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sagt, daß Gott nicht ein Gott der Unordnung ist in den Gemeinden *). Denn es erscheint uns freilich als etwas sehr zufälliges und aufs Gerathewohl unternommenes, wenn Philippus so wunderbar auf eine nicht gerade sehr häufig besuchte Straße gebracht wird, und da unerwartet und zufällig einen Einzelnen findet, welchem er sich nun berufen fühlt das Evangelium zu verkündigen. Aber wie ja in Gott nichts auf solche Weise einzeln ist, einzeln beschlossen wird und ausgeführt, sondern alles in einem großen Zusammenhange: so müssen wir auch dieses nicht so für sich allein betrachten, sondern in seinem Zusammenhang mit allem übrigen, wenn wir eine richtige Ansicht davon auffassen wollen. Gehen wir in die Geschichte zurükk, so müssen wir unsere Betrachtung daran knüpfen, wie der Erlöser zu seinen Jüngern kurz vor seinem Erho: benwerden in den Himmel sagte, sie sollten Jerusalem nicht ver: lassen, sondern da so lange warten, bis sie würden angethan werden mit Kraft aus der Höhe; und dann sollten sie seine Zeugen sein, anfangend in Jerusalem bis ans Ende der Erde. Darin hatte also der Erlöser ihnen schon eine Ordnung vorgezeichnet, mit Jerusalem sollten sie anfangen, aber nicht eher, als bis sie die Erfül: lung seiner Verheißung erfahren håtten; und von da an sollte sich nach allen Seiten hin das Evangelium verbreiten. Nun kam jener denkwürdige Tag, wo sie angethan wurden mit Kraft aus der Höhe, und den wir als den ersten bestimmten Anfang der sichtbaren Kirche Christi auf Erden ansehen können. Wenn wir aber weiter betrach ten, wie sie seitdem zu Werke gegangen: so müssen wir sie darum loben, daß sie nicht eine unruhige Ungeduld bewiesen, gleich, nach: dem sie das erste befolgt, was der Herr ihnen aufgetragen, nun auch auf das schnellste zum zweiten fortzuschreiten. Sie zerstreuten fich nicht, nachdem sie die Gemeinde von zuerst dreitausend Seelen, die sich aber immer mehr anhåuften, gesammelt hatten, sie zerstreu ten sich keinesweges gleich willkührlich der Eine hierhin, der Andere dorthin; sondern, wie es allerdings Noth that, das Wort, das einen so schnellen Eingang in die Gemüther gefunden hatte, nun auch den neuen Gläubigen recht tief einzuprågen und es ihnen seinem ganzen Inhalt nach, welches ja immer das Werk des göttlichen Geistes sein sollte, immer mehr zu erklåren, so begnügten fie sich mit dieser stillen Wirksamkeit des regelmäßigen und ruhigen Lehrens in der Gemeinde, die ihnen Gott anvertraut hatte. So

*) 1. Kor. 14, 33.

gestaltete sich also in Ruhe und Ordnung das Geschäft der christlichen Lehre; so begannen die heilsamen Ordnungen der christlichen Gemeinschaft sich immer mehr zu entfalten: damit aber etwas weiteres geschehe, mußte der Herr erst anderes herbeiführen. Da entstand jener feindselige Ausbruch gegen das Werk des Erlösers, welcher sich dem Stephanus zum Gegenstand nahm, und ihn als den ersten christlichen Mårtyrer auszeichnete; da erhob sich die Verfol gung, die einer großen Menge von Christen das Zeichen gab sich zu zerstreuen. Zu denen, die sich so zerstreuten, gehörte auch Philippus; er begab sich in den Theil des jüdischen Landes, den wir in den Schriften des neuen Testaments mit dem Namen Samaria bezeichnet finden, und handelte daran ganz vernünftig. Denn hier war er sicher vor der ausgebrochenen Verfolgung, weil die Juden die Gemeinschaft mit den Bewohnern dieses Landes scheuten; es war eine Ståtte, wo auch der Erlöser selbst, jene Feindschaft nicht achtend, schon geweilt und einen Saamen des göttlichen Wortes ausgestreut hatte, der seine Sünger mit den schönsten Hoffnungen erfüllte. Hier predigte nun Philippus; und ganz in der Ordnung, wie die Apostel in Jerusalem gethan, trieb er das Werk der Lehre, und sammelte eine Gemeinde des Herrn. Aber als die Apostel, welche zu Jerusalem geblieben waren, davon hörten, sandten sie zweie aus ihrer Mitte, den Petrus und Johannes, dorthin, um das angefangene Werk zu vollenden und auch dort alle Ordnungen der christlichen Gemeinde wie in Jerusalem aufzurichten. Als diese beiden nun das dortige Werk in ihre Hånde nahmen, wurde eben dadurch der Dienst des Philippus überflüssig. Er aber trachtete nur darnach, noch mehr Seelen zu gewinnen für das Wort des Lebens; und in dieser Lage war es denn jener Zug des Geistes, jene Stimme, oder wie wir es sonst nennen wollen, was ihn auf jene Straße führte. Andere, die sich zu derselben Zeit zerstreuten, gingen in ihre Heimath zurükk, indem sie dort vor der Verfolgung Ruhe und Frieden zu finden hoffen durften, weil die Gewalt jener Feinde des Evangeliums nicht so weit hinaus reichte. Die nun dieser freilich natürlicheren Ordnung folgen konnten, was dem Philippus nicht gegeben war, denn er wohnte wahrscheinlich in oder in der Nähe der jüdischen Hauptstadt - von diesen nun famen unter andern einige auch nach Antiochia, wo sich eine große Gemeinde sammelte nicht nur von Juden, sondern auch von Heiden. Und welch großer Segen ist nicht von dort ausgegangen! Diese Stadt wurde der Mittelpunkt, von wo aus der Apostel Pau

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lus seine Reisen betrieb, und so ist auch zu glauben, daß diese Gemeinde ihn zu seinem großen Werk ausrüstete und überall darin unterstüzte. Wie fassen wir nun die göttliche Ordnung in diesen verschiedenen Fällen doch als dieselbe richtig zusammen? Offenbar auf diese Weise. Wo durch die menschlichen Verhältnisse deutlich genug darauf hingewiesen war, was jeder zu thun habe, da war es die göttliche Ordnung, dieser Andeutung zu folgen; wo es aber an solchen Zeichen fehlte, was anders konnte da das Gemüth eines Jüngers bestimmen, welcher begierig war dem Herrn Seelen zu gewinnen, wohin er sich zu wenden habe, als irgend ein solcher innerer Zug des Gemüths? Darum, wenn wir dies nur in seinem ganzen Zusammenhang betrachten: so erblikken wir auch in diesem Geschäft überall den Gott der Ordnung. Denn dieses bleibt sich doch überall gleich, bei aller Verschiedenheit in der Art und Weise, wie dieses und jenes, was zur Erfüllung seines heilsamen Rathes dient, allmählig ins Leben tritt. Jemehr einem sein Gang schon durch den gewöhnlichen Verlauf des menschlichen Lebens vorgezeichnet ist, um desto mehr wird er alles, was er für das Reich Gottes ersprießliches thun kann, erreichen, indem er in diesen gewohnten Verhältnissen sich fortbewegt; wo aber diese nicht ausreichen, da muß die Stimme des Geistes entscheiden, was der Eine, was der Andere thun kann und soll.

Aber wenn uns nun freilich in diesem Zusammenhang betrachtet auch ein so besonderer Fall wie der, welcher in dieser Er: zåhlung vorliegt, weniger ungeregelt, weniger auffallend erscheint: Eins können wir doch nicht davon abwenden. Wir müssen uns fragen, was hatte denn dieser für einen Vorzug vor so Vielen, daß gerade zu ihm Philippus gesandt ward, um ihm das Evangelium zu verkündigen und ihm den göttlichen Rathschluß klar zu machen aus den Schriften der Propheten? Dieser Mann war, wie wir aus der ganzen Erzählung schließen müssen, ein Judengenosse, der aber in jenem Lande, von wannen er nach Jerusalem kam, wir wissen nicht, war es sein Vaterland oder nicht, einen angesehenen Wirkungskreis in der Nähe der Fürstin hatte. Er war nun als frommer jüdischer Mann nach Jerusalem gereist zu einem von den hohen Festen, und kehrte jezt von da zurükk. Wie viele Verehrer des Einen Gottes strömten aber nicht aus allen Gegenden, wo Mitglieder des jüdischen Volks und Unhånger seines Glaubens zer: streut lebten, zu jedem Feste nach Jerusalem zusammen! Und gewiß find Viele darunter gewesen, die eben so empfänglich waren, das

Wort des Lebens in sich aufzunehmen, Viele, die nicht minder, wie dieser Mann es mag gewesen sein, genährt waren mit der Hoffnung auf den, der da zum Heil seines Volkes kommen sollte. Denn daß auch dieser sich mit solchen tröstlichen Gedanken beschäftigte, können wir wohl daraus schließen, daß wir ihn mit seiner Aufmerksamkeit auf einer Stelle des Jesaias festgehalten finden, aber ohne freilich daß er sich von der genauen Beziehung dessen, was in jenen Schriften lag, håtte Rechenschaft geben können. Wie viele Gemüther von gleicher Frömmigkeit, voll eben solcher gottgefälligen Hoffnung mögen damals auf der Rükkehr gewesen sein nach ihrem Vaterlande: aber zu allen diesen kam niemand, sondern zu dem Einen Kämmerer aus Mohrenland wurde Philippus gesandt. Und ging es nicht fast überall so mit der Verkündigung des Evangeliums? Daß von denen, die damals zu Jerusalem der ersten Gemeinde der Christen angehörten, und durch die Verfolgung, die sich über Stephanus erhob, zerstreut wurden, Einige aus Cypern was ren, Andere aus Antiochia in Syrien, das gab diesen Gegenden einen Vorzug: woher, womit hatten sie den verdient? warum waren nicht andere Länder die begünstigten? Solche Fragen, m. a. Fr., steigen immer bei ähnlichen Gelegenheiten in uns auf, und wenn wir auch bisweilen an die Art denken, wie der Apostel Paus lus fie beschwichtigt, indem er sagt, der Töpfer mache ein Gefäß zu Ehren, andere zu Unehren, so hätte Gott die Menschen der da= maligen Zeit geordnet, einige dazu, daß sie sollten erleuchtet werden durch die Predigt des Evangeliums, und einige wieder dazu, daß sie sollten fortwandeln in derselben Finsterniß wie bisher, wenn wir auch bisweilen auf diese Art beschwichtigt werden; jene Fragen kehren uns doch immer wieder. Aber, m. a. Fr., lasset uns bedenken, ist es in der irdischen Welt anders möglich gewesen? Alles was uns hierin unbegreiflich erscheint, hångt an zwei Worten der Schrift, welche die Angabe des göttlichen Rathschlusses find, um welche sich seine ganze Führung bewegt. Das eine ist dies, Sie sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhms, den sie vor Gott haben sollen *). Keinen Vorzug hatte Einer aufzu= weisen vor dem Andern, nach welchem sich die göttliche Ordnung hätte richten können; die Sünde überall dieselbe, der Grund des Verderbens derselbe bei jedem ohne Ausnahme, und Alle gleich vor dem, vor welchem sie des Ruhmes, den sie hätten haben sollen,

*) Róm. 3, 23.

ermangeln. Das andere Wort ist dieses, Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns *). Nämlich nicht anders als auf menschliche Weise konnte Gott die Menschen beseligen, in einem Menschen wie sie mußte er sich offenbaren; und indem so das Wort Fleisch wurde, so war damit zugleich schon auch dieses bestimmt und geordnet, daß auch alles, was daraus folgen sollte, das ganze Werk der Begnadigung in dieser Offenbarung Gottes durch einen Menschen die Gestalt menschlicher Dinge annehmen mußte. Darum konnte auch das Evangelium nicht anders als allmählig von einem Ort zum andern sich verbreiten, bald der Stätigkeit der Ueberlieferung folgend, bald durch einen Zug des Geistes in Gegenden gelangend, wo es sonst nicht verbreitet worden wåre. Anspruch war nirgend, jeder Vorzug erscheint nur als Begünstigung; aber daß sich dessen Keiner überhebe, dafür war gesorgt durch das innere Gefühl, was sich in Allen ausspricht, daß es in Beziehung auf die sen Rath Gottes und die Erfüllung desselben an den Menschen kein vorhergehendes Verdienst giebt, welches einer hinzubringen könnte. Aber so gewiß Gott auch hier nicht ist ein Gott der Unordnung, gebührt es uns, den Spuren der göttlichen Weisheit nachzugehen; und diese werden sich überall zeigen, wenn wir eben so mit einfåltigem als mit aufrichtigem Sinne darnach fragen, was um uns geschieht. Bringt Keiner ein Verdienst hinzu und wird doch be günstigt: so kann er nicht begünstigt werden um sein selbst willen, sondern um Anderer willen. So sagt Christus zu seinen Jüngern, und das ist die beständige Regel für das ganze Werk Gottes durch ihn, Ich habe euch erwählt, auf daß ihr hingehet und viele Frucht bringet **). Nicht um ihretwillen wurden sie begünstigt vor Andern, die alle gleich gut gewesen wåren für den Erlöser wie sie, sondern um der Frucht willen, die sie bringen sollten. Und das ist die Ordnung, nach der überall in der Welt das Evangelium ist verbreitet worden; das ist die göttliche Weisheit, die wir ergreifen sollen, die aber freilich ein gläubiges Gemüth voraussezt: Gott lenkt die Verkündigung des Evangeliums so und dahin, wo das größte geschehen kann, und die meiste Frucht gebracht werden kann in der geringsten Zeit, auf daß sich so der Reichthum und die unerschöpfliche Fülle seiner Gaben verherrliche. Und Jeder, der nach dieser göttlichen Ordnung als ein Begünstigter erscheint, weil grade ihm das himmlische Licht leuchtet und ihm der Ruf ertönt ist zu

* Joh. 1, 14. **) Joh. 15, 16.

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