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Sinne der erzählten Fabel bedeutet, sondern jedes Gedicht überhaupt. Das Wort Parabel ist nur die Überseßung von Maschal; ebendeshalb bedeutet es auch ein gnomisches Gedicht in Parallelworten, ein Lehrgedicht, eine Satyre. (z. B. Jesu Reden wider die Pharisäer Matth. 23, welche sich als zwei in starken Bildern ausgeführte poetische Satyren herausstellen.)

In den Matthäus-Maschalen begegnen wir oftmals einer Lücke in dem Parallelismus der Bilder und Ausmalungeu. Fast in allen Fällen finden wir aber dann im Lukas oder Markus das ent= sprechende Bild, bei Lukas zumeist mitten in einem Haufen andrer Sprüche, die zusammenhangslos aneinander gereiht sind. Auch innerhalb Matthäus finden sich zusammenhangslose Ausführungen von früher bekannten Säßen, z. B. Matth. 18, 7—9 Ausführungen der Worte aus der Bergpredigt über die „Hand, die wir abhauen", das Auge, das wir ausreißen sollen. Markus bringt dazu noch die nach Jesaia gebildeten Säße vom Wurm, der nicht stirbt“ und dem Feuer, das nicht verlischt.

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Auch hier sind nicht „Widersprüche“ der Überlieferung, denn wenn wir die Matthäus- und Markussäße in logischer Ordnung zusammenstellen, steht mit einem Schlage ein mächtiges Lehrgedicht von geradezu Dantesker Macht und Gewalt der Sprache vor uns. Hier ist es:

Die Lehre spricht:

Wehe der Welt über die Schande,*) denn es ist notwendig, daß auch Schande kommt, um so mehr Wehe über den Menschen, durch den die Schande kommt! Denn wenn dich schändet deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir, es frommt dir mehr, daß eines deiner Glieder verderbe, als daß dein ganzerKörper geworfen werde in die Unterwelt. Dich ziert es mehr das Leben anzutreten als Krüppel, als daß du zwei Hände habest und

*) oxavdalov, vergl. Psalm 119, 165 in der Septuaginta: bivan schändliche Verführung.

abziehest nach der Unterwelt ins unaustilgbare Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt. Und wenn dich schändet dein Fuß, haue ihn ab, dich ziert es lahm das Leben anzutreten, als mit zwei Füßen geworfen werden in die Unterwelt. Wenn aber dein rechtes Auge dich schändet, so reiße es aus und wirf es von dir, denn es frommt dir mehr, daß eines deiner Glieder verderbe, als daß dein ganzer Körper geworfen werde in die Unterwelt. Dich ziert es mehr, einäugig anzutreten das Leben, als mit zwei Augen geworfen werden in die Unterwelt, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt. (Matth. 5, 29 ff.; Matth. 18, 7-9; Mark. 9, 44-45.)

Die wörtliche Wiederholung der Hauptsäße, die dabei herausspringt, aber ist uns aus Jesu eigenem Munde schon längst bekannt, 3. B. aus Matthäus 25, wo der Menschensohn jenes „das habt ihr mir getan" samt dem sonstigen Text in feierlicher Weise wörtlich wiederholt.

Diese Form der wörtlichen Wiederholung feierlicher Säße aber ist gleichfalls auch sonst bekannt, besonders z. B. im Ezechiel (Kap. 18). Wir gewinnen auf diese Weise die Originalform einer ganzen Reihe von Lehrgedichten, Gnomen Jesu, von der Kirche „Herrenworte" genannt, in Wirklichkeit die ältesten künstlerisch, nach allgemeiner jüdischer Poesieform gefaßten Gleichnisse, Gnomen, Heilssprüche Jesu.

Denn ohne diese Form würde kein Mensch in Judäa ihn für einen „Propheten" in irgend einem Sinne angesehen haben. Wie Buddha, wie Mohamed (mit seinen „Suren“) wie fast alle genialen Begründer religiöser Bewegungen hat auch Jesus sich der poetischen Kunstform seiner Muttersprache bedient.

Neben dieser Beobachtung, daß die auseinandergeschlagenen Bilder und Gedankengruppen bei den Synoptikern sich ergänzen zu einem logischen Ganzen, hat uns die jüngst erfolgte Entdeckung eines griechisch-egyptischen Papyrus mit bisher unbekannten Sprüchen Jesu (durch Grenfell) in unwiderleglicher Weise in eine andre

Methode der Synoptiker eingeweiht, deren Rückverfolgung gleichfalls eine erstaunliche Bestätigung für all das ist, was wir ausführen.

Matth. 13, 57 wird Jesus das Wort in den Mund gelegt: „Ein Prophet gilt nur in seinem Vaterland und Hause nichts." Es fehlt hierzu ein Parallelspruch. Wir fanden ihn auch sonst nicht in den Evangelien, was um so verwunderlicher war, als sonst sämtliche vorhandene Sprüche ihre Ergänzungen haben wie 2 × 2 4. Sollten wir doch geirrt haben?

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Da entdeckte man den Grenfellschen Papyrus und in diesem wird der Doppelspruch Jesu berichtet:

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Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande, und ein Arzt heilt nicht bei denen, die ihn kennen."

Da war also das vermißte Redeglied des gnomisch-poetischen Maschals“, an sich schon eine wertvolle Tatsache, denn sie erhebt unsre Beobachtungen über allen Zweifel.

Aber noch eine Beobachtung ergab sich. Wir schlagen Matthäus auf, finden, daß er den zweiten Spruchsah nicht hat, statt dessen aber erzählt:

Und er vollbrachte dort (in Nazareth) nicht viele Wunderheilungen um ihrer Untreue willen."

Wir sehen, was ursprünglich nur ein Spruch war, daß ein Arzt bei denen, die ihn kennen, nicht heile, wird vom Matthäusbearbeiter zu einer biographischen Tatsache gemacht. Es ist eine erzählende Paraphrase aus der alten Spruchurkunde.

Ertappen wir hier den Evangelienschreiber auf einer ganz bestimmten Methode, so werden wir ähnliche Umschreibungen, praktische Ausmalungen der Jesusworte auch sonst finden. Die Umstände erfinden die Schreiber ganz verschieden dabei. Matth. 20, 20 u. ff. ist es die Mutter der Zebedäussöhne, welche Jesus bittet, er solle lettre zu seiner Rechten und Linken sizen lassen.

Markus 10, 35 ff. find es die Zebedäussöhne selbst, welche an Jesus die Bitte richten. Er schließt seine Antwort mit der all

gemeinen Sittenlehre: „Wer von euch der Erste sein will, der möge euer Knecht sein. Denn der Mensch ist nicht dazu da, daß man ihm diene, sondern daß er diene und seine Seele an Stelle Vieler als eine Sühnung gebe."

Dagegen berichtet Lukas, die Jünger alle zusammen seien nach dem Abendmahl in Streit geraten, wer der Größte sei. Jesus gibt hier wiederum die Worte von der Dienstpflicht Aller, aber ohne den allgemeinen Saß von der Pflicht, daß wir auch unsre Seele als ein Pfand für andre betrachten sollen.

Man sieht daraus, daß die Schreiber von Haus aus nur die gemeinsame Spruch quelle des Matthäus hatten und nun das anekdotische Beiwerk nach verschiedenen Überlieferungen dazu erfanden; die Sprüche aber nach Bedürfnis kürzen.

Wir beobachten, daß Jesus sehr oft in Fragestellungen seine Sprüche vorbringt, ja, daß manchmal eine Frage, die der eine Evangelist irgend einer nicht näher benannten Person, einem „Jünger“, Pharisäer in den Mund legt, von Jesus selbst ge= stellt wird.

Wir schließen daraus, daß die Fragestellung in sehr vielen Fällen schon in der Matthäus-Spruchurkunde vorhanden war. Diese unpersönliche Frage, mit welcher man einen gnomischen Lehrsag einleitet, ist, wie auch so viele andre Fragen Jesu (Was tut ihr höheres ?“ „Was soll ich tun, um ewiges Leben zu erringen?! 2c.) in der talmudischen Litteratur eben so wie in den Dichtungen des alten Testaments bekannte künstlerische Form; die hebräische Poetik hat einen ganz bestimmten Namen dafür.

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Die Evangelisten fanden diese katechetischen Fragen bereits vor, daher wird oft die Frage mit übernommen, während der Frager selbst wechselt. Die Spruchsäge, welche die Worte vom Reichen, vom Kameel und Nadelöhr bringen, sind bei Matthäus an einen „Jüngling", bei Lukas an einen „Obersten“ gerichtet. Die Fragestellung selbst aber bleibt typisch mit der Antwort.

Wir sehen daraus, daß in der Urquelle die Frage überhaupt

unpersönlich war; daß der Gnomendichter Jesus sie als katechetische ganz im allgemeinen selbst stellt.

Und daher erklärt es sich auch, daß die Evangelisten fortwährend in Verlegenheit sind, wen sie Jesus ansprechen lassen. Meist heißt es nur „die Jünger“, „die Pharisäer“, also ganz im allgemeinen eine unmögliche Mehrzahl, ohne nähere Bestimmtheit. Man sieht den Mangel einer bestimmten historischen Überlieferung und da muß denn sehr oft so eine unbestimmte Adresse wie die Pharisäer“, „Einer von den Schriftgelehrten“, die Jünger es möglich machen, daß man die alten Gnomen Jesu (von Matthäus niedergeschrieben) in Form einer Anekdote popularisieren konnte.

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Klar, einfach und lehrreich ist diese Methode der Synoptiker. Aus dem Sinne, aus den Momenten heraus, die bereits in dem gnomischen Lehrworte liegen, z. B. den Reden über die Sabbathfeier, wird eine Anekdote herausgesponnen und dann zur Einleitung benugt. Die christliche Volksphantasie, unter welcher die „Maschale“ Jesu lebendig zirkulierten, hatte von selbst das Gleiche getan und sinnig legendarisch, aber, wie man sieht, ohne historische Bestimmtheit, die Lehrworte ausgeschmückt mit Anekdoten. Und manchmal mochte in ähnlicher Situation auch das gnomische Wort von Jesus und den ersten Nazarenern vorgetragen worden sein. Denn all diese Gleichnisse, Gnomen, Maschale, „Herrenworte“ können selbstverständlich nur die Themen, die poetischgefaßten Einleitungssäge zu längern Ausführungen, Erläuterungen gewesen sein. Denn wie kurz, wie märchenhaft kurz hätten alle Predigten Jesu

selbst die „Bergpredigt", die man in einer halben Stunde vorlesen kann sein müssen, wenn er sich auf diese Spruchsäge selbst beschränkt hätte!

Genug, statt einer spißfindigen Zerschlagung der Evangelien in Widersprüche, erkennen wir aus der naiven Methode der Evangelienschreiber eine wohlerhaltene zu Grunde liegende Sammlung von Maschalen, d. h. Lehrdichtungen Jesu, die jedermann mit Leichtigkeit rekonstruieren kann wie wir es in dem Werke: „Das

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