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aller Daseins zweifel, welche diese Dichtung darstellt, wird merkwürdigerweise hierauf gar keine offizielle" Entgegnung gegeben. Eine einzige Stelle (Kap. 19, 25—27), die aber nur eine lutherische Einschmuggelung aus grammatischen Mißverständnissen ist, scheint dem zu widersprechen, indem Hiob selbst höchst widerspruchsvoll von seiner Hoffnung redet, Gott werde ihn hernach wieder aus der Erde“ auferwecken. In Wahrheit wird hier nur davon gesprochen, daß derjenige ewig-während sei, der Hiob auf der Erde von seinen Leiden losmachen und wieder aufrichten werde. Im übrigen stellt die große Generalantwort all diesen menschlichen Leiden, Überzeugungen von der Vergänglichkeit des Daseins, von der Ungerechtigkeit der sittlichen und materiellen Verteilung der Lebensgüter ledig= lich die Großartigkeit, Unbegreiflichkeit, Schönheit und Herrlichkeit des Alls und des Erdballs entgegen. „Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage mir's, bist du so klug!“ Diese alte indischjüdische Frage nach dem Wert des Daseins wird nicht beantwortet mit dem Verweis auf ein Jenseits oder dergleichen, sondern lediglich mit dem Gedanken: unser Denkvermögen reicht nicht an die Gewalt der Erscheinungen an sich heran, und damit haben wir uns zu bescheiden. Statt dessen hat diese alte philosophische Dichtung alle Macht und Kraft der poetischen Auffassung der Natur, der Allwelt durch den Mund ihres vorausgesezten Schöpfers aufgeboten, um sozusagen allen dummen Fragen nach Fortdauer oder Nichtfortdauer, nach gerechtem Lohne eines gerechtem Lebens, den wir hier nicht fänden, das Maul zu stopfen. Wir werden sehen, daß auch Jesus den alten hebräischen Weg der Maulstopfung und Ignorierung dieser Zweifel befolgt, weil er etwas Besseres an diese Stelle zu sehen hatte.

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Auch sonst sprechen die Hebräer oft genug, z. B. der späte „Prediger" und die frühen Sprüche Salomos, ihre Überzeugung aus, daß der leibliche Tod auch der Tod des Menschen schlechthin sei.

Erst durch die Beziehungen der Juden zu den Egyptern ent

steht die Vorstellung einer „Auferstehung der Toten“. Die Mumienfärge und die egyptischen Gräber haben uns genügend Kunde gebracht von diesem egyptischen Glauben, der geradezu eine Auferstehung des Fleisches im wörtlichen Sinne, wie die indianischen und viele alte sonstige Völkerschaften, annahm. Herodot belehrt uns über die Begräbnissitten der Egypter, so daß wir auch ganz genau sehen, wie man sich für diese Auferstehung der Toten vorbereitete.

Das war ein Heidenglaube, ein Köhlerglauben von Völkern, die das ihnen schauerliche Rätsel des Todes aufzuheben hofften, indem sie die Leiber gut balsamierten und ihnen allerhand Hausrat, Speise mitgaben, damit sie bei der erhofften Auferstehung auch nicht des Bedürftigen ermangelten. Natürlich wurde das in den Zeiten der fortschreitenden Kultur allmählich lediglich Symbol. Schon der Verfasser des Danielbuchs hatte die „Auferstehung der Toten" lediglich als das Bild für einen sittlichen Gedanken betrachtet. Nachdem er in Kap. 12, 2 von solcher Auferstehung gesprochen, gibt er in Vers 10 die unzweideutige Ansicht, daß die Reinigung und innere Läuterung vieler diese Auferstehung sei.

Von Alexandrien aus und durch griechischen Einfluß dringen dann noch später die Vorstellungen einer Unsterblichkeit der Seele nach Judäa. Aber nur sehr schwer waren diese Vorstellungen mit dem monotheistischen Zuge des alten Mosesglaubens und seiner weiteren Ausbildung zu vereinigen.

Noch heute wird ein rechtgläubiger Jude nur in einer rohgezimmerten Kiste, in ein Laken gewickelt, begraben, und man kann dabei manchen Rabbiner ausdrücklich sagen hören, der Tote werde nicht fortleben als solcher, sondern nur seine Werke, seine Kinder. Denn der tote Mensch ruht lediglich „in Gott“; viele christliche Prediger sprechen es nach und vertrösten doch aufs „Jenseits" zwei unvereinbare Dinge.

Diese liberalen" Rabbiner sind nun diejenigen, welche gerade mit den ältesten Ansichten ihrer Urväter über das Dasein nach dem Tode übereinstimmen. Wo der Buddhist das „Nirwana" sezte,

da hatte das Judentum den schönen und gewiß auch philosophisch tiefen Begriff der Auflösung in Gott, der „Erlösung" in Gott.

Matthäus, desgleichen Lukas und Markus berichten nun, daß Jesus sich auch über die „Auferstehung der Toten“ ausgesprochen hat bei verschiedenen Anlässen. Er verbietet bei einer im Übrigen legendarisch berichteten Gelegenheit seinen Schülern, irgend etwas zu verraten: „Es müßte denn der Menschensohn von den Toten auferstehen."

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Darauf wird er gefragt, was es denn eigentlich mit dieser Auferstehung der Toten für eine Bewandtnis habe. Man pflege doch zu sagen, Elias müsse zuvor kommen (nämlich ehe die Toten auferstehen)! Worauf Jesus antwortet: „Elias soll vorher kommen und alles wiederherstellen. Und wie wird über den Menschensohn geschrieben? Daß er viel leiden und aushalten müsse. Aber ich sage euch, Elias ist schon gekommen, und sie haben ihm alles an= getan was sie wollten, wie über ihn geschrieben steht. Und so muß auch in Zukunft der Geist der Menschheit von ihnen leiden."

In dieser Matthäusfassung ist vollständig klar, was die Meinung Jesu gewesen ist, die auch bei Markus unverkennbar bleibt.

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Elias ist schon gekommen“, mithin ist es nichts mit der „Auferstehung der Toten" in dem Sinne, wie ihr es versteht. Einerlei, ob man, wie der Matthäusbearbeiter, annimmt, dieser bereits erschienene Elias sei Johannes der Täufer, oder nicht; jedenfalls ist es eine Abfertigung auf die Frage, was eigentlich an dieser Auferstehung der Toten sei.

Jesus selbst bedient sich einer Redefigur. Sie sollten irgend etwas unter keinen Umständen weitersagen, wird durch die hyperbolische Wendung ausgedrückt: „es müßte denn der in Zukunft, am Ende der Dinge erst erwartete Menschensohn (des Daniel) von den Toten auferstehen.“ Das ist ja dem Sinne nach unmöglich; wie soll das, was erst als eine Verheißung am Ende aller Reiche als das Reich der Juden selbst gilt, „von den Toten auferstehen," wo es doch nie sterben wird und „ewig" ist. Es ist ein

Absurditätsausdruck, zumal Jesus wußte, daß Daniel selbst gar nicht im Ernst von Auferstehung spricht.

Lesen wir aber „Menschensohn“ syrisch für Mensch überhaupt: so heißt es, „es müßte denn der Mensch von den Toten auferstehn“ und verneint dann an sich schon die Möglichkeit der Auferstehung.

Elias ist gekommen,“ das, was als Verheißung galt, ist ja fortwährend geschehen, und doch ist noch kein Toter vor euren Augen auferstanden, doch hat man der Menschheit, dem edlen Menschen alles angetan und doch, troydem Elias da ist, muß auch in Zukunft die Menschheit oder der Mensch leiden.

Das ist der Urgedanke des Jesus. Es ist eine Abfertigung der Totenauferstehung, wie er den Messias und den Davidssohn abgefertigt hatte. Er wollte von dieser egyptischen Vorstellung nichts wissen.

Man verstand ihn aber nicht. In ihrer Hilflosigkeit hat die Legende als Vorspiel der Rede jene Verklärungsgeschichte erfunden, wo Petrus Jesus mit Moses und Elias zusammensieht. Und eben das verbietet der legendarische Jesus weiterzusagen!!

Und so verstehen wir nun auch die im 22. Kapitel des Matthäus berichtete weitere Abfertigung, die Jesus der banalen Totenauferstehungsansicht zu Teil werden läßt.

Auf die bereits erörterte Anzapfung der Sadducäer, die, wie der alte Hiob, jede Auferstehung leugneten und ihm die Geschichte von der sieben Mal verheirateten Frau vorlegten, sagt er: „In der Auferstehung wird man nicht freien und sich freien lassen, sondern man ist wie die Engel im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten anlangt, wißt ihr nicht, was von Gott euch gesagt ist: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Jsaaks und der Gott Jacobs?! Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebenden."

Man darf hier nicht die lutherische Überseyung lesen, die falsch ist. Berichtet wird, daß man ganz entsegt gewesen sei über diese Antwort des Jesus, ähnlich wie über so viele Behauptungen der

Bergpredigt. Es muß also etwas daran gewesen sein, was den Volksvorstellungen widersprach.

Nun, die aramäisch gesprochenen Worte haben nach 2. Mose (Kap. 3, 6, 13, 14, 15, 16) jedenfalls gesagt: Ich bin der AbrahamGott, der Jacob-Gott, d. h. derjenige, der immer sozusagen erst durch Abrahams und Jacobs, durch Isaaks Gottvertrauen, Gottempfinden benannt ist, durch die Lebenden ist. Die Toten haben keinen Gott, können keinen Gott haben, weil sie eben — tot sind. Nur wo Leben ist in irgend einem Sinne, kann Gott gedacht werden und dasein. — Jesus verweist hierzu bei Markus und Lukas anf den unverbrennbaren Dornbusch als Sinnbild der Ewigkeit Gottes, der hier erklärt: „Ich werde sein, der ich sein werde." Indem dieser ewige Gott der Gott Abrahams und Jacobs ist, wird auf unsre Ewigkeit in Gott von Jesus verwiesen, und deshalb müssen wir die Auferstehung als eine falsche Vorstellung abweisen, da wir statt dessen in der lebendigen Ewigkeit Gottes mitleben.

Der Sinn der Jesusantwort ist klar. Es ist ein Unsinn, auf die Idee der Auferstehung solche menschliche Vorstellungen zu pfropfen, wie Heiraten und dergleichen. Es ist überhaupt ein Unsinn, die Toten, die Gestorbenen als solche mit der Gottesidee in Verbindung zu bringen, sofern es sich um Vorstellungen der absterbenden Natur handelt. Gott ist kein Totengott, sondern ein Lebensgott.*)

Jesus fußt hier augenscheinlich auf Jesaia 38, 18 „denn die Unterwelt lobt dich nicht, auch rühmt dich der Tod nicht, und die in die Grube fahren warten nicht auf deine Weisheit, sondern allein die da leben, loben dich wie ich jezt tue". Sirach 17, 26: „denn allein die Lebendigen können loben, die Toten als die, die nicht mehr sind, können nicht loben“. — Hier knüpft augenscheinlich das Denken Jesu an zur Fortbildung der alten Lehre.

*) Das Griechische eivai tuvos heißt „stammen von“, „gehören“ 20. 20.7 also: „Gott stammt nicht von den Toten, sondern von den Lebenden“, oder: „Gott gehört nicht den Toten, sondern den Lebenden“.

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