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Erscheinung, die sich „Ich“ nennt und vergänglich im Stoffwechsel dahinstirbt.

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"Des

Die Unterweisung der Schüler gibt ein Bild derjenigen Folgen, die Jesus von der Verbreitung seiner Lehren voraussieht, als ein Mann, der den Weltlauf kennt. Der Mann, der die Friedfertigen als Gottes Söhne" preist, er sieht doch voraus, daß gerade seine einfachen, lichtvollen, sittlichen Wahrheiten zumal er selbst be= obachtet, wie sie fortwährend unter seinen Augen mißverstanden werden Hader und Unfrieden auf Erden stiften. „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“ Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“ Verbinden wir die zum Teil gleichlautenden, zum Teil neuen Sprüche, welche Lukas (12, 49, 50, 52) hierzu bringt, so ergibt sich folgendes gewaltige Gedicht in aramäischer Gnomenform: „Ein Feuer kam ich auf die Erde zu schleudern, und was will ich, als daß es schon brennte? Ich habe eine Taufe zu taufen damit, und wie halte ich's aus bis sie vollendet ist? Glaubt nicht, daß ich kam Frieden zu bringen auf Erden; ich kam nicht Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn von jezt ab werden fünf in einem Hause uneins sein, drei wider zwei, zwei wider drei. Denn ich kam zu erregen den Menschen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Braut wider ihre Schwäher. Und die Feinde des Menschen seien Hausgenossen!“ Es ist ein großer, tragischer Zug in dieser Voraussicht und in den Ermutigungen, die er seinen Anhängern als Schuh dagegen zu teil werden läßt. Und gewaltig ist die männliche Ungeduld, mit der die Lehre es nicht „aushalten“ kann, bis das Gute zur Herrschaft gekommen sein wird. Ihr seid besser, denn Sperlinge, von denen doch keiner auf die Erde fällt „ohne euren Vater“, „ grund", ohne den Einheitsgrund des Lebens, ohne jenes unbekannte höhere Gesez, das auch den sogenannten „Zufall“ und seine ursächliche Notwendigkeit bestimmt. „Eure Haare sind alle auf dem Haupte gezählet", ein schönes Bild für das, was wir heutzutage die Unverlierbarkeit der Materie, der Kraft und ihres ursächlichen

Kirchbach, Was lehrte Jesus?!

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Ur

Erhaltungsgesezes nennen. Dies Gesez ist selbst nur der Ausdruck eines Denkgesezes, und für dieses fand Jesus ein so treffendes Bild.

„Jeder nun, der in mir übereinstimmt vor den Menschen, in dem stimme auch ich überein vor meinem Vater im All. Wer mich aber verneint (leugnet) vor den Menschen, den verneine auch ich vor meinem Vater im All."

Dieser Sah, vorgetragen in der salomonischen Personifikationsform nach Joh. 8, 25, ausgesprochen von der Lehre selbst, besagt, daß wer den Mut hat, seine Übereinstimmung mit dieser Weltanschauung vor den Menschen zu bewähren, auch mit dem vergöttlichten All in Übereinstimmung ist; er hat die Harmonie des Weltganzen in sich, die innere Übereinstimmung im Urgrund des Alls. Der sittliche Mut des Bekennens vor aller Welt schafft diese Einigkeit, Übereinstimmung des Alls. Der negative Saß besagt wie in allen ähnlichen Fällen die Verneinung dieses Gedankens, um die Empfindung der Kraft des eigentlichen Gedankens zu heben. Dieser prachtvolle Gedanke, der so ganz eine Folgerung aus der Jesusanschauung von der Macht" des Alls ist, hat in Luthers Übersetzung und Auffassung (er überseßt das duoλoyεiv Ev EμOL lediglich im Sinne einer dogmatischen Überlieferung, eine Bedeutung, die sonst das Wort niemals hat und haben kann als „bekennen") sich vollständig verwischt. Es ergibt sich da nur eine sehr rachsüchtige Äußerung, eine sehr unduldsame Äußerung des zum „Mittler“ hinaufgeschraubten Jesus, der diejenigen „verleugnet", die ihn „verleugnen" sollten. Ein Say, der allen Vergebungslehren dieses vermeintlichen Mittlers widersprechen würde und nur durch die schwierigsten dogmatischen Konstruktionen haltbar gemacht wird.

Welchen großartigen, sittlich-genialen Gedanken ergibt dagegen die Überseßung, die an der richtigen sonstigen griechischen Bedeutung des Wortes festhält, das ja selbst eben die richtige, griechisch allgemein verständliche Überseßung eines aramäischen Urwortes sein muß, keineswegs aber als „Aramäismus“ gelten kann. Wahrheitsmut, wenn er auf Wahrheit der Lebensanschauung beruht, die wir

kennen lernten, muß Übereinstimmung vor dem Vater im All, der Allwelt selbst wirken. Ist er doch in der Tat nur der Ausdruck einer solchen Übereinstimmung der Erscheinungen oder ihrer geistigen Ergebnisse. Auch hierin also jener Urgedanke der Konzentration des Alls, die „in sich übereinstimmt“ (ev suoi opoλoys) und dann „Reich Gottes inwendig“ heißt. Der Sprecher aber bedient sich der Personifikation als Träger in der Wechselwirkung, um durch diese rhetorische Form die Höhe seines Gedankens zu versinnlichen.

Ob die folgende Bilderrede, daß wir unser Kreuz auf uns nehmen sollten, ein von Jesus selbst gebrauchtes Bild ist, das er dem Anblicke derer entnahm, die mit ihrem Kreuz beladen zur Richtstätte gehen mußten, oder ob der Sah erst nach seinem Tode nach Analogie seiner sonstigen Reden eingeschaltet ist, mag unentschieden bleiben. Wir sind der Meinung, daß es ein echtes Bild ist im ersten Sinne; Jesus selbst sah oft solche Kreuzschlepper und Pfahlträger und ahnte wohl erst in seinen lezten Tagen, daß auch er es würde wörtlich und leibhaftig tragen müssen. Im übrigen sind alle sonstigen Unterweisungen an die Schüler aus den bereits erörterten sittlichen Zusammenhängen und unter richtiger Deutung der personifizierenden Redeform klar und bedürfen weiter keiner Erklärung. „Wer Vater und Mutter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert," heißt nur: Wer das alte, beschränkte Sittengeseh, das in der Familienliebe das Höchste sah, mehr liebt, als das neue, zum Weltgesetz erweiterte Sittengeset, der ist eben dieser neuen, größeren Lehren nicht wert. Wer seine Seele*) findet, wird sie verlieren, und wer seine Seele verliert um meinetwillen, findet sie erst recht" (wird sie finden) ist wahrscheinlich, besonders wenn man dazu hält, daß bei Lukas man diese Seele sogar erst erzeugen (Swoɣoryoei), zum Leben bringen wird, das gegensäßliche Bruchstück aus einer Meinung des Jesus über den Begriff „Seele“ im Verhältnis zur ethischen Lehre. „Wer sein Leben findet, wird es

*) ψυχην = saivala (bei Ulfilas), also „Seele“ (nicht nur „Leben“).

verlieren," gibt gar keinen Sinn: was heißt sein Leben finden?! Das hebräische Wort, das die Septuaginta oft mit „finden“ übersezt (Mazah), heißt allerdings gelegentlich auch so viel wie suchen. Sehen wir eine schlechte Übersetzung voraus, so heißt es: Wer seine Seele (evgwr) sucht, also einseitig nur mit sich selbst sich beschäftigt, der wird sie verlieren, der täuscht sich also; wer aber diese Seele oder das einseitige Trachten nach ihr aufgibt um der Lehre willen, er wird in einem höheren Sinne sie wiederfinden. Bei Lukas lautet irgend ein ähnlicher Sah: „Wer seine Seele zu erhalten trachtet, der wird sie vernichten (oder verlieren); wer sie aber vernichtet, der wird sie lebendig machen." Auch hier kann „Seele“ der Begriff Seele sein. Ist es aber nur „Leben“, so ist schon die sprachliche Wendung: „er wird sein Leben lebendig machen" verdächtig. Joh. 12, 25 ergibt im Vergleich mit dem sterbenden Weizenkorn dagegen, daß in der Tat die Meinung ist, wie ein Weizenkorn stirbt auch die Seele ab, um im höheren Sinne zum „ewigen Leben" zu kommen.

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Diese lettere Bedeutung würde sicher mit der sonstigen Gedankenwelt des Jesus übereinstimmen, doch ist bei Matthäus auch eine andere Bedeutung möglich. Jedenfalls handelt es sich an dieser Stelle um ein Gedankenfragment, das zufällig in die Schülerunterweisung geraten ist, aber nicht auf einen festen Saß zu bringen ist außer in der Fassung des Johannes. Volle Aufklärung in der Sache gibt uns erst später Matthäus 16, 24-28, wo augenscheinlich der vollständige Spruchgedanke steht in seiner ursprünglichen Form: Wenn jemand mir nachgehen will, der verleugne sich selbst und rüste sein Holz und folge mir. Denn wer seine Seele trachtet zu schonen, der wird sie verlieren; wer aber seine Seele verliert um meinetwillen, der wird sie besigen. Denn was wäre ein Mensch nüße, wenn er die ganze Welt ererbte, seine Seele aber brächte zu Schaden? Und wogegen sollte ein Mensch seine Seele tauschen?! Denn der Geist der Menschheit muß kommen im Glanze seines Urgrundes (Vaters) mit seinen Boten, und dann wird er zu

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Amen, ich sage euch, es sind Männer, die nicht den Tod

eignen einem jeden nach seinen Taten. unter denen, die also beschaffen sind, kosten werden, bis sie den Geist der Menschheit kommen sehen in seiner Macht." Selbstverständlich spricht hier die Lehre von ihrer Nachfolge und erhofft aus der Selbstverleugnung ihrer Anhänger, die Verwirklichung des Geistes der Menschheit“, alles Menschlichen. Im übrigen knüpft die Schülerunterweisung an die bereits bekannten Ideen der Übertragung der Lehre an, ohne dem Leser irgend eine Schwierigkeit zu bieten.

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Im elften Kapitel des Matthäus gipfelt die gnomische Aussprache mit den poetischen Fragen „Was zoget ihr aus in die Wüste 2c.“ über den Täufer Johannes darin, daß Jesus sagt: „Selbst ein kleiner Mann in der Macht der Himmel ist größer als Johannes. Seit den Tagen des Johannes aber bis heute wird die Herrschaft der Himmel durchgesezt, und gewaltige Leute rauben sie sich sozusagen.*) Denn alle Propheten und das Gesez weissagten bis Johannes, und, wenn ihr's gelten lassen wollt, so ist er selbst der Elias, der da kommen soll."

Jesus lehnt also für sich und seine Lehre das Messiastum ab. Man nahm an, daß Elias derjenige sein werde, der die vermeintlichen Weissagungen der Propheten erfüllen sollte. Wollt ihr also dabei bleiben, so nehmt an, daß Johannes der Täufer dieser EliasMessias wäre. Aber selbst dieser kann sich nicht messen mit einem „kleinern“ Männlein, welches die Herrschaft des Alls in sich nur unvollkommen verwirklicht hat. Jesus macht einen dicken Strich unter die alte Rechnung; bis auf Johannes mögen eure alten Weissagungen gelten; von da ab aber behaupten wir, sehen wir gewaltig die neue Idee vom inneren All-Reiche durch, von unsrem Zusammenhang mit der Unendlichkeit der Dinge.

*) Luther hat nicht gewußt, daß ßraseraι nicht nur es leidet Gewalt" heißt, sondern das Gegenteil: es wird mit Gewalt durchgeführt, ja auch nur: „es wird energisch gelehrt, behauptet," wodurch erst Sinn und Zusammenhang in den ganzen Sah kommt. Bei Lukas hat er übrigens den Wortlaut der entsprechenden Stelle ganz richtig in obigem Sinne überseßt.

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