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weise in jede Auslassung über die Freiheit eine Menge von Unklarheiten, Zweideutigkeiten und Widersprüchen hineinbringen.

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Sollte man von mir einen Beweis dafür verlangen, daß auch in nennenswerten Werken solche Unklarheiten, Zweideutigkeiten und Widersprüche über den Sinn des Wortes Freiheit" zu finden seien, so will ich der Kürze halber und um nicht mit irgendeiner öffentlichen Autorität in ausdrückliche Kollision zu kommen, nur auf eine und zwar sehr bedeutende und interessante Schrift verweisen, welche vor einiger Zeit unter dem Titel „Der christliche Glcube und die menschliche Freiheit, Präliminarien" anonym erschienen ist und die wissenschaftliche Welt, soweit ich erfahren habe, start bewegt hat.

Nan lese etwa, was der Verfasser dieser Schrift auf S. 154 sagt, um jenen Vorwurf sogleich gerechtfertigt zu finden.

Der Verfasser behauptet dort tadelnd, daß das Wollen und Lieben des Guten, wenn es uns schon von Natur aus eigen wäre, nichts anderes sein würde als ein bloß bewußtes Müssen. Daß dem Verhsser aber bei diesem Gedanken irgendetwas innerlich stört, ist deutlio zu erkennen, denn er hebt es besonders und augenscheinlich in verwahrendem Sinne hervor, daß es sich hier nur handle um as Werden des guten Willen, nicht aber um dessen Vollendung, icht um das letzte Ziel der sittlichen Entwickelung.

Offenbar weiß es der Verfasser sehr gut, daß uns in jener Vollendung der gute Wille auch natürlich ist, ja daß die Vollendung desselben gerade in der Erreichung einer vollen und ungestörten Natürkchkeit des guten Wollens besteht. Von Rechts wegen also hätte er Verfasser den Willen in seiner Vollendung auch nur ein bewußts Müssen im Gegensatze zu dem freien Wollen zu nennen. Der Vekasser thut das aber nicht und geht mit dem Ausdruck selbstredend über das hinweg, was doch so wenig selbstredend, oder besser gesag selbstverständlich ist.

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Auch in den folgende. Worten, welche ganz besonders illustrierend sein sollen, scheint er Verfasser gar keinen Unterschied zu kennen zwischen natürlichem Zwang und sittlicher Nötigung, und doch ist die letztere dem ereren so vollkommen zuwider, daß sie gerade im Gegensaße zu dem Begriff des Zwanges und des bloß

bewußten Müssens Freiheit zu heißen verdient; und daran, daß sie diesen Namen noch nicht in ihren alleinigen Besitz gebracht hat, ist eben gerade das Theorem schuld, gegen welches wir in den folgen= den Abschnitten unsere Waffen richten wollen, das Theorem, welches den echten Begriff der menschlichen Willensfreiheit verwirrt und verunreinigt und verdorben hat, so daß man mit diesem edeln Worte kaum noch einen klaren Gedanken verbinden kann und außer Stande ist, dasselbe in dem oben besprochenen Kampfe irgendwie zu erfolgreichem Angriffe zu verwerten.

Ja, man muß sich wundern, wie die sogenannte Wahlfreiheit des menschlichen Willens nur überhaupt noch ein so wohlgepflegtes Leben in der wissenschaftlichen Welt fristen kann, denn Angriffe hat sie schon seit langer Zeit genugsam erfahren, aber si ist nicht beseitigt, sondern steht noch immer in gewissen Kreisen hoch in Ehren.

Woran liegt das?

Daß auch die bisherigen ausdrücklichen Angriffe auf dieses Theorem keinen recht durchschlagenden Erfolg gehabt halen, das hat, wie ich glaube, vornehmlich zwei Gründe.

Der eine Grund ist der, daß die Angriffe selbst velfach nur in gelegentlicher, ungründlicher, abgerissener und zerfabener Weise geführt wurden, so daß man ihnen selbst oft in och höherem Maße die Unklarheit und Verschwommenheit zum Vewurf machen konnte, welche sie auf der angegriffenen Seite häten nachweisen müssen.

Von diesem Fehler soll sich der auf den slgenden Blättern zu führende Angriff auf die Wahlfreiheit des renschlichen Willens frei halten. Er soll nicht bloß aus einzelnen gelegentlich in anderm Zusammenhange hingestreuten Aphoristen bestehen, welche den Leser vielleicht einen Augenblick stutzen assen, damit er dann kopfschüttelnd über diese seltsame Idee in einer Lektüre fortfahre, sondern er soll in regelrechtem Verfahrt die Wahlfreiheit des menschlichen Willens möglichst in allen ren irgend wichtigen Positionen aufsuchen, in alle ihre Ausweisungen hinein verfolgen, in allen ihren vermeintlichen Berechtigugen prüfen, um so durch einen möglichst umfassenden Nachws herauszustellen, was wir

denn eigentlich an dieser Wahlfreiheit haben, und ob es sich verlohnt, ja ob es auch nur möglich ist, dieselbe noch einen Augenblick länger festzuhalten.

Nun ist es aber das psychologische und das religiöse und das sittliche Gebiet, auf welchem die Wahlfreiheit des menschlichen Willens ihr Wesen, oder sagen wir lieber gleich, ihr Unwesen treibt. Wir müssen ihr also auch auf diesen drei Gebieten nacheinander entgegentreten, um sie aus jedem derselben zu verdrängen. Es ergiebt sich daraus die gewählte Disponierung des Stoffes von selbst.

Es war aber gesagt, daß die bisherige Erfolglosigkeit des Kampfes gegen die Wahlfreiheit des menschlichen Willens zwei Gründe habe, und den zweiten Grund halte ich noch für weit wichtiger als den ersten. Es ist nämlich der, daß die Angriffe bisher fast nur von Standpunkten aus gemacht worden sind, deren kompromittierender Charakter notwendigerweise bei allen prinzipiell anders Denkenden einen Erfolg fast unmöglich machte.

Es liegt in der Natur der Sache, daß wenn ein Pessimist oder ein Materialist die Wahlfreiheit unseres Willens und mit derselben vielleicht auch gleich jede Sittlichkeit überhaupt antastet, alle diejenigen, welche nicht mit hinunter wollen in die pessi= mistische Öde, oder in den materialistischen Sumpf, fast unwillkürlich dazu getrieben werden, das angetastete Kleinod um so höher zu halten. Man läßt sich eben, wie so oft im Leben, durch das eine Extrem in das andere hineintreiben und meint, in diesem um so fester Fuß fassen zu müssen, je vollkommener jenes zu verwerfen ist.

Aber darin, daß etwas das Gegenteil eines offenbar verwerflichen Extrems ist, hat man noch lange nicht den Beweis seiner Berechtigung; vielmehr kann dieses ja ebenso verwerflich sein wie jenes, schon weil es auch ein Extrem ist, und die Extreme pflegen sich in nichts enger zu berühren, als in ihrer Verwerflichkeit.

In diesen zweiten Fehler, welcher solchen extremen Widerspruch hervorzurufen pflegt, werde ich selbstverständlich noch viel weniger verfallen. Mein Angriff auf die Wahlfreiheit des menschlichen Willens soll und wird sich ganz und gar auf dem Stand

punkt einer christlich gläubigen Weltanschauung vollziehen und auch an keiner einzigen Stelle von diesem Standpunkt abtreten.

Aber man wird mich fragen: ist denn das auch nur möglich? Ist nicht die Wahlfreiheit unseres Willens, sofern sie mit der Möglichkeit unserer Selbstbestimmung identisch ist, ein notwendiges, ganz unentbehrliches Glied in dem Zusammenhange der christlichen Sittlichkeit? Wird nicht durch ihre Bestreitung diese lettere mit bestritten? Muß man nicht darum gerade auf christlich gläubigem Standpunkte mit aller Entschiedenheit an der Wahlfreiheit des menschlichen Willens festhalten?

Wir werden an den betreffenden Stellen unserer Entwickelung noch näher darauf zu sprechen kommen, in welcher Beziehung wirklich die Wahlfreiheit des menschlichen Willens als ein Kleinod be= trachtet wird, das man gegen alle Angriffe eines sittengefährlichen Determinismus unbedingt verteidigen und behaupten müsse. VorLäufig genüge die Versicherung, daß die vorliegende Arbeit eben den Beweis liefern soll, wie es nicht bloß rein wissenschaftlich notwendig ist, der Wahlfreiheit des menschlichen Willens ein völliges Valet zu geben, sondern wie dieses Valet sich auch mit dem christlich gläubigen Standpunkte vollkommen verträgt, ja wie es auch abgesehen von allen anderen Gründen von diesem Standpunkte gerade erst recht gefordert wird, und zwar ohne uns etwa die unerträglichen Härten des prädestinatianischen Calvinismus mit in den Kauf zu geben.

Und wir können Gott danken, daß es möglich ist, die Wahlfreiheit des menschlichen Willens in dieser Weise fahren zu lassen, denn so lange dieses Theorem in Geltung bleibt, wird es zum Schaden des Standpunktes, den wir den Feinden gegenüber vertreten wollen, seine gefährlichen und verderblichen Einwirkungen nicht zurückhalten können, während nach der Beseitigung desselben gerade die notwendige Verbindung, die wir vor den Angriffen der Gegner zu schüßen suchen, die Verbindung zwischen dem ethischen und dem religiösen Leben, sich nur um so fester und unauflöslicher wird. geschlossen zeigen.

Sobald man also die Überzeugung gewonnen hat, daß die An

nahme einer Wahlfreiheit des menschlichen Willens wirklich auf dem Standpunkte einer jeden ihres Namens werten, insonderheit aber der christlichen Ethik nur Verwirrung und Unheil anrichten kann, wird man sich von ihr mit ganzer Entschiedenheit lossagen und sie mit allen Mitteln bekämpfen müssen.

Aus solcher Überzeugung ist die vorliegende Kritik erwachsen, und sie wird auch zeigen, wo ich die Verwirrung und das Unheil finde, an welchem die Annahme einer Wahlfreiheit des menschlichen Willens schuld ist.

Mag nun der Nachweis, den ich in den folgenden Erörterungen zu liefern suche, überzeugend sein oder nicht, - das eine weiß ich: die Widerlegung der vermeintlichen Wahrheit von der Wahlfreiheit des menschlichen Willens kann der wirklichen Wahrheit nur förderlich sein, welcher ich nicht bloß mit meinem Denken sondern mit meinem ganzen Leben zu dienen gewillt bin; sie fann in der Art und Weise, wie sie hier durchgeführt ist, nur beitragen zur Bekräftigung des Wortes, mit welchem wir jedes „Vaterunser“ schließen: Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!"

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