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wirklich so beseitigt sind, daß niemand sie mehr fordern kann, fortfährt auch die unnüzen Worte zu gebrauchen gegen alle diejenigen, die noch einen Werth darauf legen; sofern er nur nicht etwas anderes dadurch sucht, sofern nur diese Nachgiebigkeit von nichts anderem ausgeht, als von der guten Absicht dem andern zu geben, was er ihm schuldig ist in der Liebe. Darum, m. a. Fr., ist auch hier alles nach dem großen Wort zu richten, daß nicht nur für den reinen alles rein ist, sondern auch alles, was von dem reinen aus: geht, ist rein; was aber alles reinigt, ist nur dieses eine, die Liebe. Was irgend geredet wird in guter liebreicher Meinung, das kann schon als treuer Ausdrukk von dieser niemals unnüz sein. Und fragen wir uns, was uns noch am ehesten Veranlassung giebt auf dem Gebiet unsres geselligen Lebens an die Warnung unsers Tertes zu denken: so ist es nicht die einfache heitere Fröhlichkeit; sondern wo wir angelerntes und erkünfteltes Wesen finden, wodurch nichtige Selbstgefålligkeit glänzen will, oder wo wir Absichten ahn: den, die sich hinter aufgeblåhten Reden verstekken. Und wo erscheint uns der Ueberfluß der Sprache am meisten als unnůzes Wort? Gewiß nicht da, wo er mit irgend einer wenn auch nur äußerlichen Pflicht zusammenhångt, sondern wo innere Leerheit sich einen Schein damit andichten will, oder wo kriechendes Wesen auf den Kizel der Ohren seine unerfreulichen Hoffnungen baut. In dem allen ist aber nichts durch die Liebe gereinigt, und das Wort des Herrn trifft in seiner ganzen Schårfe.

Doch um unsere Einsicht in den Sinn unseres Textes zu vervollständigen, laßt uns noch eine andere Beobachtung zu Hülfe nehmen! Ein anderer treuer Jünger des Erlösers sagt, Wer in keinem Worte fehlt, der ist ein vollkommener Mann *). Nun leuchtet wol das gleich ein, daß die, welche aus Scheu vor dem Worte Christi auf einen freieren und reichlicheren Gebrauch des Wortes Verzicht leisten, und sich selbst auf ein möglichst geringes Feld beschränken, dieses Wort wol nicht bedenken, oder wenigstens nicht danach streben können, in diesem bedeutenden Sinne der vollkommene Mann zu werden. Denn so hat es doch dieser Jünger nicht gemeint, wer deswegen in keinem Worte fehlt, weil er übers haupt nicht redet, der sei der vollkommene Mann. Aber wer sonst wird sich diese Vollkommenheit beilegen wollen? Gewiß keiner!

sondern sie ist eine solche, wonach wir streben sollen, und in fleißis

*) Jak. 3, 2.

ger Betrachtung des göttlichen Wortes uns ihr zu nähern suchen, was denn dem einen vor dem andern gelingt; aber anders als durch Uebung kann doch niemand auch zu einer untergeordneten Vollkommenheit gelangen. Sind wir also noch nicht vollkommen, fehlen wir alle noch mannigfaltig in Worten: so laßt uns fortfahren uns darin zu üben; denn es giebt niemanden, der nicht den Beruf håtte durch die Rede kräftig einzuwirken zur Förderung des guten. Wenn wir nun aber auf diese Art dem Ziel immer nåher kommen auch in keinem Worte mehr zu fehlen: so ist natürlich, daß uns dann manches frühere, wie redlich es auch gemeint war, doch auf irgend eine Weise unnůz vorkommt. Wenn wir aber darüber hinaus sind, wenn mit der geschärften Aufmerksamkeit auf uns selbst und andere die richtige Einsicht uns gekommen ist, und diese hat sich die Ausübung unterworfen: darf uns dann wol noch bange sein vor der abzulegenden Rechenschaft? Wie sollte wol, wenn wir doch uns selbst gezüchtiget haben, und die Uebung nicht vergeblich an uns gewesen ist! Denken wir nur an das schon angeführte Wort des Apostels, daß an dem Worte des Gesezes selbst, wie geistig und rein und heilig auch dieses ist, doch die Sünde Veranlassung nimmt. Wie sollte das also auch nicht uns begeg= nen, wenn wir im Sinn und Geist des göttlichen Willens reden. So sind wir denn an sich zwar eben so außer Verantwortung wie das Gesez: aber so fern wir mit bestimmten Menschen zu thun haben, wird es doch eine Uebung in der Weisheit geben, welche, indem sie uns aufdekkt, wovon bei jedem am leichtesten die Sünde Anlaß nimmt, uns auch lehrt dieses zu vermeiden; so daß wir im mer weniger im Wort unsern Zwekk verfehlen, und dadurch der höchsten Vollkommenheit des Mannes nåher treten. Aber um das hin zu gelangen, ist es nothwendig mit einer gewissen Zuversicht zu Werke zu gehen, welche frei ist von Aengstlichkeit; und dem steht auch das Wort des Herrn nicht entgegen.

Das wird uns noch deutlicher werden, wenn wir auch nicht aus der Ucht lassen, zu wem der Erlöser zunächst unsere Tertesworte geredet hat. Als er eben eines von jenen herrlichen Zeichen gethan und einen unter großem geistigen Drukk leidenden Menschen befreit hatte; da hatten sich die Schriftgelehrten und Pharisåer um ihn versammelt und sprachen unter sich und auch unter das Volk hinein, Er treibet die Teufel aus durch Beelzebub, den obersten derselben. An diese nun richten sich zunächst unsere Worte. Diese Pharisåer und Schriftgelehrten waren die Leiter des Volks, und

jeder ist in dem Maaße, als er sich in demselben Falle befindet allerdings im höhern Grade verantwortlich für seine Worte. Darum, in sofern wir noch dabei stehen, daß wir im Bewußtsein mancher Unvollkommenheit uns noch üben in dem kräftigen Gebrauch des Wortes; in sofern wir uns mit einer gewissen Zuversicht sagen können, daß unser Wort noch wenig Wirkung hervorbringt, daß wir uns für dasselbe noch kein Ansehn erworben haben: so lange dürfen wir auch mit Recht verlangen, daß was irgend einem an dern in unserm Wort bedenklich vorkommt, er entweder durch uns, indem er sich bei uns erkundigt, oder durch andere berichtigen lasse, und so können wir fortfahren uns in dem Gebrauch des göttlichen Wortes sowol als der menschlichen Weisheit zu üben. Je mehr Ansehn hingegen unser Wort schon genießt, um desto größer muß unsere Vorsicht sein; und um desto reiflicher jedes Wort bedacht, je weniger wir erwarten dürfen als solche angesehen zu werden, welche noch lernen wollen. Denn wenn wir schon vielen von de nen, die uns hören, als Lehrer gelten: so geschieht es nur allzuleicht, daß das unvollkommene mit dem besseren verwechselt wird; und dadurch wird, wie denn Worte immer auch Thaten find, gar manches nicht nur unnůz, sondern verderblich. Um desto mehr also ist Vorsicht und Weisheit nöthig, je mehr eine Annåherung an die Vollkommenheit in den Aeußerungen, durch die wir auf andere wir ken wollen, vorausgesezt werden kann.

Was aber der Erlöser zu jenen Pharisåern gesagt hat, hat er freilich auch zu allen Christen insgesammt gesagt. Uns geziemt es Dienst zu leisten mit unsern Worten in allen Beziehungen des Lebens; und in unserm Umgang mit einander als Christen, auch das mit eingeschlossen, was weniger auf irgend einen bestimmten Zwekk gerichtet ist, als es nur die Absicht hat, durch Unterbrechung des Ernstes der Berufsgeschäfte der Seele eine freiere Haltung wiederzugeben und einen kräftigeren Ton hineinzubringen, kennen wir uns ja alle als solche, welche das Wort, so die Seelen selig macht, nicht nur mit Sanftmuth aufnehmen, sondern daran auch einen Richter haben über alles, was sie selbst reden und von an: dern hören. Mithin dürfen wir ruhig sein, selbst wenn wir unsere Rede mit jenem Ausspruch des Apostels Jacobus vergleichen: denn wir wissen, die, mit denen wir reden, haben ein Maaß, woran sie das unvollkommene unserer Rede berichtigen können; wir haben auch ein Recht vorauszusezen, die, mit denen wir reden, seien nicht solche, welche alles nur so zu wenden suchen, wie die überall in

ihnen lauschende Luft einen Anlaß daran hernehmen kann zur Sünde. Und so dürfen wir kühn behaupten, daß wir als Christen unter uns, auch indem wir dieses Wort des Erlösers uns zur Richtschnur machen, uns doch frei halten können von aller ångstlichen Beschränkung im Gebrauch der Rede. Bleibt uns nur immer das erste, das Wort, das die Seelen erretten und selig machen kann; ist nur unsre Rede immer ein Werk der Liebe zu unsern Brüdern, welche Liebe ja zugleich die Liebe ist zu dem, der unter uns gewohnt hat, und die dankbare Liebe zu dem, von dem dieser ausgegangen ist: so wird es auch keinem unserer Worte fehlen weder an Lieblichkeit noch an Salz, und keines wird unnůz sein. Das was hievon ausgeht, ist heilig rein und gut; und was in solchem Sinne vernommen wird, wird auch in seiner Unvollkom menheit gute Frucht tragen, indem immer nur das davon bleiben wird, was Wahrheit darin war. Und wie der Erlöser sich selbst darstellt als den Såemann, der da aussået und zwar nichts anderes als das Wort; und wir alle darin doch ihm gleichen sollen: wie sollten wir nicht freudig sein zu jedem Gebrauch der Rede, welcher auch nur etwas dazu beitragen kann uns tüchtiger zu machen, das mit wir auch das ewige auch das in sich unendliche in menschliche Rede zu fassen vermögen, und mit treuer Liebe zur Wahrheit den Saamen der Wahrheit auf alle Weise auszustreuen in die Seelen, die uns umgeben!

Und so laßt uns dabei bleiben, daß in diesem so ernsten und strengen Wort des Erlösers nichts furchtbares und schrekkliches ist, wenn wir uns gleich nicht weigern es als Christen seinem ganzen Ernst und seiner ganzen Strenge nach geltend zu machen, ohne etwas daran zu mildern und zu löschen. Denn auch von uns gilt, was er von seinen Jüngern sagt, sie sollten das Salz der Erde sein, und wenn das Salz selbst dumpfig werde, so gebe es nichts, womit man es wieder salzen könne. Wie er nun durch das Wort gewirkt hat: so sollen auch wir durch dasselbe als das Salz der Erde wirken, und also diese große Gabe verwalten als eins von den köstlichen Geheimnissen, über welche wir zu Haushaltern gesezt find. Aber nicht soll das Wort des Herrn unsere Liebe einschüchtern noch unsere freie Thätigkeit lähmen durch ångstliche Sorge; sondern, auf daß alles zusammenstimme, müssen wir dem Wort auch seine Stelle anweisen und es muß seine Kraft bewähren im ganzen Umfang des menschlichen Lebens. Wenn wir nun so fortfahren, m. a. Fr., nach der Freiheit der Kinder Gottes zu schalten mit Predigten III.

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dieser göttlichen Gabe, weiser zu werden durch jede Unvollkommenheit eigne so wie fremde, die uns bei dem Gebrauch derselben noch aufstößt: so werden wir immer mehr dahin gelangen, jener vollkommene Mann zu werden, der in keinem Worte mehr fehlt, wie wol er sich der Rede auf alle Weise und in allen Gestalten strenge und milde in Ernst und Scherz bedient, um auf viele oder einzelne Seelen und durch sie weiter auf die Gesammtheit des Lebens zu wirken. Diese Vollkommenheit ist allerdings nicht das Werk des einzelnen; vielmehr ist jeder, indem er danach strebt, irgend einer Abweichung ausgesezt. Wenn aber der eine zu sehr dahin neigt, daß er sich den Gebrauch des Wortes versagt, aus Furcht doch in seiner Unvollkommenheit unnüzes zu reden, und dadurch das versåumt, wodurch er sich selbst der Vollkommenheit nåhern und seinem nächsten dienen konnte; der andere hingegen sich zu sehr auf jenes andere Wort stüzt, daß dem reinen alles rein ist, und es vielleicht damit zu leicht nimmt, daß, wenn bei andern die Sünde Veranlassung von seinen Worten nåhme, ihm das nicht zum Vorwurf gereichen könne; wenn, sage ich, diese beiden Abweichungen immer in der Christenheit sein werden: so ist es das Werk des göttlichen Geistes, daß sich beide immer mehr gegenseitig ausgleichen, daß eins verschlungen werde mit dem andern, und jeder sich an dem andern spiegle um hineinzuschauen in das vollkommne Gesez der Freiheit *) und sich nach diesem immer mehr zu gestalten. Darum auch hievon gilt, daß wir einander wahrnehmen und, wie die Schrift sagt, uns unter einander reizen sollen zu guten Wer: ken **), damit durch die Kraft des göttlichen Wortes auch die Kraft unseres Wortes erstarke, auf der andern Seite auch nur gottgefällige Werke, erfrischende belebende zu neuen Thaten reizende Werke es sind, wozu wir einander ermuntern und uns gegenseitig die Hand bieten: dann wird wenn nicht genau der einzelne doch je långer je mehr die Gemeinde des Herrn, die er seinen Seib nennt, der vollkommene Mann werden, der in keinem Worte fehlet. Amen. Lied 25, 2-3.

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