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Eine jenseitige Vergeltung darüber hinaus hieße die Ungerechtigkeit, die Maßlosigkeit der Sühne, die unausdenkbare Scheußlichkeit annehmen. Es wäre eine Ethik für Halbtiere, mit der man vielleicht störrische Hunde dressieren kann obwohl diese

mit „Liebe“ auch weit besser gedeihen und weil Jesus nicht eine solche ewige Ungerechtigkeit denken konnte, lehrte er, daß der Menschheit selbst, dem „Entstandenen“, alles Gericht und die Freiheit übergeben sei, Sünden zu erlassen, den Ausgleich der sittlichen Fehlwerte gegen die Gutwerte selbst zu vollziehen. Denn nicht wollte er Hunde dressieren, sondern er wanderte umher mit dem leidenschaftlich vorgetragenen Worte:

Der Mensch muß emporgehoben werden!"

!! Δεν υψωθήναι τον Υιον του Ανθρωπου !!

Siebzehntes Kapitel.

Jesus und die Paulinischen Lehren. Letzte Schlußfolgerung.

Niemand wird diese Lehre in der hier vorliegenden richtigen Überseßung kennen gelernt haben ohne von einem gewissen Staunen erfüllt zu sein über die eiserne Folgerichtigkeit, den eisernen Zusammenhang, der zwischen dem alten Matthäusbuche und dem alten Johannesbuche herrscht, wie er im ganzen System herrscht.

Der Schluß, den wir in technischer Hinsicht ziehen, ist der, daß die beiden Schüler sich in die Arbeit der Niederschrift dieser Lehre geteilt haben.

Wir wissen über Matthäus mit aller wünschenswerten Genauigkeit wissenschaftlicher Art, daß er in der Tat in aramäischer Sprache eine Niederschrift von Lehren oder Sprüchen Jesu aufgezeichnet hat. Den Johannes aber macht eine alte Kunde zum Dichter, und wie wundersam, die pompejanische Ausgrabung, die wir durch Anwendung des guten alexandrinischen Sprachgebrauchs hier vorgenommen, ergibt auch sonnenklar, daß diese Kunde vollständig richtig ist, indem Johannes wesentlich sich eines im besonderen Sinne dichterischen Vortrags bediente und die hymnischen „Paroimieen" Jesu in der Hauptsache sammelte, wo Matthäus die Parabeln und Sprüche niederschrieb.

Möglicherweise sind die wenigen hymnischen Paroimieen, die im jezigen Matthäusbuche stehen, aus dem alten Johannesbuche erst in späterer Zeit in die Neubearbeitung geraten, zumal sie ganz und

gar in den Zusammenhang des Johannesbuches gehören und erst aus diesem zu verstehen sind.

Und nach“ Johannes, „nach“ Matthäus gearbeitet zu haben, behaupten mit klarer Ehrlichkeit die späten Schreiber der Evangelien, bei denen unterdessen der Sprachgebrauch eine leise Wandlung erfahren hat.

Was aber Paulus anlangt, so hat er diese ältesten Urkunden schwerlich vollständig gekannt. Er hat nur vom Hörensagen sowohl die Lehre, wie die einzelnen Kernworte Jesu, der Sprachgebrauch der unter seinem Namen gehenden Schriften ist zum Teil schon dogmatisch.

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Wie wenig man Paulus bei seinen von ihm selbst erwähnten Besuchen in Jerusalem in die eigentliche Lehre Jesu eingeweiht hat, beweist der Umstand, daß in seinen sämtlichen Briefen nicht einmal der Ausdruck Macht des Alls“, „Macht der Himmel" vor= kommt samt der ganzen Welt von Gleichnissen, die diesen Begriff erörtern. Das kennt er gar nicht. Ebenso wenig kennt er den Begriff „Menschensohn“. Während Jesus im Matthäus, im Johannes ununterbrochen von diesem Menschheitsbegriff spricht, kommt das Wort Hyios tu anthropu nicht ein einziges Mal in sämtlichen. Paulusbriefen vor. An einer einzigen Stelle spricht er von den „Menschensöhnen“ (Epheser 3, 5), aber weder der Christus ist ihm ein „Menschensohn“, noch kennt er vollends die ganze Sittenlehre, die Jesus an diesen Menschheitsbegriff anknüpft. Paulus kennt nur die „Macht Gottes“, wobei er allerdings ausdrücklich das Wort „Reich Gottes" (Basileia) mit „Macht“ (Dynamis) überseßt. Auch der Begriff des „Alls“ (ra navra) ist ihm bekannt, ja, im Korintherbrief, wo er sich an gebildete Griechen wendet, erklärt er den Gottbegriff sogar als „das Ganze in Allen". Soviel muß ihm also aus der Schule des Jesu zugekommen sein, aber die tieferen Feinheiten der Lehre, welche fortwährend in Gleichnissen von der „Macht des Alls" und dann erst von der „Macht Gottes" spricht als verschiedenen Stufen der Erkenntnis, hat man ihm augenscheinlich

nicht bekannt gegeben. Die Schüler Kephas, Apollos, Matthäus, Johannes, die er in Jerusalem besuchte, dürften seine synagogischen Begriffe und seine nazarenerfeindliche Vergangenheit gefürchtet haben und haben ihm nur einen Teil der Lehre mitgeteilt. Er schloß sich dann der Partei an, welche in Jesus nach dem jerusalemitischen Volksgerede den erwarteten Messias sah. Aus der griechischen Bibelübersehung, aus brockenweiser Kenntnis der Septuaginta machte er sich dann sein System zurecht. Es ist sehr bezeichnend, daß er immer das alte Testament nur nach der Septuaginta, niemals in eigener Überseyung nach den hebräischen und chaldäischen Originalen citiert. Diese hat er augenscheinlich nie im Zusammenhang gelesen wie die meisten heutigen Theologen.

Und so kommt es, daß er, ohne es zu wissen, fortwährend gegen Jesus und seine engere Schule polemisiert. In der Frage der Wiederverheiratung, der Totenauferstehung kämpft er gerade gegen die Lehren an, welche Jesus-Matthäus und Jesus-Johannes vertreten. Das Gebot der Liebe erklärt er fortwährend für ein altes jüdisches mit Tendenz, weil er das, was Jesus dabei das „neue“ Gebot nennt im Johannes, nur halb verstanden hat. Im Korintherbrief verrät er wohl, daß er einiges, wie die durch Johannes berichtete Seelenlehre, in dem Bilde vom Weizenkorn kennt. Wir sehen daraus, daß gerade die ältesten Christen, die noch unter unmittelbarem Einfluß Jesu standen, nicht an die Auferstehung glaubten wie auch Jesus selbst. Paulus bekämpft sie und meint, wenn die „Auferstehung“ nicht sei, dann wäre überhaupt nichts und seht nun seine phantastische Auferstehungslehre der ältesten Auffassung der Jesusschüler entgegen. Er tut es, weil er auch hier weder den Begriff der Menschheit und ihrer Einheit noch all die anderen tiefen Begriffe kennt, welche bei Jesus die Auferstehung erseßen. Auch die ethischen Gebote Jesu kennt er zwar teilweise, aber immer faßt er sie ganz flach auf. Das „Liebet eure Feinde", das im Matthäus eine so tiefe, neue Begründung hat, versteht er ganz flach, indem er es mit dem alten Spruchdichter in dem Sinne faßt: „um feurige Kohlen"

auf das Haupt des Gegners zu sammeln. Also gerade das, was Jesus hierüber lehrte, kennt er nicht oder will er nicht kennen. Und während er garnichts von der „Macht der Himmel“, „Macht des Alls" weiß, entzückt er sich dagegen bis in den „dritten Himmel“ und steht troß seines pantheistischen Gottbegriffs, der das „Ganze in Allen wirkend“ ist (Korinther I, 12, 6; 15, 28; Eph. 4, 5) zur Hälfte noch in den synagogischen Volksvorstellungen von den sieben Himmeln und ihrem örtlichen Jenseits. Der altjüdische Messiasbegriff aber muß ihm im übrigen alle die schweren Lebensfragen lösen, die Jesus selbst auf soviel tiefere Weise löste. Wo Jesus einen Bund der Menschen zur wechselseitigen Vergebung der Sünden stiftete, da muß bei Paulus ein bloßer Begriff, eine geopferte Messiasperson das alles bewerkstelligen samt der Erlösung von der Kausalität der Materie. Dabei bedienen sich diese Paulusbriefe sehr geschickt immer der besonderen Kunstausdrücke der Bildungssphären, an die sich der Schreiber wendet. Zu den Ebräern redet er nur in alttestamentarischen Bildern; wenn er aber an Römer und Griechen schreibt, ist ihm Plato und der Allbegriff eine ganz geläufige Sache. Die Methode, welche später die Kirche befolgte, nämlich alle heidnischen Götter so zu sagen als Heilige zu annektieren, hat schon Paulus begründet. Nur annektiert er meistens die Begriffe einer bereits hochstehenden philosophischen Bildung des alten griechischen und judäischen Gesichtskreises, so daß er, gegenüber der nachmaligen Dogmenbildung ja noch immer verhältnismäßig hoch dasteht. Wir lassen dabei die Frage, wie weit diese Paulusbriefe persönlich echt sind, ganz dahingestellt, jedenfalls ist die Schule, die daraus spricht, innerlich echt und sie ist sich ihrer geschilderten Methode voll bewußt. Die philologische Borniertheit, mit der diese Methode über den „Samen“ Abrahams zum Beispiel Galater 3, 16 verfährt, zeigt wie vieles Andre, daß sie fortwährend auf Sophismen gestellt ist, besonders mit ihrer Mittleridee (vergl. Galater 3, 20—22). Diesen Mittler (Mesites) kennen sämtliche Evangelien nicht; das Wort kommt dort nie vor.

Kirchbach, Was lehrte Jesus?!

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