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Man kann nicht entschiedener mit all den alten Weissagungen messianischer Art brechen, als es Jesus gerade hier tut mit den unzweideutigsten Worten, mit denen jemals aramäisch-griechisch geredet worden ist. Er ist sich so sehr der Neuheit dieser seiner Anschauung bewußt, daß er auch hinzufügt: „Wer Ohren hat, höre!"*)

Und im Zusammenhang damit macht er sich über die dumme Masse lustig, die sich zwar immer allerhand Heilande wünscht, aber wenn etwa einer kommt, wie über Johannes ausruft: Er hat einen Teufel (Daimonion)! Und kommt ein Menschheitssohn, da ist es ihnen wieder nicht recht, daß er ißt und trinkt wie andre Leute.

Nach der in poetischen Parallelsäßen ausgeführten Klage über die Städte, die nichts über die Lehre enthält, wird erzählt, daß Jesus zu jener Zeit sich einmal folgendermaßen geäußert habe als Antwort auf eine sonst unbekannte Frage, über die wir auch bei Lukas keine Aufklärung finden:

"Ich danke dir, Herr-Vater des Himmels und der Erde, daß du dieses (wir wissen nicht: was) den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen enthüllt hast. Fürwahr: der Vater, weil es so ein Wohlgefallen vor dir wurde. Alles wurde mir übertragen von meinem Vater, und niemand lernt erkennen den Sohn, wenn nicht der Vater, und keiner lernt erkennen den Vater, außer dem Sohne, und wem es der Sohn enthüllen will.“

Wir begegnen hier zuerst einer poetisch-logischen Schlußfolgerung, die in den Johannesreden eine weitere Rolle spielt. Sie trägt sich

*) Es ist lediglich fromme Kirchensophistik, wenn man es so auslegt, als habe Jesus den Johannes-Elias als seinen „Vorläufer“ bezeichnen wollen. Wer den Propheten Maleachi im Zusammenhang und im Original liest, sieht, was Jesus selbst gesehen hat, daß Elias eben der „Bote Gottes“ (Maleach), nicht etwa „Engel", der Messias selbst ist, nicht etwa ein Vorläufer desselben. Und so citiert Jesus den Maleachi getreu dem Sinne nach. Der „Bote“ Gottes ist laut Maleachi 2, 1 der wahre echte Priester, der am Schluß als Prophet Elia (d. H. „Mein Gott ist Jahve") charakterisiert wird. Hieraus erwuchs die volkstümliche Messiasvorstellung; denn von einem Messias außerdem steht weder bei Maleachi noch sonst wo im alten Testament ein Wort.

in der Lehr-Personifikationsform vor, hat selbstverständlich nicht als ein Messiasausspruch zu gelten, nachdem wir soeben erst diese Rolle durch Jesus abgelehnt sahen. Da die weitere Rede ein altes Prophetenwort citiert und weiterbildet in der Aufforderung: „Heran zu mir, all' ihr Ermüdeten und Belasteten, ich will euch zur Ruhe bringen" 2c., so ist eben damit die Auffassung der Redeform nicht zweifelhaft.

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Der Heilslehre selbst ist alles Metaphysische „übertragen“, übergeben“, „überlassen“, und der „Sohn allein“, d. h. jeder, der das Sohnverhältnis, dieses innigste Familienverhältnis, diese Vertrautheit der Beziehung herstellt, lernt durch diese den Urgrund denken. Wiederum erkennt nur der „Vater den Sohn“, d. H. nur der Urgrund aller Dinge selbst kann den Menschen, ja, den Geschaffenen, Entstandenen „erkennen“ im leßten und wahren Sinne. Und weil es so ist, ist der vermenschlichten Lebensanschauung alles übergeben, dem dios (syrisch: Bar), dem Entstandenen, dem Menschen selbst. Und in diesem Sinne fährt die Personifikationsrede des Heils, gewiß nicht ohne den menschlich persönlichen Hauch des Redners Jesus selbst, der sich als begeisterten, liebevollen Vertreter seiner Liebesidee fühlt, fort: "Ich will euch Ruhe bringen. Nehmt auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und demütig im Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht."

Dieses schöne Wort ist selbständige Weiterbildung eines Citats, und erst dadurch tritt uns auch die Menschlichkeit Jesu liebenswürdig nahe. Das Wort wurde so beliebt, daß es ja mit besonderer typischer Sicherheit überliefert wird. Nach der alten Redekunst der Hebräer spricht aber in der Tat vor allem die personifizierte Lehre Jesu durch seinen eigenen Mund. Jedermann sieht wohl schon hier, daß wir es mit einem poetisch-festgestellten Sinngedicht, unter Anlehnung an ein Jesaiagedicht und an Sirach zu tun haben.

Es ist nur die Folge dieser „Übertragung“ aller dem „Vater“ früher zugeschriebenen Aufgaben, daß wir im 12. Kapitel des Matthäus die weitere tätig bewiesene Ansicht des Jesus finden, der Mensch sei auch ein Herr über den Sabbath.

Es ist wundersam genug, daß in den Tagen, da diese Zeilen geschrieben werden, jene übertriebene Sonntagsheiligung, die womöglich auch nicht mehr zulassen will, daß man ein Schaf am Sonntag aus einer Grube rettet - 3. B. stockt die Rechtspflege gegenwärtig tatsächlich am Sonntag sich auf das Christentum beruft! Es ist aber nur alter Synagogenstarrsinn, der durch Jesus bekämpft wird, indem gerade er am Sabbath heilt und die Werke der Menschenliebe und Vernunft höher stellt, als die alten Gebote: Du sollst den Sabbath heiligen." Dieses erkennt Jesus nicht mehr an; er macht die Menschheit zum „Herrn über den Sabbath". Und so verunreiniget es auch (Kap. 15) den Menschen nicht, wenn man die alten Vorschriften, z. B. das Brot mit gewaschenen Händen zu essen, nicht befolgt, denn ganz andere sittliche und geistige Mißgedanken, Worte und Werke verunreinigen den Menschen.

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Kap. 12, 38-45 spricht Jesus unter dem Bilde der Niniviten am Tage der Abrechnung von der Rückfälligkeit dieser seiner Zeitgenossen, die immer wieder einen Wunderbeweis, ein „Zeichen“ verlangen. Ihnen würde kein Zeichen gegeben, als das des Propheten Jonas, der bekanntlich Gott nicht gehorchen wollte, deshalb ins Wasser geworfen und vom Walfisch verschlungen wurde und später, nachdem er sich bekehrt, auch andre bekehrt hat. Selbst die Leute von Ninive, die Königin von Mittag, die sich von Salomo be= lehren ließ, haben ein Recht, über dieses unbelehrbare Geschlecht abzuurteilen, das wie der ausgetriebene böse Geist, der mit sieben Geistern in seine alte Behausung zurückkehrt ewig rückfällig ist in seiner Wundersucht.

Das „Zeichen des Propheten Jonas“ ist aber nach dem ganzen Zusammenhange nur der Umstand, daß Jonas ins Wasser geworfen wird, weil er vor dem Herrn floh, und drei Tage im Leibe des

Fisches zubringen mußte zur Strafe. Dieses Bild allein gilt solchen rückfälligen Leuten. Denn wie Jonas im Bauche des Haifisches drei Tage und drei Nächte war, so wird auch der Geist der Menschheit sein" d. h. in solcher Dunkelheit wird der Mensch und die Menschheit sein mit ihrer Wundersucht, bis sie sich davon befreit. Der Zusaß: „der Menschensohn würde,drei Tage im Schoße der Erde sein“, ist ein vollständig sinnloses Einschiebsel irgend eines späteren Abschreibers der Jesusrede, der die ganze Geschichte nicht verstand und weil zufällig von „drei Tagen“ im Leibe des Walfisches geredet wird, sofort an die „drei Tage“ dachte, die der nachmalige Christus in der Erde zugebracht haben sollte. Kein andrer Berichterstatter hat diesen täppischen Zusah. Da er den Sinn der ganzen Rede, die sonst völlig klar ist, absolut zusammenhangslos macht, so ist der Schluß erlaubt, es handle sich hier nur um eine spätere Randbemerkung, die in den Text übergegangen ist bei der „Bearbeitung" nach Matthäus.

Die schönen Worte des Jesus: „Wer den Willen wirkt meines Vaters im All, der ist mein Bruder, Schwester, Mutter," welche er spricht, da man sagt, seine Mutter und Brüder wünschen ihn zu sprechen, wiederholen in andrem Sinne jene bereits bekannte Auffassung, daß die tiefste Annäherung und Menschenverwandtschaft in der Ausübung jenes Sittendaseins ist, welches die Macht der Himmel“, „das innere All“, den Willen des Vaters im Unendlichen verwirklicht in der durch den Menschensohn versinnlichten Menschheitsgemeinschaft. „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?!" Alle Mütter, alle Brüder und Schwestern, sofern sie jene Liebe üben, sofern sie jenes Vollkommenheitsstreben gemeinsam haben, sofern sie all diese vorgetragenen Sittenideen verwirklichen.

Neuntes Kapitel.

Die Gleichnisse vom innern Allreich. Matth. Kap. 13.

Das berühmte 13. Kapitel des Matthäus bringt uns eine Reihe unzweifelhaft echter Reden und Gleichnisse des Jesus: vom Säemann, dessen Saat auf Steiniges und Sandiges fiel, vom Senfkorn, vom Unkraut unter dem Weizen, vom Nez, von den Boten des Menschheitsgeistes, welche die Bösen und die Gerechten scheiden in der ewigen Vollendung!

Nur wenn wir im Sinne der Lukaserklärung: „Die Herrschaft des Alls ist inwendig in euch“, das Wort „Himmelreich" eben mit ‚Macht“, „Herrschaft des Alls“ übersehen, geben diese Gleichnisse einen klaren Sinn. In jeder andren Deutung hinken sie, soweit Jesus nicht selbst schon gesorgt hat, daß man klar über seine Meinung ist.

In dem Gleichnis vom Säemann gibt er selbst die Deutung, daß es das „Wort“ von der „Basileia“, der Herrschaft ist, welches, je nach dem Boden, auf den es fällt, fruchtbar ist oder unfruchtbar bleibt. „Das Reich" ist hier in der Tat ganz diese Sittenlehre, die sich auf dem Allgedanken aufbaut und ihre Wirkung als Wort im Herzen der verschiedenen Charaktere tut.

In den Bildern vom Senfkorn und Sauerteig sehen wir das lebendige Gleichnis wie eine scheinbar kleine Keimidee, wie es die Idee von der „Macht des Alls“ ist, sowohl äußerlich wie innerlich sich auswächst und unendliche Folgerungen und Wirkungen umfaßt, alles durchdringt. Ebenso enthalten die Gleichnisse von dem im

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