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historischen und legendarischen Behauptungen verwechselt. Die Sitte aber, eine solche „Botschaft" der Predigt voranzustellen, hat sich bis heute erhalten in unseren Kirchen.

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Die lehte Paroimie, die leßte gute Botschaft“ des Wanderlehrers Jesus, die auch eine der schönsten ist:

„Nun seid getreu: siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen (ist schon da), daß ihr auseinander gejagt werdet, ein jeder auf seinen Besiß, und mich vereinsamt laßt. Aber ich bin nicht vereinsamt, denn der Vater ist mit mir. Solches sang und sagte ich, daß ihr Frieden in mir habet. In der Welt müßt ihr Drangsal hegen; aber seid kühn, ich habe die Welt überwältigt." „Ich habe die Welt überwunden" überseßt Luther sehr schön, aber für unser jeziges Sprachbewußtsein liegt etwas zu Passives darin, etwas Buddhistisches - Mönchisches, während die griechische Wendung viel gewaltiger, viel herausfordernder ist. „Ich habe die Welt besiegt" steht da; es ist kein Entsagen, kein Welt-Entsagen, sondern der Triumph eines Siegers, der die gemeine Welt in sich besiegt hat.

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In dieser Welt, in dieser eurer eigenen gemeinen Welt, da leht ihr in Drangsal; aber seid kühn (wie Athene, Jagow griechisch), macht's mir nach, überwältigt diese Welt in euch. Denn die Stunde ist schon gekommen, sie ist immer, wo ihr ein jeder auf eure „idia“, auf eure Besiyinteressen geheßt werdet und „mich“, die Lehre wie den Lehrer vereinsamt laßt. Und immer könnt ihr auch diese Gewißheit in euch entwickeln: „ich bin nicht vereinsammt, denn der Vater ist mit mir." Wie könnte ein Mensch je in dieser Welt, in diesem All vereinsamen, wenn er den „Vater“ mit sich hat, wenn er zu der Erkenntnis, zu dem Wissen gekommen ist, daß unser Dasein noch in etwas Anderem begründet sein muß, als in sich selbst und den sittlichen und sinnlichen Erscheinungsformen, die wir beobachten und sehen, wissen und — denken.

Nicht hat Jesus jenes „kindliche" Gottvertrauen, nicht spricht er auch hier von diesem, denn was er das Kindliche nannte, das

war ihm an sich schon etwas, was Kinder und kindliche Gotteslehrer am wenigsten verstehen können.

Ihm aber war es der tiefste Trost, der „Frieden“, daß wir Gott nicht kennen, ihm war es Trost, daß wir ihn nie gesehen und daß wir eben deshalb doch den „Vater“ mit uns haben, nämlich die Ahnung, die über die Formen der uns umgebenden Sinnen- und Sittenwelt hinausweist. Und diese Ahnung, sie ist wahrlich in uns und wir sind in ihr, ja, das All mit all seinen flüchtigen Schwerkräften, mit seinen Kräften allen, die nur eine wechselnde Kraft sind, mit seiner wandelbaren Materie, mit seinem sittlichen Naturgesez selbst, es schwebt in dieser Ahnung, wobei das Bildliche zum Eigentlichen und das Eigentliche zum Bilde wird — denn was heißt schweben"?! fragen wir die modernen Physiker!!

Uns ist es nur als Ahnung gegeben und als Wissen von dieser Ahnung, und „Vater" nannte das Jesus aramäisch. Und nie kann ein Wesen vereinsamen, und wenn es vom Sirius bis in die Nebel der Milchstraße verirrt wäre und am Rande aller Räume weltverlassen wanderte in der tiefen Wüste des Unendlichen, nie kann es vereinsamen, wo diese unbenannte Ahnung ist, die als Rest übrig bleibt, wenn wir den ganzen Haushalt unserer Sinne, der wirkenden Kräfte und des Denkens selbst kennen, wissen und zu Ende gedacht haben.

„Seid kühn, ich habe die Welt überwältigt.

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Mit diesem Triumphgesange der mächtigsten sitlichen DaseinsEnergie endet das alte Buch des Johannes, nachdem es den poetischen sowohl wie den philosophischen Höhepunkt erreicht hat, und mit ihm enden die Urworte und Urgedanken des Jesus von Nazareth.

Die poetisch-logische Form dieser legten Paroimie aber ist nicht die, daß die „Lehre“ personifiziert spricht, sondern, nachdem das Geheimnis der Redeweise aufgedeckt ist, spricht nur die dichterische Person des Weisen und des Lehrers selbst aus dem Sinne seiner ganzen Lehre das Schlußwort, das End-Amen des ganzen Buches.

Sechzehntes Kapitel.

Zusammenfassung.

Jesuslehre steht nun im vollen geistigen Umrisse vor uns Das alte Johannesbuch geht von der Feststellung der wissenschaftlichen Ausgangspunkte der Lehre aus, wie sie die Nikodemusrede brachte, und gibt, indem es bis zum letzten Höhepunkte steigt, eine fortwährende Steigerung und Vertiefung der Grundgedanken der ganzen Lehre. Es ist nicht eine andere Denkart, als die im alten Matthäusbuche; es ist dieselbe Denkart, es ist die leßte Begründung der ganzen Lehre. Wir sehen, daß aber, ganz entsprechend den abstrakten Gedanken, mit welchen das System begründet wird, auch die nachgewiesene Form der Paroimie vorherrscht.

Somit unterscheiden wir, daß die Lehre Jesu in vier Hauptformen ursprünglich von ihrem Meister und seinen ersten Schülern vorgetragen und niedergeschrieben wurde: 1. In Sittensprüchen und abstrakten Erläuterungen, die sich oft in der Form von Geboten vortragen, 2. in realistischen Gleichnissen, welche den Möglichkeiten des wirklichen Lebens entlehnt sind, 3. in Phantasiegleichnissen, welche gelegentlich an populäre Volksvorstellungen anknüpfen, 4. in paroimistischen Spruchdichtungen, welche sich der epigrammatischen Personifikationsrede von Begriffen, zumeist der personifizierten Lehre selbst bedienen.

Diese Formen aber entsprechen genau dem logischen Gehalte der einzelnen Teile der Lehre. Das praktische Gebot, der Sittengrundsay und Lebensgrundsay, Forschungssag trägt sich im einfachen Sittenspruche vor, der aber von Haus aus immer auch,

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nach hebräischer Denkweise, auf seinen Parallelgegensaß gestellt ist. Das realistische Gleichnis im ganzen nicht immer gibt die Ausmalung und praktisch-logische Begründung im Sinne des Gemeinverstandes, das Phantasiegleichnis die leßten praktisch-logischen Gründe, den Inbegriff der Ursachen der neuen Lehre. Die Paroimie endlich enthält den lezten Teil des Systems, das, was Plato und Aristoteles ihre Metaphysik" genannt haben würden, diejenigen tiefsten und legten Ausblicke der Lehre, welche im vorliegenden Falle die Begriffe ewiges Leben“, „Seele“, „Wahrheit“, den Gesamtbegriff des ethischen Lebens, Liebe", sowie den Gottbegriff, bezüglich die Form, wie uns der tiefste Begriff zum Wissen werden kann, erörtern.

Das Eigentümliche dieser Metaphysik des Jesus von Nazareth aber ist, daß sie den alten Begriff von Metaphysik beinahe vollständig aufhebt, indem sie auf den Forschungsgrundsay hin: „Wir reden von dem, was wir wissen und gesehen haben“ all jene höchsten Begriffe nur auf die Form ansieht, in der wir wirklich etwas von ihnen wissen können. Der Grundgedanke aber beherrscht alles, daß das Sittengeseh, d. h. das Naturgesez des ethischen Lebens, welches Jesus als ein Newton der Ethik entdeckt, aufgefunden, formuliert hat, auch die Form ist, in welcher am meisten das Metaphysische, d. h. der „Vater", jenes „Pram Brahm" Jesu, jenes unerforschbare Jenseits unseres Denkens und Anschauens uns nahe kommen kann.

Es gibt keinen anderen Weg zum „Vater“ zu kommen, den tiefsten Begriff zu erreichen, als die praktische Erfüllung dieses Naturgesezes der sittlichen Welt und ihrer Gemeinschaft als Menschheit und Menschheitsgedanke. Und nichts auf das sogenannte Jenseits zu begründen, ist in diesem Gedankengange die erste Bedingung, wie in dem grandiosen Tantalusgedicht vom armen Lazarus. „Wir haben die Pflicht, die Werke meines Senders zu wirken, so lange Tag ist; es kommt eine Nacht, wo keiner wirken kann. So lange nur, als ich in der Welt bin, bin ich ein

Licht der Welt" sagte (Joh. 9, 4, 5) ausdrücklich der Weise von Nazareth. Es ist bezeichnend, daß das Wort Hoffnung niemals im Munde Jesu und in dem vorkommt, was Matthäus und Johannes von seinen Lehren niedergeschrieben. Paulus allein kennt dieses Wort „Hoffnung“, ¿lπıç, und gründet darauf alles. Jesus braucht es niemals.

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Jesus dachte viel tiefer, gerade, weil er ein viel energischerer Metaphysiker war, als der rationalistische Phantast Paulus. Er lehnte jede Begründung des Lebens auf Jenseitshoffnung ab, weil er wußte, daß jemand, der keinen Glauben hat denn auch den Glauben verwarf Jesus (doğav ov laußaro) das Leben des sittlichen Zusammenseins mit der Menschheit und die Ahnung des „Vaters" viel energischer lebt, mit einer tieferen Kraft durchlebt, als derjenige, der sich mit seinem eventuellen Weiterleben getröstet, und deshalb manche Stunde des Lebens vertrödelt und manches Gute ungetan läßt, was er getan hätte, wenn er sich gesagt hätte: Du lebst nur dieses eine Mal und niemals mehr.

Jesus fürchtete nicht, daß die Menschen etwa verwildern, sich in wüstes Genußleben stürzen würden aus Mangel an Glauben und Hoffnung für ein Jenseits. Sondern er gab statt dessen eine lebendige Einsicht in die Naturgeseße der sittlichen Zusammenhänge, die uns ganz von selbst dazu bringt uns „Schäße im All“ anzulegen, „Bettler um Geist“ zu werden und unser Leben auf die höchsten und dauerndsten Güter der Liebe und der — Treue, d. h. der Welttreue zu stellen. An die Stelle der „Hoffnung“ und des Glaubens“, seßte er Pistis, (Пoviç,) das ist „Treue“, und jenes tiefe Zutrauen, welches die Folge der Treue unter Menschen und der inneren Treue des Daseins und seiner Gesetze ist.

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Denn dieses Vertrauen, nicht ein Glaube“, läßt den Forscher annehmen, daß ein Stein immer zur Erde fallen wird und zwar nach ihrem Mittelpunkte zu, weil wir die körperliche und sonstige physikalische Notwendigkeit davon beobachtet, es läßt auch den Sternkundigen vertrauen, daß eine Sonnenfinsternis in zweitausend Jahren

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