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können. Gründet sie auf den allgemeinen Endzweck, und auf die Natur der Religion überhaupt, die über alle Schwierigkeiten ers haben, und vor allen Einwürfen gesichert sind. Wenn ihr dieser Regel folget, so werdet ihr sehen, daß die Lehre von einem zus künftigen Gerichte, auf eine sehr deutliche Art, nicht allein in den Schriften unsrer Apostel und Evangelisten, sondern auch selbst in den Offenbarungen enthalten sei, womit Gott viele Jahrhunderte vor dem geschriebenen Geseße die Erzvåter begnadigte.

Ja, wenn wir auch einräumen wollten, (was wir doch nie einräumen werden) daß keine ausdrückliche Stelle vorhanden sei aus den wir sehen könnten, daß diese Wahrheit den Gläubigen des alten Bundes bekannt gewesen: so würden wir doch behaups ten, daß sie in der Natur der Offenbarungen, die sie empfingen, enthalten sei. Jesus Christus hat uns in der Lehre von den zus künftigen Belohnungen die Art gezeigt, wie wir hier schließen müssen; und eben dieser Art zu schließen können wir uns auch in Ansehung der zukünftigen Strafen bedienen. Die Lehre von den zukünftigen Belohnungen war nicht in den ausdrücklichen Worten, sondern in der Natur der Verheißung enthalten: Ich bin der Gott Abrahams *). Abraham mochte noch so glücklich, sein Reichthum mochte noch so groß, seine Familie noch so zahlreich gewesen sein: die Verheißung, die aus dem Munde Gottes ges gangen war, ich bin der Gott Abrahams, konnte durch das zeitliche Glück eines Menschen nicht erfüllt worden sein, der todt, der noch in der Gewalt des Lodes war. Gott hat sich für Abrahams Gott erklärt; Abraham ist todt; Abraham mußalso wieder auferstehen. Dies ist der Schluß, der in den Worten des Erlösers liegt: Gott ist nicht ein Gott der Lodten, sondern der Lebendigen.

Eben so können wir auch von den Strafen, die Gott der Sünde gedroht, und in Ansehung der Sünder, für deren Richter sich Gott schon in den ältesten Zeiten erklärt hatte, sagen: Gott ist nicht ein Gott der Lodten, sondern der Lebendi, gen. Die Sünder sind oft von den Widerwärtigkeiten dieses Lebens befreit; allein wenn sie auch einige Zeit auf Erden unglücklich wären, so würde ihr Unglück doch nicht zureichend sein,

Matth. 22, 82,

den Haß zu befriedigen, den Gott gegen die Sünde trägt. Ass saph erwies der göttlichen Gerechtigkeit nur einen Theil der ihr gebührenden Ehre, wenn er, um die Langmuth, mit der Gott gewisse Sünder ertrågt, zu rechtfertigen, sagte: Du seyest sie auf das Schlüpfrige, und stürzest sie zu Boden. Wie werden sie so plößlich zunichte! Sie gehen unter, und nehmen ein Ende mit Schrecken. Wie ein Traum, wenn einer erwacht, so machst du, Herr, ihr Bild in der Stadt verschmäht *). Nein, jene unvermutheten Vers ånderungen, die bisweilen die Anschläge der Gottlosen zu Schans den machen; jener schreckliche Wechsel, der oft auf einmal dèn ganzen Schauplaß ihres Glückes verändert; jene großen, der gans zen Erde merkwürdigen, Unglücksfälle, die sie oft auf einmal von dem höchsten Gipfel in den tiefsten Abgrund hinabstürzen: dies Alles ist noch nicht zureichend, die oft wiederholten Aussprüche wahr zu machen, in denen Gott zu den Alten gesagt hatte, daß er der Rächer der Sünde sei. Hierzu wird eine Auferstehung, ein Gericht erfordert. So wäre, meine Brüder, geseßt, daß wir auch keine ausdrücklichen Stellen hätten, die Natur der Relis gion allein hinlänglich, uns von dieser Wahrheit zu überzeugen.

11. Doch genug von der Wahrheit dieser Lehre, genug von dem Beweise des Sahes: Auf den Lod folgt das Gericht. Aber was wird einst das Schicksal dieser Menschen sein, die hier versammelt sind? Was für ein Urtheil wird der Richter der Welt an jenem fürchterlichen Lage über sie sprechen, an dem er den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit’richten wird? Wird es ein ́gnådiges, oder verdammendes Urtheil sein? Wird er zu uns sagen: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln: Oder, wird er uns zurufen: Kommt her ihr Gesegneten meines Vaters **)?

Diese Frage hat einige Schwierigkeit. Unterdessen ist sie doch so schwer nicht, als man sich vielleicht einbildet. Paulus giebt uns einen Grundsaß an die Hand, der uns hierbei zur Richtschnur dienen kann; nåmlich, daß die Menschen nach den Zeiten und Umständen, in denen sie gelebt, gerichtet werden sol

*) p. 78, 18. ff. **) Matth. 25, 41, 84.

len, Welche ohne Gefeß gesündigt haben, die werden auch ohne Geseß verloren werden*); das ist, als Menschen, die nicht unter dem levitischen Bunde gelebt. Und welche am Geseze gesündigt haben, die werden durch das Geseß verurtheilt werden. Lasset uns hinzu sehen: Und die, welche unter dem Evangelio gelebt haben, werden durch das Evangelium verurtheilt werden. Das Evans gelium ist eine Zeit des Lichts; eine Zeit der Gleichheit; eine Zeit der Gnade und Barmherzigkeit. Diese drei Regeln, nach welchen Gott unser ewiges Schicksal bestimmen wird, müssen Diejenigen beruhigen, bei welchen der Gedanke des jüngsten Gerichts ein allzu heftiges Schrecken verursacht. Vornehmlich aber müssen sie die Sicherheit stören, in welcher Einige dahinschlummern, unges achtet der Gegenstände, die so geschickt sind, sie aus ihren Schlum» · mer zu erwecken.

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1. Wir werden als Menschen gerichtet werden, die zur Zeit des Lichts gelebt haben. Dieser Saß hat seine tröstliche Seite für den Frommen. Wir werden nach dem gerichtet werden, was in dem Evangelium klar und deutlich, nicht aber nach dem, was in den Lehrgebäuden der Schule dunkel und unerførschlich ist. Was könnte uns bei den Arbeiten ermuntern, die wir unters nehmen, um unsern Geist zu unterrichten, wenn wir den Gedanken dabei haben müßten, daß unser Urtheil nach den Begriffen werde abgefaßt werden, die wir uns von tausend und aber tausend Fras gen gemacht, welche die Menschen verwegen entschieden, und deren Entscheidung sie uns auf eine unbarmherzige Art haben aufdringen wollen; wenn wir von der Ordnung und Verbindung der göttlichen Rathschlüsse, von der innern Beschaffenheit seines Wesens, von der Art und Weise, wie er das Zukünftige vorher erkennt, und von einer Menge andrer Fragen, die eben so unnüß als dunkel sind, eine deutliche und vollständige Erkenntniß haben müßten; wenn wir, um ein günstiges Urtheil zu erhalten, alle die Gewissenss fälle müßten entscheiden können, welche zu allen Zeiten die Pein der Casuisten gewesen sind? Nein, christliche Seele, entferne alle diese Zweifel! Der Gott, der dich richten soll, ist der Herr, und nicht der Lyrann seiner Geschöpfe. Du bist frei, und keine Sklavin.

*) Nim. 2, 12.

Bibl. d. Czlbrdsft. V. BH. 8te Aufl.

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Nehmet den zweiten Grund: Es giebt ein allerhöchs stes Geset, oder welches einerlei ist, es giebt ein Recht und Unrecht. Ob dieses Recht aus dem Wesen der Dinge selbst, die man also nennt; oder von dem Willen eines höhern Wesens herkomme, davon ist jeßt die Frage nicht. Genug, daß es in beis derlei Verstande wahr bleibt, daß es ein allerhöchstes Ge seg, daß es ein Recht und Unrecht giebt. Ein Mensch, der behauptet, daß dieser Sat offenbar falsch sei, daß alle Gründe, die man für ihn anführt, offenbar falsch sind; ein Mensch, der dies von Gründen behauptet, die selbst aus dem Wesen der moralischen Dinge, aus den Vollkommenheiten eines höchsten Wes sens, aus den Gesetzen, die dieses Wesen selbst gegeben hat, und welche den Inhalt der Religion ausmachen, hergenommen sind; ein Mensch, der behauptet, daß alle diese Gründe nicht einmal die geringste Wahrscheinlichkeit abgeben, und daß ein weiser Mann bei der Einrichtung feines Lebens auf sie gar nicht zu sehen habe; ein Mensch, der vorgiebt, daß es für ihn erwiesen sei, daß das, was man Recht und Unrecht nennt, sowohl an sich selbst, als in Ansehung eines höchsten Wesens, gleichgültig; daß es an sich selbst gleichgültig sei, ob man seinen Wohlthäter liebt oder vers ráth, ob man seinem Freunde getreu oder ungetreu, ob man ein gütiger oder ein grausamer Vater ist, ob man sein Kind ernährt oder in der Wiege erstickt; und daß diese Dinge höchstens nur in Ansehung des gegenwärtigen Vortheils unterschieden sind: ist ein Mensch, der dergleichen Säße vorbringt, kein Thor, kein Rasens der? Braucht man mehr, um ihn von seiner Thorheit, von seiner Raserei zu überführen, als sie ihm vorstellen?

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Nehmt den dritten Grund. Doch wir haben schon genug gethan, da wir euch den bequemsten Weg gezeigt haben, den Einwürfen eines Menschen zu begegnen, der das Gewissen für einen Traum, und es für seinen Ruhm hålt, von der Herrs schaft desselben gånzlich frei zu sein.

Sie

Wir kommen zu unsrer dritten Erinnerung. betrifft den Beweis, der aus der Offenbarung hergenommen ist. Gründet die Beweise, welche ihr aus dieser Quelle schöpfet, nicht auf einige besondere Stellen, die, so klar und ausdrücklich sie sind, doch noch einigen spißfindigen Einwürfen ausgeseßt sein

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können. Gründet sie auf den allgemeinen Endzweck, und auf die Natur der Religion überhaupt, die über alle Schwierigkeiten ers haben, und vor allen Einwürfen gesichert sind. Wenn ihr dieser Regel folget, so werdet ihr sehen, daß die Lehre von einem zus künftigen Gerichte, auf eine sehr deutliche Art, nicht allein in den Schriften unsrer Apostel und Evangelisten, sondern auch selbst in den Offenbarungen enthalten sei, womit Gott viele Jahrhunderte vor dem geschriebenen Geseße die Erzvåter begnadigte.

Ja, wenn wir auch einräumen wollten, (was wir doch nie einräumen werden) daß keine ausdrückliche Stelle vorhanden sei aus den wir sehen könnten, daß diese Wahrheit den Gläubigen des alten Bundes bekannt gewesen: so würden wir doch behaups ten, daß sie in der Natur der Offenbarungen, die sie empfingen, enthalten sei. Jesus Christus hat uns in der Lehre von den zus künftigen Belohnungen die Art gezeigt, wie wir hier schließen müssen; und eben dieser Art zu schließen können wir uns auch in Ansehung der zukünftigen Strafen bedienen. Die Lehre von den zukünftigen Belohnungen war nicht in den ausdrücklichen Worten, sondern in der Natur der Verheißung enthalten: Ich bin der Gott Abrahams *). Abraham mochte noch so glücklich, sein Reichthum mochte noch so groß, seine Familie noch so zahlreich gewesen sein: die Verheißung, die aus dem Munde Gottes ge gangen war, ich bin der Gott Abrahams, konnte durch das zeitliche Glück eines Menschen nicht erfüllt worden sein, der todt, der noch in der Gewalt des Todes war. Gott hat sich für Abrahams Gott erklärt; Abraham ist todt; Abraham muß. also wieder auferstehen. Dies ist der Schluß, der in den Worten des Erlösers liegt: Gott ist nicht ein Gott der Lodten, sondern der Lebendigen.

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Eben so können wir auch von den Strafen, die Gott der Sünde gedroht, und in Ansehung der Sünder, für deren Richter sich Gott schon in den åltesten Zeiten erklärt hatte, sagen: Gott ist nicht ein Gott der Lodten, sondern der Lebendis gen. Die Sünder sind oft von den Widerwärtigkeiten dieses · Lebens befreit; allein wenn sie auch einige Zeit auf Erden unglücklich wären, so würde ihr Unglück doch nicht zureichend sein,

"Matth. 22, 82.

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