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aus einer Anzahl von Jesussprüchen, die in Wirklichkeit für alle Jesu anhängenden Menschen gelten: „Geht nicht ab auf den Weg der Heiden, geht nicht hinein in die Stadt der Samariter, sondern wendet euch vielmehr zu den verlornen Schafen des Hauses Israel.“ Im griechischen Text ist das Wort „verloren" *) betont, Jesus meint also lediglich, daß man sich vor allem an die sittlich und sonst wie Unglücklichen, Verlorenen wenden solle, denn die bedürfen vor allem des Trostes. Die Macht des Alls ist nahe! Machet die Kranken (d. h. die sittlich Kranken) gesund, wecket die Toten (d. H. die sittlich Toten) auf, reinigt die Aussäßigen, treibet die bösen Triebe aus!" Nach Analogie der alten Jesaiasbilder (35, 5) ist nur diese Übersetzung möglich und damit Jesu Meinung klar. „Ein Geschenk habt ihr empfangen, gebt's als ein Geschenk,“ und zwar ein geistig Geschenk. „Gold und Silber sollen die Schüler nicht im Gürtel haben“, d. H. nicht sie sollen etwa als Bettelmönche einhergehen, sondern im Gegenteil, sie sollten die neue Lehre in edlem Stolz als etwas bringen, wofür man auch etwas verlangen kann. Honorarfrei wollte Jesus seine Schüler nicht predigen und wandern lassen. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert" und der geistige Arbeiter erst recht. Und nur wer wert ist, die neue Lehre zu vernehmen, soll sie haben, bei den andern schüttelt man den Staub von den Füßen. Unter der hyperbolischen Bildrede, daß es dem Lande der Sodomer besser gehen werde am Tage der Abrechnung (d. h. wenn man einmal abrechnen würde), als solch einer Stadt, sagt Jesus, daß diejenigen, die solche Lehre nicht aufnehmen, als wertlos angesehen werden müssen.

Wenn sie gerichtlich zur Rede gesezt werden, sollen sie nicht um Antwort sorgen, denn ihr seid nicht selbst die Redenden, „sondern der in euch redende Geist eures Vaters“, d. h. „Urgrundes“.

Wir wissen durch Johannes zufällig, daß dieser Geist einfach der Wahrheitssinn ist, der durch die Gesamterkenntnis der Lehre

*) τα προβατα τα ἀπολωλατα.

befruchtet, jeder Zeit natürlich auch die richtigen Folgerungen und Reden jedem Schüler in den Mund legt. Den Beweis für diese Auffassung finden wir sogleich im zwölften Kapitel (12, 24—37), wo dem Jesus vorgeworfen wird, er treibe die Teufel aus durch den Beelzebub. Hier entgegnet er zur Ablehnung durch die Bilder von dem Reich und dem Haus, das mit sich uneins ist, durch die Weiterrede, daß, wer nicht mit mir sei, gegen mich sei dies ist nämlich Beispielsrede des persönlichen Ichs für einen allgemeinen Fall, wie wir ja auch uns selbst oft zum Beispiel aus unsren Überzeugungen heraus aufführen. Diese Beispielsrede ist im hebräischen sehr häufig. Auch Paulus kennt sie; z. B. „was ich hasse, das tue ich". (Röm. 7, 9-20.)

Es folgt bei Jesus die bekannte Bemerkung, daß alles vergeben werden könne, nur nicht die „Blasphemie des heiligen Geistes". Auch die andren Evangelisten Markus und Lukas haben diese Schlußfolgerungen im gleichen Typus des Zusammenhanges. Liest man sie an sich, so ist eine logische Lücke darin; man weiß nicht, was eigentlich dieser heilige Geist ist und hat folglich kein rechtes Verständnis der sonstigen Reden, Bilder und ihrer Zuspißung. Erinnert man sich aber aus Johannes, daß dort dieser Geist als der Geist der Wahrheit definiert ist, so sind mit einem Schlage alle die Bilder klar. Wahrheit und Wahrheitssinn ist ja dieses innere Einssein von Anschauung und Urteil. Wenn ein Satan, d. h. Widersacher den andern austreibt, so ist das eben jene innere Verlogenheit*), welche in dem Bilde des Reichs, das mit sich uneins wird, charakterisiert ist. Aus demselben logischen Zusammenhange wächst der Saß des Wahrheitsbewußtseins: was nicht mit mir ist, das ist wider mich, das ist unwahr; es ist der Wahrheits sinn, der da spricht. Ich bin mit mir selbst einig zu Folge der Erkenntnis der Wahrheit und was nicht mit diesem Sinne der Wahrheit ist, das ist im besonderen Sinne gegen mich, denn es ist unwahr. (xat *) So nennt Jesus auch bei Johannes den Teufel den „Lügner", der „nicht bestanden ist in der Wahrheit“.

uov). Wer gegen den Menschheitsgeist, d. h. gegen die Lehre von der Menschheit sein Wort richtet, es wird ihm, es kann ihm erLassen werden, wer aber wider seine Überzeugung spricht, (ös d'av eïny xatà toõ πvévμatos toû åɣíov nämlich wider den heiligen Geist der Wahrheit) das kann nun und nimmer (ovte v toútų tą aiwri oïte ¿v tập μéhhovtı Redensart für „nun und nimmer“) vergeben werden. Und die weitern Säße, welche davon sprechen, daß man von einem guten Baum, nicht von einem faulen, auch eine gute Frucht zu erwarten habe, daß der Mund übergeht von dem Unrat des Herzens (78910σevμa) beleuchten weiter diese innere Einigkeit, diese Identität des Bewußtseins, so daß mit Recht die ganze Ausführung damit schließt, am Tage der Aburteilung (Luther: jüngsten Gericht“) würden die Menschen von jeglichem raschen (ågyov, degɣov) Worte Rechenschaft geben müssen, denn aus deinen Worten (sofern sie wahr sind), wirst du gerechtfertigt oder verurteilt werden. Der Zusammenhang dieser Säße ist nun vollständig klar. Es ist eine Aussprache über Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Wie Mark. 3, 23 sich noch vollständig bewußt ist, redet Jesus hier aber in Gleichnissen“ (èv naqaßolaıs) und bei näherer Betrachtung erkennen wir in der Matthäusfassung in der Tat ein vollständig erhaltenes gnomisches Lehrgedicht in bildlichen Parallelsprüchen.

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Es ist hier zu bemerken, daß Luther sehr oft gleich vom „jüngsten Gericht“ spricht, wo durchaus nicht diese mythologische Vorstellung im Original herrscht und steht. Jesus brauchte vielmehr zumeist nur die Wendungen „am äußersten Tag“ „an jenem Tage", am Tage der Abrechnung“ und der Zusammenhang ergibt, daß es sich in seinem Munde dabei nur um eine Redensart handelt, welche zum Teil aus der Abschwächung einer Volksvorstellung vom jüngsten allgemeinen Gerichtstag hervorgegangen ist. Sie hat aber im Sprachgebrauch des Jesus, in ihrer mannigfaltigen Verwendung zu Gleichnissen, Spruchsäßen u. s. w. lediglich den Wert einer rednerischen Festnagelung des betreffenden Gedankens auf eine bestimmte Stelle. Ihr müßt Rechenschaft geben an jenem

Tage*) oder „am äußersten Tage" heißt lediglich: ihr müßt „einst“ überhaupt Rechenschaft ablegen, so oder so, es bleibt euch nichts geschenkt, denn der sittliche Zusammenhang der Allwelt bringt nicht nur alles, was verborgen ist, an den Tag, sondern holt sich sein Recht überall und zu jeder Zeit. Der „äußerste Tag" drückt (ẻnyatos) überhaupt weit mehr eine Steigerung aus, es ist der „entfernteste“ Tag und also selbst da, an diesem entferntesten aller Tage, da müßt ihr noch Rechenschaft geben, da gilt alles das, was heute gilt, weil dieser Tag das heute selbst ist. Und so ist er in der Tat der „jüngste“ Tag, d. H. der immer der jüngste ist, d. h. eben das ewige Heute.

Desgleichen ist der dritte Tag, von dem oft gesprochen wird, im Munde des Jesus weiter nichts, als das umgekehrte „vorgestern" das „übermorgen“, entsprechend dem sonstigen Gebrauche dieser hebräisch-griechischen Redensart. Wenn vom eingerissenen Tempel gesprochen wird, der am „dritten Tage“ (tỹ toitŋ quéqα) wieder aufgebaut werden soll, so handelt es sich nur um eine populäre syrische Redensart. Im Deutschen müßten wir sagen: „Morgen“ „Schon morgen", "Sofort", "Imhandumdrehen" will ich ihn wieder auferbauen. Es ist ein Energieausdruck.

Die Auferstehung Jesu am dritten Tage, die man nachmalz lehrte, als das Bewußtsein der Flüssigkeit des Sprachgebrauchs ge= schwunden war, beruht denn auch nur auf einem solchen sprachlichen Mißverständnis der Energie, mit welcher Jesus die innere Auferstehung, die Unverwüstlichkeit des Menschlichen gelehrt hat im Sinne der Zeitlosigkeit alles Wahren und Guten.

Denn alles Wirkliche ist vergänglich nach dem Geseß des Stoffwechsels und Stoffverbrauchs sowie der Verausgabung der mecha

*) Das griechische „¿v ¿xɛwn in hμɛog“, „an jenem Tage“ ist in der Septuaginta allüberall die Übersezung der hebräischen Wendung: Baj-jom, Hajom, welche heißen dann“ „einst". Auch für die Propheten ist der „Gerichtstag Jahves“ nur „einst“ an vielen Stellen. (Vergl. Gesenius S. 413 b.)

nischen Kräfte. Alles Wahre dagegen besteht zeitlos, so sicher, als auch in dem vorstehenden Büchlein eine Reihe von Wahrheiten stehen, die dem Jesus von Nazareth, der sie vor 1900 Jahren dachte, von neuem nachgedacht sind. Das ist das „ewige Leben“, das ist auch „, Swn ååndivn“, das „wahrhaftige Leben“, das „Wahrheitsleben“, ein lebendiger Dauerbegriff dessen, was nicht dem Geseße des Stoffwechsels (σaqxos) unterworfen ist.

Und somit verstehen wir, nachdem wir in solchen geistigen Zusammenhängen die Meinung des Nazareners über den Wahrheitsgeist (der ein „heiliger“ ist), über das Gepräge seiner zeitlosen Selbstübereinstimmung und seine Unzerstörbarkeit als Wahrheit und Wahrhaftigkeit kennen gelernt, auch die Vorschrift an die Schüler sich nicht um passende Antworten vorher zu sorgen, da ja der Geist eures Urgrunds es ist, der durch euch redet. Wir kennen nun diesen Geist näher, es ist kein mystischer Geist, der einer besonderen Aus. gießung bedurft hätte, es ist der Sinn, den alle in Wahrheit forschenden, lernenden, lebenden Menschen von wahrhaftiger Verfassung haben. Da er ein höchstes Gut ist und über unser vergängliches Dasein hinausweist in das, was ewig dauert, so wird er als ein Geist des „Vaters" (im leichtsinnigeren AbschreiberSprachgebrauch auch „Gottes“) bezeichnet. Wir haben die Wahl das Wort „Vater" hier semitisch zu verstehen im Sinne des „Ursprungs", der zugleich unsre eigenste innre Natur ausdrückt, sofern wir im Geiste unsres Ursprungs" reden oder es im bestimmtern Sinne als Gottesnamen zu fassen wie die spätern Abschreiber.

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Wir verstehen aus dieser Erklärung aber auch alle diejenigen Reden des Jesus im Johannes, wo er nach allen Richtungen sich verwahrt, daß er, Jesus, aus sich selbst rede. Der „Vater" rede aus ihm, jener Wahrheitssinn und Geist rede aus ihm, wie er auch aus all seinen Schülern reden soll. Es ist nicht der Hochmut, sondern die Bescheidenheit eines Denkers, der da weiß, daß seine Wahrheitsbeobachtung, sein Denken noch in einem tieferen Grunde begründet sein muß, als in der Persönlichkeit seiner körperlichen

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