ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Armuth, in Verfolgung, unter Schmerzen aller Art ist es hinges flossen, und am Mittag schon ist seine Sonne untergegangen. Aber ein unendliches Verdienst hat er sich erworben! Es ist das Leben der Welt geworden. Aus seiner unerschöpflichen Fülle nehmen wir alle Schäße der Erkenntniß, der Wahrheit, der Kraft zu allem Guten. Es ist der Leitstern der Frommen in guten und bösen Lagen! Es ist der höchste sprechendste Beweis, welchen. Gehalt der Mensch auch dem kürzesten Dasein auf Erden. zu ges ben vermag, und wie Alles, was darin der unsichtbaren Welt angehörte, niemals untergehen kaun.

So, meine Theueren, lehrt das Nachdenken über den Lod, jene Weisheit, welche den Gehalt des Lebens richtig würdigt, und das Nichtige von dem Bleiben. den zu unterscheiden weiß.

Aber sie lehrt uns auch die Aufgabe jedes Lages, jeder Stunde würdig erfüllen, und eben darum die ächte Les bensweisheit durch die That bewähren.

Ein großer Theil der Menschen lebt weit mehr in der Zukunft, als in der Gegenwart, und nur zu oft in einer Zukunft, die niemals zur Gegenwart wird. Nie ist dies mehr der Fall, als in Zeiten großer Umwälzungen in der äußern Welt, wo die Geschichte jedes Tages die Keime zu neuen, unzuberech nenden Ereignissen in sich trägt. Dann kämpft in der Seele die Furcht mit der Höffnung; dann bezieht man mehr, als zu andern Zeiten, Alles, was geschieht, auf sein eignes Schicksal, und die gehaltlose, unverbürgteste Erzählung giebt den verschiedenartigsten Leidenschaften Nahrung. Aus dem geselligen Leben verschwindet fast jeder andere Stoff der Unterhaltung, außer der Geschichte des Lages, außer den Muthmaßungen und Ahnungen, die sich stets widersprechend. durchkreuzen. Selbst in die Stille der Eins samkeit nimmt Jeder nur diese Gedanken mit, und sie stören oft noch auf seinem Lager die Ruhe. Ihr Unruhvollen, Umhergetrics benen wåre euch die Aufgabe der Stunde wichtiger, ihr würdet nicht versuchen, was ihr nimmer vermöget, die Aufgabe einer in Dunkel gehüllten Zukunft zu lösen. Und wenn ihr es vermöchtet was könnte es euch frommen? Blickt doch ums her; gedenket so Maucher, die ungeahnet und wider Alles, was

[ocr errors]
[ocr errors]

man Wahrscheinlichkeit nennt, der Lod aus den irdischen Verhälts nissen `hinweggerückt hat. Was haben nun die, welche, nür für die künftigen Lage forgend, und sich quåkend mit dem, was sie nicht kannten, das Geschäft des Augenblicks versäumten, oder nur mit getheiltem Sinn und Herzen vollbrachten — was haben sie nun durch alle diese Sorgen gewonnen? dagegen, wie viele köstliche Stunden unwiederbringlich verloren! Von Allem, was sie so ängstlich - fürchteten, nichts hat sie betroffen. Von Allem, was sie hofften, nichts ist ihnen zu Theil worden. O, meine Freunde, es giebt ja etwas weit Wichtigeres zu vollbringen im Leben. Am nächsten liegt der äußere Beruf, der Kreis des Wirkens, er sei noch so klein, oder noch so groß. Um mit rechtem Ernst darin thåtig zu sein, bleibt wenig Zeit übrig. Eine treue, emsige, bes sonnene, wohlgeordnete, unermüdete Thätigkeit, fordert oft selbst bei unbedeutenden Geschäften Sammlung der Seele. Und dann wie viel haben wir für unser wahres Selbst, für unser Inneres zu thun! Wie viel an unsrer Erkenntniß zu bessern, an unsern Neigungen zu reinigen, an unsern Gesinnungen zu veredeln; Alles, was Gott von Kräften in uns gelegt hat, zu beachten und zu bewahren; eben daher viel daheim zu sein bei uns selbst, und die äußere Welt, die wir nicht ändern, noch seltner bessern können, lieber unbemerkt vor uns vorübergehen zu lassen, damit nur nicht die nächste Aufgabe unsres Lebens unvollendet bleibe! Das ist das rechte Leben in der Gegenwart; das ist zugleich die rechte Sorge für die Zukunft. Denn so werden wir geschickt, Alles, was sie uns bringt, und was über jede Berechnung hinausliegt, ist's Freude und Glück, würdig zu genießen; ist's Trúbsal und Noth, standhaft zu ertragen; ist's Angst und Gefahr, ihr Muth und Vertrauen entgegen zu sehen. Und gehen wir früher dahin, ehe die Zukunft kommt, die Andere so besorgt macht: so ist der Schaß erworben, der uns hinüber begleitet, und jede wohlgebrauchte. Stunde gewonnen für die Ewigkeit.

Endlich ist die rechte Betrachtung des Lodes auch in sofern eine Schule der Weisheit, daß sie uns über den Ges nuß des Lebens aufklärt, und ihn immer mehr zu reinis gen und zu veredeln lehrt. Unmittelbar vor den Worten unsres Textes wird zwar behauptet, daß dieß Leben, selbst wenn

es köstlich zu nennen, doch nur Mühe und Arbeit fet. Und wer mag es leugnen, daß, wenn wir die harmlofen Jahre der Kindheit und ersten Jugend ausnehmen, für die Meisten, selbst die, welche man die Glücklichen nennt, kein anderes Loos gefallen sei? Aber welch ein Unterschied zwischen Denen, die mit Weisheit die Welt zu gebrauchen wissen, ohne ihrer zu mißbraus chen, und Jenen, die, so sehr sie sich dünken, Meister in der Kunst des Lebensgenusses zu sein, dennoch durch ihr uns ruhiges Streben nur für Augenblicke Beruhigung finden, und eine Befriedigung, die sie oft Jahre lang zu bereuen haben! Wie mühen, wie zerarbeiten sie sich, um das Nichtige zu erlangen! Ja selbst die Besseren, wie bringen sie sich so oft um den stillen reinen Genuß, weil es ihnen an der rechten. Weisheit des Lebens fehlt!

Sind fie

Ja, meine Freunde, sei auch Mühe und Arbeit unser Loos; es giebt dennoch einen Genuß des Lebens mitten in der Arbeit, und die Mühe selbst hat ihre Freuden. nicht der Lohn der überwundenen Schwierigkeit, des endlichen Sieges nach hartem Kampf, des erreichten Zwecks nach treuer und rastløser Arbeit, der gesteigerten Kraft nach erschöpfender Anstrens gung? Für erhöhten Selbstgenuß hat Gott eben dadurch gesorgt, daß er dem Menschen nichts Großes und Herrliches zutheilte, was nicht durch Arbeit und Mühe errungen werden müßte. Und so haben doch zulegt, wie am würdigsten und reinsten, so auch am frohesten, die ihres Daseins genossen, welche nicht vergaßen, daß sie früher oder spåter sterben müßten, ihre Lage auskauften, und, unverführt von dem Schein und Blendwerk des falschen Glückes, zuerst nach dem Reiche Gottes trachteten, die eben darum selig waren schon hier in der Hoffnung, getrost in der Trübsal, freudig und dankbar für die kleinste Gabe, mitten in den Unruhen des Lebens, denen sie nicht entgehen konnten, ruhig im Innern, und wenn sie muthlos werden wollten, sich erinnernd, daß die Zeit nicht fern sei, wo sie kommen würden zu der Ruhe des Volks Gottes, und eingehen in ihres Herrn Freude.

[ocr errors]

Herr unsrer Lage! Lehre, ja lehre uns nur recht bes denken, daß wir sterben müssen. So werden wir gewiß weise wers den zur Seligkeit!

Sechste Predigt.

Von dem Untergange rgange der Welt.

Am 27ßten Sonntage nach Trinitatiş.

Ueber

Matth. 24, 37 - 51.

Im Jahre 1815 gehalten.

Kus Dr. Heinrich Gottlieb zschirner's Predigten. Zweite Sammlung.

Leipzig 1816,

1

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »