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verbesserung, meine Brüder; wer ihn bat, wer die Freiheit zu ges brauchen weiß, welche durch die Kirchenverbesserung errungen wor den ist, der sicht sich durch nichts gehindert, unablässig nene Forts schritte zu thun, und fühlt sich zu solchen Fortschritten auf das stärkste verpflichtet. Das lasset uns denn durch unser ganzes Vers halten bewähren. Die Zeit führe keinen Vortheil herbei, dessen wir uns nicht bemächtigen; der menschliche Geist mache keine Entdeckung, die wir nicht benußten; es zeige: sich keine Gelegenheit neue Belchs rungen für den Verstand, und neue Ermunterungen zum Guten zu erhalten, die wir nicht ergriffet, die wir nicht dazu anwendeten, die Ehre, die Ordnung und das Glück des bürgerlichen Lebens zu sichern und zu erhöhen. Seid ihr so gesinnt, beweiset ihr euch als die gelehrigsten und einsichtsvollsten, als die treußten und gehorsams sten, als die thatigsten und brauchbarsten Bürger, die ein Staat baben kann: so fürchtet nichts; die Achtung der vernünftigen Welt, der Schuß jedes guten Regenten, und das Glück eines rühmlich ges führten Wandels wird einer Kirche zum Theil, die aus solchen Mits gliedern besteht; ihr werdet die Verdienste der Kirchenverbesserung um das menschliche Geschlecht über alle Zweifel erheben und verewis gen helfen. Das lasse Gott uns gelingen; so werden wir, was sicky auch auf Erden zutragen mag, mit getrostem Herzen rufen können: dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brúnnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind: Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie wohl bleiben, Gött hilft ihr früh*);⋅ Amen.

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*) Psalm 46, 5. 6,

Dritte Predigt.

Thomas, ein lehrreiches und tröstendes Beispiel für redliche Zweifler und treue Forscher nach Wahrheit,

Eine Homilie.

ueber

Ioh. 20, 24-29.

Aus Dr. August Herrmann Niemeyer's akademische Predigten und Neden. Halle und Berlin 1819.

1

Es 8 ist elu köstlich Ding, daß das Herz fest werde*)! Wer aber zweifelt, der ist gleich den Meereswogen, die der Wind hin und her treibt**).

Ist es nicht so, meine theuren jungen Freunde ? Nur in der Gewißheit ist Ruhe. Nur der feste Glaube giebt dent Herzen seinen Frieden. Aber der Zweifel treibt hin und her, Angftet und quålt, und endet vielleicht zuleht mit Trübsinu, mit Schwermuth, vielleicht mit der Verzweiflung.

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Irr' ich, oder höre ich von nah und von fern Vicle, viel leicht gerade die Edelsten in dieser Versammlung, wie mit Einer Stimme mir antworten: Wie du sagest, so ist's! Es gab auch für uns eine Zeit, wo uns keine Unruhe quålte, keine Ungewißs heit verlegen machte, kein leiser Zweifel unsern Glauben störte. Wir glaubten so fest an die Menschen, die uns umgaben, denn die Falschheit war uns fremd und die Lüge kannten wir nicht. Wir glaubten so treu an die Liebe, denn wir wußten nichts vou der Verstellung und der menschenfeindlichen Selbstsucht. Wir glaube ten so gern an die Lugend, wo sie sich uns ankündigte, denn wir fürchteten nicht, daß es auch wohl eine Truggestalt sein könne. Wir glaubten so fest an die Frömmigkeit. Wie hätten wir

ahnen können, daß selbst das Heiligste entweibt und gewißbraucht werden könne zur frevelnden Heuchelei? Ach! wir glaubten an Gott, und was wir von Kindheit an gehört von ihm, gelernt hats ten aus seinem Wort, angenommen auf das Wort und den Glau ben, in dem unsre Våter und Mütter gelebt hatten, bei dem ihnen,

*) Ebr. 18; 9. **) Jac. 1, 6.

wohl gewesen, in dem sie beharrt waren bis an den Lod, das schien uns ein heiliges Vermächtniß, bei dem auch wir zu halten, an dem wir fest zu haugen gedachten bis aus Ende.“

Seit wir aber reifer geworden sind an Jahren, und reicher an Erfahrungen wie hat sich Alles geändert! Wie ist die Schattenseite der Menschheit uns entgegengetreten, im Leben wie in der Geschichte! Wie Siele haben wir aufgeben müssen, für die wir uns verbürgt håtten! Wie mißtrauisch hat uns leerer Schein und schmerzliche Läuschung gemacht! Und unser Glaube an das Heilige, o wie ist dieser erschüttert, seit wir vernah. men, wie so manche der Weisen darüber urtheilten, vor Allem aber, seit wir selbst von dem Baum der Erkenntniß gekostet haben."

Ja, von dem Baum der Erkenntniß! Wenn wir seine Frucht genössen, dann meinten wir, würden unsre Augen aufs gethan werden, dann erst würde uns die Wahrheit und die Weisheit selbst in ihrem vollen Glanz erscheinen! Wohl ist uns auch auf dieser hohen Schule des Unterrichts Vieles klar geworden, was uns vorher dunkel war. Unser Gesichtskreis hat sich erweitert; ein unermeßliches Feld der Wissenschaft hat sich vor uns ausgebrei tet. Vieles ist uns neu gewesen, Manches ist uns gewisser gewors den; aber gerade da, wo wir hofften, daß uns das Licht am hell, sten leuchten solle, und wo wir seiner am meisten bedurft hätten, da ist es uns verschwunden. Ueber das, was das Wahre sei von des Menschen Natur, seiner Bestimmung und seinen Hoffnungen, von der Religion, die wir bekennen, und dem rechten Sinn ihrer heiligen Urkunde, woran wir uns im Leben zu halten, oder wenn wir zum Lehren berufen sind, was wir von dem Allen zu verkün rigen haben darüber drängt ein Zweifel den andern in unsrer Seelee. Selbst die, an deren Lippen wir hangen, die ihr halbes Leben dem Forschen nach Wahrheit widmeteno! wie wenig sind sie selbft unter sich über die wichtigsten aller Gege::stånde eins! Konnte es fehlen, daß wir immer tiefer in ein Labyrinth wider, sprechender Meinungen alter und neuer Zeit gerathen mußten? Und nun, da wir den Faden verloren haben wer wird uns den Ausgang zeigen?"

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