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moralien und andere Dinge auch solche falsche Rücküberseßungen aus einem großen confusen Gedankenraub sind.

Nun, wenn die Menschheitskirche ein paar Nietzscheaner nicht zu sich sollte rechnen dürfen: sie haben ihren Lohn dahin in ihrer „Herrenmoral", d. h. Hundemoral!

Im übrigen: nicht ein Dom, nicht eines von den herrlichen Baudenkmälern der gewaltigsten Menschenahnung, mag es in Köln, in Rom, in Tokyo oder am heiligen Ganges stehen, nicht eine Synagoge braucht zu fallen, nicht eine von den „festen Burgen“ des Protestantismus. Tief ist das Bedürfnis der Menschheit, das herzustellen, was Jesus mit dem grammatischen Ausdruck „Menschensohn" bezeichnete, nämlich das Gemeinsamkeitsleben jedes edlen Menschheitsgedankens. Und mögen die Kirchen die Stätten bleiben, wo man zusammenkommt, um Menschen vergebung wechselseitig zu gewähren, wenn man sich im noch immer rauhen Lebenskampf wechselseitig verwundete, wo man die tiefsten Sittenlehren sich immer wieder neu einprägt und einprägen läßt, um mit besseren Vorsägen wieder hinauszugehen.

Groß, größer als je find die Aufgaber derer, die ein wichtiges Amt im Staate beruft die Seelen zu hüten. Denn die Welt bedarf der Seelsorge mehr als je, seit die Dichter ihr Amt verludert haben.

Aber Ihr müßt dieser Welt nicht mehr Steine geben, statt des Brotes, das sie verdauen kann. Ihr müßt nicht Eure fossilen Dogmen ausstellen, die sämtlich nichts Anderes als die Folgen von Überseßungsfehlern handfester germanischer Bärenhäuter sind, die sich Bischofsmüßen aufseßten, lateinischer und griechischer Abergläublinge, die wiederum kein Aramäisch verstanden. Ihr müßt nicht diese verzeihlichen Überseßungsfünden gebildeten Männern, die weit mehr als die Ungebildeten Bedürfnis haben nach jenem Menschensohn, als Geisteskost zumuten. Denn wenn Ihr Euch auf Jesus beruft, so müßt Ihr doch mindestens lehren, was dieser lehrt und nicht, was der Halbschüler Paulus mit seinem Mangel an Schulung

dilettantisch sich zurechtlegte aus Citaten der Septuaginta, der griechischen Überseßung des alten Testaments.

Ändert Euren Ritus nur ein wenig, langsam, allmählich, tragt nicht die Stubenarbeit verhockter Theologie in das Menschensohnshaus, laßt den „Glauben“ fallen und redet mit Jesus vom Wissen und vom Weltvertrauen. Denn auch der „Glaube“ ist ja nur ein Überseßungsfehler an Stelle jener tiefsten Welttreue, Vatertreue.

Erzählt den Kindern im ersten Lebensalter die schönen Legenden, an welchen die sittlich bildende Phantasie des Volks den herrlichen Urgehalt versinnlichte; den Knaben und Mädchen aber nennt sie „Legenden“ und prägt ihnen den praktischen ersten Teil dieser Sittenlehre ein. Den Männern und Frauen aber legt in der Kirche die Gleichnisse und Paroimien vor und deutet ihnen die Danteske Phantasie vom reichen Mann und armen Lazarus mit ihrer abgrundtiefen Weisheit. Sprecht über den Sah als einen Lebenssay: „Die Wahrheit wird euch frei machen“, überseßt die Nicodemusrede richtig, und sämtliche modernen Techniker, Physiker und Forscher werden Eure Kirchen stürmen und glücklich sein mit dem Ärmsten aus dem Volke eine Stunde gemeinsamen Menschheitsgefühls zu erleben.

Welcher kluge, welcher weise protestantische, katholische Prediger, welcher edle Rabbiner sähe nicht, daß in dieser reinen Jesuslehre das ist, was unterdessen alle Bekenntnisse einigt? Und wahrlich, diese Worte sind nicht dem gemeinen Manne" mehr zu hoch gegeben", fragt einmal bei unseren modernen Arbeitern an, ob sie diese Gleichnisse und ihre Nuzanwendungen verstehen von denen, die da „niemand gedungen" hatte und die zuleht doch auch gleichen Lohn erhielten wie die zuerst Gedungenen! Ihr haltet die Menschen für viel zu dumm und darum habt Ihr sie aus Euren Tempeln hinausgejagt und sie sind mit Recht hinausgelaufen, denn Ihr habt Ihnen das Beste von dem, was Jesus sagte, als unbewußte Söldlinge aller Feinde seiner Lehre vorenthalten!

Aber nun macht Ernst mit Jesus! Macht Euch nicht mehr zu

einer Paulussekte, bedenkt, daß das Beste im Brahmanentum und Buddha, in der Synagoge und in den Kirchen das ist, was der Homer des sittlichen Lebens, Jesus von Nazareth in den beiden Urbüchern, die Euch so vortrefflich erhalten sind, auf Grund einer Menschheitsarbeit langer Jahrhunderte auf die einfachste Formel brachte. Denn die Menschheit hat daran gearbeitet, bis ein Originalgeist kam, der das befreiende Wort für so manche Ahnung und die feste Form zugleich fand.

Wie Weniges ist nur zu beseitigen und wie Vieles ist ge=

wonnen!

Ihr müßt ein Evangelium haben, welches dem praktisch vergrößerten Menschheitskörper entspricht, den unterdessen Eisenbahnen, Telephone, Weltdrähte und Kabel geschaffen haben. Die Stunde kommt, wo Ihr von Tokyo bis Berlin um den Zusammenhang Eurer Weltwirtschaftsinteressen bangt, sie ist schon da, diese Stunde! Das wirtschaftliche Gleichgewicht hängt nicht mehr um die Küsten des mittelländischen Meeres, es pendelt zu den Antipoden, und nächstens wird die Börse von Tokyo und ein „Krach“ dort Eure Industriellen brotlos“ machen. Denn was ist nächstens! Was sind hundert Jahre, wenn man's in fünfzig haben kann.

Das ist der heutige Menschheitskörper und dem könnt Ihr nicht mehr die mißverstandene Metapher vom „eingeborenen“ Gottessohn entgegenseßen; ihr müßt das Gleichgewicht der sittlichen Weltkräfte, zu deren Erhaltung Ihr berufen seid, herstellen durch die Menschensohnes-Idee des Jesus von Nazareth, „offen“, rein heraus, mit ihrem ganzen System.

Das ist die neue Sendung der Schüler des Nazareners. Ich sehe ein neues Konzil von Nicaea kommen, vielleicht in tausend Jahren, vielleicht auch schon in zweihundert, wo der „heilige Geist" nicht etwa wegdekretiert wird, sondern wo nur einfach die Abgesandten der Kirchen, Synagogen und Buddhatempel sich auf das allgemeine Menschheitsbekenntnis einigen, daß es der weltbekannte „Geist der Wahrheit“ ist, der die Menschheit so weit brachte.

Kirchbach, Was lehrte Jesus?!

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Aber eines sage ich: Stellt dem vergrößerten Menschheitskörper und seinen ehernen Angst- und Wirthschaftsgesehen einen vergrößerten Sittenbegriff und Menschensohneskörper entgegen, den Euch zufällig unser aller Jesus gerade gegeben und hinterlassen hat.

Wer Ohren hat zu hören, er höre!!

Und somit geben wir nun für Jeden, der einst glauben wird, sich zu einem solchen Menschheitsbunde rechnen zu können, die auf richtiger Erforschung der griechischen Sprache beruhende Übersetzung der Abendmahlsworte, der von Jesus oder seinen ersten Schülern festgesetzten Bundesformel:

Matthäus 26, 26-29.

„Da sie nun speisten, nahm Jesus Brot und nach dem Segenswort zerbrach er es und gab es den Schülern, indem er sagte: Nehmet, esset: das bedeutet meine Körperschaft. Und den Becher ergriff und reichte er ihnen nach einem Dankwort, indem er sagte: Trinket alle aus ihm, denn das bedeutet das Blut meines Bundes, das für viele zur Entlassung von Sünden Ausgegossene. Ich sage euch aber, nicht mehr werde ich von jezt ab trinken aus diesem Weinstockserzeugnis bis einst, wo ich es neu mit euch trinken werde in der Macht meines Vaters".

Lukas 22, 17.

„Und den Becher ergriff er nach dem Dank und sprach: Nehmet diesen und teilt euch untereinander hinein, denn ich sage euch, nicht mehr werde ich von jezt ab von des Weinstocks Erzeugnis trinken bis dann, wenn die Herrschaft Gottes kommen mag. Und Brot nahm er, zerbrach es nach dem Dank und gab es ihnen mit den Worten: Das bedeutet meine Körperschaft, das für euch Herumgegebene, tuet dieses zu meiner Erinnerung. Und gleicherweise den Becher nach dem Abendessen mit den Worten: Dieser Becher sei der neue Bund in meinem Blute, der für euch ausgegossen ist.“

Dieses Blut aber, das solcherlei Bedeutung hatte, es war das edle Blut der Reben und des ausgegossenen Weinopfers als Versinnlichung der neuen Weltanschauung des Weines und der Wahrheit gegenüber den alten Weltanschauungen des Blutes und der finsteren Opfer. Und wenn einst diese vor neunzehnhundert Jahren begründete neue Weltanschauung ganz verstanden sein wird, dann wird der Bund im Rebenblute der Wahrheit gewiß auch ein schönerer Bund der ganzen Menschheit sein und ihres emporgezüchteten Geschlechtes im Sinne des Weisen von Nazareth.

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