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müßten zuvor hinzugethan werden zu dem Bündniß des alten Volkes mit Gott, ehe sie der christlichen Gemeinschaft einverleibt werden könnten: wie berief sich da der Apostel auf diesen Vorfall als den ersten, wie nöthig war es, daß ein solches Beispiel vorangegangen und ein solcher Vorgang nachzuweisen war, wenn die christliche Lehre und Gemeinschaft in ihr volles Recht sollte gesezt werden.

Zweitens aber, wenn wir die ersten Geschichten der Christen betrachten: so müssen wir gestehen, nie håtte es eine bleibende Ruhe gegeben für unsern Glauben, nie wäre eine Zeit gekommen, wie die Gemeinen sich in Frieden bauen konnten, und ihnen nicht mehr zugemuthet wurde, den falschen Gößen zu huldigen und das Bekenntniß Christi zu verläugnen; nie wäre das geschehen, wenn nicht die Zahl der Anhänger des Glaubens so groß geworden wåre unter dem römischen Volk, und namentlich ́unter dem römischen Heere, daß die Sache nicht mehr zu dämpfen war, sondern ihnen frei ge= geben werden mußte ihres Glaubens zu leben. Irgendwo mußte doch der Anfang hiezu gemacht werden; und er ist eben hier ge= macht worden durch diese Wahl, welche eine Seele traf, die zwar einen Hunger und Durst hatte nach der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, aber doch nur wie auch mancher Andere, und die in allen ihren Handlungen die herrschende Verblendung der Zeit nicht minder theilte wie Andere.

Indem wir nun diesen Gang der göttlichen Weisheit erkennen in jenen ersten Anfången der christlichen Kirche, was, m. g. Fr., sollen wir sagen in Beziehung auf uns selbst? Alle die in dem Schooße der chriftlichen Kirche geboren werden, bringen, daß ich so sage, schon ein besonderes Recht, einstmals dieser Gemeinschaft anzugehören, mit auf die Welt. Sie sind Pfänder einer Liebe, die von dem ersten Anbeginn nach nichts anderem trachtet, als die Seelen, die in ihren Bereich kommen, zur Gemeinschaft Gottes zu leiten. Wir wissen demohnerachtet wohl und erfahren es von da an, wo uns zuerst das Bewußtsein des Höchsten in der Seele aufgeht, daß auch wir dennoch keine Ausnahme machen von jener allgemeinen Regel, daß die Menschenkinder allzumal Sünder sind und des Ruhmes ermangeln, den sie bei Gott haben sollen. Aber Keiner darf für sich selbst fragen, wie bist doch du als ein solcher zu diesem Heil gekommen? denn es liegt in der Regel und Ordnung des ganzen gemeinsamen Lebens, dem wir angehören. Aber wenn wir nun an jener Erkenntniß festhalten und sagen, denen Gott

einen Vorzug giebt, die begnadigt er nicht um ihrer selbst willen, nicht als diese und jene Einzelne, sondern nur deshalb, weil nach dieser Ordnung sein Reich am meisten gefördert wird; wenn wir dabei die Ausführung dieser Ordnung beachtend überlegen, durch welche große Kette von Weltbegebenheiten, die großentheils ausgingen von dem bewußtlosen Treiben der Menschen, es geschehen ist, daß das Evangelium in diesen Ländern und unter diesen Völkern Plaz gefunden hat, in denen izt am meisten der christliche Name herrscht; durch welche wunderbare Schiffungen zum Theil die Finsterniß da wieder Plaz gegriffen hat, wo zuerst das Licht des Evangeliums schien, und der Leuchter hinweggerükkt ist an einen ganz andern Ort, um von da unter anderen Verhältnissen weiter zu scheinen als es dort geschehen konnte, und allmåhlig das ganze Geschlecht der Menschen zu erleuchten; wenn wir sagen müssen, so groß ist die Gnade Gottes, die über uns gekommen ist: o so haben auch wir, statt nach andern Ursachen zu grübeln und Unterscheidungen aufzusuchen, die wir nicht festzuhalten vermögen, so haben auch wir nur danach zu fragen, wie haben wir unsere Kräfte dar: auf zu richten daß das Licht unter uns rein erhalten werde gegen alle Verdunkelungen, die sich aufs Neue einstellen wollen, daß wir es bewahren und es unseren Nachkommen überliefern, aber nicht nur das, sondern auch wie wir Theil nehmen an diesem Geschäft, es immer weiter zu verbreiten unter den Menschen, und alles was menschliche Gemeinschaft ist zu einem Werkzeuge zu machen, damit das Wort Gottes weiter geführt werde. Danach lasset uns fragen, wenn wir über die geheimnißvolle Gnade Gottes nachdenken und wohlgefällige Gelübde vor Gott darbringen, daß wir als Werkzeuge seiner Wahl zur Erweiterung seines Reiches wollen wirksam sein mit allem, was er uns gegeben hat, auf daß wir in der That seine Wahl rechtfertigen und wirklich erscheinen als Gefäße, die er gebildet hat zu Ehren. Amen.

Lied 14.

XXXI.

Am 13. Sonntage Trinitatis 1832.

Lieb 659. 315.

Text. Apostelgesch. 11, 17,

So nun Gott ihnen gleiche Gaben gegeben hat, wie auch uns, die da glauben an den Herrn Jesum Christ; wer war ich, daß ich konnte Gott wehren?

Dieses, m. a. 3., sind Worte des Apostels Petrus, in Jerusalem

gesprochen als er zurükkam von der Predigt des Evangeliums, die er in dem Hause des Cornelius gethan hatte. Schon wenn wir fie allein lesen, müssen sie einem Jeden den Eindrukk machen, daß sie eine Rechtfertigung enthalten, welche der Apostel aufstellt; und das bestätigt auch der ganze Zusammenhang. Es wird erzählt, vor die Apostel und die andern Brüder in Jerusalem wåre gekommen, was er dort gethan hatte, und als er nun zurükkgekehrt, so hätten sie ihn zur Rede darüber gestellt, daß er zu heidnischen Menschen eingegangen sei, und diese auf den Namen Jesu getauft habe; darauf habe er zu seiner Rechtfertigung den ganzen Hergang der Sache erzählt, und diese Erzählung beschließt er mit den verlesenen Worten. Lasset uns nun eben diese Rechtfertigung des Apostels jezt zum Gegenstand unserer Betrachtung machen. Es muß uns, m. a. Fr., dabei zuerst schon merkwürdig sein, daß der Apostel sich rechtfertigt vor andern Christen; dann aber ist zweitens auch die Art und Weise lehrreich, wie er es thut.

1. Zuerst also ist das gewiß ganz im allgemeinen ein sehr auffallender Eindrukk, den dieser ganze Zusammenhang der Schriftworte auf uns Christen macht, daß diejenigen, welche die Gemeinde bilden, einen Apostel des Herrn zur Rede stellen, und daß er sich vor ihnen rechtfertigt. Wir sind so sehr gewöhnt uns das Verhältnis zwischen beiden ganz anders zu denken; diejenigen, welche sich des nähern Umganges mit unserm Erlöser und seiner unmittelbaren

Belehrung erfreuten, denken wir uns auch als so weit und so hoch über die anderen gestellt, daß sie gleichsam dem Urtheil der Andern nicht zu erreichen wåren. Wir sind so sehr gewohnt, alle Werke der Apostel, alle ihre Reden und Handlungen als etwas vollkommenes und untrügliches anzusehen, und es scheint doch hier als sollten wir uns davon losmachen. Denn wenn das eben so damals wäre die Ueberzeugung der Christen gewesen: wie wäre es denn möglich gewesen, daß sie den Apostel håtten zur Rede gestellt? Wie weit also würden wir uns von der Wahrheit, die uns aus der unmittelbaren Anschauung der Schrift entgegenleuchtet, entfernen, wenn wir uns den Abstand zwischen den Aposteln und den übrigen Christen so groß vorstellen wollten. Seitdem der Geist des Herrn über die Gemeine ausgegossen war, war von dieser Ungleichheit eigentlich keine Spur mehr. In diesem Geist und seinen Wirkungen waren sie alle gleich; und eben dies Bewußtsein lag auch dabei zum Grunde, daß die Christen jener ersten Gemeinde, die sich ihrer bisherigen Ansicht nach in das neue und unerhörte, was damals geschehen war, nicht finden konnten, sich doch nicht scheuten, auch einen Apostel des Herrn zur Rede zu stellen, und ihn zur Vertheidigung und Rechtfertigung aufzufordern. Davon will ich gar nicht einmal reden und dessen erwähnen, daß es gerade Petrus war, dem dieses begegnete, welchem wir wohl, wenn wir die Erzählungen der Apostelgeschichte einfach betrachten, das nicht absprechen können, daß er unter den Aposteln des Herrn immer der gewesen, welcher zuerst hervortrat, so oft sie sich aus ihrer Zurükkgezogenheit hinaus geben. mußten in das öffentliche Leben. In solchen Fällen vertrat er die Gemeinde, und war, daß ich so sage, gleichsam der Anwalt und Wortführer derselben. Dennoch aber glaubte auch er hiedurch kein solches Vorrecht zu haben, daß es ihn davon håtte befreien können, überall bereit zu sein auch innerhalb der Gemeine Verantwortung zu geben von dem Grunde seiner Hoffnung, seines Glaubens, feines Thuns. Und so sehen wir es auch hier. Aber wie nun dieses für die Andern etwas neues war, daß das Evangelium aus den Schranken der Nachkommen Abrahams hinausging und unmittelbar den Heiden gebracht wurde: so tritt nun Petrus auch in seiner Bertheidigung keinesweges so auf, als ob ihm diese Einsicht schon vorlängst wåre zu Theil geworden, und es habe etwa bisher nur an der Gelegenheit gefehlt sie geltend zu machen und ihr gemäß zu handeln. Nein! er bekennt ganz einfach und redlich, wie es sich auch verhielt, daß er erst damals zu dieser Einsicht gekommen sei,

daß er unmittelbar vorher noch dasselbe Widerstreben dagegen in sich gefühlt habe, welches die Andern ihm jezt zu erkennen gaben; aber er sezt auseinander, auf welche Weise dies in ihm wåre überwunden worden. So sehen wir denn, daß auch in dieser Beziehung die Apostel des Herrn nicht unterschieden waren von den übri gen Gläubigen oder von uns. Auch sie theilten das allgemeine Loos, wie es ein anderer Apostel darstellt, daß wir geführt werden von einer Klarheit zur andern*), daß nach und nach uns das Licht der Wahrheit immer heller leuchtet, daß es erst allmählig auch die Gegenden des Gemüthes erhellt, welche långer als andere dunkel geblieben waren, und daß wir niemals behaupten können, die ganze Fülle der Erkenntniß, welche die Weisheit Gottes uns enthüllen will, schon wirklich zu besizen. So sehen wir denn ganz deutlich aus dieser Rechtfertigung des Apostels, wie wir jene Worte des Herrn zu verstehen haben, als er zu seinen Jüngern sagte, der Geist der Wahrheit, den Er ihnen senden wolle, werde sie in alle Wahrheit leiten. Nicht, denn so klingen auch die Worte des Erlösers nicht, nicht als ob er sie auf einmal aus der Finsterniß in das vollste Licht, in den hellsten Glanz der Wahrheit versezen werde, nicht als ob er auf einmal ihr ganzes inneres Wesen umgestalten solle, sondern leitend, schrittweise vorwärts führend, allmählig dem Ziele nåher bringend, jezt diesen, dann einen andern Irrthum, jezt dieses, dann ein anderes Vorurtheil als ein solches vor den Augen ihres Geistes darstellend; und zwar am meisten, liebsten, fruchtbarsten dann, wenn es darauf ankommt, eine solche Einsicht zu benuzen zur Erweiterung des Reiches Gottes, durch eine höhere Erleuchtung Einwendungen zu beseitigen, welche unter den gegebenen Umständen der Verbreitung des Reiches Gottes nachtheilig werden müßten. So war es damals, und als die Gelegenheit sich darbot, kam auch die Erleuchtung des Geistes über den Apostel; und beides kam gemeinsam, um der Verkündigung des Evangeliums einen neuen Weg zu bahnen und um nun auch allen Christen das Auge des Geistes zu öffnen über einen solchen Gegenstand, über den sie bisher noch mit manchen Vorurtheilen befangen waren.

Und wenn nun das Verhältniß der andern Christen zu den Aposteln des Herrn überhaupt oder wenigstens zu diesem Einen insonderheit ein anderes gewesen wåre; wenn sie so voll gewesen wåren von einer scheuen Ehrfurcht, daß sie geglaubt hätten, ihnen.

*) 2 Ker. 3, 18.

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