoheit Jesu darin heraustritt: Die Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande, der Tempelgang des zwölfjährigen Jesusknaben mit dem Worte: Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in

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