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zwischen den einzelnen Teilen der Schöpfung viele Ähnlichkeiten stattfinden, ja daß sich gewisse Ähnlichkeiten und Analogieen sogar durch alle Stufen der gesamten Schöpfung hindurchziehen werden, da die Schöpfung ja aus der Hand eines einzigen Schöpfers hervorgegangen ist, also doch wohl auch in allen ihren einzelnen Teilen in irgendeinem Grade wenigstens das Gepräge des Schöpfers an sich tragen muß. Besonders wenn wir bedenken, daß die ganze Schöpfung eine ist und zwar eine organische Einheit, ein Kosmos, in welchem alle Teile einen wirklichen, wesentlichen Anteil haben an dem Bestande des Ganzen, dann muß uns die obige Vermutung und Erwartung zur Gewißheit werden.

Also man möge nur darin nicht ohne weiteres eine Herabwürdigung eines höher stehenden Geschöpfes sehen, daß in dem Wesen desselben gewisse Ähnlichkeiten und Analogieen mit tiefer stehenden Geschöpfen aufgezeigt werden; es hieße den einheitlichen, organischen Zusammenhang der Schöpfung mißachten und zerreißen wollen, wenn man solche durchgehenden Analogieen gar nicht anerkennen wollte.

Es fragt sich nur, ob denn die Willensthätigkeit des Menschen außer der Ähnlichkeit, oder sagen wir es rund heraus, außer der Gleichheit mit der unbewußten Naturthätigkeit der tiefer stehenden Geschöpfe nicht noch ein anderes Merkmal hat, hinsichtlich dessen ihr Wesen selbst wieder erhoben ist über das der unbewußten Naturthätigkeit. Ließe sich in dem Wesen der menschlichen Willensthätigkeit nichts dergleichen nachweisen, so würden wir allerdings eine vollkommene d. h. ausschließliche Gleichheit zwischen beiden Thätigkeitsarten anerkennen müssen, wir würden also der menschlichen Willensthätigkeit auch den sittlichen Charakter absprechen müssen.

Daß nun dieses Andere das begleitende Bewußtsein nicht sein kann, bemerkten wir schon, da eben dies Bewußtsein etwas die Thätigkeit des Willens nur Begleitendes, aber nicht ihr Wesen selbst Alterierendes oder ihrem Wesen selbst Zugehöriges ist.

Aber es ist in der That noch etwas anderes vorhanden, was der Willensthätigkeit des Menschen selbst einen wesentlich höheren Charakter giebt, als ihn die automate Naturthätigkeit hat, wie wir

ja auch sehr wesentlich unterscheiden zwischen dem uns bewußten Blutumlauf unseres leiblichen Organismus und der uns bewußten Thätigkeit unseres Willens. Dieses Höhere besteht zunächst darin, daß die Willensthätigkeit nicht eine physische, sondern eine geistige Funktion ist.

Hier haben wir nicht mehr etwas die Thätigkeit des Willens nur Begleitendes, wie es das Bewußtsein um dieselbe war, sondern man wird es nicht leugnen können, daß in diesem Umstande ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Thätigkeitsarten selbst be= steht, denn dieser Unterschied trifft ja die Natur dessen selbst, wodurch die Thätigkeit zustande kommt; man wird nicht leugnen können, daß durch diesen Unterschied die Willensthätigkeit, mag sie auch der automaten Naturthätigkeit noch so sehr ähneln, genau so weit wesentlich über dieselbe erhoben wird, als das Wesen des Geistes erhaben ist über dem der geistlosen Natur.

Man erwidert vielleicht, daß mit diesem so hochtrabend eingeführten Unterschied so viel wie nichts gesagt ist, denn in Voraussetzung des an sich höheren Wesens, in welchem der Wille seine Thätigkeit entfaltet, wurde ja gerade behauptet, daß diese Thätigkeit durch die Art und Weise, in welcher sie hier aufgefaßt und bestimmt wird, in die niedrigere Sphäre des rein natürlichen Prozesses hinabgezogen wird und mit der Thätigkeit der tiefer stehenden Geschöpfe auf eine Stufe hinabgestellt wird, so daß der Mensch sich hinsichtlich seiner Willensthätigkeit von der Thätigkeit dieser niedrigeren Wesensstufe eben nicht unterscheiden würde.

Man denkt bei diesem Einwurf vielleicht daran, daß ein Mensch, welcher wie ein Tier ißt, trinkt, schläft u. s. w., allerdings damit noch nicht zum Tier wird, aber sich doch hinsichtlich des Essens, Trinkens, Schlafens u. s. w. von den Tieren eben nicht unterscheidet, und darauf komme doch alles an. Man vergißt aber da= bei, daß in den letteren beispielsweise angeführten Fällen die völlige Unterschiedslosigkeit zwischen den an sich höheren und den an sich niedrigeren Wesen dadurch herbeigeführt wird, daß nicht bloß die Thätigkeitsarten selbst, sondern auch die Thätigkeitsorgane wesentlich gleich sind; und dies Lettere ist eben hinsichtlich unserer Willensthätigkeit nicht mehr der Fall, wie wir das hervorgehoben haben,

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als wir sagten, sie sei nicht eine physische, sondern eine geistige Funktion. Darum müssen wir dennoch diesem Unterschied die höchste Bedeutung beimessen, als demjenigen, in welchem jede Möglichkeit, unsere Willensthätigkeit im Unterschied von der bloßen Naturthätigkeit eine sittliche zu nennen, enthalten ist. Ich sage ausdrücklich enthalten ist", denn die Geistigkeit an sich ist noch nicht identisch mit Sittlichkeit, sondern sie bezeichnet nur im allge= meinen das Gebiet, in welchem die Sittlichkeit unserer Willensthätigkeit ihren Ort hat, und je weniger wir den Anspruch erheben, mit dem hervorgehobenen Unterschied der Willensthätigkeit von der bloßen Naturthätigkeit zur Erklärung des sittlichen Charakters der ersteren schon alles gesagt zu haben, desto mehr fühlen wir die Verpflichtung, jenen Ort des Sittlichen in dem Gebiete der Geistigkeit genauer zu bezeichnen und zu zeigen, wie vollkommen unsere Auffassung der Willensthätigkeit in diesen Ort hineinpaßt, d. h. nachdem wir vorläufig den Unterschied zwischen der Willensthätigkeit und der bloßen Naturthätigkeit im allgemeinen angegeben haben, müssen wir nun genauer eingehen auf die Frage, ob denn die Willensthätigkeit troß ihrer Analogie mit der Naturthätigkeit, die ja auch nach der Abweisung einer völligen Gleichheit mit derselben bestehen bleibt, einen Anspruch darauf machen kann, als eine sittliche zu gelten.

Wir haben bereits zugestanden, daß der sittliche Charakter der Willensthätigkeit nicht schon darin allein besteht, daß sie im Unterschiede von der bloßen Naturthätigkeit der tiefer stehenden Geschöpfe eine geistige Funktion ist; sonst würde ja jegliche Funktion und Äußerung des geistigen Lebens an und für sich schon ohne weiteres einen sittlichen Charakter haben müssen. Das ist aber nicht der Fall, weder die Denkthätigkeit, noch die Gefühlsthätigkeit unseres Geistes, anders ausgedrückt, weder die theoretische, noch die ästhe= tische Funktion desselben fallen an und für sich unter die Kategorie des Sittlichen, sie haben als solche zu dem Sittlichen kein nnmittelbares positives Verhältnis.

Freilich können sie auch mit dem sittlichen Gesichtspunkt in Verbindung treten, aber das ist dann immer erst ein mittelbares Verhältnis, welches der theoretischen und der ästhetischen Funktion

des Geistes etwas an sich nicht zu ihrem eigentlichen Wesen Gehöriges beimischt.

Es ist nicht ausgemacht, daß mit der größeren Schärfe und Folgerichtigkeit des Denkens, oder mit der feineren, umfassenderen Ausbildung des ästhetischen Gefühls auch eine größere Vollkommenheit der praktischen Sittlichkeit verbunden wäre; man hat für beide Gebiete genug Beispiele, welche das Gegenteil dieses Verhältnisses zeigen, ja man kann sogar sagen, daß sowohl die Schärfe und Folgerichtigkeit des Denkens, als auch die feine, umfassende Ausbildung des ästhetischen Gefühls, falls das so denkende und fühlende Subjekt einmal unsittlich gerichtet ist, in den Dienst der unsittlichen Bestrebungen dieses Subjekts genommen werden und so der Steigerung derselben Vorschub leisten kann, wie man's ja leider hin und wieder erleben muß.

Das also, was der Willensthätigkeit des Menschen einen sittlichen Charakter giebt, kann nicht bloß die Geistigkeit dieser Funktion sein, obwohl sie eine conditio sine qua non ist, sondern es muß noch etwas anderes sein; und was ist es?

Überall, wo wir reden von sittlicher Wesenheit, von sittlichem Charakter, mögen wir auch unter dem Ausdruck sittlich das ganze Gebiet befassen, auf welchem die Begriffe gut und böse gelten, haben wir im Sinne das Verhältnis dessen, was wir sittlich nennen, zu einer Norm, und dieses Verhältnis ist derartig, daß auf dasselbe die Kategorie des Sollens ihre Anwendung findet. Selbst wenn wir sagen: „Gott ist ein sittliches Wesen“, so verbinden wir damit notwendig die Vorstellung eines freilich innergöttlichen Solls, durch welches er zu sich selbst in ein Verhältnis gesetzt wird. Weil Gott nun diese sittliche Norm absolut in sich selbst trägt, für sich selbst diese Norm ist, so ist es allerdings richtiger zu sagen: Gott ist ein heiliges Wesen", als: „Gott ist ein sittliches Wesen." Für die Menschen als Geschöpfe dagegen ist die Norm, zu welcher sie in einem Soll-Verhältnis stehen, immer eine außer ihnen, oder über ihnen befindliche und um dieser Heteronomie willen hat bei ihnen das Sittliche sein eigentliches Geltungsgebiet. Auch die Menschen freilich können heilig sein, nämlich sie sind es dann, wenn die ihnen äußerliche Norm zu einer

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vollen innern Verwirklichung bei ihnen gekommen ist; aber sie hören darum doch nicht auf, zugleich auch sittlich zu sein, weil ihr wirklicher Zustand, in welchem die Norm zur vollendeten Erfüllung gekommen ist, doch immer seinen Maßstab hat an dieser außer oder über ihnen befindlichen Norm und niemals autonom wird. Also auch in ihrer Vollendung ist der eigentlichen Bedeutung des sittlichen Solls nicht der geringste Abbruch gethan.

Das Soll ist das eigentliche Schibboleth des Sittlichen, und sämtliche Funktionen unseres Geistes, auch diejenigen, welche wir vorher als an und für sich nicht sittlich bezeichnet haben, sie werden zu sittlichen Funktionen, sie fallen unter eine sittliche Beurtei lung, sobald sie zu einer Norm in ein Soll-Verhältnis gestellt werden. Sobald es heißt: „Du sollst so denken“, „Du sollst so fühlen“, und es sind ja sehr wohl Fälle denkbar, in denen es wirklich so heißt, so charakterisiere ich damit die Funktion meines Geistes, daß ich in Rücksicht aus jenes Soll so denke und fühle, als eine sittliche.

Wenn es nun feststeht, daß allein die Anwendbarkeit des Solls für den sittlichen Charakter eines Verhältnisses entscheidend ist, so ist sehr leicht zu zeigen, daß die innere Notwendigkeit, mit welcher unserer Anschauung gemäß die einzelnen Willensentscheidungen vor sich gehen, sich mit der Anwendung des sittlichen Solls aufs allerbeste verträgt.

Nämlich in einem solchen Verhältnis, auf welches die Kategorie des Sollens anzuwenden ist, kann nicht bloß eine Thätigkeit stehen, sondern auch ein Zustand, auf beide kann ein Soll bezogen werden, ich kann sagen: „Du sollst so handeln", aber auch: „Du sollst so sein.“ Also ebenso gut wie eine Thätigkeit, die ich vollziehe, kann auch ein Zustand, indem ich mich befinde, einen sittlichen Charakter haben.

Hat aber ein Zustand sittlichen Charakter, und wir müssen sogar sagen, daß das höchste Ideal des Sittlichen nur in einem Zustande erreicht werden kann, so wird dieser selbe sittliche Charakter auch dem allen eigen sein, was aus dem Wesen dieses Zustandes, also mit einer inneren Notwendigkeit hervorgeht, denn es wird ja durch solche Entwickelung eigentlich nur das auseinander

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