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wichtig erscheint diese Nuzanwendung, daß ihr im Anschluß daran auch noch das Gleichnis von den törichten Jungfrauen gewidmet wird, um nochmals diese stete Bereitschaft außerhalb jeder Zeit und Zukunft zu betonen.

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„Wenn das Laub ausbricht,“ da „merkt ihr, daß der Sommer naht", sagt das Gleichnis; so auch ihr, wenn ihr all das sehet (nämlich die Schrecken) merkt ihr, daß Jener (der Menschheitsgeist) nahe vor der Türe ist," denn wo Menschen in Not sind, da verwirklicht sich auch stets die bessre Menschlichkeit.

Im tiefen Zusammenhang mit diesen Gründen der ganzen Sittenlehre des Jesus folgt hierauf sogleich das Gleichnis vom Wucher mit den Talenten in seiner alles ausgleichenden Gerechtigkeit, und dann zum Schluß jene lehte und höchste Begründung der Lehre, welche der Menschheit alles tut, was man denn auch nur dem „Geringsten“ erweiset, so daß das 24. und 25. Kapitel des Matthäus eine große innerlich zusammenhängende Angabe der tiefsten und legten Gründe für die Gesamtethik darstellt. Hiermit ist das Ende der praktisch begründeten Jesuslehre erreicht.

Zwölftes Kapitel.

Zwischenbetrachtung über das Verhältnis der Synoptiker zu einander und zum Johannesevangelium. Der Grenfellsche Papyrus.

Wir erkennen noch genau das alte von Matthäus herrührende Buch der „Sprüche“ „Logia“*) Jesu, die nämlich nicht etwa nur „Sprüche“ als solche waren, sondern seine praktischen Lehren überhaupt. Wir erkennen genau die alte Komposition des Matthäus:

1. Teil: Die sogenannte „Bergpredigt" und ihre Absprengungen von verstreuten Einzelfäßen, (wie z. B. „was ihr bindet auf Erden, soll auch im Himmel gebunden sein“) die im jeßigen Matthäusbuch verteilt sind. Dieser erste Teil war eine Sammlung der ethischen Säße des Jesus mit abstrakten Begründungen und steht jezt in den Kapiteln 5, 6, 7, 10, 11 und 12 in größeren Massen beisammen, wozu noch einzelne Absprengungen aus späteren Kapiteln gehören.

2. Teil: Sammlung der Gleichnisse und zwar zunächst solcher, die im einzelnen die Gedanken des ersten Teils beleuchten, sie vertiefen, ausführen und Nuzanwendungen geben. Zu dieser Sammlung gehörten jedenfalls auch einige spätere als „Wunder“ umgebildete Gleichnisse wie das von der Speisung der Fünftausend und vielleicht die Wasserverwandlung der Hochzeit zu Kanaan, ein

*) Logia" find Spruchdichtungen, poetisch gefaßte Heilssprüche wie z. B. die alten Orakelsprüche der griechischen Tempcl; schon aus dieser Bezeichnung des Papias sehen wir, daß die alte Matthäusurkunde sich der poetischen Form bediente.

Urgleichnis der Art, wie Jesus das Wasser des alten Gesezes in den Wein seiner neuen Lehre verwandelte. Und jedenfalls gehörten dazu auch alle diejenigen Gleichnissse, die Lukas außer den jezigen Matthäusgleichnissen hat, und die in so schlagender Weise gerade den Tert des 1. Teils des alten Matthäus klar machen. (Jezt: Matth. 13, 14, 20, 21 und im Lukas.)

3. Teil. Die lehten, großen Gründe der Lehre, zugleich im Gegensaz alter Lehren (wie z. B. Totenauferstehung, Messiastum). Sie stehen noch heute im laufenden Zusammenhang, wahrscheinlich nur unter einigen Weglassungen, im 22., 23., 24. und 25. Kapitel des heutigen Matthäus, enthalten eine wohl angeordnete künstlerische Steigerung bis zum Höhepunkt und enden eben damit. Jedenfalls hat in diesem Zusammenhang aber auch die von Lukas berichtete Deutung der „Herrschaft Gottes" als „inwendig“ (Vergl. Luk. 20-25 im Kapitel 17) gestanden, die nicht „hier oder dort“ ist. Sie ist ja der letzte Grund der ganzen Ethik des Jesus, ebenso wie die Idee von der ewigen Bereitschaft und von der Menschheit, die man als Gegenstand auch im „Geringsten“ erkennt. Den Beweis für diese Ansicht liefert Lukas (17, V. 24), der das Bild vom Blige, der überall erscheint, bei Matthäus das Bild der ewigen Gegenwart des Menschensohns (Matth. 24, 27), unmittelbar neben dem Umstand citiert, daß das Reich Gottes „nicht hier“ oder „da“ ist.

Der späte Matthäusbearbeiter hat diese Lehre vom „inwendigen" Reich nicht aus seiner Quelle benut, Lukas aber fand sie jedenfalls in unmittelbarer Nähe des Gleichnisses vom überall gleichzeitig flammenden Blize, das wir im alten Buche in einem vollkommen organischen Zusammenhange sehen. In diesem lezten Teil hat wahrscheinlich auch das Gleichnis des Lukas vom armen Lazarus und die Reden mit Maria Magdalena u. a. gestanden, was gleich dem großen Wuchergleichnis lehte und tiefste Gründe enthält.

Klar und deutlich steht das alte Buch in seinen geistigen Umrissen vor uns. Es hat dem heutigen Matthäusbuch seine innre

Form in Bezug auf die Folge der Reden Jesu vorgeschrieben, ist zum Teil in diese aufgegangen, während es das, was den späteren Matthäusschreiber nicht interessierte, an Lukas abgegeben hat. Wir haben seine volle innere Einheit und Folgerichtigkeit verstanden und sehen, daß es auch künstlerisch und logisch eine sehr einleuchtende Anordnung hatte. Es ist auch sprachlich gar sehr als ein älterer Rest im jezigen Matthäus zu unterscheiden.

Alles andre am jezigen Matthäus ist Legende, Halbgeschichte, spätere tendenziöse Darstellung aus dem bereits gebildeten dogmatischen Christentume heraus. Der Matthäusbearbeiter hat dabei öfters ziemlich unvorsichtig gearbeitet, vielfach aber wahrscheinlich auch das alte Buch, das ja aramäisch geschrieben war, nicht genug verstanden und eben Wendungen, wie das aramäische „Menschensohn" nur mit der Septuaginta genau wörtlich, silbenwörtlich übersegt, etwa so wie später Ulfilas ihn nur silbenwörtlich ins Gotische übersezte, was aber für den spätern Forscher gerade eine große Erleichterung ist, um zu unterscheiden, was wörtlich, was übertragen von Haus aus gedacht war. —

Weder in dem Evangelium nach Markus, noch in dem nach Lukas ist diese sichere Wörtlichkeit zu bemerken. Benußt haben sie dieselbe Quelle, dieselben Reden, Gleichnisse, aber man sieht, daß sie freier übersehen, daß sie sehr oft auch übersehen, wie es ihnen paßt, oder einen Sah, den sie nicht verstehen, aus ihrer späteren Auffassung umschreiben, etwas zuseßen oder weglassen. Außerdem haben sie die alte Anordnung zerstört, ja, die einzelnen zusammenhängenden Gleichnisse und Gedankengruppen zerschlagen und zu einem andren Mosaik zusammengestellt, eine auch sonst oft geübte Tätigkeit.

Betrachten wir uns diese Tätigkeit aber etwas genauer, so machen wir die überraschende Entdeckung, daß in sehr vielen Fällen die Varianten desselben Gedankens, welche Lukas und Markus zu einzelnen Matthäusworten mitteilen, nichts andres als Auszüge und Bruchstücke von Parallelsägen nach der Kunstweise der he

bräischen und syrischen Gnomendichtung sind. So sagt Jesus Matth. 17, 20:

„Amen, ich sage euch und hättet ihr Zuversicht (Treue) wie Kern vom Senfkraut und ihr sprächet zu diesem Berge 2c. 2c." Lukas kennt dieses Wort nicht, statt dessen drückt Jesus denselben Gedanken mit dem Bilde aus: (Luk. 17, 6.)

Und sagtet ihr zum Maulbeerbaum: entwurzle dich 2c." Verbinden wir diese beiden Säße, so ergibt sich das schöne gnomische Gedicht in wohlbekannter talmudischer Kunstform :

"Amen, ich sage euch, und hättet ihr Treue wie Kern vom Senffraut und ihr sprächet zu diesem Berge: hebe dich weg von hier nach dort, so würde er schreiten und nichts würde euch unmöglich sein! Und sagtet ihr zum Maulbeerbaum: entwurzle dich und pflanze dich ins Meer, er würde euch gehorchen."

Dies also ist das Originalwort Jesu, wie es in der Spruchurkunde des Matthäus gestanden haben muß. Lukas benußte nur die eine Hälfte, der Matthäusbearbeiter die andre.

So spricht Jesus in dem großen Gleichnis vom Erscheinen des Menschensohns (Matth. 24), diese Zeiten würden sein wie die Tage Noahs". Er führt den Gedanken näher aus „sie aßen und tranken“. — Lukas gibt in einer sonst ziemlich wirren Zusammenstellung außerdem den Spruch, am Tage, bevor der „Geist der Menschheit sich enthüllet“ würde es sein „wie zu den Tagen Lots geschah" und malt dieses näher aus.

Statt daß hier ein Widerspruch der Überlieferung herrscht, ergibt die Zusammenstellung beider Ausmalungen, in Matth. Kap. 24 eingefügt, abermals ein zusammenhängendes Ganzes. Es stellt sich heraus, daß der Lukassah von Lot das poetische Parallelbild zu dem Noahbilde ist.

Eben diese doppelte Ausmalung eines Gedankens, nicht nur im einfachen Spruchsage, sondern in verwandten, ausgeführten Bilderläuterungen, Vergleichen u. s. w. aber ist die Kunstform, die man hebräisch ein „Maschal" nennt, welches nicht nur ein Gleichnis im Kirchbach, Was lehrte Jesus?!

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