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Dreizehntes Kapitel.

Erklärung der Johannesworte Kap. 1—5.

Wir begegnen zuerst zwei Originalworten Jesu in Kap. 1, 52 und Kap. 2, 19, die den Schreibern viel Kopfzerbrechen gemacht haben. „Ihr werdet von nun an den Himmel geöffnet und Gottes Boten auf den Menschensohn auf und nieder steigen sehen“, ist nur die andre Fassung des Saßcs, dem wir schon vor dem Hohenpriester begegneten, nämlich daß von jezt ab die Menschheit ihre höchste Kraft entwickeln solle. Vermuthlich ist er der Parallelspruch der alten Urkunde. Bei der Austreibung der Händler wird das kühne Wort berichtet: „Vernichtet diesen Tempel, und am dritten Tage werde ich ihn wieder aufbauen," das natürlich eine Bildrede war und besagte, wie hier der Zusammenhang lehrt: „Löset (Avoare) die ganze alte Wirtschaft in diesem Tempel auf, den sie sogar zum Handelsplay gemacht hatten, und im Umsehen will ich wieder Ordnung wecken (yeọa) darin durch mein Ansehen, meine Lehre an Stelle curer entarteten Religion." Der „Tempel“ ist Redeform für das, was darin vorgeht, eine einfache Metapher. Aber die Eulenspiegel der späteren Zeit deuteten, er habe vom „Tempel seines Leibes" geredet. Jedenfalls eine sehr geschmacklose Behauptung im Zusammenhange mit der Austreibung der Viehhändler und Wechsler.

Das Gespräch mit Nikodemus, jedenfalls ein Rest des alten Buches, endet, wie bereits bemerkt (Kap. 3) mit Vers 15. Das Weitere: Also hat Gott die Welt geliebet" ist nicht ein Wort des

Jesus selbst, sondern der späte Evangelienschreiber macht seine Nußanwendung.

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Wir machen eine andere. „Wenn jemand nicht von oben her geboren werde, könne er nicht Gottes Herrschaft sehen." Es ist die bereits erörterte Idee der Sinnwandlung, als deren Bild die Geburt von oben“ gilt. „Wer nicht aus Wasser und Geist geboren sei, könne die Gottesherrschaft nicht antreter. Was aus dem Stoff geboren ward, ist Stoff, was aus Geist ward, ist Geist,“ sagt Jesus. Er unterscheidet zwischen der Erscheinung, die als vergängliche dem Stoffwechsel (Materie) unterworfen ist, und dem, was, wie das Wahre, eine Daseinsart hat, die mit dem Worte Geist bezeichnet wird. Wasser“ und „Wind“, „Hauch“, „Atem“ sind sowohl im Griechischen, wie Hebräischen, wie im Indischen die Urbezeichnungen für die uralte Beobachtung, daß etwas Dauerndes und doch nicht mit Sinnen Faßliches in uns ist, das sich nicht selbst aufhebt, wie die wechselnde Materie, sondern „konstant" bleibt. Es wird mit dem Worte Wasser" oder „Wind" (= Geist) bezeichnet. Jesus sprach aramäisch, wo dieses Wort für Geist noch mehr den Urgeschmack von „Hauch“, „Wind" hatte, und darum fährt das Überseßungsgriechisch fort: „Der Wind wehe, man höre sein Wehen, seine Stimme und wisse doch nicht, woher er komme, und so sei auch jeder, der von solchem Geistigen abstammt." Wir beobachten fortwährend jenes Konstante in uns, aber wir können sein „Woher“ nicht erklären, ganz wie unsere heutige Wissenschaft Halt macht vor der Schwelle der Sinneserscheinungen, aber das „Woher“ der eigentlichen Erscheinung als geistige Wahrnehmung nicht zu kennen behauptet.

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Demgegenüber, diesem Nichtwissen über das Wesen des Geistes an sich, sagt Jesus, wollen wir uns an das halten, was wir wirklich wissen. „Ich sage dir, wir reden von dem, was wir wissen, und legen Zeugnis von dem, was wir gesehen haben. Wenn ich von Erdendingen sprach und ihr nicht traut, wie würdet ihr trauen, wenn ich von himmlischen Dingen spräche?!" - Bei diesem Skepti

zismus der menschlichen Natur, will Jesus sagen, der nicht einmal den Sinnen, den Erdendingen traut, wäre es vollends verkehrt, von Jenseitsdingen (novдavia) zu reden. Und darum sprechen wir und wollen wir von dem sprechen, was wir wirklich wissen und gesehen haben. „Denn Keiner ist zu himmlischen Dingen (zum Himmel) emporgestiegen, außer demjenigen, der erst vom Himmel herabgestiegen ist, nämlich der Mensch." Jesus will sagen, wir können gar keine Ansichten und Meinungen vom „Himmel“ (im übertragenen Sinne) gewinnen, ohne daß wir sozusagen erst vom Himmel „herabsteigen“. Wie noch nie „ein Meister vom Himmel gefallen“ ist, so ist noch keiner umgekehrt hinaufgestiegen, der nicht vorher herabgestiegen ist, d. h. bei dem begonnen hat was wir wirklich „wissen“, „sehen“.*) Und darum fährt Jesus fort: „Und wie Moses die Schlange in der Wüste erhöhte, so muß der Menschheitsgeist deshalb emporgehoben werden, damit jeder, der in ihm getreu ist, das ewige Leben habe (enthalte).“

Er bezeichnet es also als seine Lehre, daß wir sozusagen von unten anfangen müssen; beim Menschen, bei dem, was wir wissen und sehen, müssen wir anfangen, herabzusteigen zu den Erdendingen (лıyaα). Die Menschheit selbst muß erhöhet werden, damit ein (ἐπιγεια). jeder, der diesem Menschheitsgedanken vertraut, das ewige Leben habe. Und wir wissen bereits, wie Jesus das verstand. Die Schlange wurde von Moses als Heilmittel aufgestellt. In diesem Sinne sieht Jesus in der Emporbildung der Menschheit das sittliche Heil. Das griechische Wort für „erhöhen“ (Hypsoo) ist in

*) Hier wird uns nun auch jener Saß der Bergpredigt verständlich: Das Auge ist des Leibes Licht. Ist nun dein Auge einfach (normal), wird dein ganzer Leib (dein Wesen) lichtvoll sein. Ist dein Auge aber schlecht, wird dein ganzer Leib finster sein. Ist nun das Licht in dir schon Finsternis, wie groß wird die Finsternis sein!" Es ist das Beobachten, jenes unbescholtene Sehen, von dem auch die Nikodemusrede spricht, als dessen Bild das „Auge“ hier gilt, weil ja alles höhere Beobachten durchs Auge vermittelt wird. Ist dieses Beobachten „einfach“, unbescholten, so wird auch dein ganzes Wesen wahr und lichtvoll sein.

der Septuaginta (z. B. Psalm 89, 16, 17, Psalm 145, 1) an unzähligen Stellen nach dem Hebräischen Rum das Wort für geistig erheben, emporheben, kann daher auch an dieser Stelle nur so verstanden werden, zumal Jesus an weiteren Stellen von einer Emporhebung des Menschensohns redet, die nur geistig ausgelegt werden kann.

Der späte Johannesbearbeiter und mit ihm die Kirche hat das alles nicht verstanden. Sie meint, Jesus rede hier von sich selbst als überirdische Person. Leider ist das schon rein grammatikalisch unmöglich. Es heißt: „Keiner ist zum Himmel aufgestiegen“ (àvaßeßyxer). Hätte Jesus im Sinne des Dogmas gesprochen, so würde dastehen: „Keiner wird zum Himmel aufsteigen“, wobei dann aber lediglich an die sogenannte „Himmelfahrt“ Christi gedacht werden dürfte, während im übrigen der Saß unmöglich wäre, da nach dem Dogma die Gläubigen doch auch zum Himmel aufsteigen. In dieser Auffassung hat das Gespräch gar keinen Sinn überhaupt. Das Gespräch mit Nikodemus sagt gerade das, fordert das, was die ganze moderne Wissenschaft und Philosophie verlangt hat und fortfährt zu verlangen. Bei dem, was wir sehen und wissen, wollen wir anfangen, geistig zu bauen, beim Menschen und bei dem Gedanken der Menschheit.

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Nun, niemand andrem verdankt die Wissenschaft und moderne Ethik diese Grundsätze neben Aristoteles als Jesus von Nazareth selbst. Auch hier hat seine Lehre unbewußt in Hunderten von Geistern weiter rumort, und mit Erstaunen werden die Männer der Wissenschaft sehen, wenn sie nur ein ganz klein wenig Griechisch verstehen, daß in dem alten Johannesbuch das alles sonnenklar und schwarz auf weiß geschrieben steht.

Wir sehen die interessanteste Ergänzung zur Matthäusethik und zur Lehre von der Macht des Alls. Denn das All und seine sittlichen Erscheinungen, es ist ja das, was wir sehen und wissen; durch die Allherrschaft in uns vermögen wir dann auch zur Gottesherrschaft zu gelangen.

Jesus selbst und mit ihm das alte Buch spricht dann erst

Kap. 4, 6 an der Jacobsquelle wieder unmittelbar. Was Johannes dazwischen über ihn gesagt, lassen wir dahingestellt als Meinung des Täufers oder vielmehr des gnostischen Bearbeiters und Legendenschreibers. Wir erfahren aber hierbei (Kap. 4, 2), daß Jesus selbst nicht „taufte"; erst seine Schüler taten es. Er hat also jedenfalls auf dieses äußere Symbol der Anhängerschaft keinen Wert gelegt. Seine Lehre verlangt auch nirgends ein solches Symbol.

An der Jacobsquelle aber spricht nun wieder der uns wohlbekannte Rabbi zum samaritanischen Weibe von dem „Lebenswasser“, der Quelle, die so köstlich ist, daß der Trinkende in Ewigkeit nicht mehr dürsten werde, da es eine Quelle sei, die ins „ewige Leben“ springt. Dieses „Dürsten“ als sittliches Bedürfnis leitet ein Gedicht des Jesaia 55, 1 ein; wir erkennen deutlich die zu Grunde liegende gnomische Spruchfassung. Wir wundern uns, daß Jesus an eine Samariterin Worte richtet, die ihr auf alle Fälle viel zu hoch gegeben sind und erkennen daraus, daß der Bearbeiter die Anekdote von der Bitte um Wasser nur erfand, um das alte gnomische Wort anbringen zu können. Wir wissen aus Joh. 8, 25, daß Jesus darin von seiner Gesamtlehre spricht und davon, wie diese das ewige Leben schon hienieden verwirklicht. Und er sett eine mit Nikodemus angesponnene Gedankenreihe fort, die gleichfalls für das betreffende Samariterweib viel zu hoch und durch den Bearbeiter ungeschickt adressiert ist, indem er davon spricht, „die Stunde würde kommen und sei schon jezt, wo man nicht mehr in Tempeln und Bergen den,Vater verehren (лoоσxνvεiv) werde, sondern wo die wahren Verehrer den Vater mit dem Geiste und durch Wahrheit verehren." „Gott ist Geist (d. h. er ist geistig), und die ihn verehren, müssen ihn durch das Mittel des Geistes und durch Wahrheit verehren."

Weiter steht nichts da. Luther hat durch kleine Zusäße auch hier den Sinn verschoben. Auch hier spricht Jesus von dem, was wir wissen, nämlich von unserem Geist, von der Wahrheit als innere sittliche Erscheinung. Es gibt kein anderes Mittel der Verehrung des „Vaters“. „Die Stunde kommt und ist schon jetzt"

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