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jubelt der junge Polytechniker, „jetzt habe ich Dich in der Hand, stolzes, hochmüthiges Mädchen!"

Olga von Korsakoff lebt im Hause des Commerzienrathes Goltermann, der ihr den wahren Stand ihres Vermögens verschwiegen hat, ein niederträchtiges Mitleid! so daß sie sich selbst und der Welt als eine reiche Erbin vorkommt. Jordan, der im Zwischenakte seinen Groll vergessen, bietet Goltermann, dem Verwalter der Korsakoff'schen Reichthümer, seine Dienste an und begegnet zum zweiten Male der heimlich Geliebten, die ihn diesmal, sobald sie ihn erkennt, durchaus freundlich aufnimmt. Er hält es für seine Pflicht, die Tochter seines Wohlthäters über ihre Lage aufzuklären. Olga wallt auf: „Ich werde dieses Haus verlassen, . . . ich habe genug gelernt und besize Willenskraft. Sie werden mir irgend eine Stellung verschaffen. Und wenn es nicht anders ist, ich werde arbeiten. Ja, ich werde arbeiten" ... Doch will sie auf das vernünftige Zureden des Anderen noch eine Weile unter dem Joche ihres vermeintlichen Reichthums ausharren und beide scheiden von einander, nachdem Fräulein von Korsakoff Jordan „rasch und innig" gebeten hat, oft, recht oft wiederzukommen. Im dritten Akte liebt sie ihn wie einen älteren Bruder, im vierten Akt vermag sie ohne ihn nicht mehr zu leben, und die Proklamation der Verlobung macht daher den mit Recht so gern gesehenen Schluß.

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Nebenher läuft eine zweite Handlung! Der Commerzienrath Goltermann ist ein direkter Nachkomme des „, geadelten Kaufmanns“, und der eigene, wie der „Ehrgeiz" seiner Frau gehen dahin, eine Rolle in der Gesellschaft zu spielen und mit den Kreisen der Ge= burtsaristokratie zu verkehren. Sein Sohn Felix soll, wie uns mehrfach versichert wird, ein sehr leichtsinniges Leben führen und die Ehe zwischen der Tochter Clara und dem Freiherrn von Bergk höchst äußerlicher Natur sein. Der Lettere hat es sich in den Kopf ge= sezt, die Familienmitglieder von ihren verschiedenen Krankheiten zu Heilen, und hält daher im zweiten Akte mehrere Bußpredigten, welche aber ganz wirkungslos vorübergehen, im dritten spricht er noch einmal, erklärt, daß Herr Commerzienrath Goltermann ein sehr ehrenhafter Mann ist, und gerührt davon, söhnt sich Clara mit ihm wieder aus.

Noch eine dritte Handlung! Ein gewisser Markhof, früher im Geschäfte Goltermann's, ein Parvenu, der denselben Ehrgeiz wie Goltermann besigt und in die höheren Gesellschaftskreise aufgenommen werden will, beabsichtigt zu diesem Zwecke Fräulein von Korsakoff zu heirathen. Dieselbe ist durchaus nicht abgeneigt, und eine Vermählung Beider steht in sicherer Aussicht, aber dieser Herr Markhof muß sonst noch einen dunklen Zweck verfolgen, denn in einer Szene bringt er den Herrn Commerzienrath Goltermann in eine arge Verlegenheit, indem er ihm vorhält, daß jener nicht nachweisen könne, den plöglichen Tod des Herrn von Korsakoff nicht benutzt und die 1,500,000 Mark Friedrichshütte nicht einfach an denselben übertragen zu haben. Darunter würde Goltermanns geschäftlicher Ruf leiden, und nachdem einige Szenen lang die Familie über die Unverschämtheit des Herrn Markhof in Unruhe gewesen, erscheint zum Schluß Jordan und zeigt den Brief des Herrn von Korsakoff, welchen derselbe kurz vor seinem Tode ihm geschrieben hat und aus welchem die Unbescholtenheit Goltermann's klar hervorgeht. ...

Betrachten wir zuerst jede der drei Handlungen einzeln für sich und dann den Zusammenhang, in dem sie gegenseitig zu einander stehen.

Das Bürger'sche Drama heißt „Gold und Eisen“, und ich bin durchaus nicht geneigt, eine Titelüberschrift als etwas ganz Unwesentliches und Zufälliges hinzustellen; denn mit demselben Rechte, mit dem ich von einem Wirthe verlange, daß er mir eine Flasche Laubenheimer nicht unter der Etiquette „Liebfrauenmilch“ vorsegt, mit demselben Rechte verbitte ich mir bei einem Schriftsteller, daß er durch seinen Titel Hoffnungen in mir erweckt, die er später gar nicht zu halten gedenkt. In der Liebesaffaire zwischen Jordan und Olga von Korsakoff scheint nun allerdings die Idee von einem Kampfe des Goldes und Eisens durchzuschimmern, wenigstens erscheinen zwei Personen, die man als die Vertreter des einen und des anderen auffassen könnte: Jordan, der Mann, der sich durch eigene Kraft zur Höhe empor arbeitet, Olga, die glänzende Vertreterin der Geburtsaristokratie, des anererbten Reichthums, lettere schließlich die höhere Macht der selbsterwerbenden Kraft an

H. u. J. Hart, Kritische Waffengänge. Heft 3.

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erkennend. Nun hat vielleicht Bürger das Goethe'sche Wort vorgeschwebt:

„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast,
Erwirb' es, um es zu besitzen“,

und

der große Korsakoff'sche Reichthum geht verloren, redliche Arbeit muß ihn wiedergewinnen, der bloße Besit ist nichts, wenn nicht die Kraft dazu kommt, ihn zu erhalten. Ist das wirklich die Idee ich finde keine andere zur Rechtfertigung des Titels so müßte sie, richtig aufgefaßt, in der Person des alten Herrn von Korsakoff zum Austrage kommen, dieser durch eigene Anstrengungen sein Vermögen wiedererobern. In der Bürger'schen Darstellung kommt sie schielend zur Erscheinung. Olga empfindet nicht die Macht der Armuth, sie leidet unter dem Unglück des Vaters, der das Ererbte nicht zu erwerben wußte, durchaus nicht, ihre Heirath ist eine Sache der Liebe, der Prozeß, der sich naturgemäß in einer Person vollziehen muß, vertheilt sich auf zwei Charaktere.

Doch man kann ja ganz von der Idee absehen, und das Ganze als gewöhnliche Heirathsgeschichte auffaffen, als die Geschichte der Jugendliebe eines armen Jungen zu einem reichen Mädchen: der Arme wird reich, die Reiche arm, und schließlich „kriegen sie sich“. Wohl, aber wo bleibt das Drama? Eine dramatische Handlung ergiebt sich nur aus dem Entgegenwirken zwei feindlicher Kräfte, wo steckt der Conflikt ?

Oh, im ersten Akte ist ja alles ganz deutlich und klar ausgesprochen! Der Hochmuth Olga's, der Hochmuth des reichen Märchens gegen den gewöhnlichen Arbeiter, das ist der dramatische Knoten, den der Dichter zerhauen wird, die allmähliche Besiegung des stolzen Mädchens der Wegweiser für den Gang der Handlung: „Ich habe Dich in der Hand, stolzes, hochmüthiges Mädchen, ich kann Dich zwingen und wenn es nicht anders ist, erkauf... Ah, pfui, so rasch wäre Alles vergessen." Da haben Sie das Programm Jordan's! Wie, aber wenn dieser Jordan ein Thor, ein übermüthiger Schwäger ist, wenn dieser ganze Akt auf einer falschen Voraussetzung beruht? Und ist das nicht der Fall? Olga tritt in das Zimmer des jungen Polytechnikers, sie hält denselben für einen gewöhnlichen Arbeiter, sie spricht zuerst etwas herrisch, dann aber,

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wie man zu einem wildfremden Menschen überhaupt zu sprechen pflegt sie kennt Jordan gar nicht, wie Jordan sie erst im letzten Augenblicke erkennt, -woher nimmt sich denn Jordan das Recht, sie als ein stolzes, hochmüthiges Mädchen zu bezeichnen? Stolz und hochmüthig gegen ihn, gegen den Be= kannten ihrer Jugend? Wie soll sie sich denn anders benehmen? Soll sie aus lauter Demuth und Bescheidenheit ihm, dem Ersten Besten, um den Hals fallen und ihn mit süßen Schmeichelworten traktiren? Ist er zornig, daß sie ihn nicht wiedererkennt, es sind ja verschiedene Jahre seit ihrer legten Zusammenkunft dahin gegangen, und er selber, er selber kennt sie nicht wieder? Warum also, frage ich noch einmal, bezichtigt er sie des Hochmuthes gegen ihn?

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aber

Und wirklich, kaum erkennt sie ihn, in der letzten Szene des zweiten Aftes, da ist in ihren Reden von einem Hochmuthe des Goldes gegen das Eisen durchaus keine Spur mehr zu entdecken, sie nimmt ihn so freundlich auf, wie man nur einen lieben Jugendbekannten aufnehmen kann; alle Conflikte also, welche der erste Aufzug andeutet, die feindliche Gegenüberstellung des Hochmuths und der ehrlichen Arbeit schmelzen bei dem ersten Zusammentreffen fort, wie Schnee vor der Frühlingssonne, einen ganzen Akt hindurch hat uns Bürger an der Nase umhergeführt, uns zum Besten gehalten, alle Fäden, die von der ersten zur zweiten Handlung herüberführen sollen, mit einem einzigen unverständigen Scheerenschnitt zerschnitten, und siehe da, der erste Aufzug baumelt für sich ganz frei und allein in der Luft. Er ist völlig überflüssig und der Ueberfluß ist bei einem Drama bekanntlich der schlimmste Fehler! Da es nun Bürger vergessen hat, einen neuen Conflikt heraufzu= beschwören, so ist von einer Handlung in den folgenden Szenen nicht mehr die Rede! Wir erhalten lyrische Ergüsse eines entsagenden Liebhabers, klingende Tiraden über Werth und Bedeutung der Arbeit, aber von Thaten hören wir nichts mehr. Olga erklärt, Jordan sei ihr zu ernst, zu bieder, als daß sie ihn zum Ehemann gebrauchen könnte, Jordan ergeht sich in schmerzlichen Betrachtungen über dieses Unglück und meint, sie solle dann doch lieber Felix

...

Goltermann, als den schrecklichen Markhof, heirathen,

allen

Respekt vor dieser Kuppelei, aber wo steckt in dem Ganzen nur ein dramatischer Nerv?

Bürger erfindet also eine Nebenhandlung!

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Der Schwiegersohn des Commerzienrathes Goltermann, der Freiherr von Bergk, der uns als ein verständiger, geistreicher Mann und Kunstschriftsteller geschildert wird, hat wahrgenommen, daß die Familie seines Schwiegervaters in ihrem inneren Leben Bankerott gelitten hat. Er will daher der Messias des unglücklichen Hauses werden und versucht, wie er mit eigenen Worten sagt: „den Geheimen Commerzienrath Goltermann von seiner Großmannssucht zu heilen, den Geldstolz meiner Schwiegermutter zur Explosion zu bringen, meinem Schwager Felix zu beweisen, daß er eigentlich gar kein Roué ist und last not least, mein Hauptexperiment mit meiner Frau. Das neue Waschverfahren, um aus dem Flugsande moderner Mädchenerziehung die Goldkörner echter Anmuth wieder hervorzusuchen." Aus einem solchen Familienconflikt läßt sich freilich eine ganz gewaltige dramatische Handlung herleiten, und ganz gewiß ist der Kampf einer vornehmen Natur gegen die Erbärmlichkeit und Kleinlichkeit der Umgebung, welche selbst die Seele seiner Frau vergiftet hat, ein würdiger Gegenstand der Dichtung; man braucht ja nur an die „Fourchambaults" zu denken, wo etwas Aehnliches zum Austrage kommt.

Der zweite Akt führt uns in dies Familienleben ein und Bürger versucht die Exposition durch einige charakteristische Lichter klar zu machen. Da ist der Commerzienrath Goltermann, welcher den Brauermeister Reißig verklagen will, daß er, wie man sich erinnert, am gestrigen Abend sein Coupé in Grund und Boden gefahren habe; als er jedoch erfährt, nicht der Brauermeister Reißig, sondern der Kutscher des portugiesischen Gesandten sei an diesem Unglück Schuld gewesen, steht er vor allem auf Drängen seiner Frau von jeder Klage ab. Man moquirt sich über die Abwesenheit Bergk's, der seine Familie nicht einmal auf den Ball geführt habe und als seine Frau die Tochter Clara fragt, ob sie nicht unter dem Benehmen ihres Gatten leide, erklärt diese ziemlich leichtsinnig: Im Gegentheil, ich fühle mich ganz behaglich. Ich amüsire mich und genieße mein Leben,

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