Kritische Waffengänge, àÅèÁ·Õè 1-6

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˹éÒ 21 - ... gelernt hätte, fremde Schätze bescheiden zu borgen, an fremdem Feuer mich zu wärmen, und durch die Gläser der Kunst mein Auge zu stärken. Ich bin daher immer beschämt oder verdrießlich geworden, wenn ich zum Nachteil der Kritik etwas las oder hörte.
˹éÒ 12 - Welche Verstärkung für Religion und Gesetze, wenn sie mit der Schaubühne in Bund treten, wo Anschauung und lebendige Gegenwart ist, wo Laster und Tugend, Glückseligkeit und Elend, Torheit und Weisheit in tausend Gemälden faßlich und wahr an dem Menschen vorübergehen...
˹éÒ 5 - Über den gutherzigen Einfall, den Deutschen ein Nationaltheater zu verschaffen, da wir Deutsche noch keine Nation sind! Ich rede nicht von der politischen Verfassung, sondern bloß von dem sittlichen Charakter. Fast sollte man sagen, dieser sei: keinen eigenen haben zu wollen.
˹éÒ 23 - Nur der Schaubühne ist es möglich, diese ÜbereinStimmung in einem hohen Grad zu bewirken, weil sie das ganze Gebiet des menschlichen Wissens durchwandert, alle Situationen des Lebens erschöpft und in alle Winkel des Herzens hinunter leuchtet; weil sie alle Stände und Klassen in sich vereinigt und den gebahntesten Weg zum Verstand und zum Herzen hat.
˹éÒ 26 - Nichts muß sich in den Charakteren widersprechen; sie müssen immer einförmig, immer sich selbst ähnlich bleiben...
˹éÒ 13 - Regungen beichtet, alle Larven fallen, alle Schminke verfliegt und die Wahrheit unbestechlich wie Rhadamanthus Gericht hält.
˹éÒ 8 - Reißen wir die jungen Geister los aus dem Banne, der sie umfängt, machen wir ihnen Luft und Mut, sagen wir ihnen, daß das Heil nicht aus Ägypten und Hellas kommt, sondern daß sie schaffen müssen aus der germanischen Volksseele heraus, daß wir einer echt nationalen Dichtung bedürfen, nicht dem Stoffe nach, sondern dem Geiste, daß es wieder anzuknüpfen gilt an den jungen Goethe und seine Zeit und daß wir keine weitere Formenglätte brauchen, sondern mehr Tiefe, mehr Glut, mehr Größe.
˹éÒ 8 - Zukunft, wenn wir glauben müßten, daß unser keine Höhe, sondern der Abgrund wartet; getrost, und wäre die Zeit noch dreimal trüber, als sie ist, wir leben der Zuversicht, daß es nur Nebel sind, welche die Sonne verhüllen, dämmernde Morgennebel, und nicht die einbrechende Nacht. Oder hieße es nicht verzweifeln an unserm Volke, wenn die gewaltige Wiedergeburt der Nation, die Erweiterung und Veredlung unsres kosmischen Denkens und Fühlens, die Erleichterung und Vermehrung unsrer Beziehungen...
˹éÒ 7 - Noch immer haben wir ja eine Literatur, aber warum es uns verhehlen, sie hat kein ander Recht auf diesen Namen, als ein Feld, das nur einige wenige ährenschwere Halme, sonst jedoch nichts als Unkraut trägt, auf den Namen Weizenfeld. Und es wäre demnach begründet, was der Historiker aussagt, daß die deutsche Literatur in regelmäßigem Auf- und Niederwogen sich entwickele, daß jedesmal auf einen Wellenberg ein jäher Absturz folge, und unsre Dichtung wäre demnach auch gegenwärtig wiederum...
˹éÒ 47 - Masse den Traum der Masse zur Wirklichkeit macht, muß es in diesem Falle nicht heißen: schlechter Seher, schlechter Dichter? Wer allen Werth auf die Tendenz legt, der fällt, wenn die Tendenz zu Falle kommt, mit ihr. Wie jeder Arbeiter seine Fähigkeiten auf den Punkt conzentriren soll, auf dem er sie am reichsten zum Wohle der Menschheit entfalten kann, so soll auch der Erzähler nicht die sociale oder sonst eine Frage zu lösen versuchen, wohlverstanden als Erzähler nicht, denn auf jenem Gebiete...

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