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dungen, die wohl in anderem Sinne „Judengriechisch" heißen könnten und je nach dem Überseyer auch gelegentliche Nachbildungen hebräischer Grammatik. Aber die Übersezersprache der Evangelien bedient sich unter Benußung so mancher Begriffsworte der Septuaginta doch der feststehenden Akademiesprache des guten alexandrinischen Wortgebrauchs und seiner grammatischen Verbindungsart, um ganz klar zu überseßen.

Zu welchen herrlichen und überraschenden Ergebnissen aber diese sicheren Beobachtungen führen, wird der Leser nunmehr selbst zu beurteilen in der Lage sein und an der inneren Logik des Ergebnisses auch die Richtigkeit des Grundsages selbst zu prüfen vermögen.

Besonderen Dank habe ich am Schluß dieses Vorworts abzustatten an meinen verehrten Freund Professor August Wünsche in Dresden, den Übersezer von Midrasch und Koheleth, den ausgezeichneten Kenner hebräischer und aramäischer Sprache und Literatur, der mir durch fruchtbare philologische Hinweise und Bestätigung mehrerer wichtiger sprachlicher aramäischer Grundlagen meines Werkes und meiner Überseßungen überaus wertvolle Unterstüßung geboten hat.

W. K.

Erstes Kapitel.

Allgemeine Vorbegriffe. Entstehung der Wundererzählungen und des Messias.

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Der Stifter der christlichen Religion hat, nach allgemeiner Ansicht, leider nicht, wie andere Religionsbegründer, eigene Aufzeichnungen und Niederschriften seiner Lehre hinterlassen. Sein früher Tod und vielleicht auch eine Abneigung gegen das tote, ge= schriebene Wort haben ihn verhindert, mitten in einer hochgebildeten Zeit, welche jede Kunst des schriftlichen Ausdruckes, auf Grund einer schon alten litterarischen Kultur, beherrschte, seine Heilslehren selbst niederzuschreiben. Um zu erfahren, mit welchen Gedanken und Lehren Jesus von Nazareth eine so große Aufregung unter den Bewohnern Judäas und Galiläas hervorbrachte, sind wir auf die Berichte von vier griechischen, legendarischen Schriftstellern angewiesen. Liest man ihre sogenannten „Evangelien“, so drängt sich ja schon jedem Laien, jedem theologisch nicht Gebildeten eine Fülle von Widersprüchen, von sagenhaften Beimischungen auf, sodaß es kein Wunder ist, wenn sich im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts eine ganze Wissenschaft der Kritik dieser Berichte vom Leben und von der Lehre Jesu entwickeln mußte. Die Schwierigkeit zu er fahren, was Jesus lehrte, scheint dadurch gesteigert, daß außer diesen Schriften noch eine Reihe geistreicher Religionsbriefe vorhanden ist, als deren Verfasser sich ein Schüler der neuen Lehre bekennt, der nicht bei Lebzeiten Jesu mit diesem verkehrt hat, aber ohne Zweifel einige Gedanken des nazarenischen Weisen von Männern vernommen

Kirchbach, Was lehrte Jesus?!

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hat, die nicht unmittelbar mit diesem gelebt hatten: Paulus. Er hat diese einzelnen Gedanken als ein oft tief denkender Mann aufgefaßt und nach einer geistigen Methode verarbeitet und fortgebildet, die mehrfach bei flüchtigem Blick der Art, nach welcher die griechischen Schriftsteller Matthäus, Lucas und Markus Jesus selbst reden und denken lassen, verwandt scheint. Die moderne Bibelkritik hat bekanntlich die Niederschrift, welche den Namen des Johannes trägt, sowie die Briefe gleichen Namens in ein späteres Jahrhundert verlegt. Mithin scheint die Schwierigkeit, einen klaren Begriff von der ursprünglichen Lehre des Stifters zu gewinnen, nur vergrößert. Allerdings ergiebt sich bei näherem Zusehen, daß auch die Worte, welche das Johannesevangelium seinem Jesus in den Mund legt, im Grunde nur Fortbildungen gewisser Denkreihen sind, die schon der Jesus im Matthäusevangelium anstellt. Sie ziehen gewissermaßen nur die lezte und äußerste Schlußfolgerung einer Religionsauffassung, welche mit einfacheren Worten auch der Jesus der Matthäusberichte vorträgt. Die Methode, die zu Grunde liegt, ist die gleiche; sie zieht nur die lehten Schlüsse. Und da sich ergibt, daß schon der Jesus im Matthäus ein ethischer Denker von einer Tiefe ist, welche sehr wohl imstande gewesen wäre, auch die Jesuslehren des Johannes zu denken, so haben wir die Ansicht gewonnen, daß der naive Glaube der richtige ist, welcher den Jünger Johannes zum Schreiber der Uraufzeichnungen macht, die dem Johannesevangelium zu Grunde liegen. Vielleicht sind Aufzeichnungen dieses Mannes nach Lehrworten, die er von Jesus gehört hat, vorhanden gewesen. Vielleicht sind diese in späteren Zeiten mit jenen legendarischen Zusäßen, Wundergeschichten, gnostischen Einleitungen und Zusäßen versehen worden, welche all diese Berichte so sehr entstellen und in Widerspruch mit den mitgeteilten Reden des Jesus selbst seßen. Dieses Vielleicht“ dürfte sich sogar zu einer Art von Gewißheit gestalten, wenn man den Schluß des Evangeliums mit seinem Eingeständnis liest: „Dieses ist der Schüler, welcher dies Alles bezeugt und dies niedergeschrieben hat; und

wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist". Ein solcher Zusag kann selbstverständlich nicht von des Johannes eigener Hand stammen; ein späterer Bearbeiter erklärt ganz ehrlich, daß er das, was Johannes seiner Zeit niedergeschrieben hat, benüßte und wie er es benüßt und durch eigenmächtige Zusäße verderbt hat und in Widerspruch mit der ursprünglichen Lehre brachte, das wird man an mehreren Stellen sehr lebhaft fühlen, wenn man den griechischen Text im Zusammenhang liest.

Die Hauptschwierigkeit, welche die Entwickelung der christlichen Religion zu einem Kirchenglauben geschaffen hat, im Vordringen zum Verständnis der Meinungen ihres Stifters, hat darin sich herausgestellt, daß die Lehre vom Vertrauen zu Jesus und seiner Lehre in der Ausübung dahin mißverstanden worden ist, man müsse, statt den Lehren Jesu zu vertrauen, an die Evangelien glauben. Diese Evangelien aber, wie sie uns vorliegen, sind in ihrem histo= rischen Teile so unglaubhaft, sind so sehr bereits wieder aus einer heidnischen Auffassung legendarisch zugestußt, daß die Welt eine solche Zumutung nicht allzulange ertragen hat, sie auf Treu und Glauben hinzunehmen. Auch hat man, seit die Geister klarer geworden sind, nicht recht einsehen wollen, welchen sittlichen und menschheitserlösenden Wert es haben soll, allerhand fabelhafte Wundergeschichten zu glauben, welche zum Teil in widerspruchsvoller Weise berichtet werden.

Es ist aber geschehen, daß derselbe populäre Kirchenglauben auch eine vollständige Verdunkelung der Meinungen des Jesus von Nazareth hervorgebracht hat. Sowie die Lehren dieses Mannes unter seinen jüdischen Zeitgenossen bekannt werden, verseßen seine Anhänger sie auch mit Vorstellungen, Bildern und Auffassungen des jüdischen Volks-Aberglaubens. Sowie sie unter germanische Heiden dringen, tragen diese sofort ihre mythologischen Vorstellungen hinein. Aus der Basileia ton uranon (Baσideía tov ovgavāv), d. H. aus dem Begriffe vom „Reiche der Himmel“, von dem „Königtum des Alls" in uns, machen sie ihr „Walhall", in das sie nach ihrem

Indianerglauben von Unsterblichkeit hineinzukommen hoffen; sie verwandeln die philosophisch-poetische, dem Hebräischen nachgebildete Mehrzahl, die immer von den „Himmeln“ spricht, in den einen, räumlichen Himmel, den sie über der Erde sich vorstellen und in den sie, sei es als Geister oder gar leibhaftig, hineinzukommen hoffen. Selbst Luther denkt noch so heidnisch, daß er den Ausdruck mit dem Worte „Himmelreich" übersezt, als wäre dies etwas räumlich Ausgedehntes, etwas eigentlich Gedachtes, während alle Zusammenhänge der Reden Jesu ergeben, daß er gerade das Gegenteil meint.

Und wie hier, so geht es und ist es allenthalben gegangen. Die tiefsinnigsten Worte sind kaum dem Munde des tiefsinnigen Religionsstifters entflohen, so verwandeln verständnislose Zuhörer und Schüler sie schon in ihr Gegenteil, und indem die Kirchen der verschiedenen Bekenntnisse die alten heidnischen Vorstellungen und Seelenbedürfnisse ihrer Völker mit gewissen jüdischen Vorstellungen verschwistern, entsteht ein allgemeiner großer Weltglaube, der in allen Hauptsachen eine Mythologie geblieben ist, welche der Meinung des Stifters schnurgerade widersprechen dürfte.

Schon die Evangelienschreiber selbst beginnen dieses Geschäft mit einer erstaunlichen Naivität. Der Berichterstatter des Matthäusevangeliums gibt sich bekanntlich große Mühe am Eingange seiner Schrift nachzuweisen, daß Jesus von Nazareth ein Nachkomme des Königs David gewesen sei, weil die volkstümlich-jüdische Christuslehre den erwarteten Messias aus dem Hause Davids erhoffte. Höchst widerspruchsvoller Weise teilt derselbe Berichterstatter mit, daß Jesus selbst ganz andrer Ansicht gewesen ist. Jesus war ein Gegner der Ansicht, daß der Messias (falls man überhaupt von einem solchen ernstlich reden dürfte) ein Sohn Davids sein könne.

Das 22. Kapitel (Vers 41-46) des Matthäus erzählt, wie Jesus in einer Sihung der Pharisäer ein theologisches Gespräch über den Begriff des Xgioros (Christos) beginnt und wie er fragt: „Was haltet ihr vom Christos? Wessen Sohn ist er?!" Die Pharisäer antworten: „Des David." Jesus antwortet: Wie so denn,

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