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dieser Gemeinden. Da ermahnt der Apostel zu heiliger Sorgfalt, zu gründlichem Erwägen, zu unparteiischer Gerechtigkeit. Denn alles Regieren in der Kirche ist nur ein Dienst an den Gemeinden.

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Weiter wendet sich Paulus zu der mancherlei Noth in der Gemeinde, für welche Gott die mancherlei Gaben weckt, und spricht: Giebt Jemand, so gebe er einfältiglich". Statt vieler Auslegung laßt mich ein Beispiel sagen: Als wir in meiner vorigen Gemeinde die Kirche bauten, kam ein Dienstmädchen zu mir und dankte so von Herzen für die Fülle des Trostes, den sie in der Predigt des Evangeliums gefunden, und für die Arbeit, die ich an ihrer Seele gethan, und brachte mir von ihrem Ersparten hundert Mark. Das war ein Geben einfältiglich, auf welchem das Wohlgefallen Dessen ruhte, der einen fröhlichen Geber lieb hat. Denn als ich diesen Zug später in einem Kreise reicher Leute erzählte, da gaben mir zwei derselben jeder tausend Mark zum Kirchbau, sodaß ich dem Dienstmädchen sagen konnte: Siehe, dein Pfund hat zehn Pfund getragen.

Endlich sagt Paulus: „Uebt Jemand Barmherzigkeit, so thue er es mit Lust.“ An Gelegenheit zu Barmherzigkeit ist kein Mangel, aber die Seele barmherzigen Dienstes ist die Liebe, die es mit Lust thut. Wir freuen uns, daß es Diakonissen giebt, welche in der Liebe zu Christo und zum Nächsten es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, die Kranken zu pflegen; aber Pauli Ermahnung, geht an alle Christen, welche Zeit, Kraft und Geschick zu allerlei barmherzigem Dienste haben. Wollte Gott, daß in jedem Hause solch ein evangelischer barmherziger Bruder und eine evangelische barmherzige Schwester wäre, welche die Barmherzigkeit mit Lust übte.

Siehe, so redet Paulus von den mancherlei Gaben, die der heilige Geist in der Gemeinde wirkt und die zum Besten des Ganzen in der Gemeinde verwerthet werden sollen. Habe ich nun nicht recht gesagt, daß eine Gemeinde ein Bienenkorb sein soll, dessen Leben und Weben die Losung tragen soll: Einer für Alle und Alle für Einen!?

II.

Nun geht der Apostel weiter und schildert das ganze Liebesleben einer Christengemeinde wie einen Sonnenschein, der von dem neuen Leben in Christo ausgeht. Ueberschaut man das Ganze mit einem Blick, so ist's ein wunderbares Bild, das sich hier vor uns aufthut, um so heller strahlend, weil das ganze Heidenthum und das bloße Menschenthum nichts aufzuweisen haben, was diesem Liebesleben des Christenthums auch nur annähernd gleichkäme von der Wurzel bis zur Krone.

Paulus hebt an mit der Liebe. Geboren aus dem Glauben an die Liebe Gottes, mit welcher Er uns in Christo geliebt hat, ist sie das neue Leben, dessen Glanz in all den folgenden Ermahnungen hervorbricht. Die Liebe des Christen ist eine Tochter des Glaubens und eine Mutter aller guten Werke. Darum gilt es vor Allem, die Liebe in ihrer Reinheit zu wahren: „Die Liebe sei nicht falsch“, sondern wahrhaftig. Wird doch so Vieles mit dem schönen Namen der Liebe geschmückt, was doch nur falsches Zudecken, heuchlerisches Schmeicheln und sittliche Gleichgültigkeit ist. Paulus ermahnt die Christen zur heiligen Christenliebe, welche „das Arge haßt und dem Guten anhängt". Die Liebe von Christen zu Christen sei herzlich, weil sie in Christo mehr als blutverwandt sind. Dennoch hebt diese innige Liebe, welche auf der Gottesverwandtschaft beruht, die rechte Ehrerbietung untereinander nicht auf. Sind auch die Gläubigen in Christo alle gleich, so sind sie doch in Adam und auf dieser Welt alle ungleich. Ein Christ erkennt die gottgeordneten Unterschiede der Stände und Berufe willig an und wartet nicht, bis der Andere kommt, sondern er folgt Pauli Wort: „Einer komme dem Andern mit Ehrerbietung zuvor."

Darauf warnt Paulus vor der Trägheit. Denn zur Arbeit sind wir alle berufen, und Trägheit ist eine Sünde, ist ein Laster, nur schwerer zu erkennen als andere Laster. Fragst du: Was sollen wir denn arbeiten? so antwortet das heutige Evangelium: Was Er euch saget, das thut“, und die Epistel spricht: „Seid nicht träge, was ihr thun sollt“. Merke wohl: Paulus sagt nicht: Was ihr thun wollt, sondern: Was ihr thun sollt. Es liegt ein tiefer Zug in unserer Natur, daß wir das Außergewöhnliche lieber und leichter thun als unsere einfache Pflicht, und es ist eine Krankheit unter den Christen, daß sie oft in selbsterwählten Werken die nächsten Pflichten ihres Berufs vergessen. Ich habe Menschen gekannt, die gegen Andere sehr liebenswürdig waren, und zu Hause waren sie unausstehlich, wahre Gassenengel und Hausteufel. Unser Katechismus sagt anders; dort heißt es: „Da siehe deinen Stand an“; denn unsere Arbeit muß vor allen Dingen in unserem Berufe einhergehen. Aber woher bekomme ich Kraft zu freudiger Arbeit, wie kriege ich Flügel an die Schultern gegen das Blei an meinen Füßen? Paulus zeigt uns das geheime Mittel gegen die Trägheit, wenn er fortfährt: Seid brünstig im Geist". Im heutigen Evangelium wird uns erzählt, wie Jesus zu Kana aus Wasser feurigen Wein gemacht. So thut er den Seinen noch heute, wenn er sie mit seinem Geist durchglüht, und die natürlichen Kräfte der Seele zu seinem Dienste

weiht, wenn er unser Alltagsleben durch seine Gemeinschaft würzt und unsere Leiden verklärt, wenn er das Thränenwasser zu Freudenwein wandelt und uns von Grund des Herzens froh macht. „Denn die Freude am Herrn wird eure Stärke sein." Gegen die Trägheit des Fleisches hilft nur die Inbrunst des Geistes, aber diese Inbrunst soll nicht plump und taktlos sein, darum schließt Paulus den Gedanken ab mit dem Wort: Schicket euch in die Zeit", dienet dem gelegenen Zeitpunkte. Ein Christ soll nicht mit der Thür ins Haus fallen, sondern soll lauschen auf den rechten Augenblick, wenn die Thür aufgeht, soll lernen, sich in die Umstände fügen und sich nach der Gelegenheit schicken und bücken. Denn die Zeit ist kurz und die günstigen Gelegenheiten selten und nur zu rasch versäumt.

Paulus weiß, daß wir durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen müssen, darum sagt er den Christen zu Rom: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal”. Gerade in der Nacht der

Trübsal blinkt der helle Stern der Christenhoffnung doppelt schön, also daß Christi Jünger ihrem Meister nachsprechen können: „Ich habe eine Speise, da wisset ihr nicht von;" ein Christ kennt das verborgene Manna in der Wüste und trägt die zukünftige Herrlichkeit als seine große Hoffnung in seinem Busen. Christen sind ein Zukunftsvolk, denn an den Erstlingen des Geistes, die sie empfingen, haben sie die Weissagung der vollen Ernte, die ihnen droben reift. Das versüßt ihr Leid, das verklärt ihre Thränen, das macht sie inwendig zu Propheten, die auf ihren Trümmern hienieden von Kronen und Thronen weissagen, das macht sie zu Sängern am Reigen, die fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal ihre Harfen nehmen und im Lande der Fremde das Lied von der Heimat singen, als die Traurigen und doch allezeit fröhlich. Um aber diese Grundstimmung des Christen wach zu erhalten, mahnt Paulus: „Haltet an am Gebet". Denn wo das Gebet erlischt, da stirbt der Puls des geistlichen Lebens, da verliert das Herz seinen Schwung und das Leben seine Weihe.

Ein Herz aber, das seinen Mittelpunkt in Christo gefunden, lebt nicht für sich allein, sondern weiß sich im Glauben und in der Liebe im gliedlichen Zusammenhang mit allen Heiligen und Gläubigen als Brüdern in Christo. Darum die Mahnung: „Nehmet euch der Heiligen Nothdurft an, herberget gerne." Ein solcher heißt die Brüder willkommen und öffnet gern das Haus denen, die mit ihm denselben Herrn bekennen. Aber auch gegen die, die draußen sind, auch gegen die Feinde soll sich der priesterliche Sinn der Christen erweisen in barmherziger Liebe. Selbst überschüttet von göttlicher

Vergebung und himmlischem Segen, soll ein Christ mit segnenden Händen durch das Leben gehen nach Pauli Regel : Segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht." Auch Freud und Leid

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um ihn her lassen den Christen nicht kalt; es ist ein schöner, echt menschlicher Zug am Christen, den Paulus hier anmerkt, daß das in der Bekehrung weich gewordene Herz des Christen lernt sich zu freuen mit den Fröhlichen und zu weinen mit den Weinenden. Endlich aber vermahnt der Apostel zur Einigkeit, weil ihm daran so viel gelegen ist, weil er weiß, wie diese Einigkeit im Geist immer in Gefahr ist zerstört zu werden durch den Eigensinn des Fleisches. Darum empfiehlt er als sichersten Weg zum einerlei Sinn die Demuth, wenn er schließt: „Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen."

Dies ist nun in Kürze der lange Inhalt unserer herrlichen Epistel. Ists nicht eine wahre Pracht des Sonnenscheins, der von Christo, der Gnadensonne, ausgeht und in diesem Bilde einer christlichen Gemeinde leuchtet? Heißt es nicht in Wahrheit hievon, daß in den mancherlei Gaben und in dem ganzen Liebesleben der Christen untereinander: „Jesus offenbart seine Herrlichkeit"? Aber wo

ist eine solche Gemeinde zu finden? Ich hörte einst sagen: „Ueber einen Text wie die heutige Epistel können wir doch eigentlich kaum predigen, denn wir haben nun einmal keine apostolischen Gemeinden, auch fehlen uns die Gaben jener Zeit, z. B. die Gabe der Weissagung." Nun, meine Lieben, wäre dem so, so hätte ich euch heute wohl vergeblich gepredigt und könnte nur ein Klagelied anstimmen, daß eben leider, leider jene schöne Zeit unwiederbringlich vorüber sei. Aber dies will ich nicht thun, meine Brüder, sondern sagen: Euch, euch habe ich diese Epistel gepredigt, dieweil auch ihr von Gottes Gnaden eine Gemeinde Christi seid. Eine apostolische Gemeinde war eine Versammlung von Menschen, die auch arme Sünder waren, aber durch die Predigt von Christo berufen und gesammelt um die Gnadenmittel des Worts und Sakraments. Christus war darin, aber Fleisch und Blut war auch darin, denn der alte Mensch steckte ja in jedem Christen; es waren Gläubige darin, aber es waren auch Heuchler und Gottlose darunter. Was soll denn das Gerede von apostolischen Gemeinden? Haben wir nicht denselben Christus wie sie, dieselbe Taufe, dasselbe Wort, dasselbe Abendmahl? und ist der heilige Geist nicht heute noch kräftig und schäftig, die Seelen zu berufen von der Finsternis zu Christi wunderbarem Licht? Mag auch das Maß seiner Wirkung zu verschiedenen Zeiten ein verschiedenes sein, mag die Gestalt der Gaben eine andere gewesen

sein als jezt das Wesen, das, was eine Gemeinde zu einer Gemeinde Gottes und Christi macht, haben wir Gottlob heute noch wie einst. Wo aber die apostolischen Gemeinden treuer gewesen sind in Lehre und Wandel, eifriger im Forschen der Schrift, fester im Glauben, brünstiger in der Liebe, zuversichtlicher in der Hoffnung, aufopferungsvoller im Leiden, da sollen sie uns ein hohes Vorbild und ein Gegenstand tiefer Beschämung sein. Das ist aber noch lange kein Grund, zu sagen: unsere Epistel tauge nicht für unsere Gemeinde. Hätte die apostolische Gemeinde zu Rom all diese Ermahnungen nicht gebraucht, so hätte sie Paulus nicht geschrieben. Wir wissen aber, daß sie auch an uns geschrieben ist, gerade weil wir mit Danksagung deffen vor Gott gewiß sind, daß wir von Gottes Gnaden, durch Christi Nahen im Wort und Sakrament und durch des heiligen Geistes Wirken eine Gemeinde Gottes sind. Gerade darum wollen wir uns gesagt sein lassen, was Paulus schreibt. Wir wollen ehrlich bekennen: Es fehlt uns viel zu diesem Bilde; wir wollen hinter jeden Vers ein Kyrie eleyson seßen und rufen: Herr, gehe nicht mit uns ins Gericht, denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht." Aber wir wollen uns aufmachen und zu unserm Vater gehen, wollen bei ihm holen Vergebung für alles Versäumte und Kraft für alle Aufgaben. Es giebt eine Kraft, die wir Alle haben können. Denn Gottes Gnade ist alle Morgen neu, und Gottes Wort ist alle Tage kräftig, und aufrichtiges Gebet hat die tägliche Verheißung: „Er giebt Kraft genug den Müden und Stärke genug den Unvermögenden." Wir wollen die Sonnenstrahlen der Liebe, mit welcher Gott uns geliebt hat, in unser Herz fassen, damit der helle Schein davon wieder herausbreche in der Liebe zu den Brüdern, auf daß der Herr auch an uns und in uns und durch uns etwas von seiner Herrlichkeit offenbaren könne und auch an uns erfüllt werde das hohepriesterliche Gebet des Herrn: „Ich in ihnen und Du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins, und die Welt erkenne, daß Du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie Du mich liebest." Amen.

Am dritten Sonntage nach Epiphanias.

Römer 12, 16-21.

Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet Niemand Böses mit

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