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aus der Notwendigkeit ableitet, die in ihr selbst gegeben ist, sagt ein gnomisches Wort bei Lukas 11, 5-8: „Wer unter euch hätte einen Freund und wanderte mitternachts zu ihm und sagte zu ihm: Freund, ich brauche drei Brote, da mein Freund auf dem Wege bei mir vorsprach und ich nicht weiß, was ich ihm vorseßen soll, daß jener drinnen antwortete und spräche: Laß mich in Ruhe! Schon ist die Türe geschlossen und meine Kinder sind mit mir zu Bette. Ich kann nicht aufstehen und dir's geben. Ich sage euch, selbst wenn er nicht aufsteht und ihm gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht." Und weil diese Zuversicht an sich schon ein Gut ist, heißt es erklärend: „Der Bittende empfängt schon durch sich selbst“. Und wer da suchet, hat in diesem Suchen schon ein hohes Gut, ganz in dem Sinne wie Lessing einst meinte: Das Suchen der Wahrheit würde ihm weit wertvoller sein, als der faktische Besitz der Wahrheit.

Diese Rede gilt aber mit der Einschränkung, die wir bei Johannes bewahrt finden: „Wenn meine Worte in euch bleiben!" Denn es gehört in der Tat die ganze sittliche Verfassung eines Menschen dazu, in dem die „Herrschaft des Alls" wirkt im Sinne der ganzen Jesuslehre, daß er vor allem nichts wünscht, was etwa unsinnig, was unlogisch oder unsittlich wäre zu wünschen.*) „Wenn meine Worte in euch bleiben, so wird, was ihr auch bitten möget, euch widerfahren“, weil der Bittende durch sich schon empfängt und weil im großen sittlichen Haushalte des Daseins sogar das, was ein andrer empfängt, ein Gut ist, das auch ich empfange, wie das, was wir dem „Geringsten“ taten, ja doch auch dem „Menschensohn“, der Menschheit angetan war. Und darum heißt es in der Matthäusfassung, der Allvater werde ganz im allgemeinen Gutes (sittliche Güter, dɣaða) denen verleihen, die da „bitten“, „suchen“, „anklopfen“.

*) cf. Sprüche Salomo 10, 24.

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Der Wille, die „Zuversicht“ also (das „Allvertrauen“), die in mir wirkt, haben in sich die Macht wie ja auch alle die hiervon abgeleiteten Zuversichtswunder (Glaubenswunder) mythisch verder Erfüllung. Sie hat sie, weil abermals ein großer sittlicher Haushalt vorausgesezt ist, der mit der allgemeinen Bildrede, daß er „bei Gott ist“ (para to patri), daher „Gott“ Erfüller der Bitte heißt, lokalisiert wird, einen Ortsnamen erhält.

So ist überhaupt für das Denken Jesu Gott gewissermaßen der „Ort“ im mathematischen Sinne, mit dem Dinge bezeichnet, Lebensgefeße, Sittenanschauungen, ethische Kräfte benannt werden, die jenseits der bloßen sinnlichen Wahrnehmbarkeit liegen und die auf den einen Mittelpunkt aller Erscheinungen hinweisen.

Wenn im Munde des Jesus, neben andren Bildreden, auch Wendungen erscheinen, nach denen „Gott" vergilt, vergibt, Gutes verleiht u. s. w., so ist dies nach den griechischen Urschriften und ihren Zusammenhängen nicht im Sinne einer anthropomorphischen Vorstellung zu verstehen. Denn zu viele Gleichnisse und sonstige Anhaltspunkte ergeben, daß es sich hier um einen freien Wortgebrauch handelt, um ein im höchsten Sinne ästhetisches Spielen mit dem Worte Gott, das ja im Gebete selbst nur als „Name“ (övoμa) bezeichnet wird, ein Spielen, wie wir es ja auch ausüben, wenn wir sagen: „Das weiß Gott!" oder „Gott beffer's!" 2c. 2.

Denn wer einmal zu der Einsicht gekommen war, das „Reich Gottes" ist nicht hier oder dort, es ist inwendig in euch, wer die ganze sonstige ethische Logik entwickelt hatte, die im Ernste keinen Lohn des Guten im äußern Sinne verlangt, der hat selbstverständlich auch jede vermenschlichende Vorstellung von einem als überirdische Person vergebenden, lohnenden, erfüllenden Gotte aufgegeben.

Da man auch diese Bittidee mit ihrer Erfüllung durch Zuversicht im Sinne des Bettlerevangeliums mißverstanden hat, so mag schnell noch auf das bekannte Bettlergleichnis im Lukas hingewiesen werden, dessen flüchtiges Lesen die Hauptursache der Auf

fassung des Jesus als eines Armenanwalts beim himmlischen Ge= richtshof ist.

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Nun, dieses Gleichnis erzählt (Luk. 14, 12—24), wie ein Mann ein Mahl bereitet hatte, zu dem er Viele einlud. Es kam aber keiner der Geladenen, weil sie sich alle mit äußerlichen, materiellen Gründen entschuldigten, keiner hatte Zeit. Da schickte der Mann zu den Armen, Krüppeln und Lahmen, ja, sogar auf die Landstraße und Jesus schließt: Keiner der ursprünglich Geladenen würde des Mannes Abendmahl schmecken. Das soll nicht etwa heißen, seine Lehre wäre eine solche für die Armen und für die Krüppel, sondern für diejenigen, die, gleich den Armen und Krüppeln, keine solchen Entschuldigungsgründe vorzubringen haben. Hier wie in andren Fällen sind die Armen, die Krüppel, die Blinden u. s. w. lediglich Bilder; d. h. gewisse Beziehungen der Armut, der Blindheit werden gemeint, um damit eine innere logische Färbung des Bildgedankens zu geben.

So heißt es denn bei Lukas an derselben Stelle: „Wenn du ein Mahl machest, so lade die Armen, die Krüppel, die Blinden, so bist du selig, denn sie haben es dir nicht zu vergelten.“ Die Vergeltung liegt vielmehr in der „Auferstehung des Rechts", welches wiederum Bildrede ist für jene höhere sittliche Erscheinungsart, jene Seligkeit deines Wesens, die du bewährst dadurch, daß du nicht auf gemeine Vergeltung rechnest.

Wie wunderschön ist im Anschluß hieran das Jesuswort: „Selig ist, der das Brot isset im Reich Gottes“, das heißt im Sinne der Selbstbefeligung, die nicht die Reichen zum Mahl lädt, auf daß fie dich etwa wiederladen“, sondern die Armen, die es nicht vergelten können.

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Man sieht also, daß die „Armen“ hier auch nur im Sinne der Beziehung, daß sie nicht in der Lage sind, zu vergelten“, ge= meint sind zur Ausmalung derjenigen Auffassungen Jesu, die wir schon in den Seligpreisungen fanden. Diese Auffassungen bestätigt (Luk. 17, 7—10) auch das Gleichnis von dem Knechte, der lediglich

seine Schuldigkeit zu tun glaubt und keinen Dank von seinem Herrn hat und zu haben braucht. Und zwar tritt hier am Entschiedensten diese Idee auf. Wir sollen uns stets bewußt bleiben, daß wir mit allem Guten nur unsre Pflicht und Schuldigkeit tun wie jener Knecht.

Wer nun also, wie gerade diese Gleichnisse beweisen, keinen Lohn im Tauschsinne, im selbstischen Sinne versprach, der hat selbst= verständlich die Rede Gott wird vergelten oder erfüllen, vielmehr als eine Selbstzueignung gemeint. Und somit ergibt sich, daß das „bittet, so wird euch gegeben" vielmehr im Sinne jener nicht physischen Dynamik der sittlichen Kräfte gemeint ist, die als eine Analogie der mechanischen Dynamik der physischen Welt gelten kann. Als rednerischen Ort dieser Idee braucht Jesus das Wort beim „Urgrund im All“. Und wenn das auch „Vater“ heißt und jene wärmsten Gefühle der Allfrömmigkeit, die noch jedermann im Anblick des gestirnten Himmels überkommen haben, sich sicher bei Jesus damit verbinden, so dürfen auch wir, bei den Schranken, die unsrer Erkenntnis gesezt sind, uns umso mehr ruhig diesen Gefühlen hingeben, als gerade jene von Jesus beobachtete Wechselwirkung sittlicher Kräfte uns auf die geheimnisvollsten Wunder unsres Daseins hinweist.

So ist es also die Idee sittlicher Treue im Geiste der Erfüllung der höchsten Form des Sittengesehes, welche die Kraft in sich hat, daß alles, was wir wünschen, sich erfüllt, vielmehr daß auch das Bitten, das Suchen selbst schon höchste sittliche Kräfte (ayada) sind. Sittliche Wechselwirkung waltet in der inneren Welt, und auf Grund derselben muß, wenn hier in irgend einer Form aus tiefster Seele Bitten des Willens im vernünftigen Sinne als eine Kraft wirken, hier oder an einem andern sittlichen „Ort“ Selbsterfüllung oder sittliche Erfüllung wirken. Wie das Pendel im gleichen Kraftmaß hinüber und herüber schwingt. Wie es in der äußern Welt eine Centripetalkraft gibt. Das sittliche Leben ist eine große innere Einheit. Wie das Licht des längst erloschenen

Firsternes noch nach Jahrtausenden zu uns kommt, so wird manches Bitten der Vernunft, manches Suchen des Geistes und Herzens, das einst ein Verstorbener gedacht, nachwirken in der sittlichen Welt, die durch die materielle Unterlage sich ja erhält und vererbt. Und was vor Jahrtausenden gesucht ward, es wird nach Jahrtausenden gefunden, und es ist für dieselbe sittliche Welt gewonnen, die es einst ersehnte, denn das Gleichnis vom Menschheitsgeiste bezieht ja doch alles auf solche Einheit.

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Das ist der leßte Sinn, der aus dieser Erfüllungslehre des Jesus spricht, es ist ein wahrer Sinn, denn jene sittliche Zuversicht und ihre Folgen sind auch eine Erfahrungstatsache, welche das Leben in jedem Kreise lehrt.

Dadurch, daß der Rationalismus der Menge jene Gleichgewichte der sittlichen Welt nicht verstand, mußte man sehr bald darauf verfallen, die Sache auf die physische Welt zu beziehen, und so ist die ganze Reihe der Wundererzählungen entstanden, die nun Jesus selbst zu dem Wunderdoktor machen, der durch bloßes Heilvertrauen (πoris) jeden Heilwunsch sich selbst sozusagen erfüllen läßt.

Aber in der körperlichen Welt gilt ein andres Gesetz der Kräfte, es gilt hier nicht so rasch: „bittet, so wird euch gegeben,“ es war eine fehlerhafte Nuzanwendung der Jesusideen. Diese Wunder“ aber haben jedenfalls das Gute, daß sie uns in mythischer Form völlig naiv die Ideen des Jesus selbst verraten in vergleichender Betrachtung mit seinen Sprüchen und Gleichnissen, denn sie sind augenscheinlich aus seinen Gnomen und Ideen zum Teil entstanden.

Die Bergpredigt hat mit gutem Grund erst an diese Erfüllungsidee (Matth. 7, 12) die Aufstellung des formalen Sittlichkeitsbegriffes, den wir vorweggenommen haben, angeknüpft.

Hierauf macht Jesus aufmerksam unter dem Bilde von der „breiten Pforte“, die zum Verlust (nicht zur „Verdammnis“), zur

Kirchbach, Was lehrte Jesus ?!

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