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das von dem höchsten Wesen gesprochen! und doch, wie muß uns die ewige, die göttliche Wahrheit davon mit der menschlichen zugleich so unmittelbar einleuchten! Das ist es, was wir Alle er: fahren, der die liebet, welche wir lieben, wird dadurch auch der Gegenstand unserer Liebe. Und wenn er das vorher schon auf irgend eine Weise war: so wird er nun der Gegenstand einer anderen, neuen und innigeren Liebe. Anders als so kann es nicht sein; war der Erlöser der unmittelbare Gegenstand des göttlichen Wohlgefallens, wie sollte Gott nicht Wohlgefallen an denen gewonnen haben, die in ihm die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Bater erkannten? war Er deshalb der Gegenstand seines Wohlge: fallens, weil durch ihn das ganze menschliche Geschlecht sollte zu Gott geführt und verherrlicht werden: wie sollten nicht die auch Gegenstand seines Wohlgefallens geworden sein, und gleichsam ein Abglanz seiner Herrlichkeit auf sie hinübergeflossen sein, die nicht nur in ihm in der That die Erfüllung aller göttlichen Verheißun: gen erkannten, und von ihm wußten, Er sei die Quelle, welcher die Worte des Lebens allein entströmten, sondern die auch nun nicht anders konnten als ihm in der Erfüllung aller göttlichen Rathschlüsse zum Heil der Welt mit ihrem ganzen Dasein dienen!

Und, m. g. Fr., wie stellt nun der Erlöser uns diese Liebe Gottes dar, deren Gegenstand wir um seinetwillen werden? Er sagte in den vorhergehenden Worten zu seinen Jüngern, Ich will nicht sagen, wenn ihr etwas bedürfet, wenn ihr den Vater etwas bitten wollt, daß ich für euch den Vater bitten werde; nein, denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebet und glau bet, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ist nun nicht dieses, m. th. Fr., das höchste Verhältniß, in welchem der Mensch zu Gott stehen kann, daß er bitte und daß Gott gewähre, daß er frage und daß Gott antworte? denn jede Frage ist doch selbst eine Bitte und jede Antwort ist eine Gabe. Auch ist dies Verhältniß niemals irgendwo unter dem menschlichen Geschlecht anders gedacht und anders ausgedrükkt worden als eben so. Gab es irgendwo ein besonderes Heiligthum für höhere Wesen oder für das höchste: so war es, damit dort Gebet dargebracht werden könne vor Gott und damit seine Erhörung von da ausstróme; damit die zweifeln den Gemüther da ihre Frage niederlegen könnten und eine Antwort empfahen aus irgend einer geheimnißvollen Tiefe des göttlichen Wesens. Und nur das ist das eigenthümliche Verhältniß, in welchem wir zu ihm, dem Vater, stehen, daß er uns nur zu geben

braucht, wonach das durch das Wort seines Sohnes gereinigte Herz begehrt, daß er uns nur zu antworten hat auf solche Fragen, weil eben keine anderen in uns entstehen vermöge unserer Liebe zu dem Erlöser und unseres Glaubens, daß Er von Gott ausgegangen ist, als Fragen die sich auf diese Liebe und diesen Glauben bezie hen. was können wir uns Größeres von unserm Verhältniß zu Gott denken! Ist das höchste Wesen der Quell alles Heils und alles Guten: wohlan! so muß auch alles gut sein was von demselben kommt. Sind aber seine Gaben Gewährung unserer Bitten: so ist ja das ein Zeichen, daß wir das bitten, was er zu gewähren gesonnen ist, daß unsere Seele in Uebereinstimmung mit dem ist, wonach er die Welt der geistigen Wesen, welche zu seinem Bilde geschaffen sind, regiert und ordnet; ein Zeichen, daß wir nur das begehren, was er selbst als das Gute für uns gesezt hat. Denn sonst würde er nicht gewähren, was wir bitten, wenn wir etwas anderes båten als dieses. Und dies, m. g. Fr., sieht der Erlöser also an als die Frucht unserer Liebe zu ihm; die ihn lieb gewonnen haben und zum Glauben gelangt sind, daß Er von Gott ausgegangen sei, was können sie anders bitten als nur, was zu dem gehört, um dessentwillen Er von Gott ausgegangen ist und in die Welt gekommen, wie er, nachdem es erfüllt war, auch wieder die Welt verließ und zu seinem Vater zurükkehrte? was können sie anders bitten, als was. dazu gehört, daß die Welt selig werde durch ihn? Und wenn unsere Bitten keinen andern Gegenstand haben, als der aus unserer Liebe und unserm Glauben zum Erlöser her vorgeht: wohlan! sagt er, so darf ich nicht erst sagen, daß ich den Bater für euch bitten will, denn er selbst, der Vater, hat euch schon lieb; das heißt, von ihm wird euch von selbst die Gewährung kom: men. Aber freilich, m. G., dies beides, das gehört wesentlich zusammen und ist der eigentliche Grund dieses Verhältnisses zwischen Gott und uns, wie der Erlöser es stiften will: daß wir ihn in der That lieb gewonnen haben, so wie Er war, wozu Er gekommen. ift, wozu Er gelebt, wozu Er sein Leben gelassen hat, und daß wir zur Ueberzeugung gekommen find, Er sei von Gott ausgegangen, von Gott den Menschen gegeben zu ihrem Heil, um seine be feligenden Rathschlüsse an ihnen zu erfüllen. Darum sagt auch der Erlöser zu seinen Jüngern nicht lange vor dieser Rede, Vorher habt ihr noch nichts gebeten in meinem Namen. Denn nur, was aus diesem Glauben an ihn und aus dieser Liebe zu ihm herrührt, das ist ein Gebet in seinem Namen; und nur für das, was in

seinem Namen gebeten wird, sagt Er seinen Jüngern die Gewährung zu. Nun also, sagt er, wenn ich nicht mehr unter euch sein werde, werdet ihr bitten in meinem Namen: dann wird eure Seele erst ganz gereinigt sein von den falschen Vorstellungen, die früher noch eurer Liebe und eurem Glauben beigemischt waren, und dann werdet ihr nur das erbitten wollen, was von Anfang an der eigent liche Gegenstand eures Lichtens und Trachtens gewesen ist, nur das nämlich was zu dem großen Werk gehört, welches der Vater mir gezeigt hat, daß ich es vollbringen soll. So demnach, sofern wir nichts anders mehr bitten, als was in seinem Namen gebeten werden kann, hat der Vater uns lieb, so daß er uns gewähret, was wir bitten; und solche Liebe zum Erlöser ist unzertrennlich verbunden mit dem Glauben, daß Er von Gott ausgegangen ist. Wie könnten wir uns sonst so ganz an das Werk und Wollen eines einzelnen Menschen binden!

Doch, m. g. Fr., laßt uns einen Augenblikk bei diesen Worten besonders verweilen! Seit wie langer Zeit schon sind sie unter den Christen immer wieder Veranlassung geworden zu heftigem Streit und schmerzlichem Zwiespalt! wie sehnlich haben die Gläubigen gestrebt immer tiefer einzudringen in das geheimnißvolle dieses Ausgegangenseins des Erlösers von Gott! und wie oft hat eine besondere Art sich dasselbe so oder so zu denken die Christen ganz und gar entzweit, und ihre sonst so innige Gemeinschaft zerrissen! Wenn solche geheimnißvolle Lehre, wenn irgend solche nåhere Bestimmungen der Art, wie der Erlöser von Gott ausgegangen ist, mit zu dem Glauben gehörten, auf welchem die besondere Liebe Gottes zu uns beruht: o wie würde dann Er, der ja der Abglanz dieser Liebe war, die Seinigen so im Stich gelassen haben, daß Er ihnen nicht die deutlichsten und bestimmtesten Aufschlüsse hierüber auf das eindringlichste mitgetheilt håtte! wie håtte Er es so gleich: sam auf das Ungefähr hinlegen können, ob sie zu dieser Erkenntniß gelangten oder nicht, wenn doch ihr Antheil an dieser besonderen Liebe des Vaters zu uns davon abhing! Wie leicht ist nicht immer bald dieser bald jener auf eine neue Vorstellung hierüber gerathen! wie schwer haben sich von jeher die Christen über Eine und dieselbe vertragen können, und jeder doch hat die seinige gestüzt auf die Schrift! Wie unheilbringend ist diese dem Anschein nach so unvermeidliche Verschiedenheit, wenn es nicht genügt zu glauben, daß Er von Gott ausgegangen sei; sondern wer nicht auch fest darauf hålt, daß dies so nicht sondern nur so zu verstehen sei, auf dem

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ruhe auch nicht die Liebe des Vaters. Aber, m. th. Fr., eben deswegen, weil der Erlöser beides unsere Liebe zu ihm und unsern Glauben so unmittelbar in Verbindung bringt, können wir auch sicher sein, was unsern Glauben, daß Er von Gott ausgegangen ist, nur auf solche Weise berührt, daß es nicht auch zugleich auf unsere Liebe zu ihm Einfluß hat, das kann auch von keinem Einfluß sein auf die Liebe seines Vaters zu uns; und alle Verschiebenheiten dieser Art können wir ruhig gewähren lassen, so daß dies immer aufs Neue zum Gegenstand der christlichen Forschung mag gemacht werden! Aber was unsere Liebe zum Erlöser nicht fördern kann, mithin auch nicht die Liebe des Vaters zu uns bestimmt, o das soll noch viel weniger unsere Liebe unter einander ftören; das soll noch viel weniger das Band der Einigkeit des Geistes trennen, in welcher wir dadurch, daß wir sein Werk fördern, unsere Liebe zum Erlöser beweisen. Darum möge jenes alles auf sich beruhen! wenn wir nur gewiß sind, die Frage, die in unserm heutigen Evangelio Johannes an ihn thun läßt*), Bift du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? könne nicht anders beant: wortet werden, als ja, in ihm seien alle Gottesverheißungen Ja und Amen, kein Anderer sei zu erwarten nach ihm; in ihm sei uns die ganze Fülle der göttlichen Liebe und Gnade eröffnet, und das wahre Leben uns durch ihn mitgetheilt; ja alle heilsame Wahrheit sei uns durch ihn vor Augen gelegt -wenn wir das wissen, das heißt glauben, daß Er von Gott ausgegangen ist. Denn die Ers füllung der göttlichen Rathschlüsse kann nur von Gott ausgehen, und der muß von Gott ausgegangen sein, in welchem sich das so bunt verschlungene oft so dunkle Schikksal der Menschheit auflösen sollte, so daß aus allem immer wieder derselbe Frieden, der von oben kommt, hervorgehen muß, und dasselbige ewige Leben zu welchem Alle durch den Tod hindurchgedrungen sind, welche an ihn glauben.

III. Doch laffet uns, m. g. Fr., noch eine dritte Frage vorlegen und sie beantworten. Nun also deswegen, weil wir den Erlöser lieben und glauben, daß Er von Gott ausgegangen ist, der Bater uns liebt, und wir also zu Gott in einem solchen unmittel baren Verhältniß der Liebe stehen: wird nicht von dem Augenblikk an, wo wir uns desselben bemächtigt haben, wo das wirklich unser Eigenthum geworden ist, unser besonderes Verhältniß

*) Matth. 11, 3.

zum Erlöser etwas Ueberflüssiges und wieder aufgehoben? so daß wir am richtigsten sagen würden, das erste und ursprüngliche sei immer die allgemeine Liebe Gottes zu Allem, was lebt und ihn in seinen Werken wahrzunehmen fähig ist; weil aber die Menschen die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufgehalten haben, weil sie Gott nicht erkennen wollten in seinen Werken und ihn preisen, weshalb sie denn in immer tieferes Verderben hinabsinken mußten, darum habe er von Ewigkeit beschlossen, seinen Sohn zu senden, an welchem nun ihre Liebe und ihr Glauben zunächst haften soll. Durch diesen sollen sie fähig gemacht werden, die Ordnung Gottes wahrzunehmen und seinen Willen zu erkennen, sie sollen nicht nur seiner Almacht inne werden, sondern auch auf seine Vaterliebe schließen. Ist aber nun so das leitende Bewußtsein dieses Verhåltnisses zwischen Gott und den Menschen wieder hergestellt, und sie so zur Kindschaft Gottes wieder gelangt: dann entstehe auch aus der Erkenntniß seiner Liebe die Gegenliebe, und eines so besondern Punktes, durch welchen das Verhältniß vermittelt würde, bedarf es nicht mehr. Liebt uns der Vater: so bedürfen wir auch keiner Fürbitte mehr, auch nicht dessen, den er uns zum Heil gesandt hat; wie ja auch Christus das selbst sage. Woher sollten wir also nicht in diesem unmittelbaren Verhältniß zu Gott bleiben können, und die Dazwischenkunft Christi eben so gut mit der Zeit vergessen werden, als früher nicht die Rede davon war? Sehet da, m. g. Fr., das ist der Unterschied zwischen den Christen, welche von dem Erlöser nur lernen wollen, welche glauben, daß Er dazu gesandt sei, um das Auge des menschlichen Geistes für die nothwendige, für die setigmachende Wahrheit wieder zu eröffnen; sei aber der Mensch wieder zur Wahrheit hindurchgedrungen und werde von ihrem Licht erleuchtet, so entzünde es sich auch an ihm selbst und brenne in ihm fort, und sein Geist wåre ja nicht Eins, wenn nicht auch die Kraft in ihm wüchse, der erkannten Wahrheit zu folgen. Und so müsse nun auf das Bestreben eines Jeden gerechnet werden, sich selbst weiter fortzuhelfen, nachdem uns die Wahrheit gegeben ist in Christo; dankbar müsse sein Andenken gesegnet bleiben unter den Menschen, und seine Lehre sei immer die erste Stufe auf der sie feststehen: aber unmittelbar bestehe nun das Verhältniß des kindlichen Gehorsams der Menschen gegen Gott so wie das Vertrauen auf die Segnungen seiner väterlichen Liebe in der eignen Einsicht gegründet. Aber anders ist die Rede derjenigen, welche nicht nur vom Erlöser lernen wollen, und nicht blos glauben, daß Er dazu

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