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daß viele zwar „eingeladen“ (x2ŋroi), wenige aber eingereiht sind in die „Herrschaft“ der großen Sittenidee vom All samt ihrer Gemeinde. Sie sind es, weil sie einfach nicht daran teilnehmen wollten, trozdem sie geladen waren. Diese Eingereihten" (wie bei einer Soldatenwerbung) sind also nicht „Auserwählte“ unter „Berufenen“, sondern nur die „Freiwilligen“ unter all jenen tausend „Eingeladenen“. Im 24. Kapitel könnte Luthers Überseßung (V. 22) „Und wo diese Tage nicht würden verkürzet, so würde kein Mensch selig, aber um der Auserwählten willen*) werden die Tage verkürzet" einen Schein erwecken, der hiermit im Widerspruch stünde, aber die richtige Überseßung dieses Sages ergibt einen ganz andren Sinn, denn in Wahrheit heißt er: „Und wenn diese Tage (d. H. die Vorstellung von ihnen) nicht auf das rechte Maß gebracht würden, könnte alles Fleisch (d. h. die ganze Menschheit) nicht ge= rettet werden, d. h. hebräisch bestehen; durch die Ausgelesenen aber werden „jene Tage" auf das rechte Maß gebracht“, d. h. diejenigen, die die Macht des Alls in sich hegen, überwinden für sich und andre auch das Äußerste, was sich die Phantasie, und die Phantasie des Weltgewissens selbst auch Furchtbares erdenken könnte.

Und so langen wir vor den beiden großen Schlußkapiteln der alten Matthäusurkunde, dem jeßigen 24. und 25. Kapitel an. Auch das 23., welches die große Strafpredigt an die Pharifäer hält und nochmals im Sinne der Bergpredigt die innere Echtheit des Sittenlebens verlangt, Scheinheiligkeit und Buchstabenglauben unübertrefflich großartig geißelt, gehört zu dieser Schlußgruppe. Aber es bringt nichts, das nicht mit Hülfe des bisher Gesagten ohne Weiteres klar wäre und nur dieses Gesagte wird darin bestätigt. Es scheint zu lehren, daß Jesus nicht von sich redend, sondern objektiv, gelegentlich auch die alte Christusidee bildlich benußte. In der dritten

*) Hier ist der Akkusativ nicht „um willen“, sondern, da es poetische Rede ist, vermittels (z. B. „dia tovs deovs lowdyv“). Dieser Akkusativ findet sich oft in der Septuaginta; z. B. sterben Josua 10, 11 die Leute „dia rovs λιθους της Χαλαζης". Vergl. auch Pape über dia.

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Person sagt er: „Ihr sollt euch nicht Vorbilder nennen, denn Einer ist euer Vorbild: Christus". Es ist freilich zweifelhaft, ob dies nicht spätere Einsprengung ist; wahrscheinlicher aber ist, daß Jesus auch den Gesalbten" als Einheit aller im hohenpriesterlichen Sinne Lebenden, als Einheit des duldenden, opferfreudigen Judentums nach Jesaia 53 — seinen jüdischen Zeitgenossen gelegentlich gewissermaßen als das Generalvorbild, als Typus eines solchen bezeichnet, wie der Menschensohn des Daniel ihm ja ein anderer Typus ist, was gerade das 24. Kapitel des Matthäus schlagend beweist. Er sagt es aber in einem Spruchgebilde (Matth. 23, 2-12), welches die Nuzanwendung der sittlichen Bescheidenheit dazu macht: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst hoch macht, den wird man bescheiden machen und wer sich selbst bescheiden hält, der wird emporgehoben sein.“

Es stimmt vollständig damit überein, daß Jesus im 24. Kapitel vor den Falsch-Propheten und den Pseudo-Messiasen warnt! Diese würden sagen: „Er (oder seine Lehre) wäre Christus" und viele damit täuschen. Denn so steht im griechischen Original: „Welche sagen, Ich (Jesus), wäre Christus"*). Nämlich er sagt, viele kämen auf seinen Namen hin, dieser Namen aber ist Jesus, während das Wort Christus im aramäischen Sprachgebrauche des Jesus eben nicht als Namen geschmackvoller Weise gehen kann. Einerlei, ob man den „Christus" (der bei Daniel in 62 Wochen ausgerottet wird) als mythischen Glaubensgegenstand oder nur als eine von den vielen Sinn-Gruppen der hebräischen Redeweise ansieht, auf keinen Fall ist es ein Name, sondern nur eine Verheißung, in deren Namen man ja freilich auch kommen könnte,

*) Es steht da: deyovtes 'Eyw eiμi & xoiros. Ohne órɩ! Hieße es das, was Luther überseßt: „Ich bin Christus“, so daß die Weissager von sich selbst sprächen, so würde es nach dem Sprachgebrauche des Matthäus wahrscheinlich heißen: deyovtes óti ¿yw eiμ & xquoros. So wird die Beziehung des Citats auf den, von dem man spricht, z. B. Matthäus 27, 43, ausgedrückt: εἶπεν γαρ ότι θεου εἰμι υἱος. Diese Wahrscheinlichkeit ist übrigens für das Folgende nicht allzu wesentlich.

wobei aber es von Jesus selbst absurd gewesen wäre, wenn er gemeint hätte, er hieße Christus, so daß sie dann in seinem Namen, auf seinen Namen Christus hin behaupteten, sie wären vielmehr selbst Christus. Bezeichnender Weise sagt aber Jesus: Auf meinen Namen hin. (Eπi.)

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Sondern es ist klar, daß Jesus meint, viele werden auf meinen Namen hin, Jesus von Nazareth, behaupten: „Ich (Jesus) wäre Christus". Denn sie können ja weder im Namen des Jesus, noch vollends in dem der Lehre desselben sich etwa „Christus" nennen, (als Name), noch weniger gar auf den Namen Christi hin sich Christus nennen, sondern allenfalls nur sagen: sie wären der Christus, der Gesalbte. Nun heißt aber die Redens art auf ,meinen Namen hin" (Schem) im Syrischen und Hebräischen einfach soviel wie „auf mein Ansehen“ hin. Wie sollen die Falschprediger aber sich selbst auf Jesu oder Christi Ansehen hin „Christus“ nennen? Die innre Absurdität, die hierin liegt, ergibt, daß die richtige Übersetzung heißt: (Matth. 24, 5.) „Viele werden kommen auf mein (Jesu) Ansehen und sagen, ich sei Christus“, denn das ist einfach stilistisch-grammatisch das Richtige an der betreffenden Stelle. Und vor diesen Falschlehrern warnt er; man solle sich nicht von ihnen täuschen lassen, womit er also abermals für seine Person die Messiasrolle ablehnt. Der griechische Sprachgebrauch ist so eigenartig, daß nicht aus einem einzigen Jesuswort zu beweisen ist, er habe sich als Christus ausgegeben, denn immer kann und hier muß es sogar gerade das Gegenteil, rein grammatisch und nach dem Sinne der syrischen Redensart heißen. Innere Gründe, die wir nun genugsam kennen, ergeben in der Tat, daß er ausdrücklich und fortwährend protestiert dagegen, daß seine Lehre mit der alten Christuslehre zusammengeworfen werde.

So liegt der Fall. Im 23. Matthäus-Kapitel V. 13—36 sehen wir Jesus lediglich in zwei patriotischen, poetischen Satyren seinen Gegensatz gegen die Pharisäer und V. 37–39 seine ursprüngliche Liebe für sein engeres Vaterland in sehr ergreifenden Worten aus

sprechen. Er bedient sich hierbei auch sonst der poetischen Redeweise seiner Landsleute, z. B. das „Blut Abels" solle über jene kommen, während solche Gesinnung ja seiner Lehre widersprechen würde.

Wir glauben nicht, daß diese Rede - die als solche allerdings eine kunstlose Zusammenstellung des Bearbeiters ist, spätere Erfindung sei; sie wird jedenfalls in der Matthäus-Urkunde in der Hauptsache gewesen sein, wo sie zwei gesonderte patriotische Satyren Jesu dargestellt haben dürfte. Das hebräisch-griechische „Weh euch“ mit dem die erste V. 13, die zweite 25 anhebt, finden wir nämlich Jesaia 10, 1 und 5 ganz in derselben Weise als dichterischen Refrain einer poetischen Satyre, die auch „Wehe“ ruft über diejenigen, die „Schande schreiben“. Auch sonst ist die bildliche Durchführung ganz in derselben Weise andrer hebräischer poetischer Satyren.*)

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Das 24. Kapitel samt dem ergänzenden Gleichnis von den törichten Jungfrauen zu Anfang des 25. enthält, unter bewußt ausgesprochener Anknüpfung an die Danielphantasie vom Menschensohn, ein zusammenhängendes Freskogemälde nicht sowohl des Weltendes, sondern des Weltlaufs, der geschichtlichen Entwickelung und ihrer Geseze, so weit Jesus und seine Vorgänger solche bereits beobachtet hatten. Auch Daniel hatte die verschiedenen Zeitalter der Weltentwickelung bereits geschildert und eine Art phantastische Geschichtsphilosophie. So entwirft Jesus das Bild einer Art von Götterdämmerung der Staaten und der Sitten, ja, des Weltalls. (Und in der Fülle der Frevel wird die Liebe in Vielen erkalten.) Sie wird verquickt mit den Vorstellungen, welche Daniel gibt von der Zerstörung und dem „Greuel der Verwüstung". In dramatischer Zukunftsrede, mit dramatischen Befehlsformen (es fliehe auf die Berge", wer im jüdischen Lande ist), welche lediglich höchst lebhaft den allgemeinen Schrecken schildern wollen, wird dies Bild ausgemalt als Vorspiel der Erscheinung des Menschheitsgeistes. Sehet zu, daß Ihr nicht

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*) Vergl. „Buch Jesus" (S. 51 und 52. Volksausgabe).

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erschreckt, denn es muß geschehen, und noch ist nicht die Vollendung da.“ Dieses Muß ist die Notwendigkeit des Weltlaufs, weil die Welt noch unvollkommen ist. Wer aber ausharrt zur Vollendung, der wird Bestand haben," und wenn einst die gute Botschaft vom All verkündet wird, „dann wird die Vollendung" kommen. (Nicht das Ende".) Dieser Vollendungsbegriff be= herrschte von hier aus das älteste Christentum, denn noch Paulus (Korinther 13) spricht davon: wenn aber das Vollkommne kommt, dann werde ich erkennen“. Schon deshalb, ganz abgesehen von den in Daniel und dem sonstigen allgemeinen Sinne gegebenen Gründen müssen wir hier, wie überall in ähnlichen Fällen, mit „Vollendung“ übersehen. Bei Daniel war der Menschensohn das lezte Reich der Judenherrschaft, bei Jesus sehen wir es zur Herrschaft der Menschheit und der Menschheitsidee erweitert. Überall wird sie zur Erscheinung kommen, überall kommt sie zur Erscheinung. Nicht Christus (der beschränkt jüdische Begriff) etwa wird in der Wüste“ oder in der „Kammer“ sein (V. 22—27), sondern der Menschheitsgeist wird überall (gleich wie der Bliz vom Aufgang bis zum Niedergang scheint) zur Erscheinung kommen, wie die geschilderten Schreckensbilder im Grunde ja auch in allen Zeitaltern waren und sind. Durch die „Ausgelesenen" aber werden diese Schreckenstage auf ihr inneres Maß gebracht, sie sind es ja, welche die Menschheit „überall“ verwirklichen.

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Dieses Phantasiegleichnis gipfelt aber in dem Saße, daß niemand wisse, wann eine solche Allgegenwart des Menschheitsgeistes im ewigen Ruin und Schrecken samt der dabei geübten Auslese des Guten und Schlechten eintrete. Und deshalb solle man immer bereit sein, immer auf dem Posten, weil eben die Vorstellungen von Zeit und Zukunft nur Projektionen aus der ewigen Gegenwart, auch der Gegenwart (πagovσia)*) des Menschheitsgeistes sind. So

*) Luther spricht von der „Zukunft“ des Menschensohnes, als „Ankunft“; es steht da die Gegenwart" (лαρovσα).

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