vor und liegt? Daß wir noch täglich wahrnehmen, wie das Wort der Wahrheit mit immer neuer siegender Kraft alle Schwierigkeiten überwindet, wie der Name Jesu Christi von einem Volk zum andern dringt, wie, die da sizen im Dunkel und Schatten des Lodes, ein großes Licht sehen, das sie immer mehr erleuchten wird; wie die Lehre des verachteten Jesu von Nazareth bei aller Verkennung von denen, welche undantbar genug sind, zu vers gessen, was sie ihr verdanken, doch immer allgemeiner als der Urquell der Weisheit, der heiligung und der Ruhe des Geistes gesucht und gefunden wird? Aber auch noch von einer andern Seite betrachtet, dürfen wir die, deren Glaube sich vielmehr an Ueberfinnliches, als an das Sinnliche, hält, darum selig preisen, weil er höherer Art und rein von Allem ist, was seinen Werth verdunkeln könnte. Selbst ein Blick auf die Apostel und ihre ersten Schüler kann dies bestätigen. Wie ganz anders erscheinen sie uns in der Geschichte, seitdem sie weit mehr im Glauben, als im Schauen, leben! Wenn sich früher alle ihre Hoffnungen, so wie ihr ganzes Vers trauen, auf die Erwartung gründete,,,Jesus werde Israel erlö, fen," sie aber werde er in dem neuen Reich zu den höchsten Würs den erheben *), wenn sie nur in den Augenblicken fester an ihm hingen, wo ihnen seine Größe und Macht in wundervollen Thaten vor das Auge trat, aber kleinmüthig und verzagt wurs den, wenn ihn diese zu verlassen schien; wenn also selbst ihre Liebe und ihr Vertrauen zu ihm nichts weniger als frei war von Ehrgeiz, Selbsisucht und Eigennuß: wie ganz anders lernen wir sie kennen, seit er ihnen entrückt ist, und mit seinem Abschiede nun alle irdischen Erwartungen vernichtet sind! Welch, cin boher Sinn, welche Entschlossenheit, gleich ihm für die Wahrheit Gut und Blut hinzugeben, welch, eine Bereitwilligkeit, sich von allen vormaligen Irrthümern und Vorurtheilen los zu reißen, hat sich in ihnen entwickelt! Sie kennen zwar nun Christum nicht mehr nach dem Fleisch **), aber sein Geist, sein Wort, sein Bild lebt in ihnen und sie in ihm. Sie sehen nun nicht mehr auf das Sichtbare und Vorübergegangene, *) Luc. 24, 21. Matth. 18, 14. C. 20, 22. **) 2. Cor. 5, 16. sondern auf das Unsichtbare und Ewigbleibende*). Und da sie nun, heraugewachsen zur Vollkommenheit, ihm ähnlicher und seiner offenbar weit würdiger sind, so sind sie ja eben darum auch offenbar jest seliger im Glauben, als vormals im Schauen. Auch darin, meine theuern Freunde, lasset uns ihnen immer ähnlicher werden! Mag so Manches, Mag so Manches, was in der Ges schichte des irdischen Lebens Jesu, in seiner Kindheit und Jugend, in dem Sinn einzelner Reden, die vielleicht nur aus einer ganz genauen Kenntniß aller Umstände und Verhältnisse jener Zeit Licht erhalten könnten; mögen seine letzten Auftritte und sein Scheiden von der Welt, in Dunkel verhüllt, durch alle Bemühungen der Schrifterflårer, durch alle Štúusteleien der Ausleger, ja gerade durch diese am wenigsten, aufgehellt werden; wir haben ja etwas noch weit Wichtigeres wir haben das Bild seines geistigen Lebens, wir haben den herrlichsten Abdruck desselben in seiner Lehre, die für Alle, die sie treu in sich bewahren und ausüben, eine Kraft Gots tes ist, selig`zu machen Alle, die daran glauben. Daran, daran, meine christlichen Brüder, haltet fest und ́unbeweglich! Nehmt den Sinn und Geist Jesu in euch auf; blicket auf ihn, euren Vorgänger, wandelt in seinen Fußtapfen. „Lasset, so rufe ich euch zum Schluß mit den Worten des Apostels Petrus zu, lasset euren Glauben rechtschaffen erfunden werden durch eure Lugend, köstlicher und bewährter als das vergångliche, im Feuer erprobte Gold, zu Preis und Ehren Jesu Christi; welchen ihr nicht geschen habt und dennoch liebet, und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr ihn nicht gesehen habt, und dessen ihr euch freuet mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, weil ihr durch ihn erlangt habt das Ziel cures Glaubens, der Seelen Seligkeit **). *) 2. Cor. 4, 18. **) 1. Petr. 1, 7 - 9. Amen. |
