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wechselseitige verwirklichen. Lukas berichtet den Zusat Jesu, sie sollten dies zu „meiner Erinnerung“ tun. Dieser Sah hat vielleicht auch schon im alten Matthäus gestanden, woher ihn nicht nur Lukas, sondern auch Paulus entnahm, der dann in seinem Korintherbrief auf eigenmächtige Weise sich die Abendmahlsidee weiter ausmalte. Bei Jesus ist das „Brot" und seine Verteilung das Bild einer Korporation (Soma)*), die desgleichen durch den Trunk aus einem Becher versinnlicht wird. („Trinket alle daraus!“)

Im Johannesbuche finden wir dagegen diese Abendmahlsepisode überhaupt nicht berichtet, statt dessen aber doch die Bilder vom Brot, vom Fleisch der Lehre, und von ihrem Blut, ohne daß indessen dasselbe durch „Wein“ oder sonst etwas versinnlicht würde. Auch knüpft die Sinnbildsrede hier nicht an ein wirkliches Gemeinsamkeitsmahl an, sondern an jene „wunderbare Speisung“. „Fleisch“ aber wird durch Bilderverkuppelung (V. 51) - eine uralte hebräische poetische Unart aus den alten Schriften, die sich bis in die Gedichte des stammverwandten Heinrich Heine fortgeerbt hat wiederum zum Brote und dieses Brot ist eine bildliche Entgegen= sehung gegen das alte vom Himmel gefallene Brot, nämlich das Manna. Es gibt aber nun ein rabbinisches Wort, welches Fleisch,

*) Soma ist nur bei Homer soviel wie „Leib“ ausschließlich; im späteren Griechisch der Jesuszeit, seit Plato schon, bedeutet es aber auch ein Ganzes, eine Einheit, Körper im Sinne von Korporation. Sollte Jesus das Wort Basar gebraucht haben, welches mit owμa übersezt wird, so würde das im Syrischen dasselbe heißen, denn der Ausdruck „mein Fleisch“ (Leib) heißt im Hebräischen und im Syrischen so viel wie meine „Verwandtschaft“, meine „Gemeinschaft“, z. B. Genesis 37, 27; „das ist meine Verwandtschaft“, meine „Brüderschaft“ konnte es völlig zwanglos heißen mit dem Worte: „mein Körper“, „mein Fleisch“. Vergl. Gesenius über: Bāsār. Eine Überseßungswahrscheinlichkeit der Septuaginta spricht dafür, daß Jesus das Wort Gwija syrisch gebraucht hat oder Gäschäm; dann würde dieser Körper, dieses Fleisch das Osterlamm bezeichnen, an dessen Stelle das Brot die Einheit bezeichnet, die Jesus als „sein Fleisch“ einseßt. Aber völlig absurd wäre es an seinen eigenen Körper zu denken. Er meint dann, mein Osterlamm ist das verteilte Brot.

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aber auch Inhalt einer Sache bezeichnet: guph. Nehmen wir an, dieses sei mit Fleisch (σagk) überseßt worden an der betreffenden Stelle, so würde der Sah, ohne Bilderverkuppelung, in schönster Weise lauten: „Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Inhalt für das Leben der Welt." Damit wäre auch dieses Rätsel gelöst! Der Leser entscheide!

Interessant ist, daß wir Jesus selbst — wie auch an anderen Stellen hier durchaus auf dem Standpunkt der Bibelkritik stehen sehen. Er deutet selbst die alten Wunder, z. B. den Mannaregen, als Sinnbilder der Gotteslehren: „nicht Moses hätte ihnen Brot vom Himmel gegeben“. - Daß Jesus aber auf einem solchen Standpunkte sich befindet, ist gar nicht verwunderlich, denn die Essäer übten schon vor der Zeit seines Auftretens eine solche sinnbildliche Auslegung der alten Wunderberichte nachdem der Verfasser des fünften Buches Mose selbst schon das zweite Buch und sein Manna gedeutet hatte.

Es ist nur die ganz folgerichtige Kehrseite des Umstandes, daß Jesus selbst stets in Gleichnissen und Redeformungen sprach. Wer das selbst tut, der nimmt natürlich auch die alten Schriften nicht ohne weiteres wörtlich, sondern kennt ihre Bildersprache.

Die Lehre selbst (nuara), die ganze sittliche Energie, die Jesus in ihr empfand und verlangt, sie versinnlicht sich durch das Brot, das ja im Essen in uns selbst übergeht und neue Kraft und Erhaltung wirkt. Sie versinnlicht sich als Fleisch, als Stoff in dem ihr Lehrer sozusagen selbst lebt, sie versinnlicht sich als Blut. Unsere Redensart, es müsse etwas in „Fleisch und Blut übergehen“, gibt auch die volle eigentliche Meinung Jesu, die mit diesen Sinnbildern verknüpft ist ebenso wie mit dem Traubenblut des Bundes.

Erinnern wir uns auch hier, daß Jesus ausdrücklich auch im Johannesbuch sagt, er habe in all' solchen Erörterungen „in Gleichnissen" (Redensarten überhaupt) gesprochen, so kann keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß es ihm darauf ankommt, an diesen Bildern allen die volle Verwirklichung seiner Lebensanschauung, des

Sittengesehes und Allherrschaftslebens zu verlangen durch einen Bund der Guten.

Es ist ja eben ein so wesentlicher Teil seiner neuen Lehre, daß der Mensch ganz und gar durchdrungen sei vom Guten und Gott= sinne; ja, in dieser innern Verwirklichung, dieser Bundesvereinigung, dieser materiellen Durchdringung der Menschheit mit dem höchsten Sittenleben liegt erst das „ewige Leben“.

Wer mein Fleisch isset und trinkt mein Blut, der enthält das ewige Leben“ sagt die Lehre, die Jesus-Thora durch den Mund ihres Spruchdichters von sich. Wer dies Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm“ sagt dieselbe höchste Daseins- und Lebenslehre. Und daß sie eben spricht, erklärt Jesus selbst mit dem Schlußsaße, den er im Streite der Meinungen hierüber zur Aufklärung gibt, wenn man sich wundert, daß sein Blut das ewige Leben verleihe: „Wenn ihr den Geist der Menschheit nun emporsteigen sehen würdet, wo auch er früher war?!" d. h. wenn ihr den Menschen nun würdet fortschreiten sehen zur geistigeren Höhe, die er von früher einnahm?! (vielleicht auch: er mag früher gewesen sein, wo er will). „Der Geist ist dieses Leben machende, der Stoff, das Fleisch, (Wein, Blut und alle diese Bilder) richten an sich gar nichts aus († oαęš ovx wgelɛt ovdev), die Worte, (die Lehren, die Aussprüche) die ich euch gesagt habe, die sind Geist und Leben“.

Alles, was Jesus sonst in dieser Partie sagt, ist aus solchem Zusammenhange zu verstehen. Auch den Saz: „Denn das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn betrachtet („bedenkt“, und zwar den „Menschensohn“, wie wir laut Kap. 5, 27 wissen) und in ihn vertraut, ewiges Leben hege und daß ich ihn aufstehen mache am äußersten Tag“, erläutert Jesus dahin, daß „jeder, der auf den Vater hört und von ihm lernt, zu mir kommt“ (d. h. zur höchsten Lebensansicht und Lehre kommt) nach dem alten Prophetenspruche, daß alle Gottes Unterrichtete sein würden."

Wer den Menschensohn betrachtet", d. h. sich in die Mensch

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heitsidee hineindenkt (Fewgwv) hat darin das ewige Leben, weil dieser Gedanke ja der Gesamtbegriff für die ganze lebenerweckende Lehre ist. Und wer zu dieser Lehre kommt, den wird sie auch „nicht hinausstoßen“, d. h. sie wird sich an ihm bewähren, er wird ihre Folgen erfahren. „Wenn ihr nicht esset das Fleisch des Menschheitsgeistes und trinkt sein Blut, so enthaltet ihr kein Leben in euch“ d. h. wenn ihr euch nicht ganz mit dem Begriffe der Menschheit erfüllt, so ist kein wahres Leben in euch.

Die Energie des Redners Jesus aber bringt ihn natürlich auch dazu, daß er die Bildworte nicht immer streng festhält, sondern der Abkürzung halber, wie er im Namen der Lehre, ja, im Namen des Menschheitsgeistes redet, auch im eigenen Namen spricht, wobei man ihn aber nicht wörtlich nehmen darf. Durch die beiden Säße „ihr sollt nicht meinen, daß ich euch beim Vater verklagen werde“ und ihr sollt nicht denken, daß ich den Vater für euch bitten werde" hat er ein für allemal Mißverständnisse, die aus solchen Reden im abgekürzten eigenen Namen entstehen könnten, abgewiesen.

Wir haben nun an einigen Beispielen gezeigt, wie Laien und Theologen den Text des alten Johannesbuches lesen müssen.*) Luthers Verständnis und damit seine Überseßung versagen an diesem Evangelium gar sehr. An allen wichtigen Stellen merkt man, daß er immer nur aus einer dunklen übersinnlichen, mythischen Vorstellung heraus überseßt, ohne von dem Umfange des griechischen Sprachgebrauchs noch unterrichtet zu sein, den uns unterdessen die erweiterte Kenntnis des Altertums seit vierhundert Jahren gebracht hat.

Wir erkennen mit den heutigen Sprachhilfsmitteln, daß gerade das alte Johannesevangelium nach Jesu Munde lehrt, daß „Brot“, „Fleisch“ und „Blut“ in der Abendmahlsauffaffung nur eine bild

*) Die vollständige Überseßung und sinngemäße Anordnung dieser überaus schwierigen Partie Joh. 6, 26–65 wolle man im „Buch Jesus“ nachsehn. (S. 99–103, Volksausgabe.) Hier sind die einzelnen Gnomen im Zusammenhange nachzulesen ohne alle Schwierigkeit.

liche Rolle spielen, denn an sich vermag das Fleisch, auch Jesu oder des Osterlamms „Fleisch“ gar nichts zur Sache, das Fleisch richtet nichts aus.

Das neue Bundesblut, das Traubenblut, vermag also als solches gar nichts, auch hier ist der Geist das Leben Schaffende, derselbe Geist, durch den man den „Vater" verehrt. Aber der Wille, die Bundesenergie, die sittliche Ausübung, als deren Sinnbild man gemeinsam Wein und Brot „zur Erinnerung“ an die Person Jesu nicht etwa allein, sondern an den Inhalt seiner Weltanschauung (eis tnv ¿uqv åvaμvnow)*) genießt, sie sind das Leben Schaffende das innerlich im höchsten Sinne ewig Belebende.

Man sieht, daß der alte Kirchenwortstreit um „das ist mein Leib" (or, nur wörtlich ist) oder „bedeutet“, ebenso wie die katholische Transsubstantionslehre vollständig auf dem falschen Wege sind. Es hat keine von sämtlichen Parteien Recht. Das „Brot" ist weder der Leib Jesu (oder gar Christi), noch bedeutet es den Leib Jesu, es bedeutet (rovτo kori) vielmehr die Bundeseinheit zur Erfüllung der Worte, der Lebensanschauung Jesu, der seinen Wunsch, die Menschen von dem Übel befreit zu sehen, mit dem innigen Bilde ausdrückte, man gieße den Becher mit Weinblut aus, wie Mose das wirkliche Blut zu diesem Zwecke ausgoß. „Erlöse uns von dem Übel!" heißt es, nicht: wir sind erlöst".

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Und zur Erinnerung an ihn wenn der Zusah Original ist solle man das gegenwärtig dargereichte Brot (didoμerov) dieser Lehren essen und ihren Wein trinken, wie die Samariterin vom Wasser des „ewigen Lebens“ zu hören bekam, das man ihr zu trinken geben würde. Das alles heißt also: solche stets erneute Erinnerung an die höchste Lebens- und Sittenauffassung solle mit solcher bindenden Kraft, solcher testamentarischen Kraft, solcher Bundeseinheit in uns wirken, wie Brot, Blut, Wein in unseren Körper übergehen nach dem Bilde der Verteilung von einem Brot,

*) Sict μου την αναμνησιν, ondern,την ἐμὴν ἀναμνησιν, morin δίε Gesamterinnerung liegt.

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