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von uns fordert, find den Kräften gleich und gemäß, die er aus zur Ausübung derselben geschenkt hat. Schwächet diesen Grundsak nicht durch gewisse Säße der Gottesgelehrtheit, die nicht hieher gehd, reit. Wendet uns nicht ein, daß Alles über uusre Kräfte sei, daß wir von uns selbst, als von uns seibst, nichts vermögen. Denn wenn wir sagen, daß die göttlichen Gesche eurer Schwachheit gemäß eingerichtet sind, so sagen wir dieses zu Menschen, die im Schooße. der Kirche geboren, in den geoffenbarten Wahrheiten unterrichtet, und von einem geistlichen Beistande unterstügt sind, wenigstens es allezeit sein können, wenn sie darum bitten wollen, so wie er es verdient, daß sie darum bitten. Solche Menschen sind es, in Auses hung deren wir behaupten, daß die Zeit des Evangeliums eine Zeit der Gleichheit ist. Und even dies, meine Brüder, ist der große Trost der Frommen. Ich gebe es zu, daß die Vollkommenheit, zu der uns Gott beruft, unendlich weit über unsre natürlichen Kräfte, ja selbst über die übernatürlichen ist, die er uns schenkt. Allein wir werden nach dem Eifer gerichtet werden, den wir angewandt haben, diesen Zweck zu erreichen. Den Eifer, den wir angewandt haben, die Vollkommenheit zu erreichen, wird uns vor diesem Gerichte zur Vollkommenheit gerechnet werden.

Eben dieses Gesch der Gleichheit, welches die Regel sein wird, nach der wir einst gerichtet werden sollen, wird das Elend der Gottlosen unendlich vermehren. Eia Unglück wird allezeit schwes rer, wenn man denken muß, daß man durch eigene Schuld hineins gerathen ist; und daß man es hätte vermeiden können. Der geringste Vorwurf von dieser Art wird zu einem schrecklichen Giste, das sich durch alle die Uebel verbreitet, die wir leiden. Und grade dies wird eine von den grausamsten Qualen der Verdammten sein. Ver zehrendes Feuer, das die göttliche Rache in jenem Pfuhle anzündet! ich brauche nicht deine fürchterlichen Flammen leuchten zu sehen, um mir das Elend eines Verdammten vorzustellen. Ketten der Finsterniß, die ihr ihn drücket, ich brauche nicht an eure Last zu deuken! Die Vorwürfe, die sich diese Unglückseligen machen werden, find zureichend, mir einen Begriff von ihrem Zustande zu geben. Man wird, wenn man sich nun ohne Rettung verloren sehen wird, man wird sich dann an die Zeit erinnern, da man seinem Verders ben zuvor kommen konnte. Man wird sich an das Leichte in dem

Geseße, für dessen Uebertretung man jezt büßt; man wird sich an den mächtigen Beistand erinnern, der uns zur Erfüllung dieses Ges seges verliehen wurde. Ihr! ihr werdet euch an jene gute Lehre, die man euch gab; ihr! an jene Predigt, die man euch hielt; ihr! an die Erziehung, die ihr gehabt; ihr! an jenen mächtigen Zug der Gnade, durch welchen euch der Geist Gottes eurem vorigen Leben entreißen wollte, erinnern. Israel, du bringest dich selbst in Unglüc*)! Dies, dies ist der entsetzlichste Gedanke für einen Christen, den die göttliche Gerechtigkeit zu den ewigen Flammen verdammt. Der Christ, zu den ewigen Flammen verdammt, wird unaufhörlich sein eigner Henker sein, wird unaufhörlich zu sich selbst sagen: „Ich bin der Urheber meines Elends, ich konnte selig sein; ich, ich allein habe mir den schrecklichen Abgrund gegraben, in den ich mich nun gestürzt sche.“

III. Endlich werden wir auch noch als Menschen gerichtet werden, die zu einer Zeit der Barmherzigs keit gelebt haben. Und was, meine Brüder, ist fähiger, zugleich das Schrecken, welches der Gedanké des Gerichts in der Seele des Frommen erregt, zu stillen, und die Sicherheit des Gottlosen zu stören?

Alle die Regungen der Menschenliebe, die ihr von einem heiligen Richter erwarten könnet; lasset uns mehr sagen, alle die Regungen der Freundschaft, die ihr von einem wahren Freunde erwarten könnet; laffet uns noch mehr sagen, alle die Regungen der Zärtlichkeit, des Mitleidens, des Erbarmens, die ihr von einem liebreichen Vater erwarten könnet: alle diese Regungen werdet ihr in dem Richter finden, der euer ewiges Schicksal entscheiden soll.

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Lasset uns unsre Leidenschaften nicht zu Lugenden erheben. Die Furcht vor dem Gerichte Gottes, die, so lange sie noch in gewissen Schranken bleibt, eine Zugend ist, wird zu einer strafbaren Leidenschaft, wenigstens zu einer Schwachheit, die man besiegen muß, sobald sie diese Grenzen überschreitet. Meinet ihr, Gott eine Ehre zu erweisen, wenn ihr ihm die Namen des Gnådigen, des Barmherzigen absprechet, welche die hellsten Strahlen seiner Ehre sind? Meinet ihr, Gott eine Ehre zu erweisen, wenn ihr ihn als einen

*) Hos. 13, 9.

Zyrannen ansehet 2 Meinet ihr, Gott eine Ehre zu erweifen, wenn ihr seine ausdrücklichsten, seine heiligsten Verheißungen in Zweifel ziehet? Meinet ihr, Gott eine Ehre zu erweisen, wenn ihr ihn für ein Wesen haltet, das ein Vergnügen darin findet, ein armes Ges schöpf ewig zu quålen, das alle feine Kräfte angewandt, ihm zu gefallen; das dieses ihm so oft mißlungene Vorhaben beseufzet; das seine Fehltritte mit den bittersten Thrånen beweinet hat; das, wenn die ganze Welt in seiner Gewalt stünde, eher diese ganze Welt hingeben, als den Gott noch einmal beleidigen würde, dessen Geseße es stets, und selbst da verehrte, wenn es dieselben aus Schwachheit übertrat ?

Doch dieser Gedanke, daß die Christen als Menschen, wers den gerichtet werden, die zu einer Zeit der Barmherzigkeit gelebt haben, dieser für die Frommen so tröstliche Gedanke, wird die Verzweiflung der Gottlosen auf den höchsten Grad treiben. Die Barmherzigkeit, die euch Gott zur Zeit des Evangeliums erzeigt, hat ihre Grenzen; und wir müssen sie stets in der Verbindung mit feinen übrigen Vollkommenheiten betrachten. Sobald sie diesen wis derspricht, so widerspricht sie sich selbst. Sie widerspricht ihnen aber, sobald man sie Sündern von einer gewissen Art zueignet. Und dies, wir wiederholen es noch einmal, dies ist es, was die Verzweiflung der Gottlosen auf den höchsten Grad treiben wird.

Elender! wodurch willst du dich retten, wenn dir die Quel len verschlossen sind, die dem Hause Davids offen standen! wenn jene Liebe, welche die Welt aus dem Nichts hervor zog; jene Liebe; die den Sohn Gottes, den Glanz und das Ebenbild seines Wesens*), bewog, ein sterbliches Fleisch anzunehmen, und an einem Kreuze zu erblassen; wenn diese Liebe nicht zureichen wird, dich zu retten? Wenn dich der Erlöser der Welt verdammt, zu welchem Richter willst du fliehen, um Gnade zu erhalten?

Lasset, meine Brüder, die Gedanken des Lödes und des Gerichts stets unsern Geist beschäftigen! Lasset uns durch sie das übertriebene Schrecken mildern, welches bisweilen die Nothwendige keit in uns erregt, die uns auferlegt ist, zu sterben, und dann gerichtet zu werden.

*) Hebr. 1, 8.

Doch das übertriebene Schrecken ist nicht der Fehler, der unter und am gemeinsten ist. Unser gemeinster Fehler ist die Uns empfindlichkeit, ist die Sicherheit, ist ein tiefer Schlaf; in dem wir mitten in den Flammen, die uns umgeben, mitten unter Abgründen, an deren Rande wir stehen, unsre Lage zuzubringen fähig sind.

Lasset uns diesen unseligen Zustand verlassen. Wohl dem der sich allewege fürchtet*)! Glückselig ist der Mensch, der in einer jeden Versuchung, in welche er sich versezt sieht; der in einer Welt, wo sich Alles zu seinem ewigen Verderben verschworen zu haben scheint: glückselig ist der Mensch, der sich in allen seinen Versuchungen dieser fürchterlichen, zugleich aber heilsamen, Wahrheit erinnert: Es ist dem Menschen gefeßt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht. Dem Vater, dem Sohne, und dem heiligen Geiste sei Ehre und Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

*) Sprüchw. 28, 14.

Zweite Predigt.

Die Verdienste der Kirchenverbesserung um das bürgerliche Leben.

Am Reformationsfest e.

Uebe

Matth. 22, 15-22.

Uus Dr. Franz Bokkmar Reinhard's ́Predigten, im Jahre 1807 gehalten.

F

Zweiter Band. Sulzbach 1808.

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