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verdrängt, wenn die Religion, statt Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit zu sein, zum elenden Gaukelspicle der Sinns lichkeit herabgewürdigt wird; wenn herzlose Gebräuche und unnüße Uebungen an die Stelle eines thätigen Christenthums treten, und das Ehrwürdigste und Heiligste durch abgeschmackte Zuthaten menschs licher Thorheit und Schwärmerei entstellt wird; wenn der belebende Geist der Religion verschwindet und nur der kalte, todte Buchstabe übrig bleibt: dann ist ihre wohlthätige Kraft gelähmt, ihr erwåra mendes Feuer erloschen, und der Mensch wird durch diese Afterres ligion so gut, wie durch Unglauben, um seinen Gott, seine Lugend, seine Glückseligkeit betrogen!

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Verfall der Sittlichkeit ist die zweite Ursache des Entergangs der Reiche und Völker, und dieser ist die unmittelbare traurige Folge jenes Verfalls der Religion. Nur ein kleiner Theil der Menschen, der sich durch immerwährende Geisteskraft auf eine höhere Stufe der Bildung und Veredlung hinaufgeschwuns gen hat, ehrt die Lugend und die Pflicht um ihrer selbst, und übt das Gute um des Guten willen. Bei weitem die größere Zahl bedarf des Glaubens an eine Gottheit, der Ehrfurcht gegen ein höheres Wesen, um recht zu handeln, und muß das im Menschen liegende Sittengesetz als Willen eines heiligen Geschgebers erkennen, wenn es wirksam sein soll. Stirbt jener Glaube, oder erkaltet jener 'religiöse Sinn, so ist der Damm durchbrochen, der die Sinnlichkeit und die unordentliche Begierde zurückhielt, und das begehrliche Herz folgt frei seinen Neigungen und spottet der Ordnung und der Ges seße der Sittlichkeit. Das Heiligste wird ein Gegenstand der Vers achtung, und der Mensch überläßt sich fesfellos den Antriebeh der Leidenschaft und den Reizungen zur Ausschweifung und zu Verz brechen. Und glaubt ihr, daß das Wohl der Staaten und das Glück der Völker da gedeihen könne, wo die Tugend verbannt ist, und die Unschuld keine Freiståtte mehr findet? Wenn die Bande des häuslichen und des öffentlichen Lebens gelöst sind, und der Leichtsinn das Ehrwürdigste nicht mehr achtet; wenn die Heiligkeit ́ der Ehen der zügellosen Ungebundenheit Plaß macht, und ein nachwachsendes Geschlecht, statt durch eine sorgfältige Erziehung für die Lugend gebildet zu werden, im Kindesalter schon durch heillose Beispiele vergiftet wird; wenn schuöder Eigennuß jedes

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edlere Gefühl tödtet und die Menschen einer reinen, uneigennütigen Lugend und großer Aufopferungen unfähig macht; wenn ein herrs schender Geist der Sinnlichkeit alles Höhere verschlingt, und alle Kräfte im Ringen nach groben Vergnügungen und in wollüstigen Genüssen verzehrt werden; wenn ein übertriebener Lurus jedes Mito tel rechtfertigt, das zur Befriedigung der tausend selbstgeschaffenen Bedürfnisse führen kann; wenn Redlichkeit und Treue und Glauben verschwinden, und Falschheit, Betrug und Ungerechtigkeit an ihre Stelle treten; wenn Wohlwollen und thätige Menschenliebe und Ges meingeist und Vaterlandsliebe durch die schmuzigste Selbstfucht vers drängt werden, und Jeder nur sich selbst im Auge hat und für seinen Vortheil sorgt: wie könnte da Völkerglückseligkeit blühen, und ein Staat gesund sein, an dessen Herzen das Laster zerstörend nagt? Die Sünde ist der Leute Verderben, sagt schon ein alter Weiser, und die Erfahrung aller Zeiten bestätigte es. Reinheit der Sitten und fromme Einfalt machte die Völker groß und glücklich, befestigte Thronen und sicherte den Staaten ihren Ruhm und ihre Dauer. Sobald Bürgertugend durch Ausschweifungen, und Sitteneinfalt durch entnervende Wollust und durch) Laster aller Art verbannt wurden, schwand die Kraft des Volks und seine Selbststáu digkeit, es grub sich mit eigenen Hånden sein Grab durch seine Las ster, und Nationen verschwanden und Reiche wurden zertrümmert, weil ihre Verbrechen die Bande zerrissen, die sie groß und geachtet und glücklich gemacht hatten. Dies lehrt die alte Geschichte und die Geschichte unsrer Zeit an hundert Beispielen. Die Lugend ist die Grundsäule der Staaten: wo sie stirbt, da nahen sich diese ihrem unvermeidlichen Untergange. Kann das häusliche Glück einer eins zelnen Familie nicht bestehen, ohne Ordnung und Lugend und gute Sitten, wie könnte ein großer Menschenverein gedeihen, wenn ihm Wahrheit und Gerechtigkeit und Treue nicht heilig sind?

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Hierzu kommt noch drittens die Geringschäßung aller Formen der bürgerlichen Gesellschaft, die aus jenem all gemeinen Sittenverderben nothwendig hervorgeht. Das Christens thum heiligt die Verfassungen der Staaten, als Gottes Ordnung, und fordert Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Könige, als gegen Stellvertreter des Ewigen. Fürchte Gott, ehre den König

ist das große Gebot der Religion, und wo diese geachtet

wird, da stehen die Thronen fest, und die Gefeße der Obrigkeit gels ten als Befehle einer höhern Macht, deren Bild diese ist. Der Christ ist auch ein guter Bürger, und alle Bande des geselligen und burs gerlichen Lebens sind ihm heilig. Irreligiosität hingegen und Site tenverderben zerstören jenes wohlthätige Ansehen der Gefeße und der Herrscher. Sener ehrfurchtgebietende Glanz, der die Thronen ums giebt, verschwindet, und die Großen der Erde erscheinen nicht mehr als göttliche Ordnung, sondern als Glückliche nur, die der Zufall, oder Gewalt, oder Ungerechtigkeit über Millionen erhob. Der Geist der Unzufriedenheit regt sich im Menschen, der lieber herrschen als gehorchen möchte. Die Zügellosigkeit troßt dem Zwange der Orde nung und lästiger Befehle, die Aufforderungen zum Abschütteln eines schimpflichen Joches, wie sie die heilsamsten Einschränkungen der nas türlichen Freiheit nennen, finden Eingang, das Gesetz wird vers höhnt, die Obrigkeit findet strafbaren Widerstand, das freche Laster zerreißt die heiligsten Bande, der wilde Aufruhr schwingt seine blus tige Fahne, und das Verbrechen streckt seine Hand nach Kronen aus und häuft Elend und Jammer über das Vaterland. Vdl ker werden ins Verderben gestürzt und Staaten finden ihren Untergang, wo die Achtung gegen bürgerliche Ordnung verschwindet, wo die Religion die Ehre der Fürsten nicht mehr schüßt, wo das Laster auf Zerstörung sinnt, wo Selbstsucht den Saamen der Zwietracht ausstreut, und wo die Banden gelöst werden, die die einzelnen Glies der zu einem Ganzen vereinigten!

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Das war es, Freunde, was einst jenes unglückliche Volk, über dessen trauriges Schicksal der große Menschenfreund theils nehmende Thränen weinte, in's Verderben stürzte, seinen Lempel zerstörte, seine Stadt in einen Steinhaufen verwandelte, seine Kins der zerstreute und ihnen schimpfliche Fesseln bereitete, die es seit bald zweitausend Jahren noch nicht abgestreift hat. Das war es, wodurch im Laufe dieser Jahrtausende schon. so manches Reich seis nen Untergang fand, wodurch über so viele Völker schon unsåglicher Jammer gekommen ist. Unglaube und Aberglaube, Sittenlosigkeit und das Heer von Lastern, das sie erzeugte, das jeden Keim bùre gerlicher Lugenden erstickte, jeder Ordnung Hohn sprach, jedes Band

fie

gewaltsam löste, und allen Verheerungen der Leidenschaft, der Zügellosigkeit, des Partheigeistes Thüren und Thøre öffnete, waren es, die alle jene Zerstörungen herbeiführten, die wie ein Fluch der Gottheit über Länder und Völker kamen. Und wir sollten nicht weise werden und erkennen, was zu unserm Frieden dient? Sind jene Beispiele nicht warnend genug dürfen wir sie übersehen? Sollten wir denn nicht endlich einmal erkennen, was uns Noth ist? Der Zusammenhang der Dinge bleibt ewig derselbe, einerlei Ursachen bringen immer die nämlichen Wirkungen hervor, und das vergeltende Schicksal ist in jedem Jahrhunderte unerbitts lich streng und gerecht, und straft die Verblendung und die Laster des Menschengeschlechts mit unausbleiblichem Verderben. Möge ein guter Geist über uns wachen, und uns dem Jammer entgehen lehs ren, den eigene Thorheit über die Völker häuft. Mögen die Ers fahrungen früherer Jahrhunderte uns klug machen, um die Klippen zu vermeiden, an denen so oft schon die Glückseligkeit des Menschengeschlechts scheiterte. Möge eine höhere Macht dem Strome des Verderbens steuern, der uns zu verschlingen droht. Möge sie dem Leichtsinne wehren, der die Menschen dahin reißt, der Sinnlichkeit Schranken sehen, die alles Edlere zerstört. Möge sie den Glauben an das Dasein eines heiligen Wesens befestigen, der Religion ihr Ansehen und ihre Kraft wieder geben, und eine reinere Sittlichkeit zurückführen, vor deren mildern Lichte das Laster fliehe!

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Ja, Gott, Lenker des menschlichen Herzens, wie des ewigen Schicksals mache uns weise und führe uns zur Wahrheit und zur Tugend zurück, che es zu spåt ist, ehe deine Schrecken uns ers greifen und uns lchren, daß wir des rechten Wegs verfehlt haben; ehe das Elend uns bessern muß, und die Verzweiflung dich uns sus chen lasse, den wir verlassen haben. Wer ferne von dir und der Lugend bleibt, der entfernt sich von seiner Bestimmung und von seinem Glücke, und der nur - daß wir es nie vergessen möchten! der nur, der deinen Willen thut, der bleibt in Ewigkeit. Amen.

Zehnte Predigt.

Wie können Völker und Staaten dem drohenden Verder: ben entgehn?

Am 24sten Sonntage nach Trinitatis.

Ueber

Luc. 19, 41-48.

Fortsetzung der vorhergehenden Predigt.

Aus . 8. Schmidt's Predigten bei besondern Veranlassungen gehalten. Zweite Sammlung. Sulzbach 1809.

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