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andren Worte des Jesus hierüber und sehen sie aus dem Zusammenhange der ganzen Lehre wachsen. Es würde in dieser Deutung zugleich eine tiefe Lebenswahrheit liegen, denn was uns allen unsre Kindheit so schön, so selig erscheinen läßt, das ist eben jener Zustand der innerlich anschauenden und unzerlegten reinen Betrachtung der Dinge. Sicher ist das Bild von den Engeln der Kinder, die das Angesicht des Vaters im All selbst schauen, ein Ausdruck der reinen Zusammenstimmung, in der in ihrem Geiste noch die Wirkungen des unbewußten Alls zusammenklingen. Nicht sie selbst, aber ihre Engel sehen des Vaters Antlig. Wie schön ist das gedacht und wie ganz persönlich spricht hier der Denker Jesus, ohne daß wir wüßten, wo er gerade in dieser Kinderbetrachtung Vorgänger gehabt haben sollte.

Ein andres Wort, das augenscheinlich auch auf eine Originalrede des Jesus zurückgeht, folgt in derselben Aussprache des 18. Kapitels, die im übrigen verschiedene schon bekannte Säße und Gleichnisse zu einem kaleidoskopisch andren Bilde ordnet. Denn kaleidoskopisch ist die Arbeit der Synoptiker. Gewisse stehende Bilder, Säße, Spruchsäge gruppieren sich wiederholt zu neuen Gesamtaussprachen, die als solche Fabrikate aus einer Durcheinander= würfelung der ursprünglichen „Logia“, der echten Gnomendichtungen sind, aber im Gesamtvergleich doch die Grundgedanken sehr deutlich machen.

„Wahrlich, ich sage euch: was ihr auf Erden binden werdet, das ist auch im Himmel gebunden, und was ihr etwa löset auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein.“

Dieser Sah besagt, daß sittliche Verbindungen und Lösungen, welcher Art sie auch seien, die wir auf Erden vornehmen, so gut sind, als wären sie im Himmel vorgenommen. Ein Liebesbund, ein Freundschaftsbund, eine Ehe, ein Vertrag, alles, worin man sich für etwas fesselt, soll so gehalten werden, als wäre es auch im Himmel eingegangen. Jesus bedient sich hier des Bildes vom Himmel, um den inneren Ernst jedes ethischen Verhältnisses zu

versinnlichen. Denn was ich auf Erden löse, das ist auch im Himmel gelöst, und das ist sehr ernst, sehr schwer, sehr wichtig.

Wiederum sage ich euch, daß wenn zwei von euch übereinstimmen auf Erden, über welche Sache es auch sein mag, worin sie bitten dürfen,*) so wird es ihnen von meinem Vater im Al werden. Denn wo Zwei oder Drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte."

Dieser Saz soll den tiefen Wert der Harmonie (Symphonie steht im Original) von Geistern in jeglicher Angelegenheit bezeichnen und zwar so, daß eine solche Harmonie „auf Erden“ abermals so= zusagen auch eine Harmonie des Alls, eine Übereinstimmung aus einer umfassenderen Projektion ist. Denn wo Zwei und Drei im Namen irgend einer geistigen Sache_versammelt sind, da ist diese selbst in ihrer Mitte, sie ist im höhern Grade verwirklicht, eben auf Grund jener Gesamtübereinstimmung.

Jedes Theater, jede Kirche bestätigt den Jesusgedanken. Wenn Zwei und Drei oder Tausende auch von einer gleichzeitigen Seelenerregung, Empfindung, von demselben Gedanken erfüllt sind, da entsteht ein Gemeingefühl, welches durch seine Harmonie einen höheren Grad von Wirklichkeitsgefühl der betreffenden Sache erzeugt. Der „Menschensohn“ selbst, d. h. das Menschheitsgemeingefühl, nimmt von jedem Einzelnen Besiß, und tritt vollends ein Gedankenaustausch im Namen einer Sache hinzu, wie z. B. unter zwei und drei Freunden, so fühlen wir auch da stets eine Steigerung unsres Menschheitsgefühls, welches der größte Reiz der Freundschaft, der Liebe und jedes ethischen Zusammenseins von Menschen ist. Benußen wir die schöne Jesusmetapher, so können wir sagen, in jedem solchen Zusammensein ist der Menschensohn und die Lehre davon in unsrer Mitte, ja, wir verwirklichen ihn erst, denn wir schaffen die innere Einheit der Menschheit, den Gesamtkörper für die gemeinsame Idee oder Empfindung.

*) Die wert ist, als Gottbitte zu gelten (denn z. B. die Harmonie von Spizbuben in ihren Angelegenheiten ist etwas andres).

Zweifellos ist hier der Punkt, aus dem die Schüler des Jesus jede Gemeindebildung, jede Versammlung, das, was man Kirche nennt (èxxλŋoia), rechtfertigen und herleiten müssen. Es ist, aus den erörterten Gründen, an sich schon ein tiefes Bedürfnis der Menschen, derartige Versammlungskörper zu bilden. Theater und Kirche sind die Orte, wo man zur Bildung einer sittlichen Gemeinschaft zusammenkommt, um gewisse gemeinsame, sittliche Empfindungen, Anschauungen, Urteile zu erzeugen, aus deren Gemeinsamkeit, Allheit man einen erhöhten Daseinszustand in sich erregt. Die Jesuslehre besonders, die eine Aufforderungs-Sittenlehre für andre ist, die durch Liebe fortwährend die große Einheit der Menschheit zu verwirklichen trachtet, wird in der Versammlung der Menschen zum Gemeinsamkeitsleben ein schönes Mittel der Verwirklichung dieser Gedanken finden, selbst wenn Jesus nicht ausdrücklich eine „Kirche“ gebildet hätte. Dafür hat er sicher eine Weltlehre und ein Zusammensein im Namen dieser Weltlehre im Auge gehabt und auch den oben stehenden Ausdruck dafür gefunden. Nicht zum Beten aber sollte eine solche Versammlung die Menschen zusammenführen, denn das gehört ins „Kämmerlein“, sondern zur Herstellung der sittlichen und sonstigen edlen Gemeingefühle, zur Lehre des Sittengesetzes und zur Herstellung der großen geistigen Übereinstimmungen, von denen Jesus spricht. - Das würde im Sinne des Jesus die Aufgabe der „Menschensohns-Kirche“ sein.

Dunkle und hellere Vorstellungen hiervon sind auch in des Paulus Schriften übergegangen; sie nennen diesen Körper der Gemeinschaft dann eben den „Christus", den sie dogmatisieren, und ein Teil der modernen christlichen, gebildeteren Theologen und Gläubigen bewahrt es als ein besonderes Bekenntnis.

Aber die Benennung dieser Gemeinschaft als Christus oder als „in Christo“ ist eine falsche, ja, eine unschöne, weil sie auf unsäglichen Verwechselungen beruht. Würde man sie MenschheitsKirche, Menschensohns-Kirche nennen, so würde es jedenfalls mehr im Sinne des Jesus von Nazareth und gleichzeitig eine wahre

„katholische“, d. h. allgemeine Kirche sein, in der alle heutigen Protestanten, Juden, Katholiken, ja, die gebildeteren Buddhisten und Brahmanen an sich schon einig sein würden, und an ihrer Spite alle diejenigen, welche die wissenschaftliche und philosophische Bildung unsres Zeitalters, sei es in Japan oder in Deutschland, durchgeschmeckt haben. Denn der Denker Jesus von Nazareth, der ein tiefer Kenner der sittlichen Denkarbeit von Jahrhunderten gewesen ist, wie alle Anzeichen lehren, hat in sich einen Denk- und Lebensprozeß durchgemacht, den gerade die neuerwachte Wissenschaft der letzten 200 Jahre, unter dem Einflusse des Jesus selbst und derer, die ihm in Juda und Griechenland vorangegangen waren, in verbreiterteren und exakteren Nuganwendungen abermals durchgeprobt hat. Es ist kein Forscher und Denker in Europa zu tieferen Ideen gelangt, weder Spinoza, noch Kant und Nietzsche, der nicht durch dieses oder jenes geflügelte Wort des Jesus zu weiteren Ideenreihen angeregt worden wäre, denn ein jeder hat schon im Munde seiner Mutter seltsame Sprüche und Reden vernommen, die von diesem Meister stammen. Jesus ist in diesem ethischen Gebiete ebenso mächtig wie Homer und einige Weltdichter in ihrem Bereiche, weil er selbst aus dem Untergrunde einer uralten Denkarbeit als Reiniger, Klardenker, Klarsteller und Neudenker herauswächst.

Das neunzehnte Kapitel des Matthäus berichtet uns die Gründe der strengen Auffassung, welche Jesus von der Ehe und von der Scheidung bereits in den Sprüchen der Bergpredigt ausgesprochen hat. Der moderne Staat hat diese Ansichten nicht für haltbar befunden, die katholische Kirche hält indessen daran fest. Wer eine Geschiedene heiratet, wer sich scheiden läßt, um eine andre zu freien nur der Fall der geschlechtlichen Untreue der Frau wird von Jesus ausgenommen ist als einer, der den Ehebund bricht, anzuschen. Das Wunder der Differenzierung der Wesen in Männliches und Weibliches (ågσev und 972v), die Art der Vereinigung der Geschlechter, die so ist, daß sie nicht mehr zwei sind, sondern

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ein Fleisch, eine körperliche Einheit, enthält die Verpflichtung dauernden, untrennbaren Zusammenseins. Diese Vereinigung ist „durch Gott zusammengefügt“, d. H. die Neigung zweier Menschen, welche sie zusammenführt, weist auf den tieferen Untergrund des Daseins hin, und man soll eine Körpergemeinschaft dieser Art nicht trennen, gewiß aus dem früher schon erörterten Grunde, daß das, was auf Erden gebunden ist, so gehalten sein soll, als wäre es auch im Himmel gebunden. „Wer eine Ehefrau (nicht etwa ein Weib überhaupt) ansieht, ihrer zu begehren, der begehe sozusagen schon im Herzen eine Art von Ehebruch." Den alten Juden wäre wegen ihrer „Hartherzigkeit“ die Scheidung erlaubt, und eben weil jede Scheidung so oder so eine Verhärtung des Herzens voraussett zwischen Menschen, die ihr Fleisch zu einem Gemeinsamkeitsleibe vereinten, widerspricht sie dem Gesamtsittengeseß, welches in der Liebe und Herzensgüte begründet ist. Man wird Jesus Folgerichtigkeit und Tiefe auch in dieser Ansicht nicht absprechen. Auf die Rede der Schüler, daß es dann wohl überhaupt nicht fromme zu heiraten, sagt er: „Nicht alle erfassen das Wort, sondern die, denen es gegeben ist.“ Es gäbe neben den von Natur gebornen oder künstlich gemachten Eunuchen auch solche, die sich um der Macht der Himmel willen als Eunuchen gehalten haben. „Wer's fassen kann, der fasse es."

Es ist wahrscheinlich, daß Jesus hierbei das Bild vom Eunuchen lediglich als diejenige innerhalb der Ehe ausgeübte Keuschheit verstanden hat, welche „ein Fleisch“ schafft, d. h. streng monogamisch lebt. Um der „Macht des Alls" willen in uns entmannen sich die Ehelichen durch die Ausschließlichkeit der Ehe- und Liebestreue. Ihr Leibesbund wird dadurch ein Stück sittlicher Konzentration", sittlicher Vereinigung des Alls. Es würde darin eine große Emporhebung des Fortpflanzungsverkehrs im Sinne der Emporzüchtung und Weltvereinigung liegen. Jesus würde dann ungefähr auf dem Standpunkte der Brahmanen stehen, welche die Ehe als Bedingung ansehen für die wahre Keuschheit nicht nur, sondern auch für die

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