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Der Sah: man ist wie die Engel im Himmel" drückt nur aus, daß man nichts Näheres aussagen könne über die Beschaffenheit in der Auferstehung, ähnlich unsrer Redensart „das weiß der Himmel!"

Keineswegs aber sagt Jesus, wie Luther überseßt: „daß die Toten auferstehen“, denn diese tendenziöse Variante findet sich nur bei dem paulinischen Markus.

Lukas berichtet dieselbe Geschichte und paraphrasiert im Munde Jesu die alte Entsehen erregende Behauptung in einem Sinne, welcher gleichzeitig das, was Jesus an Stelle der alten Auferstehungslehre seßte, durchscheinen läßt. Er tut es in sehr geistreicher Weise. Er läßt Jesus sagen: „Die Söhne dieser Zeitart begatten und werden begattet, diejenigen aber, welche gewürdigt wurden, jene Zeitart und die Auferstehung aus dem Totenstande (ex vexQwv) zu erlangen, freien nicht und werden nicht gefreit, und sie können nicht mehr sterben (da sie engelgleich sind) und sind Söhne Gottes, indem sie Söhne der Auferstehung*) sind. Was aber das heißt, daß die Toten erweckt werden, verriet auch Moses bei dem Dornbusch, wie er den Herrn nennt den Goit Abrahams und Gott Jacobs und Gott Jsaaks. Gott aber gehört nicht den Toten, sondern den Lebenden, denn für ihn leben alle."

Man sieht, daß die Worte „tot“ und „Leben“ hier bereits in einem übertragenen Sinne gebraucht werden, in ähnlichem übertragenen Sinne, wie Jesus sagte: „Lasset die Toten ihre Toten begraben.“

Es ist nicht unmöglich, daß der Ur-Lukas hier die gemeinsame Quelle vollständiger abschrieb. Andres verrät freilich, daß er selbst oder der Nachbearbeiter (xata Aovxɑv) doch wohl nur die Matthäus

*) Söhne der Auferstehnng" bedeutet im hebräischen und syrischen Sprachgebrauch diejenigen, die der Auferstehung werth sind.

Spruchquelle aus der allgemeinen neuen Auferstehungsauffassung ergänzt und überschrieben hat.

Jedenfalls ergibt sich, daß Jesus die Auferstehung der Toten nicht in dem Sinne der egyptischen Begräbnisart oder gar einer Auferstehung des Fleisches gedacht hat. Paulus selbst, der diese Auferstehung auf seine Weise lehrte, war doch der Meinung, daß „in Adam alle sterben“, während sie „in Christo alle lebendig gemacht würden".

Jesus selbst aber, der sich nicht als Christus ansah, verlegte statt dessen den Begriff der Auferstehung in die andere, die sittliche Erscheinungsform, die sich als „Gottes Söhne“ charakterisiert.

Die Beobachtung, die Paulus mit dem Worte ausdrückt, daß „in Adam alle sterben", nämlich daß im wörtlichen Sinne der Tod eine unbedingte Zerstörung ist, hat auch Jesus augenscheinlich gemacht. Das Wort, daß Gott nicht ein „Totengott" sei, steht nun einmal da, zumeist unverstanden, aber mit dem Gepräge eines ganz originellen Denkens.

Bei Lukas tritt nun noch die Idee einer besonderen Würdigung zur Auferstehung. Man muß klar unterscheiden. Auferstehung ist nicht etwa Fortdauer im Munde des Jesus. Wenn sogar noch eine ganz besondere Würdigkeit dazu gehört, so sieht man, daß in der Lukassprache am wenigsten an diejenige wissenschaftliche Möglichkeit der Fortdauer gedacht ist, welche eben Jedermann, jedes beseelte Menschenwesen nach dem Tode fortleben lassen würde. Sondern nur die „Gottesföhne“, die Söhne der Auferstehung“ können nicht mehr sterben, die Gewürdigten. Und aus dieser übertragenen Auffassung versteht die Lukas-Paraphrase den Sat: „Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebenden". Die Erklärung: „denn für ihn leben alle" hat den Sinn, den wir durch die Übersehung des „Abraham-Gott“ schon deutlich machten, d. h. fie weihen sich ihm, sie widmen ihr Leben ihm. Keineswegs aber besagt es das, was in Luthers Überseßung herausschmeckt, „denn,ihm leben

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sie alle," als ob es so gemeint wäre, daß für Gott selbst jeder Tote etwas Lebendiges wäre, aus dem Sinne Gottes heraus.*)

Der Gesamtsinn ist also der: nur diejenigen, die für Gott leben, d. h. sich Gott weihen, eben die Gottessöhne, „können nicht mehr“ sterben, insofern sie Ewiges in sich verwirklicht haben, da Gott selbst das Ewige ist nach dem Worte „Ich werde sein, der ich sein werde." - Wir werden im Johannesevangelium die vollständige Meinung des Jesus kennen lernen, die vor allem den Begriff des ewigen Lebens" an die Stelle der sogenannten Fortdauer und Unsterblichkeit und dergleichen wissenschaftliche Fragen seßt.

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In diesem Zusammenhange ist ein wichtiges Wort Jesu (Kap. 17, 22, 23) berichtet, das später in mancherlei Verballhornungen wiederkehrt und Ursache eines Dogmas und Mythus zugleich geworden ist, nachdem das Bewußtsein geschwunden war, was eigentlich das Wort und der Begriff „Menschensohn“ bedeutete.

Jesus sagt, in unmittelbarer Nähe zu dem Wort vom Elias: „Der Menschensohn (der Geist der Menschheit) wird in die Hände der Menschen verraten werden und man wird ihn umbringen, aber am dritten Tage wird er sich wieder erheben!"

Dieses Wort ist seinen sprachlichen Merkmalen nach, unzweifelhaft echt. Der syrische Begriff und Ausdruck Menschensohn ist echt, die Wendung „in die Hände der Menschen verraten“ ist hebräisch; wir finden sie bei Jesaia, im ganzen alten Testament, z. B. Jeremia 39, 17. Sie bedeutet so viel wie „an die Menschen verraten". Endlich ist auch die Wendung am dritten Tage wieder aufstehen“ wörtlich aus der Septuaginta bekannt.

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Hosea 6, 2 wird in einem Liede, welches schildert wie Gott die Juden schlagen und wieder aufrichten wird, gesagt: „Er wird uns heilen nach zwei Tagen, am dritten Tage werden wir wieder auferstehn“ (d. h. uns erheben).

*) Die Redensart heißt im Griechischen: zıvı Syv, für jemanden leben, fein Leben meiben. (αύτῳ ζωσιν.)

Wörtlich dieselbe Redensart braucht Jesus;*) wir können daraus genau erkennen, was er syrisch-hebräisch meinte und meinen mußte. Die Wendung „am dritten Tage" heißt soviel wie „alsbald“ (BajJom ha-Schlischi [Vergl. Gesenius S. 414, Sp. a]). Sie ist, wie so vieles im hebräischen emphatisch gebraucht. „Zwei Tage (d. h. zwei Zeitspannen) lang wird unsre Krankheit, unser Leiden und die Heilung währen, alsbald aber werden wir uns wieder erheben". Der dritte Tag ist wie das Ganze als ein Typus, ein Wiederkehren gedacht, daher der Sinn „alsbald“. Auch sonst ist das Wort „am dritten Tage" der hebräische Ausdruck für „übermorgen" und in dem Sinne des „sofort“, den wir etwa mit ‚morgen“ verbinden wird er in der ganzen hebräischen und syrischen Litteratur gebraucht.

Jesus bedient sich nun wörtlich der Redensart, die im alten Testament steht. Welcher Sinn ergibt sich aus dem Sage, wenn wir die semitischen Redensarten in unsre Sprache übertragen?

Der Mensch, d. h. das Menschliche wird an die Menschen verraten werden, man wird es umbringen, aber dritttägig, d. h. alsbald, immer wieder wird es sich erheben.

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Dieser Say also redet nicht etwa von einer Totenauferstehung des Messias, sondern von der Unverwüstlichkeit des Menschensohns, d. h. der Menschheit selbst. Genau wie nach Hosea die Juden unverwüstlich sind, wie sie aus all ihrem Leid an jedem dritten Tage wieder aufstehen wobei an gar keine Totenauferstehung gedacht ist so meint Jesus, auf Grund des alten Testaments und seiner Redensart, wird der Mensch sich immer wieder erheben. Die Menschen selbst werden den bessren Menschengeist, die Humanität unter sich selbst verraten, sie werden sie umzubringen suchen, töten, ersticken, aber alsbald wird sich der Mensch doch wieder erheben zu seinem wahren Begriffe, er wird sich niemals „unterkriegen“ lassen.

*) Sejus: και τῇ τρίτῃ ἡμέρᾳ ἀναστήσεται.

Hosea 6, 2:
Septuaginta:

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και τῃ ἡμερᾳ τῇ τρίτῃ ἐξαναστησομεθα.

Dieses Urwort Jesu, das Bestandteil eines gnomischen Gedichts war, das wir noch heute wiederherstellen können, (vergl. Buch Jesus) hat unter den ersten Christen zirkuliert. Es wurde allmählich wörtlich genommen, eine freie christliche Mythenbildung entstand daraus, nachdem man den Bar-Aenasch (Menschensohn) des Daniel und Jesus mit dem Messias zu verwechseln begann. Man verstand die alte hebräische Redensart nicht mehr und machte aus dem schönen Gedanken der alten Gnomen Jesu über den Menschheitsbegriff die Totenauferstehung Jesu am wörtlich genommenen dritten Tage.

Diejenigen Theologen und Laien, welchen das Dogma von der Auferstehung des Messias, Christi ihrerseits ein Symbol des ewig sich erneuenden Menschlichen ist, sind auf dem Wege der Symbolisierung des Dogmas zu etwas Ähnlichem gekommen, was Jesus, ohne an einen Messias zu denken, in den Formen seiner Muttersprache, aber ohne Symbol, einfach rein sprachtechnisch mit den Mitteln seiner Heimatsprache sagte. Wir sehen die Entstehung eines supranaturalistischen Dogmas aus einem mißverstandenen Lehrsaße, dessen syrische Bildrede man nicht mehr verstand; wir sehen wie dieses mißverständliche Dogma allmählich als Symbol gefaßt wird, da man es nicht mehr historisch „glauben“ kann und mag. In dieser Symbolik kehrt der Gedanke aber auf seine ursprüngliche Meinung zurück ein Prozeß, den wir auch sonst sich in der Entwickelung der römischen wie sonstiger christlicher Lehren sich vollziehen sehen.

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Wie wunderbar, daß wir nun erkennen, von wo aus das Dogma der „Auferstehung am dritten Tage“ sich herschreibt. Nicht auf schwindelhaftem Wege, aus nichts hervor denn aus nichts wird nichts ist es gekommen. Sondern ein menschlich-verzeihliches Mißverständnis der Volksphantasie. Niemals wäre der Volksgeist darauf verfallen gerade am dritten Tage den Messias auferstehen zu lassen, wenn nicht irgend wie, wenn auch in andrem Sinne, von einem „dritten Tage" geredet worden wäre.

Jesus selbst mochte wohl durch das Lesen des Hosea zu seinem

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