ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

sondern durch Leichtsinn und Gottesvergessenheit ! Seht euch um in chriftlichen Familien, und achtet auf euch selbst und eure nåche sten Umgebungen. Wo ist jener fromme Sinn unsrer Våter geblie ben, der Alles mit Gott aufing und mit ihm endete? Wie Viele denken noch daran, den stillen Umgang mit ihm zu ihrer wichtigsten und täglichen Beschäftigung zu machen, und durch heilige Andacht fich auf die entscheidendsten Schritte und auf die folgenreichsten Unternehmungen ihres Lebens vorzubereiten? Wie Viele können noch mit David sagen: das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte und meines Herzens Lust steht zu deinem Gedächtniß. Des Nachts gedenke ich sein und wenn ich erwache, rufe ich früh zu ihm*). Wir sind ihm, er ist uus fremd geworden wir sind stolze Götter in unserm Sinn, die seis ner entbehren können, wir schaffen selbst und regieren, und wähnen selbst das Höchste zu sein. Wir entwinden uns den Armen des Schlafes, und schicken uns zur Ruhe an, wir genießen die Gaben der Erde, und nehmen die Segnungen des Glückes hin, und kein Auge blickt dankend, keine Hand erhebt sich flehend zum Himmel. Wir hören oft beten in der Kirche oder bei feierlichen Handlungen, oder an der Lafel, deren Gaben uns erwarten, und wir schämen uns, nur die Hände zu falten vor Gott, und spielen die Zerstreuten, und bemitleiden die Schwachen, die sich von der veralteten Sitte noch nicht loszureißen vermögen. Wir erziehen unsre Kinder zu allem Wissenswürdigen -die Kunst zu beten, halten wir entbehr lich für sie, und ein Geschlecht wächst heran, dem das Erste, was man sonst der jungen Seele zum Aufbehalten anzuvertrauen pflegte, fremd geblieben ist - und es ist nicht übertrieben, wenn ich bes haupte, daß tausend erwachsene Christen selbst das Gebet, das Jesus seinen Jüngern lehrte, nicht kennen und nicht verstehen! So taus meln wir ohne Gott durch's Lehen, und wenn dann einmal seine Hand uns hårter anfaßt, und das Unglück uns an sein Dasein und seine Macht erinnert, dann haben wir verlernt, uns ihm zu nahen

1

wir sind Fremdlinge im Vaterhause geworden, und Liebe und Glaube und Vertrauen sind von uns gewichen, wir sind einsam mit unserm Schmerze und ohne Trost am Leidenstage!

*) Psalm 73. 28, 63, 7.

1

Freunde, wenn dies die Frucht unserer höhern Bildung seint foll, o! dann laßt uns die Zeiten frommer Einfalt und einer nicht Flügelnden Gottesfurcht zurückwünschen; die Welt war glücklicher dabei, und reicher an Geistesadel, wie au Lebensfreude, Die Weiss heit, mit der wir stolz thun, erseßt uns nicht jenen beruhigenden Glauben an ein höheres Wesen, das uns Vater ist, und die Unab hängigkeit, deren wir uns rühmen, macht nicht sö glücklich, wie das Gefühl, dem Herrn der Geister anzugehören, der mit Liebe die aufs nimmt und leitet, die mit Liebe und mit einem reinen Herzen zu ihm kommen. ihr wißt nicht, um welche Seligkeiten ihr euch betrüget, wenn ihr den Umgang mit dem Heiligen und Gütigen fliehet, der euch Alles sein sollte! In der Stille der Einsamkeit, da sammelt sich der Geist zu ernstern Gedanken und zu hoiligen Ges fühlen, da ist er dem Wesen nåher, das Alles in Allem erfüllt, und ist selig in dieser Nähe. Da ist Erhebung der Seele zu Gott; der Erde unruhiges Treiben und ihre niedern Geschäfte verschwindent vor dem Ewigen; der Mensch erkennt sich als Bürger einer höherut Welt. Da trägt der Glaube und die Liebe und die Hoffnung auf der Andacht Flügeln zu Gott empor, und ein Himmel öffnet sich). dem trunknen Blicke. Da leiht Vertrauen unsern Wünschen Worte, und vor dem Vater ergießt sich schwerer Kummer in eine sanfte Klage, und das Herz schlägt wieder ruhiger und leichter. Da fließt Beruhigung und Trost in trauernde Seelen, und Muth zum Duls den nehmen wir aus diesen Stunden in's sorgenvolle Leben mit, und Gotteskraft zeigt sich am Schwachen mächtig. Da lernen wir den heißen Kampf des Lebens würdig kämpfen, und bleibert selbst im Lode Sieger. In Allem überwinden wir weit; denn der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet®)! D! ihr Alle, fromme Seelen, denen das Gebet noch nicht zur Thorheik und zum Spotte geworden ist sagt es euern Brüdern laut, wels chen Genuß ihr dem Umgange mit Gott verdankt, und daß keine Stunde eures Lebens schöner und fegenreicher für euch war, als die, in welcher ihr ihm und euch, allein lebtek. Sagt es ihnen laut: ein Lag in seinen Vorhöfen zugebracht, sei besser, als sonst tausend, und lehrt sie, daß der Mensch im Glücke und im Unglücke feines Gottes nicht entbehren könne. Wenn ihr im Sturm des Lebens und

*) 1. Joh. 5, 4:

[ocr errors]

bei harten Prüfungen dem Glauben an seine Weisheit und Liebe und den Ergießungen des gepreßten Herzens vor ihm, Ruhe und Kraft und Trost und Heiterkeit verdanktet, rühmt es laut, daß Glaube und Gebet die festen Stüßen waren, die euch nicht sinken ließen, und daß es keine Freude gebe, die der Freude gleiche, sich zu Gott zu halten. Möge jener fromme Sinn wieder zurückkehren zu einem vers irrten Geschlechte; möge der Heilige, der uns im Geiste und in der Wahrheit beten lehrte, folgsame Schüler an uns. finden! Ach! wir bedürfen dieses Sinnes, in den Zeiten der Unruhe und der Sorgen und der endlosen Verwirrung, und wann der Geist nicht lernt, sich in Gott zurückzuziehen, so verliert er sich selbst im stürmischen Ges fühle des Lebens, und geht unter mit seinen schönsten Hoffnungen und Freuden. - Beten laßt uns, damit uns der Gott nicht fremd werde, dem wir angehören, und zu dem wir gehen! Beten laßt uns, am guten Lage, damit er uns höre, wann Trúbsal da ist. Beten laßt uns in der Stille der Einsamkeit und in der Versammlung unserer Brüder, wo gemeinschaftliche Andacht den Geist stårker ergreift, und Gefühle entflammt, die einen Himmel uns aufschließen. Beten laßt uns auch in dieser Stunde, wie Jesus beten lehrte. O sie ist mir heilig, diese Stunde, die meinem Herzen seinen liebsten Wunsch ́ gewährte, wieder einmal mit Euch zu beten, mit Euch, die keine Ent. fernung dem liebenden Herzen fremd gemacht hat. Mit Euch und für Euch und für des Vaterlandes und der Menschheit Heil. Daß das Reich Gottes zu uns komme, daß Wahrheit sich verbreite, und die Lugend herrsche; daß Frömmigkeit und folgsamer Kindersinn auf uns Allen ruhe, und im Geleite der Gottseligkeit das Glück des Lebens bei uns einziche; daß es dem Vaterlande wohl gehe, und seinem ehrwürdigen Fürsten ein heitrer Abend werde. Daß sein frommer Sinn auf alle Söhne und Löchter des Vaterlandes übers gehe, und Gottesfurcht im Lande wohne; daß die Erlösung von jeder Lebensprüfung uns erscheine, und einst die bessere Heimath uns zu einem reinern Glücke aufnehmen möge: dies bitten wir im Namen Jesu und im frommen Glauben an einen Gott der Weisheit und der Liebe. Ihm, dem Herrlichen und Ewigen sei Ruhm und Dank und Anbetung jeßt und in Ewigkeit. Amen.

[ocr errors]

Achte Predigt.

Ueber den Werth der Frage: Woher werde ich Brod

nehmen?

Am siebenten Sonntage nach Trinitatis.

ueber

Marc. 8, 1-9.

Aus C. G. Ribbeck's Predigten. Zweite Sammlung. ・ Magdeburg 1789.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »