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was seinen einzigen Grund hat in der Anhänglichkeit an das Nichtige und Vergängliche, nur nicht das, was den Menschen von Gott, dem Urquell alles Seins und Lebens entfernt, doch das lezte freilich auch, nur auf eine ganz andere Weise.

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II. Wohlan denn, m. g. Fr., ist nun dieses der Sinn des Apostels, so lasset uns zweitens fragen: in welchem Zusammenhang steht nun diese seine Regel mit unserem eigentlichen inneren Leben in dem Reiche Gottes?

Zuerst haben wir wol dies allgemeine zu bedenken. Wenn der Apostel sagt, Weinet mit den Weinenden, und freuet euch mit den Fröhlichen: so sezt das voraus, daß Weinende nicht nur da seien, sondern auch sich kund geben; und eben so daß die innere Freude des Herzens, von welcher Art sie auch sein möge, auch vernehmlich heraustrete an das Licht des Tages. Das geschieht freilich von selbst; denn es gehört zu dem Wesen der menschlichen Natur. So hat Gott den Menschen geschaffen, und ihn darauf von Anfang an berechnet, daß er ein zahlreiches Geschlecht sein soll, welches die Erde erfülle mit geistigem Leben. Denn damit hångt zusammen, daß kein Mensch im Stande ist, sich selbst abzuschlieBen; was ihn im Innern bewegt, das malt sich auch in seinem Aeußeren, und tritt mehr oder weniger heraus mit und wider seinen Willen. Aber welch ein Unterschied, wir werden uns alle dessen bewußt sein auch in dieser Beziehung, ob uns das Mitgefühl unserer Brüder entgegen kommt, oder ob wir annehmen müssen, daß in unserer Nåhe nur kalte Herzen schlagen! Wenn uns das Gefühl wird, daß die Aeußerungen unserer Freude und unseres Schmerzes nirgend einen Anklang finden, daß sie nichts in einem andern Gemüth hervorrufen, sondern Alles bleibt, als wenn niemand unsern Zustand wahrgenommen håtte: ja dann entsteht gar leicht die an sich widernatürliche Neigung, wenigstens so viel es in unserer Gewalt steht, uns in uns selbst zu verschließen, weil der Mensch sich scheut mit Recht vor alle dem, was eitel ist und leer, vor jeder Bestrebung ohne Erfolg, die ihm nichts austrågt, sondern leer zu ihm zurükkehrt. Wo nun aber kein solches Hinderniß vorhanden ist, sondern wir in der natürlichen Aeußerung unseres Zustandes durch ein reges Mitgefühl aufgemuntert werden: da ist es gleich ein ganz anderer Sinn, indem das innere Bewußtsein sich kund giebt! Da ist schon, indem wir uns selbst äußern,. der Wille in uns, die Gemüther auf eine ähnliche Weise zu bewe gen; da lassen wir uns nicht nur gefallen, daß sie um uns wissen,

weil wir nicht anders können, sondern wir wünschen eine wirkliche Gemeinsamkeit des Daseins zu stiften durch diese natürliche und unbezwingliche Richtung des Gemüthes. Und dies, m. g. Fr., ist ja der erste Anfang alles gemeinsamen Lebens auch in Beziehung auf unsere höhere Bestimmung für das Reich Gottes. Durch diese bewegten Gemüthszustände, wenn wir sie frei gewähren lassen, lernen wir am besten die Menschen kennen, und vermögen sie in der Wahrheit ihres Daseins in unser Herz aufzunehmen; freuen wir uns und trauern wir mit ihnen, so wissen wir auch wie weit wir uns mit ihnen vereinigen können zu gemeinsamen Thaten und Werken, und überhaupt was für ein genaues Verhältniß statt finden kann zwischen ihnen und uns. Ja auch dieses kommt noch hinzu, alle menschliche Empfindungen, welche innerhalb der heiligen Schranken liegen, über die wir auch mit unserm Mitgefühl nicht hinausschreiten dürfen, werden eben dadurch, daß sie sich mit Bewußtsein zur Anregung des Mitgefühls entwikkeln, auch gemildert und im rechten Maaß erhalten. Haben wir theilnehmende Brüder, denen wir uns gern aufschließen, so sind wir schon dadurch jedem Uebermaaß des Schmerzes und der Freude weniger ausgesezt, welches die Kraft des Willens lähmt und das Licht des Geistes trübt; und je mehr alle unsere inneren Bewegungen sich in einem reinen Mitgefühl nicht nur spiegeln sondern auch låutern, um desto mehr werden wir dann uns jenem Zustande nåhern können, daß der Wechsel entgegengesezter Empfindungen in unserm Gemüth immer schwächer wird, und wir immer weniger jenem Auf- und Absteigen zwischen Hoffnung und Furcht, zwischen Fröhlichkeit und Schwermuth ausgesezt sind. Denn beides, Erhöhung der Kraft und MåBigung ihres Erregtseins wird durch das Bewußtsein des Mitgefühls in unsere Seele hineingeleitet; es bildet sich ein ausgleichender gemeinsamer Ton derselben in denen, die auf ursprüngliche Weise bewegt sind in ihrem Inneren, und in denen, die in der Kraft der Liebe diese Bewegung theilen. Ja wir dürfen sagen, erst in diesem gemeinsamen Gefühl ist die rechte Wahrheit; da stellt sich uns erst jedes in der Bedeutung dar, die es auch für die Anderen haben kann, nicht in dem Uebermaaß zu dem uns das überraschende des Augenblikks hingerissen hat. Wir wissen, daß in diesem nicht die Wahrheit ist, weil es verraucht; aber das Auge der Liebe wird immer richtig abschäzen, und das gemeinsam gewordene Gefühl wird immer auch bestehen vor dem gemeinsamen Geist.

Doch laßt uns nicht nur bei unsern einzelnen vorübergehen

den Zuständen stehen bleiben, sondern weiter zurükkgehend fragen, was ist denn der erste Anfang gewesen, durch welchen sich eben die feligmachende Kraft des Evangeliums offenbarte, welche den ganzen Inhalt des apostolischen Briefes ausmacht, aus welchem die Worte unseres Textes genommen sind? Was anders als Mitgefühl mit dem menschlichen Elend und Mitfreude an der menschlichen Empfänglichkeit hat den Erlöser bewegt? wovon anders ging seine Predigt aus, als daß er an alles, wovon wie er wußte, das Innerste des menschlichen Herzens bewegt wurde, die Verkündigung des Reiches Gottes knüpfte, auf daß die Menschen sich entledigen könnten von dem Bewußtsein ihres gesunkenen Zustandes, und zu der Quelle des Lebens hinzunahend ihre Armuth nicht nur bedekken, sondern fie in eine Fülle des geistigen Lebens verwandeln könnten, indem sie von dem nåhmen, der allein zu geben hatte. Und eben so, m. g. Fr., geht es auch izt im Reiche Gottes und in dem Leben der Einzelnen. Wenn wir weinen mit solchen Weinenden, welche zu stark in ihrem Gemüth bewegt werden durch allerlei natürliche Uebel, wie die Vergånglichkeit des menschlichen Lebens sie mit sich bringt, oder durch die geselligen Uebel, welche sich in dem zusammengesezten und verwikkelten menschlichen Leben neben vielem guten und schönen doch auch immer mehr anhäufen; wenn wir ihnen in ihrer Freude und in ihrem Schmerz ein mitfühlendes Herz entgegen bringen, aber ihnen zugleich auch zu erkennen geben, daß, indem wir mit ihnen weinen oder uns mit ihnen freuen, wir noch einen eigenen Schmerz haben über sie, weil wir sie nåmlich zu sehr ergriffen finden von dem Wechsel des menschlichen Lebens: so wird uns dann der natürliche Lohn werden, daß wir das innerste schlummernde Bewußtsein des höheren Berufs erwekken; und offenbart fich dieses dann und kommt zum Vorschein, dann sind wir auch die nächsten ihnen die Hand zu reichen, 'um sie aus diesem Zustande zu retten und zu einem solchen zu leiten, der sie über die flüchtigen Freuden und Leiden des menschlichen Lebens gleich sehr erhebt.

Allein, m. g. Fr., ich kann nicht umhin ehe ich endige noch auf gewisse Gegenstände des Mitgefühls in Freude und Schmerz aufmerksam zu machen, die wir uns vorher nicht vorgehalten ha= ben. Es ist leicht, daß wir theilen, indem wir selbst uns freuen, die Freude und den Schmerz, indem wir selbst weinen, das Weinen und die Lust Anderer, wenn beides nur mit einander verträglich ist in einer und derselben Empfindung des Gemüths; und so können wir in derselben Zeit uns freuen mit dem Einen und, trauern mit

dem Andern. Aber wie dann, wenn die Freude des Einen und die Trauer des Andern gegen einander gerichtet sind? wenn es die Zwietracht ist, aus welcher Freude und Schmerz in dem menschlichen Leben hervorgeht? Der Eine freut sich an dem Leid, das er selbst dem Andern bereitet, weil er es nämlich nur ansieht als die gerechte Züchtigung dafür, daß jener Recht und Gesez verlezt, daß er sich aufgelehnt habe gegen die Ordnung, nach der Gott die menschlichen Angelegenheiten regiert. Der andere leidet, aber er halt nicht nur sich und die zunächst mit ihm verbundenen für un terdrükkt, und wird nicht nur in dem Gefühl des Unrechts zugleich der Ohnmacht und Nichtigkeit seines Zustandes inne: sondern in sein Leid mischt sich das Gefühl davon, daß irgend eine von den heiligen Angelegenheiten des menschlichen Lebens auf lange Zeit so gut als verloren ist, daß mißbrauchte Macht oder rohe Gewalt einen Triumph feiern über die heiligsten Ansprüche der Menschen. Wie sollen wir dann uns freuen mit dem Einen und trauern mit dem Andern? und sollen wir, wenn so gewaltsame Aufregungen auf einem tiefliegenden inneren Zwiespalt beruhen, durch unser Mitgefühl an diesem Zwiespalt theilnehmen? Je größer solche Verwikklungen in dem menschlichen Leben sind, m. G., um desto sicherer können wir sein, daß dabei etwas Anderes und Höheres im Spiel ist, worauf wir unsere Aufmerksamkeit mehr als auf Freude und Schmerz zu richten haben in solchen großen Kämpfen um die wichtigsten Güter des Lebens. Indem wir denken, es ist eine Zeit des Gerichts, geziemt uns zu warten, bis der Herr seinen Thron aufschlägt, und wir seinen Spruch vernehmen. Nicht als ob wir schließen sollten, der, den er wieder erhebt, sei auch der, auf dessen Seite das Recht stehe, der, den er demüthigt, sei der Verfechter des Unrechts gewesen; nein, denn auch im Großen, nicht nur für die vorübergehende Zeit eines einzelnen Lebens sondern ganze Menschenalter hindurch ist es wahr, daß der Herr kann züchtigen, wen er lieb hat. Aber seine Wege wenigstens erkennen wir dann, und wissen, was er gewähren will und was versagen; was wir nicht beurtheilen können, so lange ein solcher Kampf der Empfindungen noch besteht. Aber doch soll unser Mitgefühl sich beiden Theilen zuwenden; wir sollen uns freuen mit dem, der sich freuet, aber zugleich ein Mitgefühl hat für den, der im Streit ihm gegenübersteht, wir sollen trauern und weinen mit dem der da weint, aber in seinem Schmerz noch offen ist, wenn auch nicht für die Freude seines Gegners, doch für andere Freude, wie entfernt sie auch von seinem

Leben aufsprieße, und wie wenig sie ihm selbst zugänglich sei. Und nicht anders, m. g. Fr., ist es ja auch mit der Wirkung des Mitgefühls in Beziehung auf die unmittelbaren Angelegenheiten des Reiches Gottes. Es ist noch in einem Zustande des Kampfes; menschliche Meinungen und Ansichten über das Göttliche treten immer noch einander gegenüber, wir können nicht anders als in dieselben verflochten werden: aber doch soll auch der Streit an dem wir selbst theilnehmen unser Mitgefühl nicht hemmen; doch sollen wir die Liebe, auch zu dem der auf der entgegengesezten Seite steht, fest halten, sollen ein Mitgefühl haben auch für die Schmerzen, welche Andere über uns empfinden, weil wir auf andere Weise, als sie es für recht halten, den Menschen zu helfen kommen. Im Kampf für das Wahre und Gute, mag die Ansicht, welche jeden leitet, die richtige sein oder nicht, sollen wir uns freuen über jede Kraft, die sich entwikkelt, ist es nur eine Kraft des Glaubens und der Liebe, sehen wir nur Tüchtigkeit in Rath und That, Aufopfe rung und Treue; über Alles, was sich so offenbart, daß wir ein Treiben des göttlichen Geistes darin ahnden können, sollen wir uns freuen, wenn wir auch noch mancherlei Irrthum und Verderben darin nicht nur ahnden, sondern deutlich sehen und erkennen. Und sicher, je mehr wir uns in solchem Mitgefühl halten, um desto we= niger werden wir selbst leidenschaftlich ergriffen werden von dem Streit der Zeit; je mehr wir so in der Kraft der Liebe feststehen, um so heller wird uns auch das Licht der Wahrheit leuchten; je weniger wir uns selbst suchen, sondern das was des Andern ist, um desto mehr werden wir im Stande sein, das Göttliche zu erkennen und es zu unterscheiden von dem Menschlichen und Irdischen.

Und so, m. th. Fr., ist uns der Weg durch dieses Leben gezeichnet, und einen andern giebt es nicht; durch Freude und Schmerz und in der Seligkeit des Mitgefühls, indem wir überall unsern Brůdern das Herz öffnen zu brüderlicher Theilnahme, so sollen wir uns allmählig durchringen. Und je mehr wir bewährt werden in diesem Kampf; je mehr das Herz, ohne an Kraft zu verlieren, in sich still wird in dem Mitgefühl für Freude und Leid um uns her: um desto mehr sind wir bereit, einzugehen in das Heiligthum des Friedens; denn um desto mehr werden wir mit herzlichem Dank gegen Gott inne werden, daß auch unser Herz der Seligkeit fähig ist, die über der Freude und dem Schmerz steht; um desto mehr werden wir uns über alles unstete Schwanken erheben, und uns als Genossen dessen bewähren, der aus Mitgefühl mit den Menschen der ganzen

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