ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Welt das Heil gebracht hat. Je mehr wir so uns mitfreuen und mitweinen, daß sich dem Nächsten der ungestörte Friede Gottes in unserm Herzen kund giebt, desto eher öffnet sich auch sein Herz dem göttlichen Wort. Wie schön wenn wir auf diese Weise das Band der Liebe enger anziehen und mehr damit umfassen! wenn wir es bewähren, daß von dem Geist, der die Liebe zu Gott und die Gewißheit der Liebe Gottes in unsere Herzen ausgießt, auch allein alles reine lobenswerthe Mitgefühl und alle brüderliche Theilnahme ausgeht! Keinen Kampf also scheuend und gegen nichts uns verschließend, von wannen uns hier ein schmerzliches Mitgefühl zu: strömen könnte, immer in der ganzen menschlichen Welt lebend, so weit das Auge unsers Geistes sie zu erfassen und unser Herz sie mit den Athemzügen der Liebe aufzunehmen weiß; so uns selbst vergessend, und immer nur auf das große Reich Gottes sehend, in dem wir uns mitbewegen, laßt uns der Vorschrift des Apostels nachkommen: so werden wir gelangen zu dem rechten festen, unerschütterlichen Frieden Gottes in der Kraft dessen, der gekommen ist als das Ebenbild Gottes, um uns seinen Frieden zu bringen, nicht wie die Welt ihn giebt. Amen.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

IV.

Am 8. Sonntage nach Trinitatis 1831.

Lied 523. 676.

Text. Matth. 7, 1.

Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.

M. a. Fr. Es giebt nicht leicht ein Wort des Erlósers, was uns Alle unausbleiblich so mit dem Eindrukk überrascht, daß wir immer auf alle Weise Alle dagegen gefehlt haben und immer noch fortfahren dagegen zu fehlen. Aber wenn wir anfangen wollen uns Vorwürfe zu machen über diese Abweichung von dem Wort des Herrn: so kommen wir auch gewöhnlich bald darauf zurükk, daß fie doch unvermeidlich sei, und daß wir nicht anders können als so. Wir geben wol mancherlei Mißbräuche zu in Beziehung auf dieses Richten, wovon er redet, auf unser Urtheilen über die Handlungen unserer Brüder; geht das Leben einen stillen ruhigen Gang, so sind es dann gewöhnlich Mißbräuche eines kleinlichen Sinnes, der im Einzelnen hier nach Gunst und dort nach Mißgunst so und anders sieht und entscheidet; aber ist das Leben bewegt, ereignen sich große Veränderungen mit dem menschlichen Geschlecht vor unseren Augen; fühlen wir uns hineingezogen in die gewaltsamen Bewegungen der Völker, dann sind es leidenschaftliche Mißbräuche, deren wir uns auch gar wohl und gar leicht bewußt werden. Wo wir das finden, was unserer eigenen Art und Weise am Meisten entspricht, wo es unsere Vorstellungen von dem Recht und von dem, was den Menschen heilsam ist, sind, auf welche wir die Handlungen und Bewegungen Anderer zurükkführen können, da entbrennen wir von eifrigem Beifall nicht ohne daß unser Urtheil einseitig würde; so wie auf der entgegengesezten Seite wir auch in leidenschaftlichem Eifer entbrennen gegen das, was uns von verkehrten Grundsäzen auszugehen scheint, weil es nicht das Unsrige ist. Und nach beiden Seiten hin ist nichts so groß, nichts so hoch, nichts seinem inneren Zusammenhang nach uns so verborgen, nichts uns

so fern und fremd, daß wir es nicht zum Gegenstand unseres Urtheils machen sollten; und immer fizen wir auf diesem Stuhl zu Gericht.

Wie tritt nun in dieses große Geschäft das Worf des Erlósers hemmend ein, hemmend und verbietend; Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Aber wie ist es doch möglich, sagen wir, nicht zu richten? Was wäre dann das Leben des Menschen, was wäre seine Wirksamkeit in dieser Welt, was nůzte ihm selbst und Undern der Besiz aller geistigen Güter, die er der Gnade Gottes verdankt, wenn er sein Leben und seine Wirksamkeit auf sich allein beschränken müßte, so daß er, nur seinen eigenen Weg grade vor sich gehend, weder rechts noch links zu sehen brauchte auf das Thun anderer Menschen? Liegt nicht vielmehr unser ganzer Beruf in diefer großen Gemeinschaftlichkeit des Daseins? müssen wir nicht immer in das Werk Underer eingreifen? und was sollte aus dem menschlichen Leben werden, wenn das irgend einmal aufhörte? Sollen wir aber eingreifen, so müssen wir auch unterscheiden können, was gut und was böse ist, was gottgefällig und was den Menschen verderblich. Ja nicht nur urtheilen müssen wir in der Stille des Herzens, sondern wie wir Alles gemeinsam haben sollen, mússen wir auch unser Urtheil gemeinsam haben und aussprechen; sei es um Andere zu belehren oder von Anderen belehrt zu werden, sei es um uns von denen, die ebenso urtheilen wie wir, hülfreiche Hånde zu verschaffen, oder sei es, um uns redlich denen zu erkennen zu geben, die, weil sie anders urtheilen wie wir, auch entgegenarbeiten unserem Handeln.

Das, m. Fr., ist die Nothwendigkeit, in welche wir uns hineingezogen fühlen durch das Leben, wie es der Herr um uns und für uns geschaffen und geordnet hat; und doch bleibt sein Wort stehen, und wir können es nicht abweisen, wenn wir ihn zum Führer des Lebens behalten wollen, Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. So lasset uns denn mit einander über das Verbot des Richtens in dieser Stunde unserer gemeinsamen Andacht náher nachdenken; lasset uns zuerst sehen, was denn der Sinn dieses Verbotes eigentlich sei; dann zweitens, welches wol die Gründe desselben sein mögen, und endlich drittens, was denn nun, wenn wir demselben doch nachkommen sollen, aus unserm gemeinsamen Leben und aus unserer Wirksamkeit in demselben wer den soll. Das sei es, m. g. chriftlichen Zuhörer, worauf wir izt unser Nachdenken mit einander richten wollen.

1. Wenn der Erlöser sagt: Richtet nicht! so müssen wir zunächst wohl unterscheiden das Richten selbst und dasjenige, wonach wir zu richten pflegen, wenn wir richten. Wo geurtheilt wird über menschliche Thaten und Werke, da muß ein Maaß derselben zum Grunde liegen; und gewiß dieses Maaß will uns der Erlöser durch seine Vorschrift nicht verdekken oder verdunkeln oder es uns gar aus den Hånden winden. Das Maaß ist Er ja selbst, und eben deswegen kann er auch nicht wollen, daß wir es jemals aus den Augen verlieren sollen. Nur das ist gut, was ihm ähnlich ist und angemessen, nur das was aus der Liebe zu Gott hervorgeht, die in ihm eins war mit der Liebe zu dem gefallenen Geschlecht der Menschen, und die auch in uns eins sein soll mit unserer Liebe zu ihm und zu unseren Brüdern. Nur dies allein ist gut, das soll ewig unter uns feststehen, so wie daß Alles verkehrt ist und böse und Gott mißfällig, was darin 'seinen Grund hat, daß der Mensch, anstatt nur dem Reiche Gottes nachzutrachten, an den nichtigen Dingen dieser Welt hångt. Daß alles böse ist und verkehrt, was seinen Grund darin hat, daß der Mensch sein Eigenes vorzieht vor dem was der Andern ist, das steht fest und soll ewig bleiben; dieses Maaß hat der Erlöser uns gegeben, und er will es uns nicht nehmen.

wollten mit einem Urtheil über

Aber gewiß, m. G., ist auch das nicht seine Absicht, wiewol man oft diese Worte so hat auslegen wollen, daß wir zwar richten dürfen, nur soll es nicht nach diesem strengen Maaß geschehen, sondern nach irgend einem gelinderen der menschlichen Schwachheit mehr angemessenen. Fern sei es von uns, willkührlich solche Beschränkungen in die Vorschriften des Herrn hineinzulegen! Sollte überall gerichtet werden, so gåbe es auch kein Richten als nach dies sem einzigen und ewigen Maaß. Wie würden wir uns selbst be trügen, wenn wir uns schmeicheln unsere Handlungen, welchem ein anderes Maaß zum Grunde liegt! Wenn wir behaupten wollten, solche Liebe sei zwar die Bestimmung des menschlichen Geistes, aber er sei zu tief verstrikkt in das Ge biet dieses zeitlichen Lebens, als daß er sich je so weit erheben könnte, nach diesem Antriebe rein zu handeln; wollten wir daher etwas bestehen lassen, was ein Gegenstand des Wohlgefallens wer den könnte, so müßten wir ein niedrigeres Maaß anlegen an die Handlungen des irdischen, so leicht verblendeten und so leicht verführten Menschen! Wollten wir Christi Worte so umkehren: wie würden wir dann das ganze Werk des Herrn in seinen innersten Tiefen erschüttern!

[ocr errors]

Uber auch das kann er bei diesen Worten nicht beabsichtigt haben, daß etwa unter denen, welche sich zu seinem Namen bekennen und die Gemeine der Gläubigen bilden, dasjenige Gericht über die menschlichen Handlungen aufhören solle, welches die bürgerliche Gesellschaft durch die Hånde derer ausübt, welche das menschliche Recht verwalten. Er selbst hat kein Gesez in diesem Sinn aufhe ben wollen oder auflösen, und hat das ausdrükklich gesagt; seine Jünger haben von Anbeginn an erkannt, die richtende Obrigkeit sei eine göttliche Einrichtung zum Schuz der Guten gegen die Bösen, und sie soll fortbestehen und muß um so mehr fortbestehen, je ver: wikkelter das Leben der Menschen wird, und je größer der Einfluß ift, den irgend eine gesezwidrige Handlung weit um sich her ver: breitet. Aber das hat er auch nicht aufheben können durch sein Bort, eben weil er sagt, Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerich tet werdet. Denn die Obrigkeiten, die Vertreter des menschlichen Rechts, der bürgerlichen Ordnung, find als solche nicht in dem Fall,wieder gerichtet zu werden. Haben sie ihr Urtheil gesprochen nach den Gesezen, welche vor ihnen lagen: so sind sie auch Niemanden verantwortlich als Gott und ihrem Gewissen, und keine menschliche Macht soll åndern an dem Ausspruch derer, die Recht und Gesez verwalten.

Aber in dem Gebiet unseres geistigen sittlichen Lebens, in diesem Gebiet unserer gemeinsamen Angehörigkeit an das Reich Gottes in dieser Welt, in diesem Gebiet unseres brüderlichen christlichen Zusammenseins gilt dieses Wort des Erlösers, Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet, in seinem ganzen Umfang; da verbietet er uns ganz und gar, von der That aus, die vor uns liegt, rükkwärts zu gehen, indem wir ihre Entstehung aufzudekken und in das geheime Spiel der menschlichen Seele einzudringen su: chen, um darnach den Werth unserer Brüder zu bestimmen, und die That für eine solche oder solche, und deshalb den Menschen für einen solchen oder solchen zu erklären. Nicht als ob jenes ewige Gesez nicht auch das einzige Maaß für das menschliche Leben, nicht auch das sein sollte, wonach wir unsere Empfindungen gegen unsere Brüder ordnen! Vielmehr freilich je mehr uns bei dem Einen das entgegentritt, daß er aus der Liebe zu Gott und aus wahrer Liebe zu seinen Brüdern handelt, je mehr er uns den Eindrukk macht durch sein ganzes Dasein, daß er in der That nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachtet, um desto mehr sollen wir wissen, daß wir ihn als einen Bruder in dem Herrn zu lieben

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »