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Sechste Predigt.

Von dem Untergange der Welt.

Am 27ften Sonntage nach Trinitatiş,

Ueber

Matth. 24, 37 - 51.

Im Jahre 1815 gehalten.

Uus ́Dr. Heinrich Gottlieb Tzschirner's Predigten. Zweite Sammlung.

Leipzig 1816,

für.

Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und Ehe denn die Berge worden, und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

In den Glauben der alten Kirche, meine Freunde, war die Erwartung des nahe bevorstehenden Untergangs der Welt innig verwebt, und viele Christen der frühesten Zeit hofften und fürch teten, daß sie dieses große Ereigniß erleben und den Tag der Wiederkunft des Herrn schauen würden. Eben diese Erwartung erneuerte sich von Zeit zu Zeit auch in den folgenden Jahrhunder ten; häufig traten Propheten auf, welche den Lag und die Stunde des Weltendes verkündigten, und selbst unter unseren Zeitgenossen giebt es Einige, welche auf dem Zifferblatte der großen Weltuhr lesen und bestimmen zu können glauben, welche Zeit es im Reiche Gottes sei. Da namentlich, als man dem Jahre Eintausend nach Christi Geburt entgegenging, verkündigten viele Stimmen, dieses tausendste Jahr der christlichen Zeit werde unfehlbar die Reihefolge. der Zeiten schließen und das Ende der Welt heraufführen; und voll Furcht und banger Erwartung sahen die Völker den Dingen, die da kommen sollten, entgegen, der Leichtsinnige selbst ward nachs denkend und ernst, der Fromme verdoppelte die Uebungen der Ans dacht und zahlreiche Pilgrimme wallfahrteten nach dem gelobten Lande, damit der große Tag des Gerichts am Grabe des Erlösers fie fände.

Alle diese Prophezeihungen hat die Erfahrung Lügen gestraft, Die bezeichneten Jahre und Lage kamen, und erwartungsvoll blickte man nach allen Himmelsgegenden, die Vorboten des herannahenden

Weltendes zu entdecken; aber der Himmel änderte seine Gestalt nicht, die Erde wankte nicht aus ihrer Bahn, und Alles bewegte fich fort im gewohnten Gleise; die Sterne gingen auf und unter, wie seit Menschengedenken, und Lag und Nacht, Sommer und Winter wechselten, wie sie seit Jahrtausenden gewechselt hatten. Die Natur in ihrer beharrenden Ordnung, in ihrem gleichmäßigen Gange, und in der unerschöpften Fülle ihrer Kraft spottete der menschlichen Thorheit, welche ihr verborgenes Leben zu verstehen und die Dauer ihrer Jahre zu berechnen versuchte, und zu wisseu wähnte, was, wie der Herr selbst sagt, Niemand weiß, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein der Vater.

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*༎

Seltener, als in den vorigen Zeiten, traten in unseren Lagen Verkündiger des nahen Weltendes auf; und läßt zuweilen eine solche weissagende Stimme sich hören, so bleibt sie doch uns beachtet, und erfüllt die Gemüther nicht, wie vormals, mit Furcht und banger Erwartung. Dies: aber ist nicht etwa blos die Frucht der Weisheit, die auf die Erkenntniß des Unerkennbaren Verzicht leistet, sondern auch die Folge des Unglaubens, die Folge einer irreligiösen Weltansicht, nach welcher Vicle unserer Zeitgenossen. die Welt nicht als das Werk eines allmächtigen Schöpfers, wel cher, was er bauete, wieder zerstören könne, sondern als das wechselvolle Spiel einer ewigen Naturkraft betrachten, welche, nicht Gott, søndern dem eigenen Geseße innerer Nothwendigkeit gehorchend, in einem anfangs und endlosen Kreislaufe ich be wege. In den Gemüthern Vieler unserer Zeitgenossen ist der Ges danke eines Weltendes selbst erloschen, und daher nur, nicht aus bescheidener Anerkennung der menschlichen Schranke, entspringt bei den Meisten die Gleichgültigkeit, mit welcher sie alle Fragen, die auf dieses große Ereigniß sich beziehen, von sich weisen. AL શ lein der Untergang der Welt ist ein eben so wesentlicher Artikel des christlichen Glaubens, als die Lehre von ihrer Schöpfung und Regierung; die religiöse Weltansicht führt nothwendig zu diesem Gedanken, und mächtiger wird das religiöse Gefühl nie geweckt, als wenn wir in die Zeit uns versehen, wo der Bau der Welt zusammenfällt, die ganze jezt bestehende Ordnung der Dinge ens det und eine neue Erde und ein neuer himmel kommt, darin Gerechtigkeit wohnt. Darum will ich diesen großeu

und ernsten Gedanken in euere Seele rufen, und von dem Ende der Welt zu euch reden. Fraget nicht, wozu solche Betrachtung fromme; ihr Zweckt liegt in ihr selbst. Die Größe dieses Gedankens ist seine Bedeutung, und sein Ernßt ist seine Kraft. Darum lagt uns ihn in tiefer Seele erwägens

Text,

Matth. 24, 37 - 31.

Gleich aber, wie es zu der Zeit Noah war, also wird auch sein die Bukunft des Menschensohnes. Denn gleich wie sie waren in den Tagen vor der Sündfluth, sie aßen, sie tranken, fie freieten, und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging. Und sie achteten es nicht, bis die Sünd, fluth kam, und nahm sie Alle dahin; also wird auch sein die Zukunft des Mens schensohnes. Dann werden Zween auf dem Felde fein; Einer wird angenommen sund der Andere wird verlassen werden. Zwo werden mahlen, auf der Mühle; Eine wird angenommen, und die Undere wird verlassen werden. Darum wachet; denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird. Das sollt ihr aber wissen; wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte; so würde er ja wachen, und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschensohn wird kommen zu einer Stunde; da ihr es nicht meinet. Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den fein Herr gesezt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe? Seelig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt, und findet ihn also thun. War. lich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter sehen. So aber Jener, bet böse Knecht, wird in feinem Herzen sagen: mein Herr kommt noch lange nicht, und fängt an zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenen; so wird der Herr desselbigen Knechte kommen an dem Tage, des er sich nicht versicht, und zu der Stunde, die er nicht meint; und wird ihn zerscheitern, und wird ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zahnklapern.

In Bildern redeten Jesus und die Apostel, so oft sie über die leßten Dinge sich erklärten, und unter Bildern nur konnten sie von einer Veränderung reden, welche in der Sinnenwelt sich ereignen wird, und doch nie Gegenstand menschlicher Erfahrung gewesen ist. Das Bild und die Sache, die Einkleis dung und die Lehre sind in solchen Reden innig in einander verwebt, so daß wir in vielen Fällen das Eine nicht mit Sicherheit von dem Anderen unterscheiden, sondern leicht entweder das Zeichen

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