ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Inhalt.

Seite

Einleitung.

1

I. Die Wahlfreiheit des Willens unter dem psychologischen Gesichtspunkt II. Die Wahlfreiheit des Willens unter dem religiösen Gesichtspunkt III. Die Wahlfreiheit des Willens unter dem sittlichen Gesichtspunkt 1) Die Wahlfreiheit des Willens und die sittliche Beschaffenheit des Menschen

12

61

106

2) Die Wahlfreiheit des Willens und die sittliche Verantwort-
lichkeit des Menschen

139

Anhang. Die sittliche Verantwortlichkeit des Menschen und die Sünde 185

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Einleitung.

Die Veranlassung, dem Theorem von der Wahlfreiheit des menschlichen Willens ernstlich auf den Leib zu rücken, ist in unseren Tagen außerordentlich dringend.

Die ethischen Interessen sind seit längerer Zeit, namentlich unter dem Einfluß der großen und kleinen sozialpolitischen Weltlage in beständigem Wachstum begriffen. Die ethische Wissenschaft hat sogar ganz neue Zweige gewonnen, von denen man früher noch nicht einmal etwas ahnte; und es wird reichlich dafür gesorgt, daß die Wichtigkeit dieser neu entdeckten Beziehungen des ethischen Lebens nicht bloß in dem gelehrten, sondern auch in dem gebildeten Publikum zu immer zunehmender Anerkennung komme.

Es ist aber nach der Auffassung, welche diese Sachlage unter den Menschen findet, zum mindesten sehr zweifelhaft, ob dieser Aufschwung der ethischen Interessen auch denjenigen Interessen zugute kommen wird, mit denen jene doch von Rechts wegen aufs engste verbunden sind, nämlich den religiösen.

„Nicht religiös, aber sittlich", das ist in weiten Kreisen, und nicht am wenigsten in denen, welche den Wissenschaften eine Heimstätte bieten, die Tagesparole; ja hie und da treibt man's schon zu dem ausgesprochenen Gegensate: „nicht religiös sondern sittlich".

Man strebt in diesen Kreisen nach einer wissenschaftlichen Darstellung der Sittenlehre, welche dem die Gegenwart beherrschenden Ideale der Sittlichkeit gerecht werden, aber in ihrem Aufbau aufs

Meyer, Die Wahlfreiheit des Willens 2c.

1

sorgfältigste alles vermeiden soll, was nicht von den sogenannten exakten Wissenschaften allein an die Hand gegeben wird; man seßt sogar hohe Preise aus, um diese Aufgabe möglichst vielen recht verlockend zu machen.

[ocr errors]

Ob man damit der absoluten Autonomie des kategorischen Jmperativs endlich zu ihrer vollen, in die Wirklichkeit hinein ausgestalteten Geltung verhelfen will? Eine Ähnlichkeit der Anschauung und des Strebens liegt ja in gewisser Beziehung vor; und doch, wie ganz anders ist die Stellung des Sittlichen hier als in der von Kant geforderten Autonomie unserer Sittlichkeit! Bei Kant haben wir eine Autonomie der sittlichen Idee, hier dagegen haben wir eine Autonomie der sensualistischen Erfahrung.

Und wie seltsam ist der Gang, welchen die Auffassung des Sittlichen von Kant her nahm bis zu der, welche in der oben an= geführten Aufgabe ausgesprochen ist, sofern wenigstens ihre Lösung für möglich gehalten wird!

Der Philosoph mußte wenigstens Postulate anerkennen, welche auf Grund jener sittlichen Idee über das Gebiet des spezi= fisch Sittlichen selbst hinausführten in ein Gebiet religiöser Gedanken und Vorstellungen. Sofern nun auf dieses Vorgehen des Philosophen unverkennbar das seine Zeit beherrschende Christentum einen bestimmenden Einfluß übte, konnte sich doch der christliche Gedanke weder mit der Art, noch mit dem Grade, in welchem er hier zur Geltung kam, befriedigt erklären. Wenn diesem Gedanken einmal die Thür der philosophischen Spekulation geöffnet wurde, dann mußte er auch aus der obendrein so karg bemessenen Stellung eines bloßen Postulates mit seiner Wucht in das System selbst vordringen.

Hegel war es, der unter dem Einfluß der christlichen Wirklichkeit stehend sich anheischig machte, nicht bloß die trockenen Begriffe "Gott", "Freiheit“ und „Unsterblichkeit“, sondern den gesamten wesentlichen Inhalt der christlichen Wahrheit in seinem System zu verarbeiten; und er war der festen Überzeugung, dies wirklich geleistet zu haben.

Aber er hat mit dieser seiner modernen Scholastik dem Christentume, ja der Religion und der Religiosität überhaupt einen sehr

schlechten Dienst geleistet, denn, während er die christliche Wahrheit, weil ihm das System über alles ging, nur durch wesentliche Alterierung, Verdünnung und Verflüchtigung ihres eigentlichen Inhaltes verwendbar machen konnte, hat er in dem trügerischen Hochgefühl, alles, auch die höchsten Wahrheiten in das Gefüge des Systems eingegliedert zu haben, gerade am allermeisten das Denken der „Denker" daran gewöhnt, alles, was über, oder sagen wir in dem hegelianischen Sinne treffender: unter den Horizont des Systems geht, hochmütig zu verachten und einfach als nicht existierend zu betrachten.

Es zeigte sich sehr bald, wie die von Hegel selbst begonnene Verdünnung und Verflüchtigung der christlichen Wahrheit immer weiter fortschritt, weil man ihre Divergenz im System immer deutlicher erkannte; und indem sich das Verduften der christlichen Wahrheit zum Teil mit großer Schnelligkeit bis in das allgemein religiöse Gebiet fortsette, kam man zu einer immer entschiedeneren und bewußteren Leugnung alles Übernatürlichen, da man ja den Standpunkt der Kantschen Postulate mit Hegels Hilfe längst überwunden hatte.

Naturnotwendig mußte diese Richtung in ihrer letzten Konsequenz zum philosophischen Materialismus führen, welchem dann der naturwissenschaftliche Materialismus, eigentlich eine logische Monstruosität, aufs beste sekundierte.

Dies Verhältnis hat sich heutzutage in gewissen Kreisen in großartigem, ängstlichen Gemütern sehr imponierendem Maße heransgestellt; und die für alle wahre Religion und Religiosität durchaus tödliche Tendenz und Wirkung dieser Richtung leuchtet jedem unbefangenen Beurteiler sofort ein, nicht so ihr wirkliches Verhältnis zur Sittlichkeit.

Man kann es nicht leugnen, daß gerade unter den sogenannten Gebildeten, welche das „nicht religiös, aber sittlich", oder gar das „nicht religiös, sondern sittlich“ zu ihrem Grundsaß machen, sehr viele eine dem Materialismus wenigstens, wenn auch nicht immer ganz bewußt, zuneigende Weltanschauung vertreten. Aber ohne weitere Strupel wissen sie mit der Leugnung alles dessen, was nicht den Gebieten der sensualistischen Empirie, der exakten Wissen

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »