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das sich im Verborgenen bewährt, also um seiner selbst willen, die Ursache, daß „der Vater“, der, wenn er auch verborgen ist, ein Sehender ist, im Verborgenen es uns zum inneren Besiß macht. Im Lukasevangelium wird eine Ausschmückung (Luk. 14, 14) dieser Wohltaten-Idee damit begründet, daß die Vergeltung in der „Auferstehung der Gerechten“ überseßbar auch als „Auferstehung des Rechts" liege, mithin in der Auferstehung bildlich. Das heißt, ihr seid „Auferstandene“ im höchsten Sinne der Gerechtigkeit, wenn ihr Mitleid (und Almosen) mit der ganzen Keuschheit dieses Gefühls im Verborgenen“ übt.

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Die Verbindung der Säße ergibt übrigens noch ein andres, tieferes Bild, das Jesus mit dem „im Verborgenen sehenden Sater" meint. (καὶ ὁ πατηρ ὁ βλεπων 2c.)

Da Gott im Verborgenen ist, da wir ihn nicht kennen, kann Jesus das Wort „sehen“ ja natürlich auch nur bildlich gemeint haben. Wir haben als Kinder uns ja wohl alle das Auge unsres „lieben Gottes" vorgestellt, das sozusagen alles durchschaut. Aber jemand, der sagt „niemand kennt den Vater“ kann selbstverständlich nicht im Ernste über ihn aussagen wollen, daß er etwa im eigentlichen Sinne sehe, denn dazu würde ja ein sinnliches Auge und alle Vorstellungen gehören, die Jesus eben von dem Verborgenen nicht hat.

Folglich muß das „Sehen" des Vaters als ein Bild aufzufassen sein. Der Vater wird sehend, schauend, er kommt in uns zum Bewußtsein, sowie wir zu dem Verborgenen beten (und zwar ausschließlich das „Vater unser") oder das Gute in dem Sinne tun, der oben erörtert ist. In der Septuaginta (1. Samuel 9, 9) finden wir den Ausdruck: „Der Sehende" (ó ẞlenwv) (ὁ βλεπων) als Übersetzung des althebräischen Namens für den Propheten, den Seher" im geistigen Sinne, den „Roäh“. In diesem Sinne ist der Welturgrund seherhaft, er schaut geistig.

Und nun verstehen wir auch die poetisch-formelhafte Wiederkehr des Sazes: Und dein Vater, der Schauende, wird dir's im Verborgenen

zueignen." Das heißt: Er wird dir's zueignen in seiner Eigenschaft als der Sehende im Verborgenen. Und das heißt abermals: Der Selbstbesiß besteht darin, daß der „Vater“ sieht, ein Schauender" wird, ins sittliche Selbstbewußtsein tritt in uns selbst.

Dies scheint der ursprüngliche Sinn des Jesus gewesen zu sein; die poetisch-formelhafte Wiederkehr weist auf einen solchen esoterischen Sinn des Sages hin. Denn fragen wir uns nun vor allem, was kann Jesus gemeint haben mit der höchst wundersamen Rede: „Wenn du beten willst, so gehe in deine Kammer und schließe deine Türe zu, um zu deinem verborgenen Vater zu beten, und dein Vater, der Schauende, eignet dir's im Verborgenen zu!!"

Im Gegensatz zu allen andren Religionsstiftern, zur Kirche selbst, die die Menschen gerade gegen die Vorschrift des Jesus in der Kirche versammelt zum Beten, verlangt der Rabbi, daß wir „die Türe schließen" und in unser Geheimgemach gehen sollen. Es handelt sich eigentlich um die „Schazkammer“, als Ausdruck für unser geheimstes Zimmer.

Nun, augenscheinlich, weil nur so der verborgene Vater zum „Sehen“ gelangt, nur so das Erwachen des Gottbewußtseins ermöglicht wird, gerade weil wir am tiefsten empfinden, daß Gott im Verborgenen ist. Je tiefer du empfindest, daß du Gott nie sehen kannst, daß er „im ewig Dunkeln“ (¿v zw xqvyaɩw) ist, desto mehr wird der „Vater“, d. h. deine Vorstellung von Gott als Urgrund, dein Verhältnis zu Gott als Einheitsgrund, „ßlɛñwv“, ein sehendes, ein Schauen.

Denn ausdrücklich sagt Jesus: Bete zu deinem verborgenen Gotte. Die tiefe Erkenntnis, der Vater ist „im Verborgenen“, sie ist gerade das Bewußtsein Gottes selbst, vielmehr des „Vaters", „Urgrunds", sofern auch hier Jesus sich logisch vorsichtig ausdrückt. Und er braucht diese logische Vorsicht, um eben eine um so größere Wahrheit des uns beschiedenen Gotterkennens und Empfindens zu erzielen.

Nicht in der Kirche, wo die Vielheit stört, kann diese Andacht,

d. h. dieses „An-denken" an Gott mit seiner Verborgenheit erzielt werden, nur im Geheimzimmer. Und eben deshalb liegt das Beten nicht im „vielen Worte" machen, wie bei den tempeldienenden Heiden, denn „Gott, euer Vater weiß, was ihr bedürft, ehe ihr es von ihm erheischet". Es ist also vollständig überflüssig, will Jesus sagen, um all eure großen und kleinen Bedürfnisse mit so vielen, umständlichen Gebeten, mit solcher „Vielrednerei“, „Vielbitterei" zu beten, denn das weiß euer Gott so wie so schon. Was die lettere bildliche, populäre Wendung anlangt, so werden wir ihren Sinn später erfassen, wenn Jesus darauf zurückkommt.

Und damit kommen wir zu den Worten, die Jesus an die Stelle aller andren Gebete" stellt. Wie er ein Prinzip der Ethik, das ein Inbegriff aller Gebote ist, aufstellte, so stellt er hier einen Inbegriff der höchsten Wünsche auf, als Inbegriff aller Gebete, als Inbegriff des von uns Menschen zu ersehnenden Weltzwecks. Dieses Menschheitsgebet, ein Gebet, welches der entschlossenste Atheist als „Wunsch“, welches jeder Forscher, Denker, welches jedes Wesen im All aussprechen kann, ohne seinem Wahrheitsgewissen zu schaden, lautet:

„Vater unser im All, es möge geheiligt sein dein Name“, d. h. das Ansehen der höchsten Idee, die eben ja nur als Name für uns da ist, und alles, was in diesem Namen begriffen wird, es sei uns heilig. Ebenso heilig, wie der „Geist der Wahrheit“. Im Hebräischen heißt „Name“ auch so viel wie „Ansehen“. Deine Herrschaft komme“, d. H. die Herrschaft des Göttlichen möge entstehen, möge das All Göttliches entwickeln.

„Dein Willensgefeß geschehe, gleichsam wie im Himmel, auch auf Erden,“ d. h. es möge im All ein Gottgeset, höchstes Wollen immerdar geboren werden. Es geschehe" das Gute in diesem Sinne auf Erden, als geschähe es im Himmel.*)

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*) „ws ¿v ovgavợ xαı inı yŋs“ heißt: „auch auf Erden, gleichsam wie im Himmel"; es ist nicht ein „sowohl als auch", sondern es heißt: „gleichsam wie... auch“.

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Gib uns heute unser Brot, das bis morgen reichet," d. h. gib uns, was wir zum sorglosen Leben brauchen. Denn nichts Edles, nichts Göttliches kann zu stande kommen, wenn wir um den nächsten Tag sorgen müssen oder das „tägliche Brot" nicht haben. Diese materielle Bitte kann nur deshalb im Zusammenhang des ganzen Gebetes stehen, weil Jesus was er auch sonst sagt einen materiellen Leib braucht, um ihn zum Träger seines Sittenkörpers zu machen.

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„Und erlaß uns unsre Schulden, wie auch wir unsren Schuldnern haben Erlaß gewährt," d. h. der im Verborgenen, im Unbekannten lebende Gott möge, indem wir ihn als „Vater“ uns nahe bringen, die sittlichen Schulden, die wir auf uns geladen haben, auf Grund des inneren Zusammenhanges aller sittlichen Güter uns vergeben, im selben Sinne, wie wir vergeben haben unsren Schuldigern. Ja, die einzige Vergebung, die wir — da wir Gott nur als „Vater“ kennen erlangen, besteht eben darin, daß wir andren vergeben. Diese Bitte soll nur das tiefe sitt= liche Bedürfnis ausdrücken, das wir haben, nämlich: es möchten uns unsre sittlichen Verstöße vergeben werden können.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel." Es ist der tiefste Sittenwunsch eines jeden lebenden, handelnden Menschen, daß er nicht. in Versuchung, in ethische Konflikte gerate, wie es der tiefste Wunsch der Menschheit ist, daß sie in jedem Sinne von allen sittlichen und materiellen Daseinsübeln befreit wäre.

Hierzu haben einige

Zusatz:

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Weil dein die Herrschaft, die Kraft und der Ruhm auf Ewigfeit ist. Amen." Ein Saß, der, unter Anspielung auf alte Jesaiasworte und ihre rhetorische Bedeutung als alter synagogischer Gebetsbrauch, sagen will: „Herrschaft“, Kraft und Glanz der Ewigkeit ist des „Vaters“, liegt in der Gottidee, und darin (ötı) suchen wir den Grund für die Zuversicht unsrer Wünsche.

Dieser Zusatz ist aber wahrscheinlich eine spätere Einsprengung und nicht von Jesus selbst. Lukas hat ihn gar nicht und auch keine der Lukashandschriften. Im Matthäus aber unterbricht er ganz unorganisch den Zusammenhang der Rede, denn in allen Handschriften geht die Folgerung weiter: „denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebet“ im logischen Anschluß an die Vergebungs- und Erlösungsbitte. Dieser logische Zusammenhang wird durch den Zusaß: „denn dein ist“ unorganisch unterbrochen.

Die Summe aller Gründe ergibt, daß er nicht echt scheint, zumal er wie eine Paraphrase nach Jesaias obendrein aussieht und nach synagogischem Brauche.

Wir können ihn füglich ignorieren, zumal er den sonstigen Lehren des Jesus, die es vermeiden, Attribute des Göttlichen zu geben eben, weil es „verborgen“ ist — widerspricht.

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Und wir kommen damit zu einer Hauptsache, indem fortgefahren wird zur Erklärung des Wunsches der Erlassung unsrer sittlichen Fehltaten:

„Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler erlasset, so wird auch euer Allvater sie euch erlassen; wenn ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht erlasset, so wird auch euer himmlischer Vater sie euch nicht erlassen.“

Diese Doppelsäge besagen, daß die einzige Möglichkeit ist zur Vergebung unsrer eignen sittlichen Schäden zu gelangen, daß wir den Menschen vergeben. Die strenge innere Verkettung der Säge besagt es.

Es ist ein wesentlicher Teil der neuen Lehre des Jesus.

Zunächst ist schon hier das Auffällige, daß wir Menschen selbst als Vergeber der sittlichen Schuld für andre auftreten. Und dieses Auffällige ist auch das Wesentliche der neuen Lehre. Im alten Judentum vergab der Herr, d. h. der Tempelgott, direkt die Sünde. Durch Beichten (wie Psalm 32) vermeinte das schuldbeladene Herz sich bei Gott Entlastung von der Sünde zu holen, weil es merkte, daß durch „Verschweigen“ die „Gebeine verschmachteten“, die Ge

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