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dahin, liegt schon gegenwärtig keineswegs außerhalb des Bereiches der Möglichkeit.

Mir genügt es, das Ziel bezeichnet und einige Anregungen zur Annäherung an dasselbe geboten zu haben, vielleicht fallen nicht alle Samenkörner in's Gestrüpp.

Möge es Ew. Durchlaucht gefallen, diese wenigen Zeilen in dem Sinne zu lesen, in welchem sie geschrieben sind und sie anzunehmen als einen Ausdruck des Vertrauens, daß Ihnen jede Aeußerung, welche auf irgend einem Gebiete zu des Vaterlandes Wohl gemeint ist, auch wenn Sie ihr für den Augenblick keine Berechtigung und Gültigkeit zuerkennen, willkommen sein werde.

Paul Lindau als Kritiker.

Noch keine drei Lustren sind vorübergegangen, seitdem Paul Lindau zum ersten Male die allgemeine Aufmerksamkeit des literarischen Deutschlands auf sich lenkte und mit einigen kecken Rippenstößen in die erste Reihe unserer Schriftsteller vordrang. Unter der Maske eines deutschen Kleinstädters und von dem wohligen Schleier der Anonymität doppelt verhüllt, war der muthige Autor auf die Fliegenjagd ausgezogen und hatte in seinen Neßen einige der harmlosesten Exemplare eingefangen, die bis dahin ziemlich unbeachtet in den Zweigen des deutschen Dichterwaldes umhergeschnurrt. Unter himmlischem Wohlbehagen riß er, kühn wie der Schneider aus dem Märchen, Sieben auf einen Schlag" den unglückseligen Geschöpfen Beine und Arme aus, um sie dann auf eine Nadel zu spießen und die Zappelnden mit einer eleganten Verbeugung dem verehrlichen Publikum zu präsentiren.

Gewiß war es Niemandem verborgen, daß der fliegentödtende Kleinstädter derart gerade keine welterschütternden Alexanderthaten ausführte, aber das Ganze schien auch nur den Anspruch auf einen Spaß zu erheben, den man sich ohne moralische Beklemmungen und ohne Mitleid mit den kläglichen Opfern ruhigen Gemüthes ansehen konnte. Ein angenehmer, leichter und gefälliger Plauderton, eine zierliche Bonbon-Satire und die frische Laune der Jugend täuschten das leicht betrügliche Publikum über die Zahlungsfähigkeit des neuen Ankömmlings rasch hinweg und es räumte demselben troß seines leichten Gedankengepäckes mit großer Bereitwilligkeit eine Wohnung in seiner Gunst ein.

Diese ersten Erfolge hat Paul Lindau wohl auszunußen verstanden und sich mit Geschicklichkeit eine Führerstelle in unserer Literatur erobert. Die Zeit, in welcher er erschien, kam ihm entgegen, sie war wie eine Dirne, die sich in jeden verliebt, der ihr Genuß, wenn auch nur flüchtigen, verspricht. Berauscht von Siegen und Triumphen war ein großer Theil unseres Volkes, als ob es einen Rückschlag brauche wider die gewaltige Spannung des großen Jahres 1870, einem Taumel verfallen, der es alles verschmähen ließ, was nicht die Sinne kizelte, nicht wie prickelnder Mousseur die Nerven durchzitterte, was nicht auch Halbbetrunkenen verständlich war. Der albernste Blödsinn, der die Theater schändete, wurde johlend belacht, die Musik eines Suppé fand schnell bei allen Orgien jubelnden Wiederhall und in der Literatur ging daher mit Nothwendigkeit das Irrlicht Lindau auf. Der Mann hätte eine Aufgabe erfüllen, er hätte die Verschwommenheit und Hohlheit des landläufigen Idealismus zu Tode geißeln und die wuchernde Mittelmäßigkeit mit der ganzen Lauge einer schonungslosen Satire übergießen, er hätte mit einem Worte die Rolle eines modernen Nikolai spielen können, aber selbst diese Aufgabe hatte für ihn ein zu selbstloses, geistiges Gepräge, - er zog es vor, zu plaudern, zu dialogisiren und anderen Autoren nachzuerzählen, alles zweck- und ziellos für das Kulturleben der Nation, fruchtbringend jedoch für den Schreiber. So viel er vermochte, hat Lindau Flachheit und Blasirtheit hineingetragen in Literatur und Publikum, was aber gilt das ihm, er ist ein gesellschaftliches Etwas, ein Mann von Ehren und vielleicht

noch mehr, - was weiß ich,

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geworden, habeat sibi, nun, mir gilt das letztere nichts, ich habe es nur mit dem negativen Literaten zu thun.

Lindau liebt in seinem Stile kurze knappe Säße, wenig Einschachtelungen, wenig Vergleiche. Man nimmt seine leichte gefällige Prosa zu sich, wie ein Glas Wasser beim Mittagskaffee, ohne daß man auf ihren Genuß achtet. Allerdings, der Stil ist klar und durchsichtig, denn der Gedankengrund, über den er hinfließt, eben nicht tief. Ein seichtes Bächlein hat's leicht, klar und durchsichtig zu sein, dem Strom jedoch, der volle Wassermassen mit sich wälzt, von Felsen herunterstürzt und Eichen entwurzelt, wird's schwieriger,

allen trüben Schmuß fernzuhalten und sich dafür eine tief gesättigte, doch leuchtende Farbe zu bewahren. Charakterlosigkeit bildet den Charakter der Lindau'schen Sprache; nirgendwo eine Stelle, ein Sat, ein Wort, aus dem eine eigengeartete Individualität herausspränge, sondern überall ein glatter Salonfirniß, ein oberflächliches Geplauder, welches den Wasserspiegel leicht kräuselt, aber nirgendwo aufwühlt. Diese Regelmäßigkeit ist auf die Dauer entseßlich, wie ein Garten im alten französischen Geschmack. Doch kein Wunder, daß das Durchschnittspublikum für diese Mittelmäßigkeit als für die goldene schwärmt, und literarische Kartoffelspeisen als Alltagskost besonders gern und reichlich zu sich nimmt. Große Gedanken brechen sich nur allmählich Bahn, das Gold wird dem Blech an allgemeiner Verbreitung allezeit nachstehen.

Fingerfertig, von großer Schreibseligkeit und unbestreitbarem Fleiße trug Lindau kein Bedenken, auch die dramatische Kunst in das Joch seines Leichtsinnes einzuspannen. Seine Produkte auf diesem Gebiete sind die Negation alles Dramatischen und erzielten doch, in der ersten Zeit wenigstens, glückliche Erfolge. Die Bedeutung dieser Erfolge zu untersuchen, ist hier nicht der Ort, sie können auch nur dem imponiren, welcher den Werth eines Buches nach der Anzahl der abgesetzten Exemplare, den einer Theaterdichtung nach der Summe der verkauften Billets abschäßt. Nun, dann wären zu ihrer Zeit Iffland und Kozebue bedeutender gewesen, als Goethe und Schiller. Die Kritik hat sich stets sehr spröde benommen dem Dichter Lindau gegenüber unbestrittenere Erfolge erzielte er nur auf dem Gebiete der Feuilletonistik, Satire und Kritik.

Ohne Frage sind das Beste, was er geschrieben, eben jene kleinen satirischen Feuilletons, in denen er mit Kanonenkugeln eine Mücke erschießt, die nüchternen“ und „überflüssigen" Briefe, die sich beim Kaffeetrinken so bequem lesen lassen und keine Gedankenkopfschmerzen erregen. Ueber die Schwüle eines heißen Sommermittages, der alle Gehirnfunktionen lähmt, mag eine derartige Limonade auf eine Viertelstunde hinwegtäuschen, aber man sei nur nicht leichtsinnig und erlaube sich den Genuß zu lange. Man lese die Werkchen nicht zum zweiten Male, um sich nicht nachträglich über

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die Beobachtung zu ärgern, daß alles nur Drapirung und künstlicher Faltenwurf ist, hinter dem statt eines lebendigen Geistes die todte Gliederpuppe der Gedankenarmuth steckt. Ich will die Be= rechtigung leichter feuilletonistischer Plauderkunst gewiß nicht be= streiten; aber ihren Werth soll man auch nicht überschäßen und dem pikanten Feuilletonisten eine Feldherrnstelle in der Literatur einräumen. Ein Satiriker, der sich daran ergött, offene Thüren einzurennen und unglückselige Bettlergestalten mit seinem Wige zu verfolgen, flößt mir nicht den gehörigen Respekt ein, dessen gerade er bedarf; er faßt mich bei meiner Schadenfreude, meinem Pharisäerthum, meiner eingebildeten Ueberlegenheit, aber er hebt mich nicht, reißt mich nicht durch die Gewalt seines höheren Strebens, durch die Weite und Größe seiner Gedanken über mich selbst hinaus. Ich verlange keine Feigen vom Dornenstrauch, ich verlange von Lindau keine erhabenen Juvenalia, aber das Eine muß immer wieder und wieder ausgesprochen werden: Lindau, dessen Talent und geistige Bedeutung nicht über die Sphäre eines bescheidenen Schriftstellerthums emporragt, der als Feuilletonredakteur irgend eines Blattes seinen Platz ausfüllen würde, gereicht durch die einmal. errungene Bedeutung, durch die Tragweite seines Namens einer ernsthaften Literatur nur zum Schaden.

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Seit Jahren hat er an der Spiße eines einflußreichen und geschickt von ihm redigirten Blattes alle bedeutenderen literarischen Erscheinungen der Neuzeit Revue passiren lassen, er hat Segen und Fluch ausgetheilt, selbstgefällig, wie der unfehlbare Papst, was leistete er nun als Kritiker, was waren seine ästhetischen Principien, wie hat er die Literatur der Gegenwart beeinflußt? In wie fern und wie weit gereicht und gereichte er ihr zum Schaden? Mögen seine kritischen Werke Antwort geben!

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Es ist, so glaub' ich, kein ganz verwerflicher Maßstab, wenn man die Größe eines Künstlers nach der Größe seiner Begeisterung für die von ihm geübte Kunst bemißt. Nur der Dichter wird wahrwelcher sich ihr mit reli

haft Hohes in der Poesie erreichen,

giösem Ernste hingiebt und sich in jedem Augenblicke seines großen

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