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rede und zwar natürlich auch vielfach der Divergenzrede bedienen, der Symmetrie der Saßteile, ja, des Refrains sogar. („Ich bin ein guter Hirte" wiederholt.) Es sind Sinnlieder (Dimiai), kleine Hymnen, wie man sie im Hebräischen auch unter dem gemeinsamen Titel Maschal" fannte, wie sie schon im „Buch Hiob“ unter dem griechischen Titel Prooimien" (Übersetzung von Maschal) bekannt sind. Wie die Skolien der Griechen, wie die Schnadahüpfl der heutigen Oberbayern und manche unserer literarischen Sinnsprüche improvisatorisch entstanden, sind diese kleinen Hymnen aber nach unserer Auffassung von Jesus selbst festgestellt worden. Wir nehmen nicht an, daß der Schüler Johannes sie nach den Gedanken und Reden seines Meisters in diese Form gebracht hat was ja ein naheliegender Gedanke wäre, — wir glauben, daß das alte Johannesbuch lediglich nach dem lebendigen Gedächtnis eine geordnete Sammlung von Kernsprüchen, Lehrworten und solchen kurzen Lehrdichtungen Jesu selbst gewesen ist. Gleich griechischen Skoliendichtern hat er, der ja denn doch ein genialer Mensch war, viele solche kurze epigrammatische Dichtungen im lebendigen Gespräche improvisiert, sie oft dann wiederholt, wobei ihre Form gewiß eine immer festere wurde und so diese schlagende poetische Fassung annahm, die uns der alte, liebe Mensch, der Johannes erhalten hat. Wir sagen ein lieber Mensch, denn das, was er uns gerade aus den Worten und Lehren seines Freundes Jesus aufbewahrt und ausgelesen hat, das charakterisiert ihn auch selbst und das, wofür er besonders Sinn hatte.

Viele von diesen Spruchdichtungen beginnen mit der Wendung: „Amen, Amen, ich sage euch," und sehr viele davon sind uns in griechischer Prosaübersehung gänzlich unversehrt zugekommen. Sie stehen ebenso unversehrt da, wie die Gleichnisse im Matthäus, und eine dieser lezten epigrammatischen Dichtungen verrät auch selbst das Geheimnis aller anderen. Sie steht im Joh. 16, V. 23–28 und beginnt gleichfalls mit der Wendung: „Amen, Amen, ich sage euch," und eröffnet, daß die Lehre und ihr Vertreter (die sich naturgemäß in dieser paroimistischen Form sehr oft mischen, wechselseitig

decken), eben dieses in „Paroimieen" gesagt habe, wobei denn weiter verraten wird, daß man nicht meinen soll, „daß ich den Vater für euch bitten will, denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum daß ihr mich liebet u. s. w.“

Hier ist die Poesieform die, daß der lebendige Sprecher selbst und seine Lehre sich wechselseitig zur Maske werden. Es ist aber eben diese Form auch nichts Anderes als eine Redeform, die aus den ältesten Salomodichtungen bis in die jüngsten Talmudschriften herrscht.

Die Zwischenreden der Jünger, die diese verschiedenen Sinnlieder ablösen und manchmal auch zerschlagen, sind spätere Arbeit. Einiges davon mird verbindende Arbeit des Johannes sein oder vielmehr desjenigen, der zuerst diese Epigramme in griechische Prosa übersehte. Auch das griechische Epigramm und Epitaph ist eine solche Form, wo sehr oft eine Personifikation spricht. Das Andere ist späte Arbeit des Gnostikers, der nach dem alten Buche arbeitete (xata) und möglicherweise so verfuhr, daß er eine poetische unpersönliche Gegenfrage (Joh. 14, 5), z. B.: „Wir wissen nicht, wohin du verschwindest; wie wissen wir den Weg?" die schon in der ursprünglichen Dichtung stand, wie z. B. in unseren Balladen, im sogenannten „Hohen Liede" Salomos (Schir-Ha-Schirim), einem bestimmten Sprecher, Thomas, Petrus u. A. in den Mund legt.

Eine solche Dichtung beginnt z. B. am Schlusse des jezigen 13. Kapitels mit den Worten und der gedachten Überschrift: Die Lehre spricht:*)

„Amen, Amen, ich sage dir, nicht wird der Hahn krähen, che du mich (rois) tausendmal verleugnet hast. Doch euer Herz sei nicht bestürzt, seid treu dem Gott und ihr seid treu auch mir. In meines Vaters Haus sind viele Zellen, wenn nicht, ich sagte es euch. Ich ziehe aus, die Stadt euch zu befestigen, und indem ich wandere, befestige ich sie. Ich komme wieder und übernehme euch zu mir, damit, wo ich bin, ihr auch seiet. Und wohin ich schwinde,

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den Weg wißt ihr."

„Wir wissen nicht, wohin du schwindest;

wie wissen wir den Weg?" „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, es geht zum Vater keiner, denn durch mich. Erkennt ihr mich, dann erfahret ihr meinen Vater auch; von jezt an kennt ihr ihn und habet ihn gesehen."

Erst in späterer Zeit ist augenscheinlich die poetische Wendung vom „krähenden Hahne“ und dem „dreimaligen Verleugnen“ durch legendarische Absprengungen auf Petrus übertragen worden. Das griechische dreimal" heißt nämlich nicht bloß wörtlich dreimal, sondern auch „fortwährend“, „in gehäuftem Maße“, also unser „tausendmal". Der „Hahn“ aber ist nicht der Alektryon (ảλextovwv) der Prosa, sondern der Alektor (άλɛxtwo) der Poesie, die älteste poetische Form für Hahn, die ins alexandrinische Griechisch der Übersetzung aus dem Aramäischen nur geraten ist, weil es sich um eine poetische Wendung handelte.

Der Sinn ist klar: Jeder Mensch verleugnet, ehe der kräht, der da schlaflos macht (das ist A-lektor, das Gewissen), tausendmal die Lehre.*) Aber wir sollen doch darüber nicht erschrecken, sondern der Lehre treu sein u. s. w. Erkennen wir sie (und handeln darnach), dann wissen wir auch den „Vater“, ja in der Lehre sehen wir ihn sozusagen selbst.

In der Form von Kettendichtungen, wo immer ein poetischer Abschluß zu einer neuen Fortseßung der Gedankenreihe in einer neuen Redegruppe führt, geht es dann in dem alten Johannesbuche fort. Für jedermann sofort ersichtlich ist die alte Spruchdichtung 3. B. am Anfange des 15. Kapitels: „Ich bin ein rechter Weinstock und mein Vater ist ein Weingärtner" mit der weiteren Ausführung: „Ich bin der Weinstock, ihr die Reben." Bis zum Schlusse von

*) (Dsachar) ist im Hebräischen und Syrischen das Wort sowohl für Hahn (mas) wie für das Gewissen, die Erinnerung. Daher wird in Jesu Muttersprache der Hahn selbst zum Gewissensbilde. Und so ist aus obigem aramäischen Sinngedicht Jesu später die Petruslegende entstanden. (Vergl. auch Gesenius S. 300, 301.)

Vers 8 erkennt man eine vollständig abgeschlossene epigrammatische Spruchdichtung, in welcher die Lehre selbst spricht, woher auch sich die in mehreren Paroimieen wiederkehrende Wendung erklärt: „Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, was ihr wollt, verlangt es und es wird euch geschehen.

Oder in einer vorhergehenden Paroimie (Joh. 14, 13): „Und was ihr mich bittet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater in dem Entstandenen gültig werde (welcher die Menschheit ist). Wenn ihr mich etwas in meinem Namen bitten werdet, ich werde dieses tun. Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Befehle hüten. Und ich werde den Vater befragen und einen anderen Anwalt wird er euch geben, damit er mit euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht fassen kann, weil sie ihn nicht bedenkt und nicht erkennt; ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch ist."

Auch hier redet die maskierte Lehre nach salomonisch-talmudischer Weise, und ein überraschend klarer Sinn ergibt sich.

Hierauf folgt ein neues Sinnlied der Lehre, die da spricht:

„Ich lasse euch nicht als Waisen, ich komme zu euch. Noch kurze Zeit, und die Welt bedenkt mich nicht mehr, ihr aber bedenkt mich, daß ich lebe und ihr lebet. Einst (èv ¿xavvy ty qμɛqα)*) werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote hält und hütet, der ist es, der mich liebt; wer mich liebt, wird geliebt von meinem Vater, und ich werde ihn lieben und ihm mich deutlich machen."

Wir haben bereits die philosophischen Wahrheiten kennen gelernt, welche dieses altjüdische Gedanken- Epigramm des Denkers

*) Es wäre ganz absurd bei diesem „Einst“, „an jenem Tage“ (Haj-Jom) an den Gerichtstag Jahwes zu denken, wie leider Herr Prof. Holzmann in einer capitis diminutio getan hat. Klügere Theologen haben dabei an den Pfingsttag gedacht, den Jesus gemeint hätte. Da es für Jesus indessen noch keinen „Pfingsttag“ gab er ist ja erst aus der falschen Deutung dieser Stelle entstanden so ergibt die einfachste Logik, was jeder Leser der Septuaginta weiß, daß ¿v izɛwy ty ĥμɛgg „einst“ heißt.

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Jesus ausdrücken will. Es ist ein vollständig klarer Gedankenrhythmus in all diesen Absägen, es sind die alten Parallelglieder der Gedankengegenüberstellung und symmetrischen Nebenstellung.

Es scheint nun, daß einige von diesen leßten Paroimieen auch wirkliche Abschiedsgedichte Jesu gewesen sind; sie stammen vielleicht aus seinen lezten Wochen. Aber auch diese Vorstellung werden wir in dieser Form fallen lassen müssen. Sicher ist die Gemütsstimmung Jesu aus seiner lezten Zeit auch das geistig Belebende gewesen, was diesen Spruchdichtungen ihre eigentümlich sittlich bezaubernde Stimmung verleiht. Sie sind ihrem Gedankengehalt und ihrer tiefen Wahrheit nach sicher so eigenartig, daß sie nur von Jesus selbst herrühren können. Aber ihrer Form nach sind sie kleine Kunstwerke.

Luther, der hier ganz poetisch überseßt, aber in seinem mythologischen Sinne - er war ja selbst ein Dichter und ist unwillkürlich von der inneren, ihm nur halb bewußten dichterischen Form dieser überseßten Spruchreden hingerissen worden hat eine Anzahl von wichtigen Worten zu wörtlich oder auch in einem sprachlich nicht recht möglichen Sinne übersetzt. Die Wendung: „Ich gehe zum Vater" ist höchst wahrscheinlich eine Rede, die Jesus gar nid)t bon fic felbft fagt (πορευομαι προς τον πατερα), fonder in welcher die Lehre, die wandernde Lehre Jesu spricht. Denn als eine „wandernde“ haben wir sie auch sonst oft bezeichnet ge= sehen, und wenn es nun in ihrem Munde heißt: „Ich wandle zum Vater," so liegt der eigentliche Sinn dieses Bildes abstrakt in der Wendung: „Mein Lebenswandel führt zum Vater" (zum Urgrund). So sagt schon die „Weisheit“ (Chochma): „Ich wandle auf den Wegen des Rechts."

So wird auch öfters die Wendung gebraucht (statt des Lutherischen „Ich gehe hin“): „Ich ziehe mich zurück,“ „ich schwinde,“ die weit mehr Sinn gibt, wenn wir die Paroimie von der weiterreisenden, sich verbreitenden Lehre ausgesprochen denken, die dann sagt: „Ich verschwinde und komme zu euch“.

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